“Lebst du noch?” “Blog doch mal wieder was!” “Macht dir das keinen Spaß mehr?” – diese (berechtigten) Fragen kamen nach dem letzten Eintrag im September häufiger. Schon davor war meine Blogfrequenz sehr lang und äußerst unregelmäßig, viel weniger als in der Zeit vor Scienceblogs. Was war passiert? So ganz weiß ich das selber nicht. Eine kleine Spurensuche – und ein Neuanfang.

Ich muss vorweg warnen: Dieser Artikel suhlt sich in Selbstmitleid. Das ist mir allerdings herzlich egal.

Mit Bloggen ist das so eine Sache. Man schreibt zuerst ein bisschen über das, über jenes, ohne große Ziele oder Anforderungen. Es plätschert so dahin. Über Kommentare, Besucherzahlen und vor allem das Feedback im Bekanntenkreis hat man auch durchaus ein Gefühl dafür, was gut ankommt und was nicht.

Der größte Kritiker von allen ist und bleibt man jedoch selber. Dieses nagende Gefühl, ein Thema nicht ordentlich genug herausgearbeitet zu haben. Die Ansprüche, die man an sich selber stellt, die stets ein bisschen höher werden. Die Stimme im Hintergrund, die einem zuflüstert, dass sich viel schlauere und wichtigere Leute des Themas annehmen sollten.

Dieser “innere Zensor” ist auch unter Schriftstellern ein bekanntes Phänomen, er ist einer der Hauptgründe für die gefürchtete Schreibblockade. Ganze Seminare setzten sich mit der Thematik auseinander, Bücher wurden über darüber geschrieben (Tipp: “Writing Down the Bones” von Natalie Goldberg). Aber das nur am Rande.

Zu Blogspot-Zeiten konnte ich dieses Gefühl verdrängen und mir jeden Gedanken frei von der Seele schreiben, auch sehr rechercheintensive Artikel (wie der über den Mond) waren kein Problem. Mit dem Wechsel zu Scienceblogs habe ich mich riesig über diese Beförderung zu einer der meistgelesenen und -respektierten Bloggemeinden gefreut und mir damit gleichzeitig eine innere Mauer aufgebaut: Ab jetzt dürfen meine Artikel nur noch hochwissenschaftlich und politisch korrekt sein, sonst ist mein Ruf ruiniert!

Wenn man nüchtern darüber nachdenkt, ein völlig bescheuerter Gedanke. Aber seit wann kann man seinem Unterbewusstsein vorschreiben, was es denken soll?

Danach schwand meine Lust am Schreiben genauso wie die Fähigkeit, sich für spannende geowissenschaftliche Themen begeistern zu können. Dazu kann ein wachsendes schlechtes Gewissen meinen Freunden und Lesern gegenüber, Zeitmangel und Prokrastination taten ihr übriges, und irgendwann war der Funken erst einmal erloschen. Das tut mir Leid, besonders für alle, die hohe Erwartungen in mich gesetzt hatten.

Nun, das war gestern. Heute denke ich, loslassen zu können. Loslassen von den Ansprüchen, Erwartungen, dem schlechtem Gewissen und der Unfähigkeit zu handeln. Gründe dafür gibt es mehrere, nicht zuletzt, da kürzlich das erste Vierteljahrhundert meines Lebens verstrichen ist. Ein anderer Grund ist ein Video des US-Videobloggers PaulsEgo (in dem es thematisch eigentlich um amerikanische Gesellschaftspolitik geht, aber es hat mich irgendwie berührt). Ein paar Gründe behalte ich für mich selbst. Der letzte Grund ist ziemlich banal: Ich habe das letzte WoGE gewonnen und muss das neue hosten 🙂

Also, auf einen neuen Versuch. Atwasi ist wieder online. Mit “richtigen” Artikeln geht es aber erst morgen los.

Kommentare (8)

  1. #1 Florian Freistetter
    3. Februar 2011

    Hurra!!
    Und deine Artikel waren bisher super – warum sollten sie das in Zukunft nicht mehr sein!
    Ich freu mich schon.

  2. #2 Chris
    3. Februar 2011

    Wasn WoGE?

  3. #3 Jörg
    3. Februar 2011

    Ah – das Geheimnis des Bloggens: Der unbedingte WIlle, sich möglicherweise mit jedem Post zum Vollhorst zu machen 😉
    Im Ernst: Welcome back, wir haben dich vermisst!

  4. #4 Michael
    3. Februar 2011

    @Chris
    ich vermute, dass mit WoGE die Abkürzung für dies ist:
    https://www.whereongoogleearth.net/

  5. #5 Ludmila
    3. Februar 2011

    Hallo Ole, ja das kenn ich dieses Gefühl. Im Moment ist bei mir ja auch nicht so viel, weil ich einfach nicht dazu komme und ich nicht irgendwas schreiben will. Aber auch das geht irgendwann vorbei.

    Kopf hoch! Und willkommen zurück. Ich für meinen Teil hab Dich vermisst.

  6. #6 MartinB
    3. Februar 2011

    Du tauchst nicht im Blogticker auf – vielleicht keine Kategorie zugeordnet?

  7. #7 MartinB
    3. Februar 2011

    PS: Achso, nein, du hast den Artikel erst für heute nacht freigeschaltet…

  8. #8 vsporzellan
    3. Februar 2011

    Und nicht nur deine Kollegen haben dich vermisst 😉