Bücher für Kinder oder Jugendliche, in denen explizit ein skeptisches bzw. atheistisches Weltbild dargestellt werden, sind selten. Ich habe hier schon über “Susi Neunmalklug erklärt die Evolution” von Michael Schmidt-Salomon geschrieben – vom gleichen Autor stammt auch das heftig diskutierte “Ferkelbuch“.

Nun habe ich gerade “Das Prometheus Trio: Die Inavsion” von Andreas Müller zu Ende gelesen. So wird das Buch im Internet angekündigt:

“Das Projekt der Aufklärung droht endgültig zu scheitern. Überall machen sich Dummheit, Ignoranz und religiöser Wahnsinn breit. Allein das Prometheus Trio kann noch Licht ins Dunkel bringen. (…) Die Mischung aus spannendem Krimi, beißender Satire und respektloser Religionskritik ist einzigartig.”

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Bild: https://www.prometheus-trio.de


Klingt auf jeden Fall interessant!

Andreas Müller ist Redakteur beim Humanistischen Pressedienst, leitender Redakteur bei darwin-jahr.de und Autor des Blogs “Aufklärung 2.0“. “Das Prometheus Trio” ist sein erstes Buch – wenn man die nur als eBook erschienene Harry Potter Parodie “Terry Rotter” nicht mitzählt.

“Das Prometheus Trio” ist vom Aufbau her eines der klassischen Jugendbücher, wo – so wie bei TKKG, den drei Fragezeichen, den fünf Freuden, etc – eine Gruppe von Jugendlichen Geheimnisse und Verbrechen aufklärt.

Beim Prometheus Trio handelt es sich aber nicht um Verbrechen im üblichen Sinne – sondern um den Kampf gegen Religion und Dummheit. Schauplatz des Buches ist der kleine Ort Hirtenberg in Bayern. Dort findet man plötzlich Kornkreise in den Feldern, die Kühe werden auf der Weide paralysiert und UFOs fliegen über die Stadt.

John, Clara und David (das besagte Trio) probieren nun die ganze Angelegenheit aufzuklären. Dabei haben sie nicht nur mit der Dummheit und Leichtgläubigkeit der Hirtenberger zu kämpfen, sondern auch mit den Vertretern der Religion. Der evangelische Pfarrer bringt den Bürgermeister dazu, die Bibliothek zu schließen um mit dem gesparten Geld eine neue Kirche zu bauen und eine Sekte von christlichen Fundamentalisten bringt noch mehr Chaos in die ganze Angelegenheit…

Das Buch ist spannend und auf jeden Fall lustig. Ich bin mir nur nicht sicher, ob es sich hier tatsächlich um ein Buch für Jugendliche handelt oder eher eine überzogene Parodie auf typische Jugendbücher.

Aus der Sicht der Erwachsenen sind die Protagonisten von Jugendbücher ja sowieso immer stark überzeichnet und klischeehaft – aber beim Prometheus-Trio ist das ganze schon so überdreht, dass es vermutlich selbst für Kinder zuviel ist. John Cohen, der Held des Buches ist erst 16 – aber trotzdem schon jemand, der an der Weltformel arbeitet, die Berechnungen der NASA korrigiert, Atombomben baut und generell klüger erscheint als der klügste Wissenschaftler. Ebenso extrem überzeichnet sind die Gegenspieler, die entweder strohdumm, Nazis oder religiöse Fanatiker (bzw. alles auf einmal) sind.

Als Parodie ist das Buch durchaus lesenswert, mit vielen lustigen und absurden Stellen – hier gibt es einen Auszug aus dem Text zu lesen. Ob das Buch allerdings auch tatsächlich Jugendliche bzw. Kinder anspricht, lässt sich schwerer beurteilen. Ihnen fehlt vielleicht das Hintergrundwissen, um die Parodie lustig zu finden und die extreme Überzeichung gerade der Religionen könnte viele junge Leser erst Recht verwirren.

Ich habe leider kein passendes Kind parat, das alt genug für “Das Prometheus Trio” wäre – aber sollte ich von entsprechenden Rezensionen hören, werde ich hier Bescheid sagen.


Noch mehr Buchrezensionen auf ScienceBlogs:
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Kommentare (8)

  1. #1 Stefan
    3. November 2009

    “wo – so wie bei TKKG, den drei Fragezeichen, den fünf Freuden, etc – eine Gruppe von Jugendlichen Geheimnisse und Verbrechen aufklärt.”

    Hmm, klingt ein bißchen wie scienceblogs ;-)))

  2. #2 Christian W
    3. November 2009

    Der kleine, graue Außerirdische vom Vortag rannte herbei und blieb am Ufer des Baches stehen. Er streckte seine Hand nach dem Raumschiff aus, konzentrierte sich und erweckte den Eindruck, als würde er meditieren, um es mit Hilfe der „Macht“ wieder zusammenzusetzen, was aber nicht funktionierte. Dann hielt er inne und rief: „Scheiße!“
    Clara tappste ihm auf den Rücken, um ihn zu trösten.
    „Ich glaube, etwas stimmt nicht mit deinem Bauplan…“, meinte sie.
    Der Außerirdische blickte Clara mit seinen großen, schwarzen Augen an. Nach einer Weile sagte er: „Hörst du mich?“
    „Sicher“, antwortete Clara und nickte.
    „Nein, ich meinte gerade eben. Als ich mit dir in telepathischen Kontakt getreten bin.“
    „Das hat nicht funktioniert“, sagte Clara und unterdrückte ein Schmunzeln.
    „Mist!“, fluchte das Alien. „Nichts funktioniert hier.“

    XD

    Ne, das ist ganz sicher nicht als Jugendbuch gedacht. Eher als Reminissenz (schreibt man das so?) an die Jugendbücher aus seiner Kindheit oder eben als Parodie auf alle anderen Exemplare des Genres. Natürlich mit aufklärerischem Hintergrund. Als Einstiegsdroge für das/den interessierte(n) Kind/Jugendlichen ohne jede Erfahrung mit Kinder-/Jugendbüchern völlig unbrauchbar* und wohl auch nicht besonders hilfreich als Zugang zu wissenschaftlichem Denken. Aber wohl sehr interessant für den einschlägig vorbelasteten Naturwissenschaftler oder der, der einer werden will…

    *Ich unterstelle einfach, dass das gesamte Buch in der Weise geschrieben ist wie der im Eintrag verlinkte Auszug.

  3. #3 Stefan
    3. November 2009

    @Christian W: In der Verlagsbranche gibt es den Begriff des “All-Ager”. Das sind Bücher, die eigentlich für Jugendliche gedacht sind, in Wirklichkeit aber von Erwachsenen konsumiert werden. Zum Beispiel “Sophies Welt”, “Tintenherz” oder “Harry Potter”. An diesen Beispielen erkennst Du auch schon, dass All-Ager kommerziell sehr erfolgreich sind. Ich denke das Prometheus-Trio passt da sehr gut rein.

  4. #4 Florian Freistetter
    3. November 2009

    @Stefan: “Hmm, klingt ein bißchen wie scienceblogs ;-)))”

    Ja, die Scienceblogs als Jugendbuch… “Die SB-Bande” 😉 Das wär cool – jetzt muss das nur noch jemand schreiben.

    @Christian: “Ich unterstelle einfach, dass das gesamte Buch in der Weise geschrieben ist wie der im Eintrag verlinkte Auszug.”

    Ja, das kommt hin.

  5. #5 Christian W
    3. November 2009

    @Stefan
    Hast du den Auszug ganz gelesen? Erwachsene (Okay Bayern, aber trotzdem) staunen über ein fliegendes Irgendwas und wollen den Außerirdischen “den Nachwuchs” opfern oder zumindest essen und einer der Buchhelden holt einen Mörser samt M-Granaten aus seinem Rucksack, mit dem er das UFO abschießt, woraufhin die Hinterwäldlermenge die Jugendlichen lynchen will…

    Das ist doch nichtmal halbherzig als Jugendbuch getarnt, da ist schon die Camouflage des Genres reine Parodie. All-Ager im Sinne von “oberflächlich wie ein typisches Jugendbuch aufgemacht, tatsächlich aber bitterböse Satire und manchmal bloße, beißende Verballhornung des Jugendbuchgenres für den Haus- und Herdzyniker” oder so, meinetwegen. Aber nicht als Kinder-/Jugendbuch das auch für Erwachsene noch interessant ist, das wäre klarer Etikettenschwindel.

  6. #6 Christian W
    3. November 2009

    Nachtrag, ein Beispiel für das was ich meine:

    In Schweden ist immer alles gleich. Schnee, Fichten, Holzhütten, Elche. So wie Kanada, nur dass wir eine eigene Sprache haben. Verdammte Kanadier… Auf jeden Fall arbeitete ich für ein großes Möbelgeschäft, so wie alle Schweden, die nicht für einen großen Handyproduzenten arbeiten. Die ganze Zeit über nur Möbel mit albernen Namen zusammenbauen, ihr könnt euch das gar nicht vorstellen! Vor allem, wenn ihr außerdem noch einen kanadischen Chef habt, der die ganze Zeit die Titelmelodie von Pippi Langstrumpf summt.

    Ist doch eindeutig, oder?

  7. #7 Stefan
    3. November 2009

    @Christian W: Okay, da gebe ich Dir recht.

  8. #8 Holger
    13. November 2009

    Ich habe speziell für Kinder mal ein Märchen geschrieben:

    https://pinkshop.npage.de/