Kometen sind immer etwas Besonders; vor allem immer dann, wenn man sie mit freiem Auge am Himmel sehen kann. Die Helligkeit verdanken sie ihrem inneren Aufbau: Ein Komet besteht nicht nur aus Gestein und Metall sondern enthält auch jede Menge gefrorene Materialien. Nähert sich der Komet auf seiner Bahn der Sonne, dann wird er aufgewärmt und das Eis verdampft irgendwann. Es reißt dabei Staub von der Oberfläche des Kometen mit sich und erzeugt so eine riesige Staubhülle um den Kometenkern herum. Das ist die Koma und das an der Staubwolke reflektierte Sonnenlicht lässt den Kometen so hell erscheinen. Wenn dann noch der Sonnenwind Teile des Staubs davon bläst, erhält der Komet auch noch seinen beeindruckend langen Schweif. Manchmal gibt es aber auch Kometen, die viel heller werden, als man es erwartet; viel heller, als sie eigentlich sein sollten. So ein Helligkeitsausbruch konnte im Jahr 2007 beim Kometen 17P/Holmes beobachtet werden und der britische Astronom Richard Miles meint nun, den Grund dafür entdeckt zu haben: Alkohol!

Koma des Komet Holmes (Bild: Ivan Eder, CC-BY-SA 3.0)

Koma des Komet Holmes (Bild: Ivan Eder, CC-BY-SA 3.0)

An Komet Holmes kann ich mich noch gut erinnern. Er war gerade in der kurzen Phase am Himmel zu sehen, als ich zwei Monate lang im Rahmen eines Projektes nicht wie sonst als theoretischer Astronom gearbeitet habe, sondern kurzfristig ins Lager der Beobachter gewechselt bin. An der Beobachtungsstation Großschwabhausen der Universität Jena habe ich damals ein paar Nächte am Teleskop verbracht und unter anderem auch Komet Holmes fotografiert. An der Auswertung der Daten habe ich mich dann aber nicht mehr sehr intensiv beteiligt – aber für eine Ko-Autorenschaft eines Fachartikels hat es dann doch gereicht(“Follow-up observations of Comet 17P/Holmes after its extreme outburst in brightness end of October 2007”). In diesem Artikel wurde die Änderung Helligkeit von Holmes nach seinem großen Helligkeitsausbruch beschrieben; die Ursachen für den Ausbruch wurden aber nur kurz gestreift. In der Einleitung wurden zwei mögliche Ursachen genannt: Ein Meteorit könnte auf Holmes eingeschlagen haben und so den dramatischen Anstieg in der Helligkeit verursacht haben. Oder die letzte Annäherung des Kometen an die Sonne hat unterirdische Schichten verdampfen lassen, die sich nun explosiv ihren Weg nach draußen gesucht haben.

Ein Mechanismus, der dieser zweiten Möglichkeit ähnlich ist, wurde nun von Richard Miles ausgearbeitet und anlässlich des European Planetary Science Congress 2013 in einem kurzen Artikel vorgestellt (“Microporosity, the wetted layer and the role of CO and
CO2 driving the activity of comets 29P/Schwassmann-Wachmann and 17P/Holmes”
). Miles schlägt vor, dass diverse organische Substanzen für einen entsprechenden Helligkeitsausbruch sorgen können. Mit “organische Substanzen” sind allerdings keine Pflanzen oder andere Lebewesen gemeint; das bezieht sich auf die Chemie der Kohlenstoffverbindungen und von denen gibt es in den Kometen jede Menge. Zum Beispiel Methylalkohol bzw. Methanol. Der kann das geschmolzene Wasser unter der porösen Oberfläche des Kometen auf noch bei tiefen Temperaturen von bis zu -116 Grad flüssig halten. In diesen Flüssigkeiten kann sich dann Kohlendioxid lösen und wenn dann die Mischung übersättigt ist, kann sie sich explosiv einen Weg nach draußen bahnen und so den Helligkeitsausbruch verursachen.

Ob das tatsächlich so passiert oder vielleicht doch ein anderer Mechanismus verantwortlich ist, weiß allerdings noch niemand. Dafür wissen wir noch zu wenig über die innere Struktur der Kometen. Vielleicht ändert sich das nächstes Jahr, wenn nach langer Reise die Raumsonde Rosetta endlich beim Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko ankommt und eine Landeeinheit absetzen wird…

Kommentare (25)

  1. #1 anmasijo
    17. September 2013

    Die Annäherung von Rosetta und die Landung auf dem Kometen gehört für mich zu den absoluten Highlights der aktuellen Raumfahrt! Ich bin sooo gespannt, ob alles wie geplant abläuft und welche Daten und Bilder gewonnen werden können!
    Und dann flitzt auch noch die Event Horizon am Pluto vorbei! Was für ein Jahr der Planetenforschung!

  2. #2 Florian Freistetter
    17. September 2013

    @anmasijo: “Und dann flitzt auch noch die Event Horizon am Pluto vorbei! “

    New Horizons. Event Horizon war das gruslige Raumschiff mit dem schwarzen Loch voller Alpträume…

  3. #3 JaJoHa
    17. September 2013

    Kann es sein, das sich ein Fehler eingeschlichen hat?
    Im Absatz mit dem Link zum Paper ist die Rede von “Holmes”, aber der Autor heißt Miles.

  4. #4 Florian Freistetter
    17. September 2013

    Danke! Hab ich korrigiert!

  5. #5 rnlf
    17. September 2013

    Ich erinner mich noch dran, wie wir damals in der Schule extra früher zur Schule gekommen sind um den Start von Rosetta im Stream zu sehen (unser Lehrer war damals total begeistert davon und hat uns alle dazu überredet). War ziemlich spannend und der erste Raketenstart, den ich live gesehen habe.

    Und heute arbeite ich selbst in der Raumfahrt. Was so eine kleine Geste für eine Auswirkung haben kann. Ich kann kaum glauben, dass die Mission sich wirklich langsam dem Ende nähert, immerhin hat sie meine ganze Lebenszeit seit kurz vor meinem Schulabschluss eingenommen.

  6. #6 anmasijo
    17. September 2013

    @Florian: Sorry, natürlich: “New Horizons”!… Der Film ist eklig. Keine Ahnung, warum der sich in meinen Kommentar eingemischt hat… Außerdem kommt Rosetta ja schon Ende 2014 am Kometen an, während der Vorbeiflug am Pluto erst Juli 2015 stattfindet.
    Da hab’ ich mich von meiner Begeisterung hinreißen lassen… 😉
    Bilder von Pluto und Co. – Wahnsinn!

  7. #7 Dummster
    17. September 2013

    Ich möchte so (un)gern als Besserwisser dastehen: darum:”…Es reißt dabei Staub von der Oberfläche des Planeten mit sich und erzeugt so eine riesige Staubhülle… ” (??)
    Welcher Planet? Oder ist nur “Komet” gemeint?
    Die Schlauen wissens vermutlich und lesen drüber weg, die Dummen wundern sich – ich wunder mich und denk mir immer, ich bin zu dumm… welcher Planet jetzt??

    Und: “…Ein Meteorit könnte auf Holmes eingeschlagen haben…” (aktiv/ passiv…)
    Als Linguist ist das ein wenig verstörend: … mit dem Hammer auf jemanden einschlagen… (…könnte eingeschlagen… sein)

    aber: ein Meteorit ist “in” (wg. mir “auf”) xxx eingeschlagen.
    Ausser der Meteorit hat wirklich “auf” jemanden (Holmes) eingeschlagen…

    @Florian: bitte nicht kommentieren, ist nicht bös` gemeint!! Ist nur deutsch. Dennoch lesenswerter Artikel!

  8. #8 Florian Freistetter
    17. September 2013

    @Dummster: “Planet” ist ein Tippfehler. Und Meteoriten schlagen eben ein. Ich wüsste kein anders Wort. Heisst ja auch “Einschlag”.
    Und “Ein Meteorit hat eingeschlagen” ist eine Formulierung, die ich schon oft gehört habe. Ich habs jetzt mal geändert; aber ich denke nicht, dass das so ungewöhnlich oder missverständlich ist. (P.S. habs nicht böse aufgefasst)

  9. #9 Hammster
    17. September 2013

    ja, danke!!

    …dass mans öfter mal hört … (hüstl) machts leider nicht richtig 🙂 (oder sollte ich sagen: richtiger 🙂
    weisst schon: aktiv und passiv … “hat” und “ist” eingeschlagen – macht halt echt nen Unterschied… wer wem was zu Leide tut..
    ..du magst doch auch keine Journalisten, die … nicht nachdenken.
    Ich mag halt keine “Sprachbenutzer”, die das nicht tun. 🙂
    …und gar nicht bös gemeint 🙂
    lg, feine Nacht. Mond ist leider nicht zu sehen… und er wird doch kleiner 🙂

  10. #10 Hammster
    18. September 2013

    hmm.
    Also, “Einschlag” ist gar kein Problem.
    Aber wenn ein NSG (nativ speaking german) was von “Ein Meteorit hat eingeschlagen” erzählt … frag´ ihn mal nach seiner Rütli-Vergangenheit….
    Geht halt gar nicht.

  11. #11 Florian Freistetter
    18. September 2013

    @Hammster: “dass mans öfter mal hört … (hüstl) machts leider nicht richtig “

    Naja – je öfter man es hört, desto richtiger wird es. Die Regeln sind dazu da, die Sprache zu formalisieren und beschreiben; nicht zu bestimmen. Aber das ist jetzt hier auch nicht der passende Ort für sprachwissenschaftliche Diskussionen…

  12. #12 Hammster
    18. September 2013

    ja *ächz* weiss schon *lol* sprache ändert sich *rofl* aber *ärger* wegen dem dativ und so, digger, indirekter speech und so – ich hoffe, aktive und passive Handlungen werden auch von künftigen Generationen getrennt beschrieben. Sonst kommt irgendwann Kunstsprech…
    Ich mein´, die Indonesier unterhalten sich auch prima – ohne Konjugation oder Deklination. Goethe hätte das nicht gereicht…
    Aber wie sagte schon der Philosoph Moses Pelham: “Verbe, Adjektive, mir egal wie der Scheiss heisst…”

  13. #13 gast
    18. September 2013

    Alkohol hat auch mir oft zu meinen hellsten Momenten verholfen! Nur manchmal auch zu den dunkelsten. 😉

  14. #14 Gürteltier
    18. September 2013

    @Florian

    Ich weiß, du wolltest wohl erst im Winter wieder was über ISON schreiben. Aber es kommen immer mehr Infos zum Thema auf… zb. hab ich gelesen das die NASA den Kontakt zu einem Satelliten verloren hat und die russischen Astronomen erzählen das ISON seine Bahn beim Anflug um einen Marsmond geändert haben soll. Man hört und liest soviel im Moment. Was hat es damit auf sich?

  15. #15 Florian Freistetter
    18. September 2013

    @Gürteltier: “Was hat es damit auf sich?”

    Nichts. ISON ist nicht gefährlich. Im Internet steht nur wieder der übliche Quatsch (über den ich dir leider auch nichts detailliertes sagen kann, weil du die Quellen dieser Informationen nicht angegeben hast). Wenn ISON seine Bahn TATSÄCHLICH ändert, dann wirst du davon nicht aus irgendwelchen obskuren Internetforen erfahren, sondern aus seriösen Quellen. Auf Spektrum.de; von der DLR – oder auch her.

  16. #16 Alderamin
    18. September 2013

    @Gürteltier

    Was die Sonde betrifft, könnte sich um Deep Impact handeln. Kommt vor, irgendwann geht jede Mission mal wegen Ausfall der Sonde zu Ende. Diese hier ist ja auch schon 8 Jahre alt und hat ihre Primärmission längst erfüllt.

    Das mit ISON ist Quatsch, der kommt Mars zwar am 1. Oktober bis auf 6.5 Millionen km nahe, aber das ist immer noch 17mal weiter als der Mond der Erde von ihr entfernt ist, wesentlich weiter weg als die Marsmonde von Mars entfernt sind. Die umkreisen den Mars sehr dicht in 6000 und 20000 km Abstand.

  17. #17 Gürteltier
    18. September 2013

    Mir ist schon bewusst das ISON nicht gefährlich ist. Ich wollte halt nur wissen was ihr dazu meint.

    Also danke für die antworten. 🙂

  18. #18 Florian Freistetter
    18. September 2013

    @Gürteltier: Wenn du mir die direkten Links zu solchen komischen Infos schickst, kann ich die sammeln und mal was dazu schreiben…

  19. #19 Gürteltier
    18. September 2013

    https://www.eutimes.net/2013/09/experts-puzzled-after-great-comet-makes-mars-orbital-adjustments/

    Hier schon mal einer. Ich finde bestimmt noch mehr, aber die meisten schweifen dann nach kurzer Zeit dann wieder in die ufo, ,alien ect. Schiene.

  20. #20 Gürteltier
    18. September 2013

    Ist halt recht schwierig im Netz Beiträge zu diesem Thema zu finden, die einem nicht direkt erzählen das die Welt untergehen wird, ,weil uns ja die aliens angreifen und wir im Dezember mit dem Staub des schweifes bombardiert werden.

  21. #21 Gürteltier
    18. September 2013

    Das ist die Seite der russischen Weltraum Agentur.
    Ich kann die Geschichte aber nicht kontrollieren, da mein russisch echt schlecht ist. 🙂

    https://www.roscosmos.ru

  22. #22 Alderamin
    18. September 2013

    @Gürteltier

    Man kann die Seite von Google übersetzen lassen, aber da steht weder was von ISON noch von einer verlorenen Sonde.

  23. #23 Gürteltier
    18. September 2013

    Naja,ist ja jetzt auch kein Weltuntergang. ; )

  24. #24 Alderamin
    19. September 2013

    @Gürteltier

    Da kommt’s her. Ist ein Hoax. Das Internet ist wirklich das ideale Medium, um Blödsinn zu verbreiten.

  25. […] wir am besten auch einen Wodka und kehren zurück zu den Molekülen im Weltall. Alkoholmoleküle findet man dort natürlich auch; aber ich möchte lieber über ein anderes Molekül sprechen. Nicht über die Kohlenwasserstoffe, […]