Am Donnerstag ist offizieller Sommerbeginn. Es wird also langsam Zeit, sich um passende Sommerlochthemen zu kümmern. Es wird Zeit für Katzen! Jeder mag lustige Katzenbilder und jeder mag den Weltraum. Das Thema “Katzen im Weltraum” drängt sich also geradezu auf.

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Ich möchte natürlich nicht über reale Katzen sprechen. Diverse Tiere sind zwar tatsächlich schon an Bord von Raumschiffen in den Weltraum geflogen; Katzen waren aber meines Wissens nach noch nicht darunter – und ein Katzenklo im All ist sicherlich keine sehr angenehme Angelegenheit…(Nachtrag: Es flog tatsächlich schon mal eine Katze ins All!). Aber es gibt einige virtuelle Katzen am Himmel. Löwe und Luchs zum Beispiel. Dabei handelt es sich natürlich um Sternbilder und die hellen und gut sichtbaren Sterne des Sternbilds Löwe haben vermutlich viele schon gesehen. Weniger gut zu sehen sind die Sterne im benachbarten Sternbild Luchs (und dann gibt es gleich daneben übrigens auch noch das Sternbild “Kleiner Löwe“). Ein Sternbild “Katze” gibt es allerdings nicht – zumindest nicht offiziell…

Sternbilder haben in der modernen Astronomie keine wissenschaftliche Bedeutung. Es handelt sich dabei um mehr oder weniger willkürlich zusammengestellte Gruppen von Sternen am Himmel. Die Sterne eines Sternbilds sind alle unterschiedlich weit von der Erde entfernt, sie sind unterschiedlich alt und es besteht kein physikalischer Zusammenhang zwischen ihnen. Die Sternbilder dienten nur als eine Art vereinfachtes Koordinatensystem; als Möglichkeit, sich am Himmel zu orientieren und den hellsten Sternen Namen zu verleihen (wie das funktioniert habe ich in einem früheren Artikel beschrieben). Die modernen Teleskope können aber so viele Sterne sehen, dass es nicht mehr praktikabel wäre, die Benennung der Sterne auf die gleiche Art durchzuführen, wie vor hunderten von Jahren. Heute benutzt man digitale Kataloge die nichts mehr mit den Sternbildern zu tun haben.

Früher waren die Sternbilder aber noch sehr populär. Besonders als im 18. Jahrhundert die Sterne des Himmels der Südhalbkugel katalogisiert wurden, dachten sich die Astronomen mit Begeisterung neue Sternbilder aus. Inspirieren ließen sie sich dabei nicht nur von der klassischen Antike, die den Sternen am Nordhimmel ihre Namen gab, sondern auch von den modernen technischen Entwicklung. Am Südhimmel kann man daher unter anderem die Sternbilder Sextant, Teleskop, Luftpumpe, Chemischer Ofen, Schiffskompass und Pendeluhr betrachten.

Es gab lange Zeit keine für alle Astronomen verbindlichen Sternbilder. Jeder Astronom konnte selbst Sternbilder definieren und davon machten auch viele Gebrauch. Erst im Jahr 1928 hat die Internationale Astronomische Union offiziell 88 Sternbilder definiert und ihre Grenzen festgelegt. Viele nette Sternbilder haben es damals nicht in die endgültige Liste geschafft (ich vermisse ja besonders die Kleine Fliege und die Buchdruckerwerkstatt). Zu den obsoleten Sternbildern gehört auch die Katze.

Es wurde vom französischen Astronomen Jérôme Lalande eingeführt (das ist der, der gerne mal Spinnen isst), als der Ende des 18. Jahrhunderts die Sterne des südlichen Himmels beobachtete:

“Ich habe ein neues Sternbild zwischen das “Schiff” und den “Becher” an den den Himmel gesetzt, eine Katze. Desherbier hat deses neue Sternbild in einem sehr schönen Gedichte über die Katzen schon angekündigt, und ich liebe diese Thiere sehr. (…) der gestirnte Himmel hat mich in meinem Leben genug ermüdet, daß ich nun wohl auch meinen Spaß haben kann,”

Das schreibt Lalande in einem Brief aus dem Jahr 1799. Im berühmten Himmelsatlas “Uranographia” von Johann Bode aus dem Jahr 1801 sieht das Sternbild so aus:

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Schaut ein wenig genervt aus, die Katze…

Im Atlas von Alexander Jamieson aus dem Jahr 1822 sieht sie so aus:

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Wer sich die himmlische Katze heute noch ansehen möchte, kann das natürlich problemlos tun. Die Sterne sind ja immer noch da; nur die Namen des Sternbilds haben sich geändert. Ein Teil der Katze gehört heute zur Luftpumpe (Antlia), ein anderer Teil zur Wasserschlange (Hydra):

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Bild: IAU and Sky & Telescope magazine (Roger Sinnott & Rick Fienberg, CC-BY 3.0)

Aber recht beeindruckend ist das Sternbild nicht; es gibt dort keine hellen Sterne. Aber immerhin ist es eine echte Himmelskatze 😉

Kommentare (16)

  1. #1 Flandry
    18. Juni 2012

    Felicette wurde 1963 von den Franzosen in den Weltraum geschossen:

    https://www.purr-n-fur.org.uk/famous/felix.html

    https://marjorie-art.voila.net/Felicette.htm

  2. #3 Carlo
    18. Juni 2012

    Katzencontent ist immer nett 😉

  3. #4 Alderamin
    18. Juni 2012

    Katzen im Weltraum wäre auch Tierquälerei, siehe diese Aufnahmen aus einem Zero-G-Flieger…

    Neben den offiziellen 88 Sternbildern gibt es auch noch eine Reihe bekannter Asterismen, also nicht-offiziellen aber auffälligen Anordnungen von Sternen. Der bekannteste ist sicherlich der Große Wagen, der Teil des Sternbilds Großer Bär ist (ohne dessen Kopf und Gliedmaßen). Vielen geläufig dürfte das Sommerdreieck aus Deneb (im Schwan), Wega (in der Leier) und Altair (im Adler) sein.

    Weniger bekannt sind vermutlich die Teekanne und der Teelöffel, die es leicht machen, das Sternbild Schütze östlich des auffälligeren Skorpions aufzufinden, so wie die Sichel, die aus dem Kopf und der Brust des Löwen besteht.

    Und dann gibt es etwa auf halber Strecke zwischen Wega und Altair den kleinen Kleiderbügel, für die es allerdings einen Feldstecher braucht. Unter anderer Orientierung kann er auch wie ein Windsack aussehen, man hat ihn mir zuerst als “Wetterfähnchen” beigebracht.

    Teekanne, Teelöffel, Sommerdreieck und Sichel findet man derzeit alle am abendlichen Himmel. Schaut doch mal, ob Ihr auch den Kleiderbügel findet, er ist recht auffällig, wenn man mit dem Feldstecher der Linie von Wega zu Altair folgt. Wenn man nach Süden schaut ist Wega oben rechts im Sommerdreieck und Altair die Spitze unten, Richtung Süden.

  4. #5 cimddwc
    18. Juni 2012

    Und manche Katzen dringen auch in Galaxien vor, die nie… ihr wisst schon: https://youtu.be/9DnQLI1XDzI
    Oder kommen als Außerirdische wie in “The Cat from Outer Space (1978)”… fehlt nur noch, dass unsere lieben Ufo-Gläubigen einen Kratzbaum am Himmel sehen. 😉

  5. #6 Statistiker
    18. Juni 2012

    Ich mag keine Katzen.

    OKay, im Weltraum vielleicht schon, dann sind die Viecher hier weg!!!!

    Jau, und am Donnerstag ist zwar Sommeranfang, aber heute ist Montag, es ist Kieler Woche, und es regnet…….. Mist mit Sommer…..

    Morgen fahr ich nach Husum und hol mir 10 Kilo Krabben…… frisch natürlich und ungepult…..kann man den Regen wenigstens ignorieren…..

  6. #7 Kryptische
    18. Juni 2012

    Du weißt nicht zufällig, wo du doch gerade so in der Materie steckst, wo ich das Sternbild von Bloodnut, the Flatulent oder Gabby, the Small and Annoying finde 😉

  7. #8 Wurgl
    18. Juni 2012

    Das Sternbild ‘Bloodnok The Flatulent’ findest du hier: https://en.wikipedia.org/wiki/Major_Bloodnok

  8. #9 H.M.Voynich
    18. Juni 2012

    Katzen waren gestern – heute schickt man Creeper in den Weltraum:
    https://www.benoxley.com/physoc-outreach/

  9. #10 klauszwingenberger
    18. Juni 2012

    An Leo Minor denkt natürlich wieder keiner.

  10. #11 Statistiker
    19. Juni 2012

    An die armen Kinder denkt man natürlich noch weniger…… was sollen die denn sagen, wenn die armen Katzem im Weltall explodieren…… außer “Wow. GEILES Bild!” natürlich…..

  11. #12 Ferraristo
    19. Juni 2012

    Jetzt fehlen nur noch Schweine im Weltall
    😀

  12. #13 Olaf aus HH
    19. Juni 2012

    Na ja – man könnte jetzt der Vollständigkeit halber noch an Herrn Schrödinger und dessen Katze denken… zu seiner und ihrer Ehrung.
    Was würde die jetzt wohl im Weltraum tun ? Ja oder Nein, beides oder wissen wir nicht so richtig ? 😉
    Ihr Blog gefällt mir sehr, auch wenn ich nicht von Ihrer Profession bin.
    Vielen herzlichen Dank für Ihren und anderer Fleiß !

  13. #14 Deepthought
    24. Juni 2012

    Sternbilder haben in der modernen Astronomie keine wissenschaftliche Bedeutung. Es handelt sich dabei um mehr oder weniger willkürlich zusammengestellte Gruppen von Sternen am Himmel.

    Wohl eher weniger, sie wurden sorgfältig in eine den Küstenlinien entsprechend angepasste Ordnung gebracht, welche es den damaligen Schreiber und Leser von Seekarten ermöglichten, sich besser zu orientieren als eben mit einem willkürlich vereinfachten Koordinatensystem. Das entspricht auch stilistisch eher mehr dem damaligen Schöpfergeist des Menschen. Es ist erstaunlich, wie wenig seitens der Wissenschaften unseren Vorfahren zugetraut wird, obwohl es dazu keinen Anlass gibt!

    Wenn man mit offenen Augen alte Bauwerke betrachtet, muss man erkennen dass diese Leute damals ein ernsthaftes und intelligentes Völkchen waren auf einem hohen technologischen Stand und zu akkurater Beobachtung astronomischer Gegebenheiten fähig und somit wohl einer wissenschaftlichen Lebenseinstellung. Dagegen empfinde ich die heutigen Künste schon fast als blosse Pfuscherei, kein Wunder erkennt eine weniger hoch entwickelte Zivilisation die hohen Künste der Vergangenheit nicht.

  14. #15 Florian Freistetter
    25. Juni 2012

    @Deepthought: “Wohl eher weniger, sie wurden sorgfältig in eine den Küstenlinien entsprechend angepasste Ordnung gebracht, welche es den damaligen Schreiber und Leser von Seekarten ermöglichten, sich besser zu orientieren als eben mit einem willkürlich vereinfachten Koordinatensystem”

    Und gibt es für diese Aussage auch irgendwelche echten Belege?

  15. #16 Alderamin
    25. Juni 2012

    @Deepthought

    Die Sternbilder sind eher so oder so entstanden.

    Siehe auch diesen Vortrag.