Als ich ein kleiner Junge war, bin ich gerne gerannt. Ich wollte schneller sein als die anderen, merkte aber bald, daß die Frage, wer ein Rennen gewinnt, nicht alleine von der eigenen Person, sondern von den Schuhen abhing, die man trug. Irgendwie kam es auf die Ausrüstung an, was mich nach und nach deprimierte. Inzwischen gibt es einen Sprinter, den Südafrikaner Oscar Pistorius, der ohne eine besondere Ausrüstung gar nicht laufen kann, weil ihm die Füsse fehlen. Er hat sich J-förmige Prothesen anfertigen lassen, die als Cheetah Flex-Foot bezeichnet werden, und er will damit an den Olympischen Spielen teilnehmen, und zwar nicht an denen, an denen sich Behinderte messen, sondern an denen, an denen die Unbehinderten (und hoffentlich Undedopten) teilnehmen. Ob er das darf, ist eine Frage, um die (öffentlich) gestritten wird, während es eine andere gibt, um die im Stillen gerungen wird. Sie hat mit der Beobachtrung zu tun, daß Pistorius – Messungen zufolge – 25% weniger Energie als ein normaler Läufer verbraucht, wenn er rennt. Kann das tatsächlich der Fall sein? Und kann man generell Prothesen bauen, die besser sind als die menschlichen Organe, nach denen sie geformt werden?

Ganz allgemein: Lassen sich Prothesen entwerfen, die den Organen überlegen sind, denen sie nachgeformt sind (z.B. weil man mit Ihnen weniger Energie verbraucht)? Als die Sprintleistung des südafrikanischen Athleten mit den künstlichen Füssen und der dazugehörige Energieverbrauch gemessen wurde, merkte man, daß zwischen anaeroben und aeroben Beiträgen zu unterscheiden ist. Beim Kurzsprint zählt nur der sauerstofffreie Verbrauch, und der ist tatsächlich geringer, wenn man mit (passenden) Prothesen läuft. Generell erwiesen sich die metallischen Knöchel als effizienter, Energie zu speichern und frei zu setzen. Aber wenn es an das gewöhnliche und ausdauernde Bewegen geht, holte die Natur auf, die offenbar so schlecht doch nicht ist.
Man mag das alles als wenig interessant ansehen. Es ist spannend für die, die sich auf der Suche nach einem Design befinden, das bessere Menschen macht. Ich mache dies nicht, weil ich bessere Menschen hervorbringen will, sondern weil ich den müslifreundlichen Biologiefeinden deutlich machen will, daß ihr penetranter Vorwurf, die Wissenschaft wolle den perfekten Menschen, sinnlos und leer ist – was kaum jemanden daran hindert, sich diesen Schuh anzuziehen.