Es kursiert derzeit ein Bild im Internet. Darin wird von einem “seltenen Sternschnuppenschauer” gesprochen, dem man demnächst beobachten kann. Und es wird aufgeregt von den hunderten Sternschnuppen gesprochen, die man beobachten wird können.

lyrdiden

Die ganze Sache ist ein wenig irreführend. Im Bild hinter dem Text ist ein Komet zu sehen und keine Sternschnuppe. Und so dramatisch, wie die Sache dargestellt wird, ist sie leider auch nicht. Hier sind die Fakten.

Sternschnuppen gibt es in jeder Nacht (hier habe ich den Unterschied zwischen Sternschnuppen, Meteoren, etc erklärt). Im Sonnensystem findet man überall die winzigen Staubkörnchen die bei einer Kollision mit der Erde die Leuchterscheinung einer Sternschnuppe hervorrufen. Wenn man in einer dunklen Nacht den Himmel für längere Zeit betrachtet, dann wird man mit ziemlicher Sicherheit die eine oder andere Sternschnuppe sehen.

Es gibt aber Phasen, in denen wesentlich mehr Sternschnuppen als sonst auf die Erde treffen. So etwas nennt man “Sternschnuppenschauer” oder “Meteorstrom”. Ein Meteorstrom entsteht, wenn die Erde auf ihre Bahn um die Sonne die Hinterlassenschaften eines Kometen durchquert. Ein Komet, der aus Eis und Gestein besteht, wird durch die Wärme der Sonne langsam geschmolzen und verstreut entlang seiner Bahn jede Menge Staubteilchen. Wenn die Erde diese Staubspuren kreuzt, sehen wir mehr Sternschnuppen als sonst. Es gibt viele solcher Meteorströme. Bekannt sind zum Beispiel die Perseiden, die man jedes Jahr im August sehen kann oder die Leoniden, die im November auf die Erde treffen (diese Namen stammen von dem Bereich des Himmels, aus denen die Sternschnuppen zu stammen zu scheinen und sind nach den dort befindlichen Sternbildern benannt). Es gibt aber noch viel mehr – zum Beispiel die Draconiden. Man entdeckt sogar immer wieder mal ganz neue Meteorströme.

Der Meteorstrom, der im Bild oben erwähnt wird, sind die Lyriden. Wie der Name schon sagt, scheinen die Sterschnuppen hier alle aus dem Sternbild Lyra (Leier) zu kommen – das ist das Sternbild, dass auch den sehr hellen Stern Wega enthält. Man kann die Lyriden jedes Jahr zwischen 16. und 25. April beobachten. Es ist also kein “seltener” Sternschnuppenschauer, wie im Bild behauptet wird. Das Aktivitätsmaximum – also der Zeitpunkt an dem die meisten Sternschnuppen zu sehen sind – ist der 22. April. Hier kann man im Durchschnitt um die 18 Meteore pro Stunde sehen. Es gab aber auch schon Jahre, in denen einige hundert Sternschnuppen pro Stunden gesehen werden konnten. Denn wenn der Komet kurz vorher in der Gegend war und wieder neuen Staub zurückgelassen hat, dann kann sich die Rate stark erhöhen. Der Komet, von dem die Lyriden abstammen heißt übrigens C/1861 G1 (Thatcher). Er ist nicht nach der kürzlich verstorbenen britischen Premierministerin Margeret Thatcher benannt, sondern nach dem Astronomen A.E. Thatcher, der den Kometen im Jahr 1861 entdeckt hat.

Die Leoniden im Jahr 1833  (Bild:Adolf Vollmy/Karl Jauslin)

Die Leoniden im Jahr 1833 (Bild:Adolf Vollmy/Karl Jauslin)

Die Lyriden gehören aber trotzdem zu den etwas schwächeren Meteorströmen. Die Perseiden im Sommer und die Geminiden im Dezember erreichen während ihres Aktivitätmaximums bis zu 120 Sternschnuppen pro Stunde! Die Aquariden, die ebenfalls Ende April beginnen und bis Ende Mai dauern, können bis zu 60 Sternschnuppen pro Stunde erreichen. Und bei den Leoniden hat man in bestimmten Jahren schon einige tausend bis zehntausend Sternschnuppen beobachtet!

Aber auch wenn die Lyriden nicht zu den prominenten Meteorströmen gehören, solltet ihr nicht darauf verzichten, Ausschau nach Sternschnuppen zu halten! Mit etwas Glück sind die Nächte nächste Woche schon halbwegs frühlingshaft und der Himmel klar. Dann lohnt es sich, nach oben zu sehen. Am besten macht man sowas in der zweiten Nachthälfte; am allerbesten kurz vor der Morgendämmerung (dann dreht man sich mit der Erde gerade in die Bewegungsrichtung und den Staubteilchen entgegen). Wenn ihr also ein wenig früher aufsteht als sonst, dann habt ihr nächste und übernächste Woche gute Chancen, ein paar schöne Sternschnuppen zu sehen. Und achtet auch sonst auf den Himmel! Letztes Jahr überraschten die Lyriden uns mit einem Meteor, der auch am Tag zu sehen war. Aber man sollte sowieso viel öfter mal nach oben schauen. Das lohnt sich immer!

Kommentare (2)

  1. #1 2002EL6
    12. April 2013

    Die Lyriden sind auch deshalb interessant, weil es in den ersten Monaten des Jahres immer eine Durststrecke gibt, was Meteorströme angeht. Nach den Quandrantiden um den 4. Januar ist dann bis April relative Ruhe. Auch sporadische Meteore gibt es deutlich weniger als im Herbst. Dann macht die Beobachtung der Lyriden erst so richtig Spaß, wenn wieder etwas Aktivität am Himmel ist…

  2. […] Es gibt natürlich nicht nur die Perseiden. Im April kann man den Lyriden-Schauer sehen. Was das ist, steht hier: “Lyriden: Die Sternschnuppen kommen!” […]