Illustration: Kevin Gill, Flickr, CC BY 2.0.

Am 24.07.2019 um 22:17 UTC wurde ein Minor Planet Electronic Circular – also ein elektronischer Rundbrief – veröffentlicht, der die Entdeckung des Asteroiden 2019 OK vermeldete [1]. Das Objekt sollte der Erde bis auf 0,000477 Astronomische Einheiten nahe kommen [3] – das sind nur 71300 km (±8800 km), und damit ungefähr doppelt so weit entfernt, wie die geostationären Satelliten (35800 km). Nahe genug, um mit einem guten Feldstecher gesehen werden zu können. Angesichts einer geschätzten Größe von knapp 100 m (93 ±36 m [4]) – groß genug um beim Einschlag eine Großstadt auszulöschen – ist das schon relativ knapp und der Vorbeiflug des bisher größten Asteroiden innerhalb der Mondbahn des laufenden Jahres [7]. Die erste Beobachtung stammte vom 24. Juli um 01:11 UTC.

Was die Entdeckung etwas beunruhigend macht, ist das Datum des engsten Vorbeiflugs: 25.07.2019 um 00:47 UTC – keinen Tag nach der ersten Beobachtung und 2 ½ Stunden nach der Bekanntmachung!

 

Position des Asteroiden 2019 OK bei der nächsten Annäherung an die Erde am 25. Juli 2019 um 01:22 UTC = 03:22 MESZ. Die Größe der Erde ist maßstabsgetreu. Die blaue Linie zeigt die Erdbahn an (im Hintergrund noch einmal auf der Gegenseite der Sonne, die sich links außerhalb des Blickfelds befindet). Die weiße Ellipse ist die Bahn des Mondes. Die gelbe Linie zeigt von der Sonne in Richtung zum Frühlingspunkt, dem Nullpunkt der astronomischen Koordinatensysteme. Die parabelförmige Bahn mit den Stützlinien Richtung Erdbahn ist die des Asteroiden, der die Erde “unterhalb” (südlich) der Erdbahn passierte. Die Orbits von Asteroid und Mond sind dunkler gezeichnet, wo sie sich südlich der Ebene der Erdbahn befinden. Die Annäherung des Asteroiden am 25. Juli war fast die kleinstmögliche: die Bahnen von Erde und Asteroid nähern sich bis auf 55100 km und der Vorbeiflug fand bei 71300 km Entfernung statt. Bild: NASA/JPL, JPL Small-Body Database Browser, vom Autor generiert mit dem Orbit Diagram Viewer; JPL Standardlizenz.

Diesmal keine Ausrede…

Der deutlich kleinere Tscheljabinsk-Meteorit (ca. 20 m; vom Volumen her im Größenverhältnis ca. eines Prozents) war deshalb nicht vorher entdeckt worden, weil er aus der Richtung der Sonne kam, d.h. von der Tagseite her und von der Rückseite beleuchtet quasi als schmale Sichel, aber das war bei  2019 OK absolut nicht der Fall. Bei der Entdeckung hatte 2019 OK einen Phasenwinkel von 9,3° – das ist der Winkel zwischen den Sichtlinien zu Erde und Sonne aus der Sicht des jeweiligen Objekts, und dieser Winkel ist 180°, wenn die Erde vom Objekt aus gesehen gegenüber der Sonne steht und somit das Objekt aus Sicht der Erde vor der Sonne, bzw. 0°, wenn vom Objekt aus gesehen die Erde in Richtung der Sonne steht und sich das Objekt folglich von der Erde aus gesehen gegenüber der Sonne befindet. Der Asteroid war somit fast voll beleuchtet, einen Tag vor der nächsten Annäherung, groß wie ein Fußballfeld, 2,2 Millionen km entfernt und von 14,7. Größenklasse (ca. eine Größenklasse oder einen Faktor 2,5 lichtschwächer als der Planet Pluto). Groß genug, dass er von einem Amateurfernrohr aufgespürt worden sein könnte.

 

Und wer hat ihn gefunden? Die Amateure!

Was heißt könnte – er wurde! Von einem Celestron RASA f/2,22 Astrographen mit 28 cm Spiegeldurchmesser bestückt mit einer FLI ML16803-CCD-Kamera auf einer Paramount-Montierung. Mit fast 40 k€ kein eben billiges Equipment, aber ein Schnäppchen im Vergleich zu einer millionenteueren Profi-Sternwarte. Dieses Gerät steht neben einem 18-Zoll (457 mm) f/2,9 Selbstbau-Spiegelteleskop in einer Baracke 2 km entfernt von Oliveira in Brasilien [6], einem kleinen ländlichen Ort 125 km südwestlich von Belo Horizonte und 300 km nordwestlich von Rio de Janeiro. Die kleine Sternwarte wurde 2013 von einer Gruppe von Amateurastronomen gebaut, darunter einige Bergleute aus Belo Horizonte. Die Teleskope werden über das Internet ferngesteuert, der 18-Zöller erreicht bis zu 20. Größenklasse (373000 mal schwächer als das menschliche Auge) und die beiden sind die ganze Nacht im Einsatz. Die von den Teleskopen aufgenommenen Bilder werden mittels Software auf Differenzen gescannt, die auf ein bewegtes Objekt hindeuten könnten, und die Auswahl wird anschließend manuell gesichtet, um Reflexionen, veränderliche Sterne oder bereits bekannte Objekte auszufiltern.

Nur einen Monat nach der Inbetriebnahme machte das Team seine erste Entdeckung, den Kometen C/2014 A4 SONEAR, zugleich der erste Komet überhaupt, der von Brasilianern entdeckt wurde. Und nun also 2019 OK.

9h später fand auch der All-Sky Automated Survey for Supernovae (ASAS-SN) den Asteroiden, sogar mit einem 14-cm-Linsenfernrohr. Nach der Identifizierung der beiden Beobachtungen als dasselbe Objekt konnten durch Rückrechnung der Bahn weitere frühere Aufnahmen ausfindig gemacht werden, so vom 50 cm ATLAS-(Asteroid Terrestrial-impact Last Alert System)-Teleskop auf dem Berg Haleakala auf Maui/Hawaii am 21. Juli, zu dieser Zeit noch bei 17. Größe. Tatsächlich war der Asteroid jedoch bereits am 28. Juni 2019 vom 1,8-m-Spiegel des Pan-STARRS-1-Teleskops, ebenfalls auf dem Haleakala auf Hawaii installiert, aufgenommen worden. Da hatte der Asteroid noch fast 23. Größenklasse – sechsmillionen Mal schwächer als mit dem bloßen Auge sichtbar und an der Grenze der Empfindlichkeit des Teleskops (22,7m). Anscheinend wurde der sich nähernde und damit heller werdende Asteroid danach gar nicht mehr von Pan-STARRS erfasst.

Aufgrund des nun bekannten Bahnabschnitts der Asteroidenbahn von einem Monat konnten die Bahnparameter ermittelt werden. Bei dem Objekt handelt es sich – zum Mondlandungsjubiläum passsenderweise – um einen Apollo-Asteroiden, das sind solche Asteroiden, die die Erdbahn von außen kreuzen (d.h. ihre große Bahnhalbachse ist größer als 1 AE und ihr sonnennächster Punkt, das Perihel näher als der sonnenfernste der Erde, ihr Aphel bei 1,017 AE). Die große Bahnhalbachse von 2019 OK liegt bei 1,948 AE und sein Perihel liegt bei 0,4635 AE. Damit bewegt er sich zwischen den Bahnen des Merkur und des Jupiters.

Die Bahn des Asteroiden von hoch nördlich der Ekliptik aus gesehen (und bei der Position vom 7. Juli 2019, die eine Überlappung der Bezeichnungen von Erde und Asteroid vermeidet). Die Bahn des Asteroiden verläuft zwischen denen des Jupiter und des Merkurs. Der helle Bahnabschnitt liegt nördlich der Erdbahn. Nur Ende Juli kommt der Asteroid der Erdbahn nahe. Die gelbe Linie weist wieder zum Frühlingspunkt; wenn die Erde im Diagramm bei 9 Uhr steht, befindet sich die Sonne aus Erdsicht in Richtung Frühlingspunkt und es ist Frühlingsanfang.
Bild: NASA/JPL, JPL Small-Body Database Browser, vom Autor generiert mit dem Orbit Diagram Viewer; JPL Standardlizenz.

Die große Dunkelziffer

Dies zeigt, dass noch einiges an Arbeit zu leisten ist, bis ein Großteil der Near Earth Asteroids (NEAs), also der Asteroiden, die der Erde nahe kommen können, entdeckt ist. Die amerikanische Regierung hatte sich 2005 zum Ziel gesetzt und die NASA damit beauftragt, bis 2020 90% aller NEAs von mehr als 140 m Durchmesser zu entdecken (diese hätten eine Einschlageenergie von ca. 50 Megatonnen TNT, vergleichbar mit der größten je gezündeten Wasserstoffbombe, der russischen Zar-Bombe). Davon sind wir 2019 allerdings noch weit entfernt: Während wir die großen Objekte von mehr als 10 km Größe fast alle kennen und von den gefährlichen NEAs mit mehr als 1 km Durchmesser immerhin über 80%, sieht es für Objekte von 200 m und weniger ziemlich schlecht aus – mehr als 90% von diesen kennen wir noch nicht, denn wir können sie erst entdecken, wenn sie der Erde zufällig nahe kommen.

Zensus der Asteroidenentdeckungen, Stand 2014. Die rote Linie gibt die geschätzte Zahl der Objekte der jeweiligen Größe auf der x-Achse (Durchmesser in km) an, die grünen Balken die Zahl der entdeckten Objekte dieser Größenklasse (y-Achse links). Das sieht auf den ersten Blick ganz gut aus, bis man sich vergegenwärtigt, dass die Skala links eine logarithmische ist und jedes Kästchen in der Senkrechten eine Verzehnfachung der Objekte bedeutet. Die blaue Linie gibt die Prozentzahl der entdeckten Objekte relativ zur angenommenen Anzahl der jeweiligen Größe an. Für Objekte unterhalb von 200 m ist die Prozentzahl einstellig, von den Objekten mit weniger als 50 m Durchmesser ist nicht einmal 1% bekannt. Die Grafik ist unterlegt mit farbig markierten Zonen, die das ungefähre Ausmaß des Schadens bei einem Einschlag angeben. 2019 OK mit ca. 90 m würde schon eine Großstadt oder eine Region wie das Ruhrgebiet oder das Saarland zerstören können. Bild: Lindley Johnson, Dr. Tom Statler, NASA HQ, “Study on Use of LSST for NEO Detection and Tracking”, 27.01.2016; NASA, gemeinfrei.

Das im Bau befindliche Large Synoptic Survey Telescope LSST soll die Statistik mit 8,4 m Öffnung ab 2022 wesentlich verbessern, wird aber wohl bestenfalls 65% der 140-m-Objekte binnen 12 Jahren aufspüren können [9]. Wenn zusätzlich noch Weltraumteleskope z.B. in der Nähe der Venusbahn mit Blick nach außen eingesetzt würden, könnte man das Ziel, 90% der NEAs über 140 m zu entdecken, jedoch binnen 7-10 Jahren erreichen (Wink mit dem leeren Portemonnaie).

Aber ob wir die Objekte kennen oder nicht – das Risiko eines Einschlags bzw. einer Luftdetonation (Airburst) solch großer Objekte ist sehr klein. Ein Tscheljabinsk-Ereignis ist ca. einmal pro Jahrhundert zu erwarten, eines wie das Tunguska-Ereignis nur alle 1000 Jahre und der Einschlag eines Objekts der 100-m-Klasse nur alle 10.000, und die Zerstörung wäre auf eine Region beschränkt. Man müsste ein ganz blödes Pech haben, wenn es die eigene Region beträfe – zumal 2/3 der Erde unbewohnter Ozean sind, um nicht erst von den unbewohnten Wüsten, Tundren und Polarregionen zu reden. Ein Tag Vorwarnung wäre allerdings denkbar knapp für eine Evakuierung der Einschlagsregion, geschweige denn irgendeine andere denkbare Gegenmaßnahme. Die Damen und Herren Profi-Astronomen mögen sich bitte bemühen, die Vorwarnzeit deutlich zu erhöhen, und sich angesichts heute verfügbarer riesiger Teleskope und Rechenanlagen nicht mehr von den Amateuren die Butter vom Brot nehmen zu lassen.

 

Ach, übrigens…

Am 21. Juli 2019 entdeckte ATLAS Haleakala den auf einer ähnlichen Bahn unterwegs befindlichen Apollo-Asteroiden 2019 DO [2] bei einem Phasenwinkel von nur 4,2°, der mit 77±25 m unwesentlich kleiner als 2019 OK ist und sich nachträglich auf einer Pan-STARRS-Aufnahme bereits vom 5. Juli 2019 fand. Der Asteroid passierte die Erde in relativ sicherer Entfernung von 357.500 km (0,93 Mondentfernungen) am 24. Juli 2019 um 13:31 UTC,  3 Tage nach seiner Entdeckung.

 

Referenzen

[1] Minor Planet Electronic Circular MPEC 2019-O65, 24. Juli 2019, 22:17 UT.

[2] Minor Planet Electronic Circular MPEC 2019-O43, 22. Juli 2019, 01:03 UT.

[3] JPL Small-Body Database Browser, 2019 OK, 27. Juli 20:19 UT.

[4] de.wikipedia.org, 2019 OK.

[5] Michael J.I. Brown, “An asteroid just buzzed past Earth, and we barely noticed in time“, The Conversation, 25. Juli 2019.

[6] Anna Lúcia Silva, “Astrônomos falam de descoberta de cometa ‘Sonear’ em Oliveira, MG“, G1 Centro-Oeste – MG, 23. Januar 2014.

[7] Teo Blašković , “Asteroid 2019 OK to flyby Earth at 0.19 LD on July 25 – the largest of the year“, The Watchers, 24. Juli 2019.

[8] Teo Blašković , “Asteroid 2019 OD to flyby Earth at 0.93 LD on July 24“, The Watchers, 22. Juli 2019.

[9] Lindley Johnson, Dr. Tom Statler, NASA HQ, “Study on Use of LSST for NEO Detection and Tracking“, 27. Januar 2016.

Kommentare (20)

  1. #1 bote19
    28. Juli 2019

    Ein Toast auf die Amateure !

  2. #2 Fluffy
    28. Juli 2019

    So ist das, wenn die Herren Astronomen (MartinB wird’s freuen) sich lieber mit der Frage beschäftigen, ob der Pluto ein Planet ist.

  3. #3 UMa
    28. Juli 2019

    @Alderamin: Und was ist mit Asteroiden, die zwar schon entdeckt wurden, aber wieder verloren gingen?
    Hier hatte ich die Frage schon mal gestellt, aber keine Antwort bekommen.
    https://www.astronews.com/forum/showthread.php?10226-Asteroiden-Kein-Einschlag-von-2006-QV89-im-September
    Vielleicht weißt Du ja näheres.
    Gibt es, außer für 2006 QV89 auch für die anderen, größeren Objekte, mit geringerer Einschlagwahrscheinlichkeit, Versuche sie wiederzufinden?

  4. #4 Stern
    28. Juli 2019

    Gibt es für die Venus-Bahn-Teleskope ein croud funding oder staatliches Projekt, an dem man sich beteiligen kann, oder für das man werben kann?

  5. #5 Alderamin
    28. Juli 2019

    @Stern

    Nicht für das in Ref. 9 vorgeschlagene Teleskop in der Venusumlaufbahn, aber Du kannst gerne die Werbetrommel rühren für NEOCAM im L1 von Erde-Sonne, der auch nicht schlecht ist. Beachte die jüngste News-Meldung rechts unten.

    https://neocam.ipac.caltech.edu

  6. #6 Adam
    Berlin
    29. Juli 2019

    Toller Artikel, Alderamin!

    Aber was Tunguska angeht:
    Habe ich was verpasst oder ist nunmehr sicher, dass es ein Asteroid war? Ich dachte, da ranken sich Rätsel darum, bis heute.

  7. #7 asteroidenbergbauer
    29. Juli 2019

    Es gibt viel zu wenig Teleskope(boden,luft,spacebased) , Beobachtungsprogramme und auch viel zu wenig Mittel für die Himmelsüberwachung.
    Da wäre die Politik gefragt und die internationale Gemeinschaft.
    Aber es tut sich langsam was:
    Die nächste Planetary Defense Conference 2021 wird vom Weltraumbüro der UN in Wien abgehalten.

    https://www.lpi.usra.edu/sbag/meetings/jun2019/presentations/Barbee.pdf
    Aber es muss noch mehr passieren:
    https://www.springer.com/de/book/9783030009991#aboutBook

  8. #8 Alderamin
    29. Juli 2019

    @Adam

    Früher hat man alles Mögliche spekuliert, weil es keinen Krater und keinen Meteoriten gab. Von einem Kometen über eine Kernwaffe, einem Mini-Black-Hole, Antimaterie bis zu einer UFO-Explosion wurden die wildesten Spekulationen in die Welt gesetzt. Nachdem man durch die Überwachung von Atomtests aus dem All besser darüber Bescheid weiß, dass kleinere Asteroiden (wie bei Tscheljabinsk) hoch in der Luft explodieren und eine große Druckwelle verursachen können, während sie pulverisiert werden, geht man mit mit großer Sicherheit davon aus, dass Tunguska solch ein Airburst war.

    Die passieren andauernd, wenn auch normalerweise in sicherer Höhe und in kleinerem Ausmaß. Bei der großen, unbewohnten Fläche um Tunguska ist es auch kein Wunder, dass man keine kleineren Meteoriten gefunden hat. Vielleicht war‘s ja der Airburst eines sehr leichten, porösen Objekts, von dem nichts übrig blieb.

  9. #9 Michael Unter
    29. Juli 2019

    Wow, jetzt muß man sich nur noch vor Augen führen, daß ein 40K€ Teleskop in Brasilien einen Vergleichswert von mindest 80kE hat. Generell sind dort viele Sachen teurer als hier und die Leute müßten selbst bei gleichem Preis länger arbeiten als hierzulande. Daran kann man erkennen daß die Gruppe, die es zusammengelegt hat, voller Engagement das Gerät wohl auch genutzt hat, wie es viele Amateure auch tun.
    Schade, daß es dieses Jahr nicht wieder nach Belo geht, sonst wäre ich in Oliveira mal vorbeigefahren und hätte nach einer Möglichkeit gefragt mal ein Bilder der Hobbysternwarte zu für den Blog zu machen.

  10. #10 Alderamin
    29. Juli 2019

    @Michael Unter

    Du kannst doch auch aus der Ferne mal versuchen, Kontakt mit der Gruppe aufzunehmen. In Ref. 6 sind ein paar Namen genannt (auch Bilder) und in Ref. 5 gibt’s einen Link auf deren Webseite. Die freuen sich bestimmt über die Publicity und geben gerne ein paar Bilder raus.

  11. #11 Karl Mistelberger
    mistelberger.net
    29. Juli 2019

    > #8 Alderamin, 29. Juli 2019
    > Vielleicht war‘s ja der Airburst eines sehr leichten, porösen Objekts, von dem nichts übrig blieb.

    So leicht dürfte der Meteoroid von der Tunguska nicht gewesen sein, wird doch der wesentlich kleinere von Tscheljabinsk auf mehr als 10.000 Tonnen geschätzt.

    Einen Bayern können diese Fliegenschisse allerdings nicht beeindrucken. Die haben Bedeutenderes vorzuweisen:

    “Aus der Größe eines Impaktkraters, der Messung der Schwereanomalie im Krater, der Lagerung der ausgeworfenen und den Zerstörungen in den umgebenden Gesteinen kann die für die Bildung des Kraters notwendige Energie abgeschätzt werden. Für den Rieskrater wird die beim Einschlag freigesetzte Energie auf 10^19 bis 10^20 Joule geschätzt. Der obere Wert entspricht mit ca. 24 Gigatonnen TNT-Äquivalent etwa der Energie von 1,8 Millionen gleichzeitig gezündeten Hiroshima-Bomben, der 1.850-fachen Energie der Eruption des Mount St. Helens im Jahr 1980 oder der 90-fachen Energie, die beim Seebeben im Indischen Ozean 2004 freigesetzt wurde. Neueren Berechnungen zufolge könnte die Energie sogar 10^21 Joule (also etwa 18 Millionen Hiroshima-Bomben) betragen haben, wenn man einen rundlichen Steinmeteoriten von 1500 m Durchmesser und 20 km/s Einschlagsgeschwindigkeit annimmt.”

    https://de.wikipedia.org/wiki/Ries-Ereignis#Energie_und_Gr%C3%B6%C3%9Fe_des_Impaktors

  12. #12 Alderamin
    29. Juli 2019

    @Karl Mistelberger

    So leicht dürfte der Meteoroid von der Tunguska nicht gewesen sein, wird doch der wesentlich kleinere von Tscheljabinsk auf mehr als 10.000 Tonnen geschätzt.

    Das bezog sich mehr auf die Dichte als auf die Masse. Gestern gab’s eine Meldung, dass MASCOT auf Hayabusa gefunden hat, dass das Material dieses kohligen Chondriten sehr porös ist und deswegen nur wenige solche Chondrite als Meteorite auf der Erde gefunden werden, obwohl sie die Mehrheit der Asteroiden stellen (3/4 oder so, muss ich später nochmal nachschauen). D.h. dass sie beim Eintritt in die Atmosphäre vollständigt verglühen: der Asteroid zerbricht in immer kleinere Teile und Teilchen, deren Gesamtoberfläche rapide anwächst, so dass sie sich stark erhitzen und verglühen. Stein- und Eisenmeteorite zerbrechen nicht so leicht und schaffen es häufiger auf die Erde.

    Auch ein kleiner Komet kommt immer noch in Frage, die unterscheiden sich von Asteroiden ja nur durch den höheren Anteil flüchtiger Stoffe (Wasser, gefrorene Gase) und von denen bleibt auch nicht viel übrig, wenn sie verglühen. Sie zerbrechen nach dem gleichen Mechanismus und verursachen ebenfalls Airbursts.

    Der Tunguska-Einschlagskörper wird auf ca. 50 m Durchmesser geschätzt und wäre damit bei ähnlicher Dichte rund 16-mal schwerer als der von Tscheljabinsk gewesen. Klar, mit dem Ries-Meteorit kann er nicht mithalten.

    Einen Bayern können diese Fliegenschisse allerdings nicht beeindrucken. Die haben Bedeutenderes vorzuweisen

    Bin schon ein paarmal auf Dienstreisen durch den Ries-Krater nach Donauwörth gefahren. Jedesmal eine interessante Vorstellung. Will Bayern in absehbarer Zeit nicht nochmal haben (und der Rest Europas auch nicht).

  13. #13 Michael Unter
    29. Juli 2019

    @Alderamin:
    Danke für den Linkhinweis. Hinfahren ist irgendwie noch was anderes, aber das ist nur verschoben, meine Frauist nämlich aus Belo, d.h. wir sind regelmäßig dort, nur halt nicht diese und nächstes Jahr.

  14. #14 Anna Bernhofer
    Maria - Laach am Jauerling
    29. Juli 2019

    Diese Plattform interessiert mich sehr….. Der Sternenhimmel ist so geheimnisvoll und es ist gut, wenn diese “Aufspuergeraete” immer besser und genauer werden….. Bin zwar eine Frau, aber auch für mich als Frau, ist das All hoch interessant…. Danke für die Info…..

  15. #15 Captain E.
    29. Juli 2019

    @Anna Bernhofer:

    Wer behauptet, Frauen dürften sich nicht für Astronomie oder andere Naturwissenschaften interessieren, qualifiziert sich selbst als Ewiggestriger ab.

  16. #16 Alderamin
    29. Juli 2019

    @Captain E.

    Wer behauptet, Frauen dürften sich nicht für Astronomie oder andere Naturwissenschaften interessieren, qualifiziert sich selbst als Ewiggestriger ab.

    Eben. Auf Twitter habe ich einige weibliche Follower und folge selbst ein paar Astro-Amateurinnen. Eine in UK macht z.B. ganz hervorragende Astroaufnahmen, an denen meine Versuche nicht mal tippen können.

    @Anna Bernhofer

    Danke für das Interesse, jede(r) neue Leser(in) freut mich. Hier ist jede(r) eingeladen, wer offen und freundlich diskutieren mag. Ich beantworte auch gerne Fragen, egal ob Anfänger oder komplex (falls ich dazu was sagen kann…).

  17. #17 Adam
    Berlin
    29. Juli 2019

    @ Anna Bernhofer:

    Was soll das heißen, “Bin ZWAR eine Frau”? Also bitte, etwas mehr Selbstvertrauen! 🙂

    Dazu eine hoffentlich aufmunternde Anekdote:

    Vor zig Jahren kam ich mit meiner damaligen Freundin zusammen und wollte sie mit meinem achso tollen Astronomie-Wissen beeindrucken. Der Klassiker, wir Händchen haltend bei einem schönen Nachthimmel. Ich sagte dann stereotypisch wie aus dem Bilderbuch:

    “Siehst du den Stern dort? Das ist gar keiner. Das ist ein Planet, die Venus. Der Planet der Liebe!”

    Was ich zu dem Zeitpunkt nicht wissen konnte war, dass sie Astronomie in der Schule und ein immenses Wissen darin hatte – im Gegensatz zu mir 😀

    Sie sagte:

    “Das ist nicht Venus, sondern Deneb. Aber ich weiß dein Bemühen zu schätzen :)”

    “Er hat sich bemüht”, wie es so schön heißt 😉

    Da gab es einige ganz bedeutende Frauen, Jocelyn Bell zum Beispiel. Ohne sie wüssten wir nix von Pulsaren und ohne die könnten wir nicht mal vernünftig Entfernungen bestimmen, jedenfalls nicht immer.

    @ Alderamin:

    Hätte ich mir denken können, dass Tscheljabinsk neue Erkenntnisse liefern würde. Danke für die Info.

  18. #18 Karl Mistelberger
    mistelberger.net
    29. Juli 2019

    > #14 Anna Bernhofer, Maria – Laach am Jauerling, 29. Juli 2019

    Ich den 2000ern habe ich gerne Anfang Mai die folgende Trainingsrunde gedreht:

    Melk – Schönbühel – Aggsdorf – Ruine Aggstein – Maria Langegg – Donaufähre Spitz – Jauerling – Maria Laach – Schallemmersdorf – Melk

    So viel Trainingseffekt bei so wenig gefühlter Anstrengung gibt es nur selten.

  19. #19 SkeptikSkeptiker
    7. August 2019

    Etwas spät, gerade aus dem Offline zurück…
    Hätte aber noch ne Frage. Man sagt ja so schön, 2/3 der Oberfläche sind ja e bloß Ozean. Aber wenn so ein Brocken ins Wasser plumbst, sind die zu erwartenden Schäden durch (ggf. weltweite) Tsunamis nicht viel größer? Oder passiert da wirklich nicht viel? Kann ich mir schlecht vorstellen.

  20. #20 Captain E.
    7. August 2019

    @SkeptikSkeptiker:

    Das kommt auf den Einzelfall an. Ein per Airburst zerplatzender Asteroid wird sicherlich keine nennenswerte Tsunami auslösen. Dasselbe Ereignis über festem Boden legt Bäume um (Tunguska) oder zerstört Fensterscheiben (Tscheljabinsk).