Mit einem gewaltigen Loch im Rumpf ist in der Nacht zum Mittwoch ein Jumbojet in den Himmel über Kalifornien gestartet – und das alles im Dienste der Wissenschaft: Das deutsch-amerikanische Stratosphären-Observatorium für Infrarot-Astronomie “SOFIA” ist zu seiner ersten wissenschaftlichen Mission aufgebrochen.

SOFIA gehört für mich zu den derzeit spannendsten Astronomieprojekten – weil es ganz bewusst einen anderen Weg einschlägt. Statt wie üblich auf erdgebundene Teleskope zu setzen oder Satelliten mit wissenschaftlichen Instrumenten zu starten, setzen die SOFIA-Macher von DLR und Nasa auf ein fliegendes Observatorium. Dazu haben sie in den Rumpf einer Boeing 747SP einen 2,7 Meter großen und 880 Kilogramm schweren beweglichen Teleskopspiegel eingebaut.

Das hat zunächst einmal viele Vorteile: Verglichen mit Satelliten, deren wissenschaftliche Ausstattung schon viele Jahre vor dem Start festgezurrt werden muss, sind die Astronomen an Bord eines Flugzeugs flexibler. Sie können jederzeit verbesserte Instrumente anschrauben und sich so neuen Fragestellungen widmen. Außerdem ist ein fliegendes Observatorium wie SOFIA, trotz des immensen Aufwands beim Umbau, noch immer billiger als eine Satellitenmission.

Teleskope am Boden sind zwar nochmals um einiges flexibler und billiger, haben aber im Bereich der Infrarotastronomie einen großen Nachteil: Der Wasserdampf der Erdatmosphäre schluckt die infrarote Strahlung fast komplett. Deshalb soll SOFIA in Höhen von 14 Kilometern unterwegs sein und und dabei 99,8 Prozent des irdischen Wasserdampfes unter sich lassen. Gleichzeitig ist es so mobil, dass es jeden Punkt am Himmel anpeilen kann – egal ob auf der Nord- oder Südhalbkugel.

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“SOFIA” bei einem Testflug Mitte April über den schneebedeckten Bergen der kalifornischen Sierra Nevada. (Foto: Nasa/Jim Ross)

Das klingt so kompliziert wie es ist: Um Platz für das Teleskop zu schaffen, die 747 aber gleichzeitig flugfähig zu halten, war eine der größten Umbauaktionen nötig, die ein Flugzeug jemals über sich ergehen lassen musste. Um während des Fluges trotz Turbulenzen und Vibrationen scharfe Bilder zu schießen, musste ein ausgeklügelter Dämpfungs- und Stabilisierungsmechanismus entworfen werden. Nicht zuletzt deshalb hat sich der Erstflug von SOFIA, deren Pläne bis in die 80er Jahre zurückgehen, immer wieder verschoben. Nun, in der Nacht zum Mittwoch, um 21.45 Uhr Ortszeit, konnte das Teleskop nach vielen Testflügen unter der Flugnummer NASA747 endlich zu seinem “First Light”-Flug starten.

Wer mehr über die Herausforderungen und die Technik von SOFIA erfahren will: An anderer Stelle habe ich das mal in der gebotenen Ausführlichkeit niedergeschrieben. Und drüben bei Flickr (sowie oben als Diaschau) gibt es einige Bilder von meinem Besuch in Palmdale, wo der Jumbo Ende Februar in der Dryden Aircraft Operations Facility der Nasa auf seine Flüge vorbereitet wurde.