Da ist es bzw. sie wieder, das Wort vom bzw. die Angst vor dem Designerkind. Irgendwo in New York – wo sonst? – sollen Forscher mit merkwürdigen Namen – Nikica Zaninovic – einen menschlichen Embryo genetisch verändert und erst wachsen gelassen und dann getötet haben. Bejubeln wird das Experiment niemand, und ethische Einwände lassen sich sicher im Sechserpack finden und vortragen.

Man wird nicht gespannt, wenn man sich den Versuch vorstellt, es wird einem eher übel, wenn man an das Ende denkt, aber deswegen würde sich kein Kommetar an dieser Stelle lohnen. Was einen Hinweis über die übliche moralische Entrüstung und das unvermeidliche Erheben ethischer Zeigefinger hinaus wert ist, steckt in dem Wort vom Designerbaby, das die Nachrichtenagenturen und andere Medien fast reflexartig mit in die Meldung einfließen lassen. Was soll man denn – bitte schön – wie genetisch designen? Wie stellen wir uns überhaupt den Weg von der manipulierten Eizelle zum ausgewachsenen Lebewesen vor?

Wer sich im Design des Lebens übt, denkt ja nicht an Embryonen, sondern an die Menschen, die aus ihnen werden. Und mir ist nicht klar, was es da zu designen gibt. Ich kann mir vorstellen, daß man jemandem vor einer Krankheit schützen will, aber das ist kein Design. Bei diesem Anspruch muss etwa Neues entstehen, und was sollte das sein? Ich kann mir auch vorstellen, daß für den Fall, daß ich die Möglichket gehabt hätte, mich selbst zu entwerfen, ich mir bessere Zähne und dichteres Haar zugemessen hätte. Aber auch dann hätte ich micht nicht entworfen. Dann hätte ich ein wenig korrigiert, aber das Design zu nennen, beleidigt alle Designer. Wir benutzen zu schnell zu große Worte um kleine Experimente von unbekannten Leuten zu kommentieren. Wer immer an den Zellen herumgespielt hat, versteht nicht, wie sie zu dem werden, was uns interessiert. Der gebildete Mensch weiß, das er nicht weiß, wie ein Mensch sich bildet – erst recht nicht genetisch. Die Sorge, daß es morgen Designermenschen gibt, zeigt nicht, daß wir moralisch richtig empfinden, sondern nur, daß wir nicht wissen, wie wenig wir wissen.
Übrigens – 1962 (!) ist “Wer hat Angst vor Virginia Woolf?” von Edward Albee zum ersten Mal aufgeführt worden. Ich habe das Stück in diesen Tagen in Zürich gesehen. Da spielt ein Biologe mit, dem ein Historiker vorwirft, den Menschen genetisch zu manipulieren. Das Publikum hat an der Stelle gelacht. Endlich.
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