Satelliten sind nicht gern alleine – zumindest dann nicht, wenn sie ein dreidimensionales Modell der Erde erstellen sollen. Denn so etwas fällt mit einem Auge äußerst schwer. Der deutsche Radarsatellit TerraSAR-X, der seit 2007 beeindruckende, aber flache Bilder der Welt liefert, soll daher im Juni Verstärkung bekommen.

i-3346206c4528694818002d9dfcd81ceb-TandemXinSpace02.jpg

Formationsflug: Bei ihrer Vermessung der Welt sollen die beiden Satelliten nur wenige hundert Meter Abstand halten. (Foto: Astrium)

TanDEM-X heißt der Kompagnon, der in den vergangenen Monaten im Deutschen Raumfahrttestzentrum der Firma IABG in Ottobrunn auf seine Weltraumtauglichkeit überprüft worden ist. Mitte Mai soll er nach Baikonur fliegen – ganz unspektakulär mit dem Flugzeug. Zuvor haben seine Erbauer, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und die Firma Astrium, noch die Gelegenheit genutzt, den rund 85 Millionen Euro teuren Radarsatelliten der Öffentlichkeit vorzustellen.

TanDEM-X steht für „TerraSAR-X add-on for Digital Elevation Measurement” und beweist damit einmal mehr, dass die Raumfahrtbranche nie um kreative Akronyme verlegen ist. Er wird im Formationsflug mit TerraSAR-X in 514 Kilometern Höhe um die Erde kreisen und seinem großen, weitgehend baugleichen Bruder dabei bis auf 200 Meter nahekommen. Beide nehmen mit ihrem Radar dieselbe Region auf. Aus der Position der Satelliten und den Phasenunterschieden zwischen den beiden Radarbildern lassen sich anschließend Höhendaten gewinnen – und das, so das Ziel, mit einer vertikalen Genauigkeit von zwei Metern.

Wenn beim Start mit einer russischen Dnjepr-Rakete, der für den 21. Juni anvisiert ist, alles glatt geht, wird das Duo drei Jahre lang die gesamte Erdoberfläche vermessen und in ein digitales Höhenmodell verwandeln. Hans-Peter Lüttenberg, Leiter Erdbeobachtung beim DLR, ist überzeugt, „mit TanDEM-X ein völlig neues Kapitel in der Radarbeobachtung” aufzuschlagen.

Die beiden Radaraugen fliegen allerdings nicht genau nebeneinander her. Da Satelliten immer um den Erdmittelpunkt (bzw. das Gravitationszentrum) kreisen, würde der Versuch, seit an seit zu fliegen, irgendwann zu jeder Menge Weltraumschrott führen. Deshalb zieht TerraSAR-X weiterhin seine Kreisbahn, während TanDEM-X eine leicht exzentrische Bahn einschlägt. Auf diese Weise fliegt er manchmal höher und manchmal tiefer, manchmal schneller (wenn er der Erde näher kommt) und manchmal langsam. Letztlich soll er dadurch wie auf einer Schraubenbahn um TerraSAR-X herum tänzeln.

i-48fdb2acb2e524f91a862660cc43cf8f-Tandem-X_Flickr.jpg

Drüben bei Flickr habe ich noch ein paar Impressionen von TanDEM-X aus dem Reinraum der IABG zusammengestellt.


Kommentare (4)

  1. #1 KommentarAbo
    April 29, 2010

  2. #2 b-age
    April 30, 2010

    1 versteh’ ich nicht: warum dieses komplizierte bahn-ballett? könnten die beiden nicht in der gleichen umlaufbahn hinter einander her fliegen?

  3. #3 Alexander Stirn
    April 30, 2010

    Einfach hintereinander zu fliegen, wäre sicherlich die einfachste Option. Zum generellen Mapping der Erdoberfläche ist es aber (sofern ich das richtig verstanden habe) am besten, wenn beide Radarstrahlen zeitgleich “von der Seite” auf die interessante Region fallen.

    TanDEM-X soll aber nicht nur eine Aufgabe erfüllen, sondern unterschiedliche Anwendungsmöglichkeiten bieten. Unter anderem wollen die Forscher den Verkehrsfluss auf Autobahnen bestimmen; um Bewegungen ermitteln zu können, ist es aber nötig, dass die Satelliten hintereinander fliegen und in kurzem Abstand dieselbe Region aufnehmen. Aufgrund dieser unterschiedlichen Szenarien hat man sich für die komplizierte, aber auch flexiblere Helixbahn entschieden. Ein bisschen was dazu, findet sich auch in diesem PDF beim DLR.

  4. #4 WeinuFeinkost
    Mai 2, 2010

    Das mit den unterschiedlich Anwendungsmöglichkeiten klingt plausibel. Bin mal gespannt ob es tatsächlich ein Schlüsselprojekt für die satellitengestützte Radartechnik wird, wie von dem DLR prognostiziert wird.