Dieser Artikel gehört zu meiner Serie “Tatort-Wissenschaft”. Wer damit nichts anfangen kann findet hier eine Erklärung. Es geht in diesem Artikel nicht um eine wissenschaftliche Erklärung der Tatort-Handlung sondern darum zu zeigen, dass Wissenschaft tatsächlich überall ist. Egal was wir (oder die Tatort-Kommissare) machen, es steckt Wissenschaft dahinter. Wir erleben die Welt aber meistens getrennt. Da gibt es “Wissenschaft” – und dann gibt es “alles andere”. Zum Beispiel Krimis wie den Tatort. Es mag konstruiert erscheinen, den Tatort mit wissenschaftlichen Phänomenen und Erklärungen in Verbindung zu bringen. Die Wissenschaft war aber schon die ganze Zeit da. Unsere gedankliche Trennung zwischen Krimi und Wissenschaft ist konstruiert. Ach ja, und wenn ihr nicht wissen wollt, wer der Mörder war, dann lest am besten nicht bis zum Ende…
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Tatort-Folge Nummer 882 spielt in Ludwigshafen. Es geht um Korrelation und Kausalität. Es geht um Rache, Wut und das böse Internet. Es geht um Amokläufe und die Frage nach der Wahrscheinlichkeit der Dinge.

Der Schüler Ron liegt mit einem Loch in der Brust tot im Wald und keiner weiß warum. Die Kommissare Odenthal und Kopper machen sich auf die Suche nach dem Täter und weil sie es mit jungen Leuten zu tun haben, darf man natürlich kein Klischee auslassen. Internet! Handyvideos! Böse Handyvideos! Killerspiele!! Amoklauf!!
Eine Befragung von Lehrern und Schülern zeigt, dass der tote Ron offensichtlich nicht nur hochgegabt war und selbst Computerspiele programmiert hat, sondern auch ein arrogantes Arschloch. Und die Autopsie zeigte, dass er nicht nur erschossen wurde, sondern vorher auch selbst mit einer Waffe geschossen haben muss. Im Wald fanden die Kommissare zerschossene Flaschen die auf Schießübungen hindeuten und ein Projektil. Das stammte aus dem gleichen Gewehr mit dem auch Ron selbst erschossen worden ist, was die Kriminaltechniker anhand der Spuren bestimmen können, die der Gewehrlauf auf dem Projektil hinterlassen.

Der weltweite Rückgang der Piraterie verursacht den Klimawandel! (Bild: RedAndr, CC-BY-SA 3.0)

Der weltweite Rückgang der Piraterie verursacht den Klimawandel! (Bild: RedAndr, CC-BY-SA 3.0)

Bei eine Untersuchung dieser Art geht es immer darum, eine klare Ursache-Wirkung-Beziehung herzustellen. Weil beide Projektile mit dem gleichen Gewehr abgeschossen worden sind (Ursache) zeigen sie nun auch die gleichen Spuren (Wirkung). Aber nicht aus jeder Beziehung zwischen mehreren Merkmalen – so was nennt man Korrelation – muss auch eine kausale Ursache entstehen. “Korrelation impliziert keine Kausalität” ist ein wichtiges Prinzip; sowohl für Wissenschaftler als auch für Kommissare.

Ein Beispiel: Jedes Jahr im Dezember wird deutlich mehr Glühwein konsumiert als sonst. Und jedes Jahr im Dezember steigen auch die Umsatzzahlen des Handels. Zwischen Glühweinkonsum und dem Umsatz im Handel besteht also definitiv eine Korrelation. Aber deswegen folgt daraus nicht, dass ein Ereignis die Ursache des anderen ist. Erhöhter Glühweinkonsum bringt die Menschen nicht dazu, mehr Sachen zu kaufen. Es ist oft verdammt schwer, das ganze Netz von Korrelation, Ursache und Wirkung zu entwirren. Man muss dabei enorm sorgfältig sein; muss die verschiedenen Variablen in den Experimenten trennen, und so weiter. Das geht bei abstrakten physikalischen Experimenten vergleichsweise einfach; wenn es um Psychologie oder Soziologie geht, wird es enorm schwer. Immer wenn man in den Zeitungen Schlagzeilen der Form “Rauchen macht dumm!”, “Atheisten haben mehr Sex” oder “Arbeitslose sterben früher” (hab ich mir jetzt alle gerade ausgedacht; aber es gibt sie sicher irgendwo) liest, sollte man sich genau daran erinnern, das Korrelation keine Kausalität impliziert.

Wenn eine Studie zeigt, dass Menschen die Rauchen im Durchschnitt eher einen geringeren Bildungsgrad haben als Nichtraucher, dann ist das zwar eine Korrelation aber daraus folgt nicht zwingend, dass es das Nikotin ist, das die Menschen dumm macht. Viel wahrscheinlicher ist es eine Scheinkorrelation, bei der viele Dinge auf verschiedene Art und Weise zusammenhängen die auf den ersten Blick nicht ersichtlich ist. Da kann zum Beispiel das gesellschaftliche Milieu in dem sich ein Mensch aufhält eine Rolle spielen oder die familiäre Situation und dann eventuell sowohl das Rauchen als auch eine eher schlechte Ausbildung begünstigen. Und so weiter. Es ist zwar verlockend, aus einer Korrelation eine kausale Ursache zu folgern – aber das führt zu falschen Ergebnissen.

Die wollen auch die Kommissare vermeiden und ermitteln weiter. Es wird alles ein wenig verwirrend. Da ist Julia, die Klassenkollegin von Ron. Er hat sie anscheinend mit dem Handy gefilmt und damit gedroht, Nacktaufnahmen von ihr ins Internet zu stellen. Da ist der Lehrer, der auch von Ron gefilmt worden ist und von dem behauptet wird, er hätte Ron geschlagen. Da ist Manu, der beste Freund von Ron der nichts sagt. Und dann ist da irgendein komischer Typ, der Waffen verkauft und von dem angeblich das Gewehr stammen soll, dass beim Mord benutzt worden ist. Und es gibt noch das Computerspiel, dass Ron programmiert hat. Ein typisches Ballerspiel, bei dem man durch die Gegend rennt und irgendwelche Aliens abschießt (die erstaunlich stark an die “Bugs” aus Starship Troopers erinnern). Kommissar Kopper ist ganz fasziniert von dem Spiel und erreicht das letzte Level. Und da – welch Schock!! – findet das Spiel auf einmal in Rons Schule statt. Der Grundriss des Schulgebäudes wurde exakt am Computer nachgebaut und Lena Odenthal kombiniert blitzschnell: “Das Ziel ist es, den Gegner zu zerstören”, stellt sie schockiert fest und schlussfolgert daraus, dass Ron einen Amoklauf geplant hat und auch im echten Leben alle seine Mitschüler umbringen wollte, weil man im Computerspiel die Insektenaliens umbringen muss.

Was auch sonst… Jeder weiß doch: Killerspiele machen aggressiv! Oder hat da vielleicht nur wieder jemand den Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität vergessen? Egal – beim Tatort gehts jetzt jedenfalls rund, die Medien springen auf den toten Amokläufer an wie sie es immer tun und alles wird noch chaotischer. Spuren von Julias Pullover finden sich unter den Fingernägeln des toten Ron und das Handyvideo, das er von seinem Lehrer gemacht hat, zeigt dessen Spielsucht. Anscheinend hat er sein ganzes Geld verzockt, jede Menge Schulden und Ron geschlagen, als er das Video entdeckt hat. Ein perfektes Tatmotiv also und ein noch schöneres Beispiel für einen Prozess, bei dem es keinen Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung gibt. Beim Glücksspiel kommt es aufs Glück an. Der Zufall bestimmt das Ergebnis. Natürlich können wir Menschen nicht anders und konstruieren auch hier aus Korrelationen Zusammenhänge, die nicht existieren. Wenn wir zum Beispiel am Glücksspielautomat sitzen, uns gerade eine neue Kippe anzünden und genau in dem Moment ein Spiel und jede Menge Geld gewinnen, dann stellen wir aus dieser Korrelation einen ursächlichen Zusammenhang her und behaupten “Weil ich mir die Zigarette angezündet habe, habe ich gewonnen.” Von da an werden wir jetzt jedesmal eine Zigarette anzünden, wenn wir ein Spiel starten und unser Geld noch viel schneller verlieren als vorher (Das gleiche Phänomen findet man auch im Sport, wo Sportler bestimmte Rituale ständig wiederholen, weil sie einmal “Glück gebracht” haben).

Im Bild zu sehen: Glücksspielautomaten. Im Bild nicht zu sehen: Mathematiker (Bild: Public Domain)

Im Bild zu sehen: Glücksspielautomaten. Im Bild nicht zu sehen: Mathematiker (Bild: Public Domain)

Dabei ist Glücksspiel eine rein mathematische Angelegenheit. Schon vor jedem Spiel kann man exakt die Chancen ausrechnen, mit denen man erfolgreich sein wird, oder nicht. Beim klassischen Lotto zum Beispiel besteht eine Chance von 1 zu 139.838.160, dass man 6 richtige mit Superzahl getippt hat. Das sind nur 0,00000072% – also nicht wirklich viel. Die Chance, in Deutschland vom Blitz getroffen zu werden ist deutlich höher und liegt bei ungefähr 1:6.000.000. Und selbst wenn man nur auf 2 richtige mit Superzahl spekuliert, besteht nur eine Chance von knapp 1,3 Prozent, dass man erfolgreich ist. Trotzdem finden sich jede Woche Millionen Menschen, die sich von diesen geringen Chancen nicht abschrecken lassen und das Glücksspiel wagen. Hätten wir alle die Sache mit den Wahrscheinlichkeiten, der Korrelation und der Kausalität sehr viel stärker verinnerlicht und hätten wir alle ein bisschen mehr Ahnung von Mathematik, dann würde die Casinos und Lotteriegesellschaften längst nicht so viel Geld verdienen können, wie sie es tun…

Von Wahrscheinlichkeiten scheint der Lehrer in Rons Schule jedenfalls keine Ahnung zu haben, denn er ist der Spielsucht komplett verfallen. Sieht eigentlich alles nach einem klaren Fall aus – aber der Lehrer ist unschuldig. Genauso wie Julia. Denn in Wahrheit war es der Typ, der Ron das Gewehr verkauft hat. Die beiden stritten sich über den Preis, ein Schuss hat sich gelöst und das wars. Das finden aber nicht die Kommissare raus, sondern Manu, Rons bester Freund. Er konfrontiert den Waffenhändler und bedroht ihn mit einer Pistole, was diesen dazu bringt, völlig unmotiviert vom Balkon zu springen (ich glaube, er überlebt knapp). Manu macht sich unterdessen auf in die Schule um dort seinen eigenen Amoklauf zu veranstalten. Kein Wunder, immerhin hat er nicht nur Killerspiele gespielt sondern außerdem noch einen Stiefvater (einen bösen noch dazu) und jeder weiß doch, dass Kinder nur in echten Vater-Mutter-Kind-Familien psychologisch einwandfrei aufwachsen können. “Patchworkkinder sind häufiger psychisch auffällig!” ist wieder ein typischer Fall für den vernachlässigten Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität und auch die Tatortschreiber erliegen dem Drang, eine Ursache dort zu konstruieren, wo eigentlich keine Kausalität existiert. Ein Amokläufer kann doch unmöglich aus einer normalen Familie kommen…

Womit wir am Ende (der Amoklauf wird natürlich rechtzeitig gestoppt) wieder bei der Frage nach Korrelation und Kausalität wären. Dass “Killerspiele” Jugendliche genauso wenig zu Killern machen wie sie durch Mariokart zu Formel-1-Fahrern werden, ist mittlerweile eigentlich bekannt. Nur bei den Medien (und den Drehbuchschreibern) scheint sich das noch nicht herumgesprochen zu haben. Nur weil Jugendliche, die Amok laufen auch bestimmte Computerspiele gespielt haben, folgt daraus nicht, dass die Spiele die Ursache für den Amoklauf sind. Die Jugendlichen haben sicherlich auch alle gefrühstückt, bevor sie zur Schule gegangen sind. Trotzdem kommt niemand auf die Idee zu behaupten, dass Nutella oder Cornflakes zu Gewaltverbrechen animieren… Und wer weiß, wie viele Verbrecher vor ihrer Tat den Tatort gesehen haben!

Kommentare (52)

  1. #1 Bullet
    7. Oktober 2013

    Drek. Der erste bitte weg. 🙁

    Ich bin Doomed. Ich schlottere wie bei einem starken Quake vor lauter Fear, und mein FarCry ist weithin zu hören, als mein Half-life schon überschritten ist. Ich krieg hier die Crysis. Aber Serious Sam sagt, es wäre alles völlig unreal.

    Komisch. Ich will immer noch nicht mit einer Axt durch das Einkaufszentrum holzen.
    Bin ich eigentlich noch normal?

  2. #2 Spritkopf
    7. Oktober 2013

    @Bullet

    Komisch. Ich will immer noch nicht mit einer Axt durch das Einkaufszentrum holzen.
    Bin ich eigentlich noch normal?

    Ja, bist du. Das weiß doch jeder, dass bei einem ordentlichen Amoklauf vier Faktoren die wesentliche Rolle spielen, bei denen eine Axt, sagen wir, suboptimal abschneidet:
    1. Feuerkraft
    2. Feuerkraft
    3. Feuerkraft
    4. ausreichend Munition

  3. #3 Varis
    7. Oktober 2013

    Tja, wie heißt es so schön in einem meiner Lieblingsspiele:
    “A firefighter’s axe. Truly a madman’s weapon. Who would fight fire with an axe?”

  4. #4 Florian Freistetter
    7. Oktober 2013

    @Bullet: “Komisch. Ich will immer noch nicht mit einer Axt durch das Einkaufszentrum holzen.”

    Zum Glück war zu meiner Studienzeit die Hysterie noch nicht so dramatisch. Da haben meine Kollegen (ich steh generell nicht so auf Computerspiele und hab da nie mitgemacht) immer auf den Uni-Rechner vernetzt Doom (oder Duke oder irgendwas in der Art) gespielt und einer hat sogar einen kompletten Level gebastelt, der den Grundriss der Wiener Sternwarte kopiert hat. Seltsamerweise ist er heute aber ein ganz normaler Wissenschaftler geworden und nie Amok gelaufen…

  5. #5 Rob
    7. Oktober 2013

    ich finde es trotzdem aber merkwürdig, dass nach meinem Kenntnisstand bei allen, die einen Amok begangen haben, auch immer Killerspiele auf dem PC gefunden wurden.

    Wie gesagt, ich suche nicht nach einer Erklärung. Ist ein Killerspiel zu besitzen und zu spielen denn das Gleiche wie ein Frühstück im Tagesablauf?

    Damit bedeutet es ja nun auch nicht, dass nun wirklich jeder Jungendliche Killerspiele auf dem PC hat, oder jeder morgens auch Frühstückt?

  6. #6 extraP
    7. Oktober 2013

    Ich halte nichts von Killerspielen: einmal und nie wieder. Man muss sich mal anschauen was für asoziale Gestalten da rumlaufen.

  7. #7 tina
    7. Oktober 2013

    Kommissar Kopper ist ganz fasziniert von dem Spiel und erreicht das letzte Level. Und da – welch Schock!! – findet das Spiel auf einmal in Rons Schule statt.

    Bleibt noch die Frage, ob Kopper demnächst auch Amok läuft, nachdem er ja so angetan von dem Spiel war und das letzte Level erreicht hat…

  8. #8 Desolace
    7. Oktober 2013

    @Rob:
    Alles eine Sache der Statistik. Es spielen MILLIONEN Leute (Ego-) Shooter. Und wieviele laufen davon Amok?
    Es kann also nicht allein am Spiel liegen. Meistens ist es ja das soziale Umfeld, die Leute werden übel gemobbt, ausgeschlossen, etc. Oder sie haben schlichtweg nen Knacks, das gibt es natürlich auch.

    Und natürlich wird eher in den Medien verbreitet, dass die Amokläufer “Killerspiele” gespielt haben. Wieviele davon haben auch “harmlosere” Spiele gespielt? Das interessiert aber keinen, da der Bösewicht “Killerspiele” eben schon feststeht.

    Es gibt da ja den Ausdruck: “100% der Amokläufer aßen Brot – verbietet Brot!!” Lustigerweise erkennt da jeder sofort, dass das Quatsch sein muss…. 😉

  9. #9 extraP
    7. Oktober 2013

    Es gab mal so ein Versuch bei Welt der Wunder, wo sich Professionale Gamer und Studenten gemessen habe. Dabei schnitten die Gamer auch sehr gut aus, woraus einige schlussgefolgert haben, dass diese Spiele schlau machen. Aber da ist natürlich auch kein kausaler Zusammenhang, da eher intelligentere Chancen haben wirklich sehr, sehr gut darin zu sein.

  10. #10 rnlf
    7. Oktober 2013

    @extraP: Wo laufen asoziale Gestalten rum? In sogenannten “Killerspielen” (wo wäre dabei das Problem?)? Oder in der Gruppe der Personen, die diese spielen (Woran machst du das fest?)?

  11. #11 Fluch
    7. Oktober 2013

    @ Rob : Es gab schon einige Funde wo keine Spiele gefunden wurden. Was allerdings immer gefunden wurde, sind Waffen. Warum man diese wohl nicht verbieten will?

  12. #12 Bullet
    7. Oktober 2013

    @Florian:

    Seltsamerweise ist er heute aber ein ganz normaler Wissenschaftler geworden und nie Amok gelaufen…

    Haha… das denkst DU! Warte warte nur ein Weilchen …
    @Rob:

    ich finde es trotzdem aber merkwürdig, dass nach meinem Kenntnisstand bei allen, die einen Amok begangen haben, auch immer Killerspiele auf dem PC gefunden wurden.

    Du merkst nicht, daß du das Pferd falsch herum aufzäumst, was?
    Warum sinds denn die “Killerspiele”? Oder, mal anders gefragt: warum wird in den Nachrichten, die nämlich deinen “Kenntnisstand” ausmachen, nie erwähnt, daß auf den Rechnern der Amokläufer auch Porn gefunden wurde? Etwa, weil *schlapplach* es männliche Jugendliche gibt, die *wuahaha* keinen Porn auf ihren Rechnern haben? *kringel*
    Es sind gar nicht die “Killerspiele”, die das böse ausmachen. (Und auch Porn nicht.)
    Nein, es ist etwas anderes: Microsoft Word. (Und glaub mir: der Zusammenhang zu Gewalt ist deutlich enger.)

  13. #13 Keppla
    7. Oktober 2013

    @Rob, @Desolace

    Was da auch reinspielt, sind die unhinterfragten, schlecht definierten Begriffe, was, so finde ich, auch ein interessantes wissenschaftliches Thema ist.

    “Es wurden Killerspiele gefunden” ist, wenn man es mal etwas umformuliert: “im Zeitraum seit dem Rechnerkauf wurde mindestens einmal ein Spiel mit nicht ausschliesslich friedlichen Inhalten installiert.”

    Wenn man das mal abschätzt: das dürfte eigentlich der Normalfall sein. Würde man das ganze auf Filme übertragen, und als Kriterium für’s “-killer”-Suffix FSK16 annehmen (Counterstrike hat FSK16, und gilt den Medien als Vorzeigekillerspiel) hätte man mindestens alle Tatortzuschauer.

    Wenn man mal ein weiteres wissenschaftliches Thema ignoriert (nämlich Statistik, und da die Abweichung) könnte man aus den vermutlich existierenden Rausreissern eine Argumentation aufbauen, die besagt, dass das _nichtspielen_ von Killerspielen zum Amoklauf bringt.

  14. #14 Florian Freistetter
    7. Oktober 2013

    @Rob: “ich finde es trotzdem aber merkwürdig, dass nach meinem Kenntnisstand bei allen, die einen Amok begangen haben, auch immer Killerspiele auf dem PC gefunden wurden.”

    Ja, das nennt sich Korrelation. Sagt aber noch nichts über Kausalität aus. Wie viele Jugendliche haben solche Spiele und bringen keinen um? Was ist überhaupt ein “Killerspiel”? Nur irgendwas mit Gewehren und Pistolen? Oder reicht auch schon World of Warcraft? Oder vielleicht Civilisation – da führt man ja auch ständig Krieg. Und so weiter…

  15. #15 Florian Freistetter
    7. Oktober 2013

    @extraP: “Man muss sich mal anschauen was für asoziale Gestalten da rumlaufen.”

    Meinst du Gestalten in den Spielen? Kann dir grad nicht folgen…

  16. #16 peer
    7. Oktober 2013

    Ich habe mal bei meinen Schülern der Elften Klasse nachgefragt (natürlich keine repräsentative Umfrage). Bis auf einer hatten alle Jungs “Killerspiele” auf dem Rechner. Und immerhin so 3/4 der Mädchen (hat mich überrascht.
    Ist halt immer eine Frage, nach was man sucht…

    “Guns dont kill, people kill people. Yeah right. But a gun surely helps” – Eddie Izzard

  17. #17 peer
    7. Oktober 2013

    Oh, und noch ein empfehlenswerter Link zum Thema:
    https://www.correlated.org/
    Hier werden Unsinns-Korrelationen aufgestellt.

  18. #18 Verena
    MUC
    7. Oktober 2013

    Nach langer Abstinenz ich mal wieder, weil dieses Thema durchaus einen gewissen Reiz besitzt. Oftmals werden in den Medien falsche Zusammenhänge gebracht. Das liegt zum einem an schlechter Recherche und zum Anderen daran, dass es einfacher ist den Sündenbock klar benennen zu können. Eindeutig besser für die Quote. Egoshooter sind nicht gefährlicher als Mario-Kart oder Need for Speed…oder gibt es eine Studie dass die meisten Autodiebe NSF spielen?

  19. #19 extraP
    7. Oktober 2013

    Ich meine die Gestalten die diese Spiele spielen. Es ist oft so das sich dort kaum einer benehmen kann. Die Dinge die im echten Leben nicht geduldet werdet, werden in den Spielen ausgelebt. Mittlerweile ist es Usus, den Gegenüber in sehr ehrenrühriger Weise zu beleidigen.

  20. #20 Chris
    Krems
    7. Oktober 2013

    Es gab mal einen Denkansatz, dass Amokläufer sich ja irgendwie für Waffen interessieren, denn meistens wissen sie ja damit umzugehen. Also interessieren sie sich auch für andere Dingem, die mit Waffen zu tun haben – wie z.B. Spiele, in denen Waffen vorkommen. Eine falsche Korrelation wäre ja z.B. dass Solitär einen zum Amokläufer macht, da dieses Spiel ebenfalls auf JEDEM PC installiert war 🙂

  21. #21 Florian Freistetter
    7. Oktober 2013

    @extraP: ” Mittlerweile ist es Usus, den Gegenüber in sehr ehrenrühriger Weise zu beleidigen.”

    Das heißt also übersetzt: Du hast mal Ärger mit nem anderen Spieler gehabt und seitdem findest du diese Spiele doof?

    Wie gesagt: ich bin selbst kein Spieler. Aber es gibt ja durchaus auch Spiele, die man alleine spielen kann. Und nicht jeder Gamer ist ein asoziales Arschloch; auch wenn es dort vermutlich so wie überall sonst im Leben durchaus auch asoziale Arschlöcher geben wird…

  22. #22 Condorman
    7. Oktober 2013

    Anno 1999 haben wir in der Computer-AG unter Anleitung des Lehrers unsere Schule in Counterstrike nachgebaut und das Ergebnis beim Tag der offenen Tür präsentiert. Das waren noch Zeiten! Heute wäre ein SEK-Einsatz wahrscheinlich noch eine der harmloseren Konsequenzen…

  23. #23 Florian Freistetter
    7. Oktober 2013

    @Chris: ” Eine falsche Korrelation wäre ja z.B. dass Solitär einen zum Amokläufer macht, da dieses Spiel ebenfalls auf JEDEM PC installiert war “

    Solitär nicht, aber Minesweeper! Das hat mich oft furchtbar aufgeregt dieses Spiel…

    Und wenn ich daran denke, wie oft ich in meiner Kindheit am Computer Summer- bzw. Wintergames gespielt habe, müsste ich heute schon ein paar Dutzend Olympia-Medaillen gewonnen haben.

  24. #24 rnlf
    7. Oktober 2013

    extraP: Du hast aber auch mitbekommen, dass viele Spieler Jugendliche sind und dass viele von denen, auch die coolen Kids, die nichts mit Videospielen am Hut haben, untereinander einen extrem rauen Umgangston pflegen?

    Aber ja, auch viele Erwachsene legen da ein schlechtes Benehmen an den Tag, aber das ist meiner Erfahrung nach auch im gesamten Internet so, nicht nur in Online-Spielen.

    Wenn du also Angst vor solchem Verhalten hast, solltest du dich vom gesamten Internet fernhalten.

  25. #25 extraP
    7. Oktober 2013

    @Florian: Schuster, bleib bei deinen Leisten. Manfred Spitzer würde auch nicht plötzlich damit anfangen Beiträge über Astronomie zu veröffentlichen. Ich habe doch gehört, wie sich die Leute dort ständig beleidigen. Meinst du man muss da noch irgendwas selber provozieren?

  26. #26 Chris
    7. Oktober 2013

    @extraP: Dann darf ich mal für Florian einspringen 🙂 ? Ich als Gamer seit ca. 28 Jahren und Online Gamer diversester Spiele, darf durchaus sagen, dass Florian bedingt Recht hat. Im gesamten Internet wird sich beleidigt – bestes Beispiel sind Foren jeder Art, Youtube Kommentare, Blogkommentar- Diskussionen oder selbst Produktrezensionen bei Amazon. Im Internet weht ein rauher Wind und hier ist es sogar mehr als zivilisiert. Ein exemplarischer, nett gemeinter Beitrag zu einer Diskussion unter typischen, jungen Internetnutzern wäre z.B. “Fick dich! Du hast doch keine Ahnung, du noob!” Und das ist wirklich nicht bösartig gemeint, sondern wird durchaus unter jahrelangen Internett- bekannten gepostet (und in Skype/Teamspeak etc. online auch so gesagt)

    Wenn es “unschön” wird haben gef*** Mütter, Todesdrohungen und andere unschöne Aussagen durchaus ihre Auftritte. Wenn du mir nicht glaubst, besuche Youtube, 4chan, reddit und andere große Internet- Plattformen zum Meinungsaustausch

  27. #27 Florian Freistetter
    7. Oktober 2013

    @extraP: ” Schuster, bleib bei deinen Leisten. Manfred Spitzer würde auch nicht plötzlich damit anfangen Beiträge über Astronomie zu veröffentlichen.”

    Ich hab keine Ahnung wer Manfred Spitzer ist oder warum er über Astronomie schreiben sollte. Oder was jetzt genau dein Problem ist. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass es ein wenig seltsam ist, PAUSCHAL alle Gamer als unhöflichen Pöbel zu bezeichnen. Niemand bestreitet dass es unfreundliche Menschen gibt. Die gibt es überall. Ich bezweifle nur, dass es Belege dafür gibt, dass Gamer signifikant unhöflicher sind als andere Leute. Korrelation und Kausalität… war ja Thema des Artikels. Nur weil du schlechte Erfahrungen gemacht hast folgt daraus noch keine allgemeine Gesetzmäßigkeit.

  28. #28 andreas f
    7. Oktober 2013

    Manfred Spitzer ist Autor des Buchs “Digitale Demenz”. Kurzzusammenfassung: Dank Powerpoint gehen komplette Konzerne den Bach runter, Internet sollte es erst ab 18 geben und überhaupt war früher alles besser.

    Das war jetzt noch nichtmal überspitzt (no pun intended).

  29. #29 johnny
    7. Oktober 2013

    @Florian Freistetter
    Manfred Spitzer ist ein Psychologe, der ewig der Vergangenheit verhaftet ist und gerne in der Öffentlichkeit steht.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Manfred_Spitzer

  30. #30 stillerleser
    7. Oktober 2013

    Zum Glück war zu meiner Studienzeit die Hysterie noch nicht so dramatisch. Da haben meine Kollegen (ich steh generell nicht so auf Computerspiele und hab da nie mitgemacht) immer auf den Uni-Rechner vernetzt Doom (oder Duke oder irgendwas in der Art) gespielt und einer hat sogar einen kompletten Level gebastelt, der den Grundriss der Wiener Sternwarte kopiert hat. Seltsamerweise ist er heute aber ein ganz normaler Wissenschaftler geworden und nie Amok gelaufen…

    Bei mir an der Uni haben die Studenten und Doktoranden sich nachmittags immer zum Counterstrike-Spielen im Computerraum getroffen. Da war manchmal fast kein Computer mehr für andere Nutzer frei. 🙂
    Dafür dass diese “Gestalten sich angeblich kaum benehmen können” (laut extraP) haben sie eigentlich ganz gut Karriere gemacht in unserer und anderen westlichen Gesellschaften.
    Ich selbst habe vor ein, zwei Jahren öfters einen Egoshooter gespielt und das obwohl ich absoluter Pazifist bin und jeglichen Waffenbesitz in Privathand verbieten würde wenn ich könnte.

  31. #31 Psyclash
    7. Oktober 2013

    #”Killerspiele”
    Auf radioaktive Zombies und genetisch optimierte Übernazis auf dem Bildschirm zu ballern macht doch zwangsläufig aus jedem noch so friedliebendem Menschen eine tickende Zeitbombe, während eine Laufbahn bei der Armee und eine Teilnahme an “robusten Stabilisierungseinsätzen” mit bedauernswerten Kolateralschäden eine charakterliche Reifeprüfung darstellen nach der man über jeden moralischen Zweifel erhaben ist(PTBS). Wer wie der ehem. Oberst Klein dabei einen ganz realen “Highscore”(Unreal: *MONSTERKILL*) aufstellt, wird mit Beförderungen und Pensionen honoriert. Diese reale Bigotterie, Kleingeistigkeit und Chauvinismus finden sich dann natürlich auch im realitätsfremden Totart.

    Egoshooter sind nur Computerspiele.
    Die Killerspiele aber finden in der Realität statt.

    @ Florian
    Das Beispiel Civilization kam auch mir in dem Zusammenhang in den Sinn. Jedoch darf ich mir als Kenner der Reihe erlauben Deinem Satz (“da führt man ja auch ständig Krieg.”) entschieden zu widersprechen. Krieg ist eine von mehreren Varianten, das Spiel zu seinen Gunsten zu entscheiden. Ohne weitergehende Erläuterung; Tausendjährige Phasen des Friedens sind bei meiner Spielweise die Regel.
    Doch tatsächlich ist dieses als eher harmlos angesehen “Strategiespiel” um einiges potenter als der typische “Egoshooter” und damit ein exzellentes Beispiel für jenen hirnamputierten Unsinn, den die Quantitätsmedien in ihrer krankhaften Aufmerksamkeitsgier verbreiten. Immerhin ist es viel mühsamer und zeitaufwendiger in einer virtuellen Großstadt wie Liberty City jedem Opfer einzeln den Schädel mit einer Schrottflinte wegzupusten als eine Atombombe auf eine Zehnmillionenstadt zu werfen. Wenn nach deren “Logik”(=Rabulistik) junge Menschen durch Egoshooter zu Amokläufer würden, müßten ebenfalls aus Spielern solcher “Strategiespiele” die Despoten, Diktatoren und Putschisten von Morgen werden, die mit ihrem nuklearen Arsenal die Metropolen und Hauptstädte der Welt einäschern, das Ökosystem und Weltklima zerstören und sich selbst nebst einer ausgewählten Elite zu einem nicht weit entfernten Stern fliehen, während die übrige Menschheit in einem langen und hoffnungsarmen Siechtum zu Grunde geht. Und Springer würde “titteln”: SID MEIER – DER GEISTIGE VATER DES BÖSEN – WIEVIEL HITLER, GADDAFI UND HUSSEIN WIRD ER UNS NOCH BESCHEREN?
    (Verzeihung. Da ging das Temperament durch.)

    Bei dieser Gelegenheit auch gleich noch ein großes Danke für die Akribie und die aufgewendete Zeit, die in dieser Reihe steckt, als auch meinen ehrlichen Respekt für die Leistung, ganze Folgen ertragen zu können (Ich kann davon nicht mehr als 10Minuten ertragen). Obwohl ich sie leider nur sporadisch verfolge, weil der Totart selbst so wenig Interesse bei mir weckt, fiel mir bereits beim letzten von mir gelesenen Beitrag die Krimiparodie schlechthin wieder ein. Und da das diesmal schon wieder passierte, möchte ich nun diesen viel zu lang gewordenen Text mit einem Auszug aus dem Grand Finale abschließen:
    “…mit der billigsten Effekthascherei führt Ihr Eure Leser an der Nase herum. Ihr quält sie mit aus den Fingern gesogenen Schlüßen, die keinen Sinn haben. Noch auf den fünf letzten Seiten führt ihr Charaktere ein, die im ganzen Buch mit keinem Federstrich erwähnt wurden. Bei Ihnen gibt es nicht den verstecktesten Hinweis – informationen werden zurückgehalten, damit nur keiner erfährt, wer der Täter ist. Aber jetzt werden wir den Spieß mal umdrehen … Wenn die Welt nur ahnt, das ich Euch reingelegt habe, werden alle Eure 1,95-Schmöker zu Toilettenpapier verarbeitet.” (Zugegeben; für Totart muß das noch entsprechend angepasst werden).

  32. #32 Stefan W.
    https://demystifikation.wordpress.com
    8. Oktober 2013

    Was mich an der Korrelation vs. Kausalitätsaufklärung irrsinnig stört ist, dass dazu immer wieder falsche Zahlen über die Entwicklung der Piraterie benutzt werden.

    Piraterie ist beileibe keine verschwindende Kriminalitätsform und mit steigender Bevölkerungszahl und steigender Zahl Schiffsfahrzeuge und steigender Zahl verschiffter Güter steigt die Piraterie auch, wie zu erwarten, und geht nicht zurück.

    Es dürfte doch wirklich nicht so schwer sein Zahlenmaterial zu finden, welches wahr ist, unterhaltsam und wahr.

  33. #33 Franz
    8. Oktober 2013

    Nach jahrelanger Teilnahme im Internet Game Business kann ich sagen, dass die Spieler quer durch alle Bevölkerungschichten gehen.

    Wie im realen Leben gibt es dort etwa 80% normale Menschen und 20% Arschgeigen. Leute die sich in der realen Welt durch unsoziale Gier oder Gewaltbereitschaft auszeichnen, sind auch im Spiel so.

    Der einzige Unterschied IMO liegt darin, dass man sich im Spiel hinter der Anonymitätsmaske verstecken kann und es somit leichter wird seinen Emotionen ein Ventil zu geben. Das erklärt die ‘tiefere’ Sprache.

    Wer kennt nicht all die Leute mit Null Zivilcourage die, wenn sie meinen im Recht zu sein, in der passenden Gruppe oder im Auto, ganz laut werden. Erwischt man sie aber alleine, dann ist es plötzlich aus mit den Wortmeldungen.

    Und niemals vergessen: In der katholischen Kirche wird eine Folterszene öffentlich ausgestellt und kleine Kinder davorgesetzt. Würde man in einem Spiel einen Menschen zu Tode foltern, wäre es vermutlich verboten oder zumindest ohne Altersfreigabe.

  34. #34 MartinB
    8. Oktober 2013

    @StefanW
    Einen ähnlichen Kommentar habe ich gestern geschrieben, aber der wurde leider verschluckt. (Heutzutage nur 17 Piraten? Wenn das die Reedereien wüssten…)

    Was ich noch schlimmer finde: Die gezeigte Grafik ist vollkommen sinnfrei – auf der horizontalen Achse ist eigentlich die jahreszahl aufgetragen, wird aber dann einfach durch die Zahl der Piraten ersetzt, wobei die x-Achse dann nicht mal mehr monoton ansteigende oder abfallende Werte hat. Die Grafik taugt nur um zu zeigen, wie man Grafiken nicht konstruieren sollte…

  35. #35 peer
    8. Oktober 2013

    @Stefan W: Wie wärs mit der Korrelation zwischen fallender Geburtenzahlen und fallender Storchenanzahl? https://www.zeit.de/2006/25/Stimmt-s_P-25_xml

    extraP: Das mit dem rauen Umgangston liegt eher an der “Pubertät”…

  36. #36 Florian Freistetter
    8. Oktober 2013

    @MartinB: “Die Grafik taugt nur um zu zeigen, wie man Grafiken nicht konstruieren sollte…”

    Ich bin mir nichtmal sicher, ob das nicht vielleicht sogar Absicht war. Immerhin wurde die ursprüngliche Grafik ja geschaffen, um zu zeigen wie absurd und unwissenschaftlich die ganze “Forschung” der Kreationisten ist.

  37. #37 Jeeves
    8. Oktober 2013

    Ein klitzekleiner Unterschied zwischen Cornflakes essen und Killerspiele spielen besteht aber, oder?
    Will sagen: es ist ein nicht so tolles Beispiel, um Korrelation vs. Kausalität zu erklären. (…etwas Nachdenken) …Oder es ist ein besonders gutes, weil so absurd?

  38. #38 Florian Freistetter
    8. Oktober 2013

    @Jeeves: “Ein klitzekleiner Unterschied zwischen Cornflakes essen und Killerspiele spielen besteht aber, oder?”

    Natürlich sind es unterschiedliche Tätigkeiten. Aber es ist a priori genauso “sinnvoll” zu behaupten, dass “Killerspiele” zu Amokläufen führen wie dass Cornflakes zu Gewalttaten animieren. Nur weil Verbrecher vor ihrer Tat “Killerspiele” gespielt haben (oder Cornflakes gegessen haben) folgt daraus noch lange keine Kausalität. Um das geht es.

  39. #39 peer
    8. Oktober 2013

    @Jeeves: Wenn man überhaupt bei solchen Themen Kausalätsbezüge sucht, sollte man eher sagen, dass “viel Killerspiele spielen” und “Amiklauf” vom selben Faktor abhängen, nämlich “Eltern, die sich nicht für die Kinder interessieren”. Ob die Eltern ihre Kinder 17 Stunden am Tag fernsehen lassen oder den tagüber aussperren oder froh sind, wenn die in ihrem Zimmer Computer spielen, ist letztlich egal. “Killerspiele” sind nur gerade die bequemste Möglichkeit, die Kinder ruhig zu stellen…

  40. #40 Lupo
    8. Oktober 2013

    Ich find den Begriff “Killerspiele” übrigens reichlich daneben. Vor allem, weil ich bisher noch niemanden getroffen habe der ihn vernünftig definieren konnte.

  41. #41 Stefan W.
    https://demystifikation.wordpress.com
    8. Oktober 2013

    @peer:

    “viel Killerspiele spielen” und “Amiklauf” vom selben Faktor abhängen, nämlich “Eltern, die sich nicht für die Kinder interessieren”.

    Nein, auch das ist eben falsch.

    Du konstruierst diese Gemeinsamkeit, weil Du nicht akzeptieren willst, dass Computerspiele a) ein Massenphänomen sind und b) von jedermann gespielt werden.

    Wenn bei fast jedem Amoklaufenden Jugendlichen solche Spiele gefunden werden, dann nicht, weil sie vernachlässigt sind, sondern weil sie Jugendliche sind. Du findest bei fast jedem Jugendlichen Computerspiele und auch sehr oft Egoshooter.

    Ist es dann World-of-Warcraft wird das oft als Killerspiel vorgestellt, um die eigenen Vorurteile dramatischer darzustellen.

  42. #42 onechordbassist
    8. Oktober 2013

    “Ein Amokläufer kann doch unmöglich aus einer normalen Familie kommen…”

    Gut, man könnt hier jetzt auch nen kompletten Essay über die Pathologie der sogenannten “normalen” Familien schreiben, aber das gehört hier nicht hin. “Die waren immer so harmonisch, das hätt ich von dem nie gedacht” ist ja mittlerweile auch schon zum Klischee geworden oder war es vielleicht schon seit sehr langer Zeit.

  43. #43 peer
    8. Oktober 2013

    @Stefan W – Ja, das habe ich auch gemerkt, als ich es geschrieben habe (Wieso will ich was nicht wahrhaben? Les mal meinen anderen Post!), dass das missverständlich ist.
    Allerdings halte ich es durchaus für bedenklich, wenn man als junger Mensch jeden Tag sehr viele Stunden (so mehr als 10) mit Computerspielen (oder Fernsehen oder saufen) verbringt – DAS wollte ich gemeint haben 😉
    Ich selbst habe nichts gegen Killerspiele – habe selbst jahrelang Counterstrike gespielt.
    Allerdings gibt es Beiß-Reflexe von beiden Seiten: Die Seite, die schlagartig gegen Killerspiele hetzt und die andere Seite, die meint es würde überhaupt nichts schaden, wenn 6jährige jede Nacht um Mitternacht stundenlang auf dem Server sind (wie bei meinem Clan geschehen).

  44. #44 Psyclash
    9. Oktober 2013

    Es kann nur schlechtes Gewissen sein, dem Totart Unrecht getan zu haben, das mich veranlaßt diesen Nachtrag zu tippen.

    Ein Detail an der Sendung ist nämlich tatsächlich gut; die Titelmusik.
    Dramatisch und dennoch nicht übertreibend
    Prägnant und deshalb einprägsam
    Das Gute kann so einfach sein.

    Die sollte auf keinen Fall geändert werden.
    (Jede Wette; die wird bald geändert.)

  45. #45 Crazee
    9. Oktober 2013

    Zum Thema Mario-Kart und Formel 1:

    So etwas gibt es wirklich: Nissan GT Academy

    Die machen einen Contest in einem Rennspiel (nicht Mario-Kart!) und laden die besten zu einem echten Training ein. Es sind schon richtige Rennfahrer dabei entdeckt worden.

    Mal schauen, ob ich hier Links posten darf:

    https://www.nissanusa.com/gtacademyshow/

  46. #46 Florian Freistetter
    9. Oktober 2013

    @Crazee: “Die machen einen Contest in einem Rennspiel (nicht Mario-Kart!) und laden die besten zu einem echten Training ein. Es sind schon richtige Rennfahrer dabei entdeckt worden.”

    Nur muss man hier wieder auf Korrelation und Kausalität aufpassen. Die Behauptung war nicht “Leute die gut bei Computerrennspielen sind, sind auch gute Autofahrer” sondern “Wer oft genug Computerrennspiele spielt, WIRD ein guter Autofahrer”. So was wie die Nissan Academy kann durchaus funktioniern. Aber als Beleg für eine Kausalität der Form “Computerspiel X weckt beim Spieler die Eigenschaft y” kann das nicht dienen.

  47. #47 Crazee
    9. Oktober 2013

    Das wollte ich damit nicht gesagt haben. Ich fand es nur interessant, dass “jemand” “glaubt”, aus der Gruppe der Konsolen-Rennspiel-Spieler ein gewisses “Talent” ableiten zu können.

    …und damit auch einen gewissen Erfolg hat.

  48. #48 Adent
    9. Oktober 2013

    @extraP

    Ich habe doch gehört, wie sich die Leute dort ständig beleidigen. Meinst du man muss da noch irgendwas selber provozieren?

    Das liegt doch wohl eindeutig daran, daß sie Unterhosen tragen. Ist dir mal aufgefallen, daß ALLE Amokläufer Unterhosen tragen, ja man dann sogar bei Ihnen zuhause Schubladen voller Unterhosen findet? Ja bei den meisten findet man sogar Socken…
    Achtung der Beitrag könnte Ironie enthalten.

  49. #49 Aginor
    10. Oktober 2013

    Nur eine kurze Anmerkung wenn wir schon bei Killerspielen und Korrelationen sind:
    Gefährlich sind immer diese Anekdoten. Spitzer, Pfeiffer und Co. haben davon immer haufenweise parat, und Deine extra_P tappt da IMO in die selbe Falle.
    Es gibt den Spruch dass fast jede Gemeinschaft ca. zu 10-20% aus “extremen” besteht. Ein Bekannter von mir sagt immer “alles ist Gauß-verteilt”, und so sehe ich das auch. Das blöde ist dass die Jungs und Mädels an den äußeren Rändern immer die lautesten sind, und dadurch entsteht ein bestimmter Eindruck. SMBC bringt es auf den Punkt:
    https://www.smbc-comics.com/?id=2939

    Und tatsächlich haben übrigens nicht mal die Hälfte der Amokläufer Killerspiele gespielt. Das wird nur immer und immer wieder wiederholt.

    Achja, und je nachdem wie man fragt lassen sich sämtliche Aussagen sogar umdrehen. Statistisch ist es eher wahrscheinlich dass “die Gamer” (als wäre das eine homogene Gruppe….) weniger gewalttätig sind als andere, einen höheren Bildungsgrad haben, und karrieremäßig erfolgreicher sind.

    Leider gilt wieder der oben verlinkte Comic. Die Polemik siegt 🙁

    Und für die die ernsthaft über Killerspiele etc. diskutieren wollen (hoffe mein Beitrag wird von Florian jetzt nicht als Werbung gesehen und geblockt): Es gibt eine Deutsche Community, in der sich da alle Facetten finden, und auch eine Menge Informationsquellen aller Art. Jeder ist zur Diskussion willkommen solange er auf dem Boden bleibt.
    https://stigma-videospiele.de/

    Gruß
    Aginor

  50. #50 Frank D
    10. Oktober 2013

    Ich habe mit 50(Q) meinen ersten Egp-Shooter gespielt – Half Life. Hielt bis dahin gar nix davon, eher Strategie-Spieler (AOE, Command & Conquer und so). Bin inzwischen recht angetan, zur Zeit bei bei Half Life 2 Episode 2, Stalker und Crysis… mal sehen, wann ich mir ne Schrotflinte schnappe und in der Innenstadt Combine-Truppen ausradiere.

  51. #51 ohminus
    11. Oktober 2013

    Nicht zuletzt müsste man, gäbe es tatsächlich einen Kausalen Zusammenhang, auch eine gewisse Dosis/Wirkung-Beziehung formulieren können. Angesichts der Tatsache, dass sich Südkorea mit seiner eSports-Kultur noch nicht in einem üblen Blutbad selbst ausgelöscht hat, halte ich die Annahme für gewagt 😉

  52. #52 Martin
    20. November 2013

    “Erhöhter Glühweinkonsum bringt die Menschen nicht dazu, mehr Sachen zu kaufen.”

    Das stimmt! Es ist natürlich genau andersrum. Der Frust über die Erkenntnis, das man sich mit dem ganzen Weihnachtskram grade wieder hoffnungslos pleite gekauft hat, bringt die Menschen dazu diesen in Glühwein ertränken zu wollen. 😉