Eine große Forschergruppe mit viel Geld und einem konkreten Auftrag hätte so eine Entdeckung wohl nie machen können. Es war Maxwell alleine, der nur von seiner Neugier getrieben ein abstraktes Gebiet untersuchte – ohne irgendwelche speziellen Anwendungen im Kopf, der die Grundlage für Radio und Fernsehen (und noch viel mehr) gelegt hat.

Newton hatte keine Kommunikationssatelliten im Sinn, als er die Gravitation erforschte. Röntgen hat sich nicht für Medizin interessiert, als er die Röntgenstrahlen entdeckte. Flemming hat kein Heilmittel für Millionen Menschen gesucht und trotzdem das Penicillin gefunden. Usw… Forscher forschen hauptsächlich, weil sie neugierig sind. Und im Allgemeinen kann niemand sagen, was am Ende an Anwendungen entstehen wird. Grundlagenforschung heisst ja auch deswegen Grundlagenforschung, weil sie die Grundlage für alle möglichen Anwendungen ist.

Trotzdem ist es heutzutage oft sehr schwierig, diese Forschung zu finanzieren. Politiker wollen nicht mehr langfristig denken sondern sind an schneller Verwertbarkeit interessiert – die aber die Grundlagenforschung nicht garantieren kann. Trotzdem wären Kürzungen bei der Grundlagenforschung fatal.

Sagan findet folgenden Vergleich: Wir können das Getreide essen, dass für die Saat im nächsten Jahr vorgesehen wäre. Dann haben wir diesen Winter viel zu essen. Mehr als normal. Im nächsten Winter aber gar nichts mehr.

Wissenschaftler haben keine große Lobby. Umso wichtiger ist es, dass sie trotzdem probieren, den Menschen so gut wie möglich zu vermitteln, was sie tun und warum sie es tun. Natürlich gibt es jede Menge andere wichtige Dinge, für die Geld ausgegeben werden muss. Aber, so sagt Sagan, wir sind eine wohlhabende Gesellschaft. Wir können uns auch ein paar Maxwells leisten!

Rezensionen der vorhergehenden Kapitel: Kapitel 1, Kapitel 2, Kapitel 3, Kapitel 4, Kapitel 5, Kapitel 6, Kapitel 7, Kapitel 8, Kapitel 9, Kapitel 10, Kapitel 11, Kapitel 12, Kapitel 13, Kapitel 14, Kapitel 15, Kapitel 16, Kapitel 17, Kapitel 18, Kapitel 19, Kapitel 20, Kapitel 21, Kapitel 22


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Kommentare (5)

  1. #1 Christian A.
    17. September 2009

    Tja, die Nerds … sagen wir mal so, ich wär auch gerne einer 🙂

    Bei uns in der Schule gabs so ein Prachtexemplar, hat nur unverständliches Zeug geredet und war immer etwas dicklich. Er machte dann das beste Abi des Jahrgangs, im (Doppel-)Studium (Physik und Elektrotechnik oder so ähnlich) erwarb er zwei Patente, verdient jetzt ein Heidengeld – und läuft Marathons (verheiratet ist er auch). Ich war ziemlich überrascht, als ich kürzlich diesen schlanken umgänglichen jungen Mann auf dem zehnjährigem Abijubiläum getroffen habe (ich glaube, ihm war selber klar, dass er nicht mehr so leicht wiederzuerkennen ist, also hat er sich mit Namen vorgestellt. Ich war mehr als verblüfft).
    Daher: “Wer ein Nerd ist, ist niemals cool und wer cool ist, kann kein Nerd sein.” – dieser Meinung können nur die Schwachköpfe sein, die nicht wissen, worauf es im Leben ankommt und die “Coolness” mit Äußerlichkeiten verwechseln 😉

  2. #2 Rabe
    17. September 2009

    Bei Frauen nennt man das Nerz. Glaub ich. – Aua!

  3. #3 Hein
    18. September 2009

    In Psychologie Kursen zum Thema Intelligenz waren die “Inselbegabungen” der Nerds immer wieder Thema. Die meisten Studenten hatte das Vorurteil, dass Menschen eher für ganz spezielle Richtungen begabt seien. Wenn jemand gut in Mathe ist, dann muss er einfach schlechtere soziale Fähigkeiten haben. Aber die Daten zeigen, dass das ziemlicher Blödsinn ist. Wenn man für irgendein Gebiet besonders begabt ist, dann ist man i. d. R. für andere Gebiete auch begabt. Vereinfacht ausgedrückt: wenn jemand gut in Mathe ist, dann stehen die Chancen gut, dass er auch gute Noten in Deutsch hat und dass seine soziale Kompetenz auch eher höher ausgeprägt ist. Dass jemand ausschließlich in Teilgebieten begabt ist, kommt zwar vor, ist aber eher die Ausnahme als die Regel…

  4. #4 rolak
    18. September 2009

    nerd-power! 🙂

    Gab es da nicht mal die goldene Regel: “Wer cool sein will, ist/wird es auf keinen Fall”? Dürfte auch für das Attribut <nerd> und einige andere mehr gelten. Ich bemühe mich ja ehrlich, im privaten Umgang nicht jeden mit irgendwelchem Physik- oder IT-Kram zuzulabern, was mit Sicherheit fast jeden auf Dauer zu Tode langweilen würde – und mit ebensolcher Sicherhait fast keinen davon abhält, mir in epischer Länge und Breite a) sein Betätigungsfeld zu beschreiben und b) zu erklären, wie blödsinnig doch das ganze Mathe-, Physik- und Compi-Gedöns eigentlich sei, nur für Stubenhocker, Abgedrehte und sonstwie LooneyBin-Gefährdete. Bis, tja bis dann mal irgendwo was berechnet, gelötet oder zum ordentlichen booten gebracht werden muß, kurz formuliert ein schneller hack gefragt ist. Dann greift man auch gerne zu VoiceOverIP, um bei mir die Rechner- oder sonstwas-Seelsorge zu ersuchen. Wissenschaft im Elfenbeinturm? Wenn partiell ja, dann ist das auf keinen Fall der einzige dieser Türme auf unserer Erde…

  5. #5 casismart
    21. November 2009

    hier ist noch eine excellente rede von Jim Kakalios: be a geek and a nerd