SpaceShiptTwos erster Flug auf 80 km Höhe. Bild: © Virgin Galactic, Getty Images.

Es war ein großer Tag für Richard Branson, der ein Tränchen nicht verdrücken konnte. 14 Jahre nach der Gründung seines Unternehmens Virgin Galactic, 13 Jahre nach dem Beginn der Entwicklung von SpaceShipTwo, 8 Jahre nach dessen Erstflug und 4 Jahre nach dem katastrophalen Absturz von VSS Enterprise erreichte VSS Unity im 4. raketenbetriebenen 1 Testflug die angepeilte Zielhöhe von über 50 Meilen. Genau waren es 51,4 Meilen (82,7 km). Nun knackten Mark P. Stucky und sein Co-Pilot Frederick W. Sturckow, ein ehemaliger NASA-Astronaut mit 4 Shuttle-Flügen, die magischen 50 Meilen. Stucky ist damit der 568. Mensch, der die 50 Meilen übertroffen hat (‘C.J.’ Sturckow war der 391.).

WhiteKnightTwo VMS Eve hebt mit SpaceShipTwo VSS Unity ab. Bild: © Virgin Galactic, Getty Images.

Mit an Bord waren 4 automatische Experimente der NASA im Rahmen des NASA Flight Opportunities Programms, die den Flug vollständig finanzierten und somit den ersten Profit für Virgin Galactic erbrachten.

 

Der Verlauf des Flugs

Am 13. Dezember um 7:11 Uhr morgens lokaler Zeit hob das Trägerflugzeug WhiteKnightTwo, das auf den Namen VMS Eve getauft worden war, gesteuert von der Pilotin Nicola Pecile von der Mojave Luft- und Raumfahrtbasis im Süden Kaliforniens ab. Nach einem 49minütigen Aufstieg auf eine Höhe von 50.000 Fuß (ca. 15 km) klinkte Eve um exakt 8:00 Uhr Pazifikzeit (17:00 MEZ) das VSS Unity aus, das umgehend sein Hybrid-Raketentriebwerk startete. Das Triebwerk brannte für 60s und beschleunigte Unity auf eine Maximalgeschwindigkeit von Mach 2,9 (3550 km/h), während die Piloten das Raumflugzeug in einen vertikalen Steigflug hochzogen. Es fiel dann noch einige Kilometer antriebslos nach oben, bis es die besagten 82,7 km Höhe erreichte. Während dessen wurden die hinteren Tragflächen und Leitwerke steil nach oben geklappt, der sogenannte “Feder-Mechanismus”, der beim Wiedereintritt bei Mach 2,5 die Fluglage automatisch mit der Nase schräg voraus nach unten ausrichtete, ähnlich wie die das die Federn an einem Federball tun. In ca. 19.000 m Höhe wurden die Tragflächen teilweise, in 12.200 m Höhe komplett zurückgeklappt und das Flugzeug glitt antriebslos in einer Schleife zur Basis zurück, wo es um 8:15h  (17:15 MEZ) planmäßig aufsetzte.

Die Erfüllung eines Traums

Kurz danach floss Champagner und Branson hielt eine Rede, wie wichtig ihm der Traum vom Weltraumflug sei, welch bemerkenswerte Menschen mit dem Blick auf die Sterne gerichtet ihren größten Traum hätten wahr werden lassen und welche große Herausforderungen sie gemeistert hätten. Es sei das erste Mal, dass ein bemanntes,  speziell für den Tourismus gebautes Raumschiff den Weltraum erreiche.

Mit Raketenantrieb auf Mach 2,9. Bild: © Virgin Galactic, Getty Images.

Auch für den 60jährigen Piloten Mark “Forger” Stucky ging ein Kindheitstraum in Erfüllung. Seit er als nicht einmal vierjähriges Kind mit seinem Vater John Glenns ersten Orbitalflug eines amerikanischen Astronauten im Fernsehen verfolgt hatte, wollte er Astronaut werden. Er hatte sich in den 90ern mehrmals bei der NASA beworben, war aber nie über die engere Auswahl hinaus gekommen. 2009 wurde er als Testpilot bei Scaled Composites als Testpilot eingestellt – der Firma, die SpaceShipTwo baute und auch bereits den Vorgänger SpaceShipOne, der den Ansari-X-Prize gewonnen hatte 2. Nach dem Unglück von VSS Enterprise, bei dem sein Kollege und bester Freund Mike Alsbury ums Leben gekommen war, hatte Stucky daran gezweifelt, ob er jemals sein Ziel erreichen würde.

Blick aus dem Fenster von “Forger” Stuckys neuem Arbeitsplatz. Bild: © Virgin Galactic, Getty Images.

Nun berichtet er in einem Interview begeistert von seinem Flug. Endlich tue SpaceShipTwo das, wofür es gebaut worden sei: mit 3-facher Schallgeschwindigkeit senkrecht nach oben zu steigen und in den Weltraum zu treiben. Der Flug sei sehr ruhig gewesen, man spüre die Beschleunigung des Raketentriebwerks unter dem Hintern, die einen etwa eine Minute lang anschiebe; man beschleunige die ganze Zeit, und dann ziehe man senkrecht nach oben. Die maximale Beschleunigung betrage das 3- oder 4-fache der Erdschwerkraft, aber das nehme man wegen des Raketenmotors gar nicht so wahr. Und wenn der Motor erlösche, würde es sofort still. Der Himmel sei schon während der Motor noch brennt schon schwarz, und da oben sei es sehr friedlich. Nach dem Verlöschen des Triebwerks habe man das SpaceShipTwo auf den Rücken gedreht, um einen besseren Blick auf die Erde zu haben. Es sei unglaublich gewesen, nach unten zu schauen, während sie noch auf dem Weg nach oben waren, er kenne kein anderes Raumfahrzeug, aus dem man beim Aufstieg nach hinten sehen könne 3. Der Blick reichte über den Golf von Kalifornien bis zum südlichsten Punkt von Baja California, Cabo San Lucas in Mexiko.

Saubere Landung. Bild: © Virgin Galactic, Getty Images.

Auf die Frage, ob er sich um seine Sicherheit Sorgen gemacht habe, sagte er, er sorge sich wie jeder um seine Sicherheit, auch wenn seine Risikobereitschaft sicherlich höher als die einer durchschnittlichen Person sei, aber dies sei die kommerzielle Raumfahrt und Virgin Galactic müsse demonstrieren, dass sie sicher seien, wenn sie erfolgreich sein wollten. Er halte das SpaceShipTwo für sehr robust und zuverlässig und denke, dass sie auf dem richtigen Weg seien.

Er finde großartig, was Virgin Galactic und andere kommerzielle Firmen derzeit leisteten; als er sich in den 90er Jahren bei der NASA beworben habe, habe er gedacht, er sei eine Generation zu spät geboren worden – und plötzlich sei er es nicht mehr, es sei eine großartige Zeit, um am Leben zu sein. High-School Schüler könnten sich nun Hoffnung machen, tolle Jobs in der Raumfahrt zu bekommen.

Richard Branson mit seinen Astronauten. Bild: © Virgin Galactic, Getty Images.

Nach all dem Training und den Tests sei er erleichtert, wie glatt alles gelaufen sei, dass er einen guten Job abgeliefert hätte und dass das SpaceShipTwo noch besser funktioniert habe als er selbst. Er habe nicht das Gefühl, nun den Höhepunkt erreicht zu haben, sondern er habe Spaß am Flug gehabt und freue sich auf die Zukunft, wenn er Passagiere dort hinauf fliegen werde, das wolle er nicht aus den Augen verlieren.

Bei den nächsten Flügen werden laut Virgin Galactic erstmals Passagiere mit an Bord sein, allerdings noch keine zahlenden – zunächst soll das Prozedere für die Gäste während des Flugs entwickelt und getestet werden. Z.B. werden die Sitze in der Phase der Schwerelosigkeit aus dem Weg gefahren, damit die Passagiere mehr Platz zum Schweben haben. Die “dynamische Bestuhlung” soll beim nächsten Flug erstmals in Aktion getestet werden. Vielleicht gegen Mitte des Jahres könnte dann, wie angekündigt, als erster echter (aber sicherlich nicht zahlender…) Passagier Sir Richard Branson persönlich in die Thermosphäre aufsteigen und gegen Ende des Jahres der reguläre Flugbetrieb vom “Spaceport America” in New Mexico aus starten.

Der Sektkorken darf knallen. Bild: © Virgin Galactic, Getty Images.

Viele Menschen werden diesen Traum bald für sich wahr machen können. Natürlich ist es noch ein sehr teurer Spaß für Reiche, aber mehr als 700 Menschen haben bei Virgin Galactic bereits die Anzahlung für den $250.000 teueren Flug geleistet – das sind mehr Menschen als bisher überhaupt im Weltraum waren. Und weitere werden folgen. Und auch die zivile Luftfahrt war zu Beginn den Reichen vorbehalten. Mit Jeff Bezos’ Blue Origin (der noch keine Buchungen annimmt) und Bransons Virgin Galactic sind die beiden ersten Konkurrenten am Start. SpaceX hat noch höhere Ambitionen und plant, sein im Bau befindliches Starship für weltweite Personen- und Frachtflüge einzusetzen. Auch Blue Origin arbeitet an einer wiederverwendbaren Rakete für den Orbit. Konkurrenz wird langfristig die Preise senken und die Technik voran treiben.

Branson feiert sich und sein Team. Bild: © Virgin Galactic, Getty Images.

Ist das der Weltraum?

VSS Unity hat wohl noch ein klein wenig Schubreserve, aber sehr viel höher wird sie nicht steigen können. Ihre Vorgängerin, die verunglückte VSS Enterprise, war für eine Flughöhe von 110 km ausgelegt, aber zusätzlich verbaute Sicherheitstechnik, damit sich der Unfall niemals mehr wiederholen kann, und eine stärkere Struktur um das Triebwerk herum erhöhten die Masse des Nachfolgeschiffs, so dass Unity nur noch gut 80 km Höhe erreichen kann. Die Konkurrenz von Blue Origin hat hingegen schon ohne Besatzung demonstriert, dass sie auf 119 km Höhe fliegen kann.

Bei 50 Meilen (80,5 km) Höhe setzen amerikanische Behörden (US Air Force, NASA und die amerikanische Flugaufsicht FAA) die Grenze zum Weltraum an. Die Air Force verlieh den X-15-Piloten, die diese Höhe erreicht hatten, das Astronautenabzeichen 4. Dort endet auch die Mesosphäre – die darüber liegende Thermosphäre 5 reicht bis über die Bahn der ISS hinaus und ist sicherlich schon Weltraum.

Vom Internationalen Luftsportverband FAI wird hingegen die Kármán-Linie von 100 km als offizielle Grenze zum Weltraum betrachtet. In dieser Höhe ist die nötige Geschwindigkeit, um Auftrieb in der dünnen Luft zu erreichen, so hoch, dass das Objekt dann durch die Fliehkraft bereits selbstständig seine Höhe beibehalten würde. Hier geht der durch Luft getragene Flug also in den Orbit nach Newtonschen Gesetzen über.

Für manche beginnt der Weltraum erst auf einer Umlaufbahn. Aber auch in größerer Höhe ist noch Luft vorhanden, Satelliten überleben in weniger als 120 km Höhe keinen vollen Orbit, und bis 300 km Höhe braucht ein Satellit einen Antrieb, um nicht binnen eines Jahres abzustürzen. Von einem Orbit ist SpaceShipTwo nicht nur mehr als 100 km, sondern auch 6,8 km/s entfernt – es erreicht gerade einmal eine Geschwindigkeit 1 km/s. Um im Orbit zu bleiben bräuchte es die achtfache Geschwindigkeit, Mach 24, und die 64-fache Energie. Deswegen bestehen Raketen zu 95% aus Treibstoff.

Aber SpaceShipTwo will gar nicht in den Orbit und kommt deshalb auch ohne Hitzeschild sicher wieder zur Erde zurück.

Der Astrophysiker und Raumfahrtexperte Jonathan McDowell setzt sich schon seit den 1990ern dafür ein, dass die 80-km-Definition auch von der FAI anerkannt wird, denn für die 100 km, die zwar schön rund und metrisch seien, sieht er keinerlei physikalische Begründung. Er ist auch Raumfahrthistoriker und für seine Listen von Raumflügen benötigte er ein sinnvolles Kriterium für die Grenze zum Weltall. In einer Anfang 2018 von ihm veröffentlichten Arbeit in Acta Astronautica untersuchte er in einer Datenbank 90 Millionen Satellitenbahnen, die mehrfache Umkreisungen vollführt hatten und fand, dass elliptische Bahnen mehrfach 80 km Perigäum erreicht hätten. Nach der FAI-Definition wären diese Satelliten zwar im Orbit, aber nicht die ganze Zeit im Weltraum gewesen, was unsinnig sei. Einen zweiten Ansatz verfolgend berechnete er, ab welcher Höhe aerodynamische Kräfte eine größere Rolle spielen als die Newtonschen Kräfte im Orbit, und fand, je nach Form des Objekts, zwischen 70 und 90 km.  Die FAI will deswegen zusammen mit der International Astronautical Federation im kommenden Jahr 2019 einen internationalen Workshop abhalten, um die wissenschaftlichen Argumente für eine Neufestlegung zu diskutieren.

Wenn Ihr mich fragt, sind das Haarspaltereien – das Erlebnis eines Flugs in die Schwärze oberhalb der Stratosphäre wird bei 80 km Höhe kaum weniger intensiv und atemberaubend sein als bei 100 km – und mit einem Orbitalflug von Tagen, Wochen oder Monaten ist ein Suborbitalflug von wenigen Minuten Dauer dann auch wieder nicht zu vergleichen. Solche Flüge werden noch länger Milliardären oder Berufsastronauten vorbehalten bleiben.

 

Referenzen

1 Es gab vorher 7 Gleitflüge, bei denen Unity nur vom WhiteKnightTwo abgeworfen wurde und dann ohne Antrieb zur Basis zurück flog. VSS Enterprise hatte 30 Gleitflüge absolviert und 3 angetriebene. Beim 4. Flug mit Raketenantrieb verunglückte das Raketenflugzeug, weil der Feder-Mechanismus versehentlich zu früh entriegelt worden war. Ein Pilot kam ums Leben, der andere wurde schwer verletzt. Das gesamte SpaceShipTwo-Testprogramm ist hier dokumentiert.

2 2004 hatte SpaceShipOne dreimal eine Höhe von 100 km überschritten. Die letzten beiden Flüge fanden binnen zwei Wochen statt, was die Bedingung zur Erlangung des Preises war. Der erste Flug machte den Piloten Mike Melvill zum ersten kommerziellen Astronauten.

3 Beim Space Shuttle, das auf dem Rücken liegend aufstieg, konnten die Piloten die Erde schräg über sich sehen, allerdings in Vorwärtsrichtung.

4 Bei der ESA braucht man dafür übrigens nur die entsprechende Ausbildung am Boden zu absolvieren.

5 Die Atmosphärenschichten sind nicht willkürlich gewählt, sondern an jeder Grenze kehrt sich jeweils der Temperaturverlauf mit der Höhe um – in der Troposphäre wird es mit der Höhe kälter, in der Stratosphäre wärmer, in der Mesosphäre wieder kälter und in der Thermosphäre wiederum wärmer.

Kommentare (15)

  1. #1 tomtoo
    16. Dezember 2018

    Ich bin mal gespannt wieviele Flacherdler Geld für den Flug ausgeben? ; )

  2. #2 Alderamin
    16. Dezember 2018

    Die Hohlerdler werden sich über das Bild aus dem Cockpit freuen.

  3. #3 Zhar
    16. Dezember 2018

    aber aber @tomtoo, die Flacherdler werden dann sicher, ganz sicher merken, dass der Flug fake ist und sie nur in einem Simulator fliegen, der mit geheimem NASA-hight-tech-3D-Bildschirm-Fenstern ausgestattet ist und sonst ein gewöhnliches Flugzeug ist. Wieso sonst würde die NASA auch den Flug bezahlen!11!!1 und die haben sogar die Sterne in der Simulation vergessen!1
    manchmal ist es einfach nur traurig, wie echte Leistungen der Menschheit ohne wirklichen Mehrwert derart weggeleugnet werden. Ich bin jedenfalls mit einem Mehrwert an Freude über diese Leistung in diesen Tag gestartet. Da auch nochmal Danke für die gute Berichterstattung.

  4. #4 HF(de)
    16. Dezember 2018

    Sehr schöner Bericht, vielen Dank! Was ich mich frage: wofür brauchen die einen Rückspiegel (ab 1:26)? (Haben die auch Blinker links und rechts? 😉

  5. #5 Alderamin
    16. Dezember 2018

    @HF(de)

    Falls Bezos mit seiner “New Shepard” von hinten überholt. 😀

    Blinker? Ja, einen grünen rechts und einen roten links, denke ich…

  6. #6 schlappohr
    17. Dezember 2018

    Tolle technische Leistung und ein wirklich beeindruckendes Video. Wenn alle Milliardäre ihr Geld so einsetzen würden wie Branson anstatt in diamantbesetzte Sch…verlängerungen, dann könnten wir ein paar der schlimmsten Missstände beseitigen.
    Dennoch bin ich etwas skeptisch was den Sinn dieser Angelegenheit betrifft. Der Vergleich mit der zivilen Luftfahrt hinkt etwas: es ging damals darum, in einer vernünftigen Zeit jeden Punkt der Erde erreichen zu können, also innerhalb von Stunden statt Wochen (und seien wir mal ehrlich: Ein großer Teil der Weltbevölkerung kann sich auch heute noch keinen Flug leisten, nicht einmal eine Schiffsreise. Das können nur Privilegierte wie wir). Hier geht es aber um Weltraumflüge. Ein Flug in den Weltraum ergibt nur einen Sinn, wenn man dort für eine Weile bleiben möchte. Das erfordert jedoch wesentlich mehr als ein raketenbetriebenes Athmosphärenflugzeug, nämlich eine Orbitalstation weit außerhalb der Atmosphäre. Mit der Rakete kann man mal für ein paar Minuten (oder später vielleicht Stunden) in großer Höhe um die Erde kreisen, um … ja, um was dort zu tun? Die schöne Aussicht genießen? Flacherdler von ihrem Irrtum überzeugen (ein sinnloses Unterfangen)? Seinen Enkeln erzählen zu können, Oma war im Weltraum? Dafür ist das Ganze aber eine enorm energie- und ressourcenaufwändige Angelegenheit. Der Vergleich ist zugegeben unfair, aber das erinnert mich an die Spezialisten, die sich für ein Monatsgehalt am Wochenende einen Ferrari ausleihen, um… eben mal ein Wochenende Ferrari zu fahren. Sinnvoll wird der Ferrari dadurch nicht, und billiger auch nicht.
    Ich bin ein Befürworter der bemannten Raumfahrt, aber sie muss einen wissenschaftlichen oder humanitären Zweck erfüllen. Es gibt eine Menge sinnvoller Dinge, die man im Weltraum tun kann. Der Aufwand, um eine handvoll Touristen mal aus Spaß für einen Augenblick über die Stratosphäre zu heben, steht aber in keinem Verhältnis zum Nutzen. Da haben wir wirklich andere Challenges an der Backe im Moment. Vielleicht tue ich Branson unrecht, aber es sieht so aus, als wäre sein Ziel ein ausgiebiger Weltraumtourismus mit Spaceparties und Champagner. Das bringt uns wirklich nicht weiter.

  7. #7 Zhar
    17. Dezember 2018

    @schlappohr
    Weltraumtourismus hat einen deutlichen und kaum ersetzbaren Sinn: Er finanziert und vergrößert die zivile Raumfahrt. Er etabliert eine Infrastruktur, die sonst nicht gebaut/finanziert würde. Technische Anlagen, Manpower, Beziehungsnetze, Entwicklungszentren, Technologien und Wartungskreisläufe, das muss erstmal da sein und wenn etwas da ist, kann man daraus einfacher etwas anderes entstehen lassen, als wenn man den Kram erst noch errichten müsste. Und dieses Andere wird dann eben güngstiger mit dem Tourismus als er ohne ihn wäre. Ob dieser Tourismus an sich nun sinnvoll ist oder nicht, er gibt Chancen. Ob die dann genutzt werden ist eine andere Geschichte.
    Dies ist ein erster Schritt und wer weiß, vielleicht ist einer der nächsten wirklich eine zivile Raumstation, Astroidenbergbau? wer weiß, und jene Infrastruktur gibt dann natürlich auch wieder neue Möglichkeiten.
    Die Forschung wird all dies dann natürlich auch nutzen, tut sie mit diesem ersten Schritt ja schon jetzt.

  8. #8 Alderamin
    17. Dezember 2018

    @schlappohr

    Mit der Rakete kann man mal für ein paar Minuten (oder später vielleicht Stunden) in großer Höhe um die Erde kreisen, um … ja, um was dort zu tun? Die schöne Aussicht genießen? Flacherdler von ihrem Irrtum überzeugen (ein sinnloses Unterfangen)? Seinen Enkeln erzählen zu können, Oma war im Weltraum? Dafür ist das Ganze aber eine enorm energie- und ressourcenaufwändige Angelegenheit.

    Bis auf die Flacherdler: ja, ja, ja und ja. Schau’ Dir doch an, trotz des Preises in der Höhe eines Hauses haben 700 Leute schon eine Anzahlung geleistet. Mehr werden folgen, wenn der Dienst etabliert ist. Die Preise werden dann auch nach unten gehen. In einem Video-Interview hofft Branson, dass langfristig der Preis wie beim normalen Fliegen so weit sinken wird, dass jeder mitfliegen kann, der sich heute auch einen Linienflug leisten kann.

    Und was die Ressourcen betrifft: Hier wird ein Treibsatz gezündet, der das Flugzeug auf 3-fache Schallgeschwindigkeit beschleunigt, das ist nichts gegen einen normalen Raketenstart. Sicher ist das umweltschädliches Zeugs, aber die Zahl der Flüge wird im Vergleich zum normalen Luftverkehr für lange Zeit vollkommen vernachlässigbar sein. Jedes Silvesterfeuerwerk einer Kleinstadt macht mehr Dreck als so ein Flug.

    Der Vergleich ist zugegeben unfair, aber das erinnert mich an die Spezialisten, die sich für ein Monatsgehalt am Wochenende einen Ferrari ausleihen, um… eben mal ein Wochenende Ferrari zu fahren.

    Damit liebäugele ich auch… muss kein Ferrari sein, Porsche oder R8 tut’s auch…

    Ich bin ein Befürworter der bemannten Raumfahrt, aber sie muss einen wissenschaftlichen oder humanitären Zweck erfüllen.

    Sehe ich anders, der Weltraum sollte für alle da sein. Nur darf der Himmel nicht durch Werbeaktionen mit leuchtenden Satelliten oder Weltraummüll kaputt gemacht werden. Im Falle von Suborbitalflügen besteht die Gefahr nicht.

    Der Aufwand, um eine handvoll Touristen mal aus Spaß für einen Augenblick über die Stratosphäre zu heben, steht aber in keinem Verhältnis zum Nutzen.

    Es ist ein Geschäft. Der Aufwand steht dann im Verhältnis zum Nutzen, wenn die Leute bereit sind, genug Geld dafür auszugeben, so dass es sich selbst finanziert. Manche Leute kaufen sich teuere Kunstobjekte – verstehe ich auch nicht, warum man dafür so viel Geld ausgibt, aber es wird ausgegeben. Man kann niemandem vorschreiben, woran er Spaß zu haben hat und woran nicht (mal von strafbaren Handlungen abgesehen…).

    Vielleicht tue ich Branson unrecht, aber es sieht so aus, als wäre sein Ziel ein ausgiebiger Weltraumtourismus mit Spaceparties und Champagner. Das bringt uns wirklich nicht weiter.

    Man muss auch gönnen können. Und dann gilt, was Zhar gesagt hat: es bringt die Technik voran.

  9. #9 Zhar
    17. Dezember 2018

    oh und vielleicht noch ergänzend zu den eher technischen Gründen: es gibt den Leuten auch Inspiration, Begeisterung und Vision und das greifbarer als bloße SciFi. Da hat man nicht nur eine Basis für technischen Fortschritt, sondern auch eine Basis für Träume.

  10. #10 Luk
    17. Dezember 2018

    Dürfte nicht jede Definition wann das All beginnt ungenau sein?
    Da fragt man nach einer exakten Grenze wo keine ist. Die Atmosphäre wird langsam immer dünner.
    Je nach dem wie aerodynamisch ein Satellit ist und wie viel Schub er hat kann er auch sehr tief durch die Atmosphäre fliegen (dann ist er nicht mehr im All, aber wieso das ein Problem sein soll verstehe ich grundsätzlich nicht).

    So gesehen ist 80’000 m oder 100’000 m in der richtigen Grössenordnung, und alles andere wird Haarspalterei.

  11. #11 schlappohr
    17. Dezember 2018

    @Zhar, Alderamin

    Eure Überlegungen sind sicher richtig, aber ich zweifle ein wenig daran, dass Weltraumflüge ein Massenprodukt werden wie zivile Atmosphärenflüge. Der Aufwand und die Kosten, um etwas in den Weltraum zu transportieren und dort zu halten, ist schon aus rein _physikalischen_ Gründen um Größenordnungen höher als bei einem Flug auf der Erde. Seit wir herausgefunden haben, wie man sichere und effiziente Flugzeuge baut, ist das technische Problem gelöst und die Sache damit erledigt. Aber im All hat man eine ganz andere Problemgröße. Man braucht Lebenserhaltungssysteme, Strahlenschutz, medizinische Versorgung, Nachschubflüge, Rettungssysteme und eine riesige Infrastruktur um das ganze in Betrieb zu halten. Der Aufwand entsteht nicht nur während des Transports, sondern während des gesamten Aufenthalts im All. Das Ganze ist vergleichbar mit einem Tauchgang in einem Tiefsee-Uboot. Es geht darum, sich in einer gänzlich lebensfeindlichen Umgebung zu etablieren, und ich bezweifle, ob ein paar Milliardäre auf einer ballistischen Flugbahn als Anschubfinanzierung für ein solches Vorhaben genügen. Der Aufwand für einen Atmosphärenflug steigt etwa linear mit der Entfernung, der Aufwand für einen bemannten Weltraumflug hingegen exponentiell oder zumindest hochgradig polynomial (würde ich mal vermuten). Daher glaube ich nicht, dass man die Entwicklung der zivilen Luftfahrt so einfach auf die Raumfahrt projizieren kann.

    @Alderamin
    “[…] hofft Branson, dass langfristig der Preis wie beim normalen Fliegen so weit sinken wird, dass jeder mitfliegen kann, der sich heute auch einen Linienflug leisten kann.”

    Genau da habe ich ein paar Bauchschmerzen. Ein Linienflug bringt mich von A nach B, und dann kann ich in B irgendetwas tun: Eine Konferenz besuchen, in einen Vulkan klettern oder mich an den Strand legen oder Geld verdienen. Bransons Flüge hingegen sind sind vergleichbar mit einer Kreuzfahrt, die mich nirgendwo hinbringt, wo ich etwas tun kann. Der Weg ist das Ziel. Ja, das kann auch schön sein, ich erinnere mich an meine Hurtigruten-Tour vor einigen Jahren. Und wenn ich das nötige Geld hätte, würde ich auch mit Branson ins All fliegen. Aber ich behaupte mal, wenn die Leute nur fliegen würden, weil ihnen das Fliegen Spaß macht, dann hätten wir bei weitem keinen so dichten Flugverkehr wie heute, und die Preise wären massiv höher. Deswegen bezweifle ich, dass Bransons Konzept aufgeht. Wenn er dennoch Erfolg hat, gönne ich es ihm.

    “Damit liebäugele ich auch… muss kein Ferrari sein, Porsche oder R8 tut’s auch…”

    Sorry, ich wollte dir damit nicht zu nahe treten. War nur ein Beispiel.

    “Es ist ein Geschäft. Der Aufwand steht dann im Verhältnis zum Nutzen, wenn die Leute bereit sind, genug Geld dafür auszugeben, so dass es sich selbst finanziert. ”

    Bei rein wirtschaftlicher Betrachtung. Es ist ein Geschäft, aber auch nicht mehr. Branson wird sicher eine Menge Geld verdienen, aber ist das ein Fortschritt für die Menschheit?

  12. #12 Alderamin
    17. Dezember 2018

    @schlappohr

    Eure Überlegungen sind sicher richtig, aber ich zweifle ein wenig daran, dass Weltraumflüge ein Massenprodukt werden wie zivile Atmosphärenflüge. Der Aufwand und die Kosten, um etwas in den Weltraum zu transportieren und dort zu halten, ist schon aus rein _physikalischen_ Gründen um Größenordnungen höher als bei einem Flug auf der Erde.

    Das ist richtig, deswegen wird der Orbitalflug auch noch eine Weile sehr wenigen Menschen vorbehalten sein. Das gilt aber nicht für den Suborbitalflug, um den des hier geht. Aber auch beim Orbitalflug werden mit vollständig wiederverwendbaren Raketen die Preise fallen. Musk rechnet gerne vor, dass seine Falcon 9 rund 65 Millionen Dollar kostet, ihr Treibstoff nur 600.000 Dollar. Da ist noch viel Luft nach unten, wenn eine Rakete 10mal oder öfter wiederverwendbar ist.

    Aber im All hat man eine ganz andere Problemgröße. Man braucht Lebenserhaltungssysteme, Strahlenschutz, medizinische Versorgung, Nachschubflüge, Rettungssysteme und eine riesige Infrastruktur um das ganze in Betrieb zu halten.

    Nur bei Orbitalflügen (Strahlenschutz erst bei BEO-Flügen).

    Es geht darum, sich in einer gänzlich lebensfeindlichen Umgebung zu etablieren, und ich bezweifle, ob ein paar Milliardäre auf einer ballistischen Flugbahn als Anschubfinanzierung für ein solches Vorhaben genügen.

    Kommt darauf an, eine Firma kann mit Produkt x Geld machen und Produkt y damit querfinanzieren. Paypal hat Musk reich gemacht und ihm erlaubt, Raketen zu bauen, die der Tesla-Entwicklung auf die Beine halfen. Blue Origin könnte mit dem Suborbitaltourismus die Entwicklung seiner größeren Raketen querfinanzieren (im Moment zahlt Bezos das alles aus eigener Tasche, und die ist ziemlich groß). Zum Anderen könnte die Technik dem Hyperschall-Linienflug auf die Beine helfen.

    Genau da habe ich ein paar Bauchschmerzen. Ein Linienflug bringt mich von A nach B, und dann kann ich in B irgendetwas tun: Eine Konferenz besuchen, in einen Vulkan klettern oder mich an den Strand legen oder Geld verdienen.

    Ja, aber wozu in einen Vulkan klettern, oder auf einen Berg? Wozu Achterbahn fahren? Weil es Spaß macht! Neben der Aussicht hat man ja auch die Schwerelosigkeit. Geht auch im Kotzbomber, aber nur 20s lang und ohne Aussicht, halbes Vergnügen.

    Aber ich behaupte mal, wenn die Leute nur fliegen würden, weil ihnen das Fliegen Spaß macht, dann hätten wir bei weitem keinen so dichten Flugverkehr wie heute, und die Preise wären massiv höher.

    Ich denke auch nicht, dass die Flüge in absehbarer Zeit auf das Niveau von Ryan Air fallen, aber vielleicht auf das eines Concorde-Flugs (so um die 10k€). Aber darum geht es letztlich nicht. Ich lese Deinen ersten Kommentar oben sinngemäß so, dass Branson das nicht machen sollte. Ich würde aber sagen, soll er doch, er trägt das wirtschaftliche Risiko. Das ganze ist dann verantwortbar, wenn die Flüge menschenmöglichst sicher sind und er am Ende die Kosten mindestens wieder reinholt. Ob er damit die Weltraumfahrt verbessert, ist zweitrangig und höchstens ein willkommener Nebeneffekt.

    “Damit liebäugele ich auch… muss kein Ferrari sein, Porsche oder R8 tut’s auch…”

    Sorry, ich wollte dir damit nicht zu nahe treten. War nur ein Beispiel.

    Tust Du nicht. Wollte nur belegen, dass des einen Gegenbeispiel des anderen Beispiel sein kann.

    Bei rein wirtschaftlicher Betrachtung. Es ist ein Geschäft, aber auch nicht mehr. Branson wird sicher eine Menge Geld verdienen, aber ist das ein Fortschritt für die Menschheit?

    Muss denn alles die Menschheit weiterbringen? Bringt es die Menschheit weiter, Hollywood-Filme zu schauen? Branson ist bestimmt kein Weltretter, aber wenn er ein paar Leuten ein tolles Erlebnis ermöglicht, hat er doch etwas sinnvolles getan.

    Und dann wieder Musk und Bezos: mit dem Shuttle hat die nationale amerikanische Raumfahrtbehörde eindrucksvoll belegt, dass wiederverwendbare Raumfahrt nicht funktioniert. 800 Millionen Dollar für einen einzigen Shuttle-Start! Und dann kommen ein paar Unternehmer und bauen für einen Bruchteil der Kosten wiederverwendbare Raketen! Im Moment treiben die auf Profit orientierten privaten Firmen die staatlich organisierte Raumfahrt vor sich her.

    Seit nicht mehr die Bundespost (DeTeWe) für unsere Telefone zuständig ist, können wir mit diesen im Internet surfen. Privat entwickelte Technik ist auf Dauer günstiger und besser als staatlich geplante. Also lasst doch die Early Adopters den Markt enwickeln und schauen wir, was daraus wird.

  13. #13 Alderamin
    18. Dezember 2018

    Als hätten sie sich abgesprochen:

    Heute um 15:30h startet Blue Origin seinen New Shepard zu einem weiteren Testflug. Wieder unbemannt, aber mit 9 NASA-Experimenten an Bord, was zeigt, dass man auch sinnvolle Wissenschaft bei Suborbitalflügen machen kann. Einige Experimente sind auch schon im Zero-G-Flieger mitgenommen worden und haben jetzt mehr Testzeit zur Verfügung. Suborbitalflüge bieten sich an, kurze Experimente durchzuführen oder längerfristige zu verifizieren, bevor sie für viel teuereres Geld zur ISS geschickt werden.

    NASA-TV berichtet live über den Flug. Den Link dazu und Details zu den Experimenten findet man in diesem NASA-News-Artikel. Ich kann mir das leider erst heute Abend anschauen, weil ich tagsüber unterwegs bin.

  14. #14 Captain E.
    18. Dezember 2018

    @Alderamin:

    […]

    Und dann wieder Musk und Bezos: mit dem Shuttle hat die nationale amerikanische Raumfahrtbehörde eindrucksvoll belegt, dass wiederverwendbare Raumfahrt nicht funktioniert. 800 Millionen Dollar für einen einzigen Shuttle-Start! Und dann kommen ein paar Unternehmer und bauen für einen Bruchteil der Kosten wiederverwendbare Raketen! Im Moment treiben die auf Profit orientierten privaten Firmen die staatlich organisierte Raumfahrt vor sich her.

    Nun ja, streng genommen tun sie das nicht. Die staatlich organisierte Raumfahrt hat sich ja schon immer auf private Firmen gestützt. Man schaue sich nur Film- und Fotoaufnahmen aus der Apollo-Zeit an. Von den vielen Leuten, die damals da herumgewuselt sind, hatten manche die Aufschrift “Grumman” oder “McDonnell Douglas” auf der Kleidung. Ob Lockheed und Boeing auch dabei waren, weiß ich gerade nicht, aber das sind die Produzenten der “staatlichen” US-Raketenfamilien Atlas und Delta.

    Was sich geändert hat, ist das Maß der Vorgaben, das die staatlichen Stellen (hier also: NASA) den Firmen macht. Was sich nicht geändert hat: Die Firmen wollen das Geld der Steuerzahler, das die staatliche Stelle zu verteilen hat, und da macht es keinen wirklichen Unterschied, ob das Unternehmen Lockheed oder SpaceX heißt. Ohne Aussicht auf Staatsknete hätte Elon Musk vermutlich niemals eine Raketenbaufirma gegründet und seine Falcons und Dragons wurden mit einer Menge staatlicher Förderung und mit der Vergabe von staatlichen Aufträgen finanziert. Was er zunächst einmal geschafft hat, ist die Brechung des vorherigen Monopols/Oligopols.

    Seit nicht mehr die Bundespost (DeTeWe) für unsere Telefone zuständig ist, können wir mit diesen im Internet surfen. Privat entwickelte Technik ist auf Dauer günstiger und besser als staatlich geplante. Also lasst doch die Early Adopters den Markt enwickeln und schauen wir, was daraus wird.

    Genau können wir schauen, ob die neuen ICEs jetzt besser werden als die alten. Die wurden noch von der Bundesbahn entwickelt, aber der Hersteller der vierten Generation, also Siemens, war bei allen bisherigen ICEs mit dabei gewesen.

  15. #15 Alderamin
    18. Dezember 2018

    @Captain E.

    Nun ja, streng genommen tun sie das nicht. Die staatlich organisierte Raumfahrt hat sich ja schon immer auf private Firmen gestützt.

    Das ist richtig, aber es gibt zwei Unterschiede: 1. die NASA macht nicht mehr das Design, 2. die Firmen müssen wirtschaftlich arbeiten.

    Wenn der Auftraggeber ein Projekt beauftragt und man ihm eine maßgeschneiderte Lösung baut, dann hat eine Firma ein Interesse daran, dass es lange dauert und viel kostet (dagegen setzt der Auftraggeber dann eine Ausschreibung, bei der mehrere Anbieter ihre Angbote abgeben und wählt dann den günstigsten, der dann überraschend mit dem Geld nicht auskommt und Nachschlag verlangt). Muss die Firma das Geld hingegen selbst reinholen, dann wird wesentlich effizienter gearbeitet.

    Was sich nicht geändert hat: Die Firmen wollen das Geld der Steuerzahler, das die staatliche Stelle zu verteilen hat, und da macht es keinen wirklichen Unterschied, ob das Unternehmen Lockheed oder SpaceX heißt.

    SpaceX hat Anschubfinanzierung für die Falcon-Entwicklung erhalten und Unterstützung für die Entwicklung der Dragon-Kapseln zur Belieferung der ISS, weil sie der NASA damit am Ende günstigere Transportmöglichkeiten bieten und das Geld so locker wieder reinkommt. Was die private Raumfahrt von der NASA bekommen hat, ist Kleingeld gegen das, was diese in die Entwicklung des SLS und Orion buttert.

    SpaceX verdient ihr Geld aber hauptsächlich mit kommerziellen Satellitenstarts. Und deswegen muss sie wirtschaftlich sein. Da die NASA-Gelder nur ein Zuschuss waren, kann die Firma hier nicht bei Überschreitung des Budgets erneut die Hand aufhalten. Das drückt die Kosten.

    Außerdem machen sich die Firmen auf dem internationalen Markt Konkurrenz und drücken ihre Kosten gegenseitig. Die ESA denkt jetzt auch über eine teilweise Wiederverwendung zukünftiger Raketen nach und die Ariane VI soll deutlich günstiger im Betrieb als die V sein.

    Das alles entfällt, wenn die NASA in Eigenverantwortung Raketen entwirft und eine Firma beauftragt, diese zu bauen. Ganz abgesehen davon, dass das wichtigste Ziel bei der NASA ist, ihre verschiedenen Standorte unter Arbeit zu halten.

    Genau können wir schauen, ob die neuen ICEs jetzt besser werden als die alten. Die wurden noch von der Bundesbahn entwickelt, aber der Hersteller der vierten Generation, also Siemens, war bei allen bisherigen ICEs mit dabei gewesen.

    Kommt darauf an, inwiefern der Wettbewerb frei ist. Wenn die Bahn ggf. auch die französischen TGVs kaufen würde, dann würde der ICE sicher sehr gut werden. Wobei die Firmen im Ausland bereits konkurrieren. Das sollte auf jeden Fall das Preis-Leistungsverhältnis verbessern.