Ich habe heute einen Ausflug nach Zeitz gemacht. Von dieser Stadt wusste ich bisher nichts; abgesehen davon dass sie zusammen mit Schleiz und Greiz zu den Städten in der Umgebung von Jena gehört, deren Namen auf “ei(t)z” endet. Aber sie lag gerade weit genug von Jena entfernt, um dorthin gemütlich mit dem Fahrrad fahren zu können und trotzdem noch früh genug anzukommen, um sich die Stadt anzusehen.

Ich habe ein Hotel direkt im Zentrum von Zeitz gefunden und wenn es hier auch gerade regnet, sieht die Stadt doch recht nett aus. Und es gibt hier Sehenswürdigkeiten, die man sich auch bei starkem Regen ansehen kann. Das unterirdische Zeitz zum Beispiel.

Die meisten von euch werden zuhause einen Keller haben. Vermutlich ist er nicht sonderlich spektakulär. Wahrscheinlich ist er nur voll mit altem Gerümpel. Wenn ihr Pech habt, ist der Keller alt und feucht und schimmelig und voll mit grusligen weißen Spinnen, so wie bei mir. Solche Keller betritt man nur selten und alles was man dort ablädt, sieht man nie wieder (es verschimmelt oder wird von den Spinnen gefressen, was weiß ich – wie gesagt, ich geh da nicht runter). Vielleicht habt ihr auch Glück und euer Keller ist gut ausgebaut und es gibt nen schönen Hobbyraum oder ähnliches. Aber “sehenswert” sind Keller selten.

Auf Zeitz trifft das aber nicht zu. Hier gibt es einen richtigen Keller. Das ganze Zentrum von Zeitz ist von Tunneln und Hohlräumen durchzogen die teilweise noch aus dem Mittelalter stammen. Die Menschen damals haben sich in den Felsboden unter der Stadt gegraben um kühle Plätze zu schaffen, an denen sie Brot und vor allem Bier lagern konnten. Knapp 300 Häuser hatten solche Brau- und Lagerkeller, die durch eine Vielzahl von kleinen und großen, schmalen und breiten, hohen und niedrigen Gängen verbunden sind. Nicht alles davon ist Jahrhunderte alt, viele Verbindungen wurden auch erst in den letzten Jahrzehnten geschaffen, als man die unterirdischen Anlagen als Luftschutzkeller während des zweiten Weltkriegs benutzte.

Im Laufe der Zeit verfielen viele der Kellerräume, andere waren voll mit Müll, manche wurden von interessierten Bürgern und Wissenschaftler erforscht und manche stürzten ein. Man fand sogar echte Schätze. 1990 wurde dann der Verein “Unterirdisches Zeitz” gegründet, der die Gänge restaurierte und für Besucher öffnete, damit auch die Allgemeinheit sehen konnte, was sich da unter der Stadt befand. Das wollte ich auch und hab deshalb heute an einer Führung teilgenommen. Zuerst wurden wird alle mit entsprechender Kleidung ausgerüstet:

Und dann ging es hinab. Zuerst nur in den “normalen” Keller eines Hauses, aber dann immer weiter hinunter. Der tiefste Punkt liegt 12 Meter unter der Oberfläche.

Bierfässer findet man auch heute noch in den Kellern; allerdings keine Originale aus dem Mittelalter mehr. Die beiden Teddybären im Bild sind übrigens Teil der Kinderführung mit Schatzsuche, die man hier auch buchen kann.

Hier hat ein Besucher wohl den Ausgang nicht mehr gefunden:

Das hier ist ein über sechs Meter tiefer Brunnen. Den ohne moderne Werkzeuge aus dem Stein zu hacken muss wirklich eine verdammte Arbeit gewesen sein:

Und das hier war einer der Schutzräume. Wir können froh sein, dass wir heute in einem Land leben, in denen wir nicht mehr jederzeit damit rechnen müssen, in so ein enges Loch unter der Erde zu flüchten während über uns die Stadt zerstört wird.

Ich fand den Ausflug in die Unterwelt von Zeitz sehr interessant. Und kann euch nur empfehlen, euch das ebenfalls mal anzusehen!

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Kommentare (8)

  1. #1 Bjoern
    4. Oktober 2012

    Sowas gibt’s in Bamberg auch (“Katakomben” genannt – da wurden tatsächlich auch einige Leute begraben); früher wurde da Scheuer-Sandstein abgebaut, später dann im 2. Weltkrieg wurden die Tunnel als Luftschutzbunker benutzt, aber auch für die Kriegsproduktion…

    https://de.wikipedia.org/wiki/Bamberger_Katakomben#Katakomben.2C_Felsenkeller_und_Sandstollen

  2. #2 Edith
    Bündner Berge
    4. Oktober 2012

    Cool… In Aarau, in der Schweiz, gibt es die Meyerschen Stollen, die allerdings einen anderen Hintergrund haben, da ging es um Wasser für die Energiegewinnung.
    https://www.meyerschestollen.ch//link>
    Und viel Vergnügen noch in Zeitz 🙂

  3. #3 Liebenswuerdiges Scheusal
    4. Oktober 2012

    Ähmmm….

    Schleiz und Greiz enden aber nicht auf eitz.

  4. #4 Florian Freistetter
    4. Oktober 2012

    Naja, akustisch schon…

  5. #5 Liebenswuerdiges Scheusal
    4. Oktober 2012

    Sprich dir mal in deinem Aufwachsdialekt Katze und Kaze vor.

    Dann sag mir noch einmal, dass das akustisch das gleiche ist.

  6. #6 Florian Freistetter
    4. Oktober 2012

    @Scheusal: Naja, Es geht aber nicht um Kaze und Katze. Sondern um Schleiz, Greiz und Zeitz – und die klingen hintenrum tatsächlich alle gleich.

  7. #7 A.P.
    4. Oktober 2012

    @Florian Freistetter:

    Kleine sprachwissenschaftliche “Besserwisserei” am Rande: Du meinst nicht “akustisch”, sondern “phonetisch”.

    – akustisch: die Akustik (=Schall, Lehre vom Schall) betreffend
    – phonetisch: die Phonetik (= die Lehre von den Lauten und der Lautproduktion) betreffend

    PS: Jetzt frage bitte keiner nach dem Unterschied zwischen Phonetik und Phonologie
    PPS: 🙂

  8. #8 Mephisto
    5. Oktober 2012

    In diesem Fall muss ich – so schwer es mir fällt 😉 – Florian recht geben: Bei der Aussprache von “Zeitz”, “Schleiz” und “Greiz” spielt es absolut keine Rolle, ob die Namen auf “z” oder “tz” enden.
    Das dürfte daran liegen dass (lt. Wikipedia) ein Diphthong, wie hier “ei”, als langer Vokal zu werten ist, so dass das “tz” in “Zeitz” keine verkürzende Wirkung wie in “Katze” hat.
    Interessant dabei finde ich, dass “tz” nach “ei” überhaupt nur deshalb möglich ist, weil “Zeitz” ein Ortsname und als solcher unveränderlich ist, ansonsten wäre diese Kombination nicht zulässig … sagt jedenfalls die Wikipedia.