In der Ausgabe der Zeitschrift NATURE vom 3.4.08 erfahren wir etwas von der Möglichkeit, mit Hilfe von verbesserten Instrumenten (so genannte Laserkämme) Planeten von der Größe der Erde aufzuspüren, und zwar außerhalb unseres Sonnensystems. Man verfügt bislang nur über Apparate, die extrasolare Planeten von der fünffachen Größe der Erde erfassen können.

Jetzt können wir also kosmische Orte unserer Dimension nachweisen (wenn es sie gibt), und die Autoren sprechen in einem Interview von einer Revolution. Sie revolutionieren mit dem Astrokamm – so nennen sie das neue Instrument – die Astrophysik, so sagen sie, unter anderem, weil sie sich nun daran machen können, Dunkelmaterie zu finden und die Expansion des Universums direkt zu messen.
Wir dürfen darüber staunen und die Fähigkeiten der Astrophysiker aus Harvard bewundern – aber wir dürfen auch fragen, ob es sich hierbei um eine Revolution handelt. Meine Antwort ist klar: Nein!

Es gibt schon zu viele Revolutionen in der Wissenschaft – jedenfalls in den Worten der Wissenschaftler. Jeder Autor eines Papers, in dem eine neue Methode – Sequenzieren in der Molekularbiologie, Laserkämmen in der Astrophysik – angewandt wird, verkündet eine Revolution. Vor ihnen haben das nur Kaliber wie Charles Darwin und Albert Einstein getan. Sie meinten damit aber nicht ein neues Meßergebnis, sondern einen neuen Gedanken, der ihnen die Geheimnisse der Natur näher brachte. Bei Darwin war es der Gedanke, daß sich die Bildung der Arten einer natürlichen Kraft – der Selektion – verdankt, sie selbst geheimnisvoll blieb (und bleibt). Bei Einstein war es der Gedanke, daß Licht nicht einfach eine Welle ist, sondern sich auch als Teilchen zeigt, daß Licht also ein Geheimnis bleibt. Wenn die Expansion des Kosmos jetzt direkt vermessen wird, verstehen wir diesen Vorgang nicht besser. Eine Revolution wäre es, wenn wir alle diesen Gedanken nachvollziehen können, ohne dabei zu meinen, wir hätten verstanden, wie die Welt entstanden ist. Auf diese Revolution der Bescheidenheit müssen wir wohl noch warten.

Kommentare (1)

  1. #1 florian
    April 8, 2008

    Ich bin jetzt kein Wissenschaftstheoretiker/Wissenschaftshistoriker – aber ist die Verwendung des Wortes “Revolution” im wissenschaftlichen Zusammenhang wirklich nur in Bezug auf einen Gedanken zulässig?
    Ich persönlich glaube ja sowieso das Revolutionen á la Einstein, Newton und Darwin heute gar nicht mehr möglich sind. Die Wissenschaft hat sich ja mittlerweile schon ziemlich gewandelt. Früher gab es wissenschaftliche Leistungen von Einzelpersonen, die alleine ein komplettes Themenfeld bearbeitet haben. Heute gibt es fast nur noch Teamarbeit und “stückweisen” Fortschritt. Das jemand so wie damals Darwin Jahrzehnte lang an einer Theorie arbeitet und die dann in einem Stück veröffentlicht ist heute nicht mehr denkbar. Und insofern ist die Entwicklung dieses “astro-combs” schon ein kleines Stück auf dem Weg zu einer neuen “Revolution”. Denn wenn damit wirklich erdähnliche Exoplaneten in erdähnlichen Bahnen (und damit potentiell habitablen! Bereichen) zu finden sind, dann können wir in den nächsten Jahren mit der Entdeckung von sehr vielen solcher Planeten rechnen – wenn es sie denn gibt (Es laufen ja parallel auch einige Weltraummissionen (TPF, Darwin) mit dem gleichen Ziel). Das heisst, wir wären erstmals in der Geschichte der Menschheit in der Lage konkret und verläßlich einzuschätzen, wie einzigartig wir sind. Gibt es nur eine (oder sehr wenige) lebensfreundliche Planeten im Universum? Oder kann es Leben überall geben? Ich denke, Antworten auf diese Frage könnte man durchaus als “revolutionär” bezeichnen… Es wird dann aber natürlich keinen einzigen “Revolutionär” geben – sondern eine große Menge an Wissenschaftlern die alle das ihre dazu beigetragen haben – u.a. eben auch die Leute, die diese neue Methode entwickelt haben.