Am 23. November 1963 lief die erste Folge der erfolgreichsten und definitiv besten Science-Fiction-Serie im britischen Fernsehen. Und am 23. November 2013, genau 50 Jahre später wird mit “The Day of the Doctor” überall auf der Welt im Fernsehen und in Kinos die lang erwartete Jubiläumsfolge ausgestrahlt. Damit die Wartezeit schneller vergeht habe ich ein kleines Programm zusammengestellt, mit dem sich der Tag des Doktors angemessen feiern lässt.
Also legt eure DVD-Sammlung bereit, schnappt euch euren Überschallschrauber und macht euch bereit für einen aufregenden Tag! Es geht pünktlich um Mitternacht los.
(Und wehe jemand meckert, dass der Artikel so lang geworden ist! 50 Jahre in einen Blogartikel zu packen ist nicht so einfach wie es aussehen mag. Schaut euch einfach mal diese wunderbar komplizierte Infografik an… Ich habe wirklich probiert, mich kurz zu fassen. Und dabei vermutlich doch wieder jede Menge wichtige Sachen vergessen)
00:00 bis 01:40 – “An Unearthly Child”
Es ist kaum möglich, 50 Jahre Doctor Who in einen einzigen Tag zu packen. Und selbst wenn wir schon um Mitternacht beginnen, wird es knapp. Na ja, es wird genaugenommen nicht einmal annähernd knapp, denn es ist unmöglich das komplette Who-Universum das sich in den letzten 50 Jahren gebildet hat, in so kurzer Zeit durchzuarbeiten. Aber an der allerersten Folge kommt man nicht vorbei. Es gibt zwar mit Sicherheit spannenderer Folge mit William Hartnell in der Rolle des Doktors, aber “An Unearthly Child” war nun mal die erste. Und wenn wir das Jubiläum angemessen begehen wollen, dann müssen wir auch mit dieser Folge anfangen. Also ab in den DVD-Player damit!
Diese Folge lief am 23. November 1963 und damit 14 Jahre vor meiner Geburt. Ich kann mir daher schwer vorstellen, wie das damals auf die Menschen gewirkt haben muss. Es war auf jeden Fall völlig anders, als alles, was bisher im Fernsehen lief. Das fing schon bei dem absurd-seltsamen Vorspann an und der ikonischen Titelmelodie, die vermutlich in den Ohren der damaligen Zeit sehr ungewohnt geklungen haben muss:
Und wer noch nie eine Folge Doctor Who aus dem vorigen Jahrhundert gesehen hat, der wird mit dem ersten Doktor auf den ersten Blick auch wenig anfangen können. Wir sind heute Doktoren wie Matt Smith oder David Tennant gewohnt, die jung sind, ernst sein können aber auch jede Menge Comedyelemente in ihre Rolle einbringen. William Hartnell dagegen war viel älter als er die Rolle annahm und ist ein mürrischer, manchmal unfreundlicher und ungeduldiger Doktor. Das merkt man auch in der allerersten Folge, als die beiden Lehrer Ian und Barbara sich plötzlich vor einer Polizeizelle auf einem Schrottplatz wiederfinden um dort nach dem Verbleib ihrer Schülerin Susan zu suchen. Die Schülerin entpuppt sich als Enkelin eines alten Mannes der sich “Der Doktor” nennt und die Polizeizelle als TARDIS: ein Raumschiff und eine Zeitmaschine. Ian und Barbara werden gezwungen, mit der TARDIS zu bleiben und gehen mit Susan und ihrem Großvater auf eine Reise, die sie tief in der Vergangenheit inmitten von Steinzeitmenschen stranden lässt.
Im Lauf der nächsten Folgen wird der erste Doktor dann ein wenig lockerer, lustiger und entwickelt sich langsam zu dem Held, der er in den restlichen 50 Jahren bleiben sollte. Ian, Barbara und Susan waren die ersten seiner vielen Begleiter die im Laufe der Zeit immer wieder kamen und gingen. Als einer der beeindruckensten Szenen des ersten Doktors gilt heute noch der Schluss der Folge “Dalek Invasion of Earth” in der der Doktor seine Enkelin Susan zurücklässt um ihr die Entscheidung zwischen dem Verbleib in der TARDIS und ihrer neugefundenen Liebe auf der Erde abzunehmen:
Aus Sicht der gesamten Geschichte von Doctor Who ist aber das Ende der 1966 ausgestrahlten Folge “The Tenth Planet” noch viel dramatischer. Nach dem ersten Auftritt der Cybermen stirbt der Doktor. Das ist aber noch nicht das besondere an der Sache: Fernsehhelden sterben immer wieder mal. Aber normalerweise ist dann die Serie zu Ende. Ein genialer Kopf bei der BBC hatte aber eine außergewöhnliche Idee. Der Doktor war zwar tot – aber dann auch wieder nicht. William Hartnell verwandelte sich in Patrick Troughton und plötzlich gab es einen zweiten Doktor.
01:40 bis 04:05 – “The Ice Warriors”
Heute, wo wir daran gewöhnt sind, dass es alle paar Jahre einen neuen Doktor gibt, wirkt diese Szene lange nicht mehr so dramatisch wie sie es damals gewesen ist. Das ein neuer Schauspieler die Rolle von William Hartnell (der aus gesundheitlichen Gründen aufhören musste) übernahm wäre ja noch akzeptabel gewesen. Aber das Patrick Troughton dann nicht einfach den gleichen Doktor gespielt hat, sondern eine völlig andere Person mit völlig anderem Charakter war außergewöhnlich. Der zweite Doktor war vollkommen anders als der erste. Dort wo Hartnell ernst und seriös war, war Troughton albern und abenteuerlustig. Dort wo Hartnell in steifer Kleidung auftrat, kam Troughton wie ein abgerissener Landstreicher daher.
Die Bedeutung von Patrick Troughton für die Geschichte von Doctor Who lässt sich kaum überschätzen. Bis zu seinem Auftritt war die Serie eine zwar etwas seltsame aber im großen und ganzen doch halbwegs normale Science-Fiction-Serie für Kinder. Eine Serie, die wie alle Serien vermutlich nach ein paar Jahren enden würde. Mit dem Trick der Regeneration hat die BBC aber die Möglichkeit geschaffen, Doctor Who im Prinzip bis in alle Ewigkeit weiterzuführen. Wenn nicht einfach nur ein neuer Schauspieler die alte Rolle weiterspielt sondern einen völlig neuen Doktor schaffen kann, dann ist die Serie in der Lage, sich ständig zu ändern; ständig neu zu bleiben und sich an alles anzupassen, was die Zukunft bringen mag. Aber dazu musste Troughton es schaffen, den Zusehern zu vermitteln, dass er zwar ein neuer Doktor war, aber eben immer noch der Doktor (“The definite article!” – aber das kommt erst später…) – der Doktor, der auch schon davor von Hartnell gespielt worden ist. Das hätte gewaltig schief gehen und Doctor Who noch vor Beginn der 1970er sein Ende finden können. Aber Patrick Troughton hat es geschafft, den Doktor weiterleben zu lassen und den Grundstein für das geschaffen, was in den nächsten Jahrzehnten kommen sollte.
Es gibt viele gute Folgen mit dem zweiten Doktor. Als zweiten Programmpunkt des heutigen Tages habe ich mich für “The Ice Warriors” entschieden. Die demonstriert gut, wie die Serie damals funktioniert hat. Heute sind wir relativ abgeschlossene Folgen (wenn auch mit einer größeren Rahmenhandlung) gewohnt, die in etwa 45 Minuten dauern und einmal in der Woche ausgestrahlt werden. Damals bestand eine komplette Geschichte aus typischerweise 4 bis 8 Folgen (manchmal waren es auch 10 oder mehr) zu je 20 bis 25 Minuten, die einmal pro Woche im Fernsehen gezeigt wurden. Schaut man sich nun die sechs Folgen von “The Ice Warriors” am Stück an, dann erscheint die Handlung manchmal etwas träge und in die Länge gezogen. Aber wenn man nur 20 Minuten sehen kann und dann eine ganze Woche auf die nächste Folge warten muss, dann wird es nicht langweilig.
“The Ice Warriors” ist auch aus einem anderen Grund exemplarisch für Troughtons Doktor. Zwei der sechs Folgen existieren nicht mehr. Denn die BBC hat leider viele der alten Bänder mit den Doctor-Who-Folgen aus den 1960er Jahren gelöscht oder vernichtet. Insgesamt fehlen 97 Folgen und damit sind 26 Geschichten komplett oder teilweise verschwunden. Als Doctor Who in den 1970er und 1980er Jahren ein immer größere Erfolg wurde, war man damit natürlich nicht glücklich. Man begann, überall auf der Welt in den Archiven anderer Fernsehsender zu suchen; in Hongkong, im Sudan, in Australien und in all den anderen Ländern, in denen Doctor Who im Fernsehen gezeigt wurde. Fans probierten, die fehlenden Folgen aus privat gemachten Audiomitschnitten und vom Fernsehen abgefilmten Szenen zu rekonstruieren. Es sind immer wieder mal Folgen an den unwahrscheinlichsten Orten aufgetaucht. Erst vor kurzem fand man in einer Fernsehstation in Nigeria einige verschollene Folgen und konnte so die Geschichten “Enemy of the World” und “The Web of Fear” mit Patrick Troughton komplett wiederherstellen und auf DVD veröffentlichen. “The Ice Warriors” ist leider immer noch unvollständig, aber zumindest existiert die Tonspur noch komplett. Aus den Drehbüchern und den von Fans gefilmten Szenen hat man mit dem Originalton eine animierten Version mit gezeichneten Charakteren geschaffen die nun auf der DVD die fehlenden Folgen ersetzt:
Mit der gleichen Technik wurden auch viele andere Episoden wieder so weit hergestellt, dass sie auf DVD veröffentlicht werden konnten. Viele Geschichten sind aber immer noch komplett verschollen und die Fans hoffen weiter darauf, dass sie irgendwann in einem Archiv wieder auftauchen und Doctor Who wieder komplett wird.
“The Ice Warriors” demonstrieren auch das Konzept der “Monster”, die einen wesentlichen Teil von Doctor Who ausmachen. Ohne all die gruseligen Aliens, die Roboter, die glibschigen Schleimonster und die restlichen Bösewichte die Generationen von Kindern Angst eingejagt haben wäre Doctor Who nur halb so schön. Und die Eiskrieger vom Mars sind ein Paradebeispiel für diese Monster: in den 1960er Jahren genau so unheimlich wie bei ihrer Wiederkehr im Jahr 2013. Am besten aber gefällt mir bei “The Ice Warriors” der Anfang. Die Tardis landet in einer Eiswüste und weder der Doktor, noch seine Begleiter Jamie und Victoria haben eine Ahnung wo oder wann sie sind. Trotzdem stürmt der Doktor sofort los, hinein in die nächstgelegene Basis und fängt sofort und ungefragt an, am Computer zu basteln und die Probleme von Leuten zu lösen, die noch gar nicht wissen, dass sie Probleme haben. Genau so, wie es heute David Tennant und vor allem Matt Smith (der sich offensichtlich stark von Troughton inspirieren hat lassen) tun…
04:05 bis 05:40 – “The Time Warrior”
1970 übernahm John Pertwee die Rolle des Doktors und veränderte die Serie ebenso nachhaltig, wie Troughton es vor ihm getan hatte. In der letzten Folge des zweiten Doktors (“War Games”) tauchten am Ende das erste Mal die Time Lords auf; die Außerirdischen zu denen auch der Doktor gehört. Sie zwangen ihm eine neue Regeneration auf und verbannten ihn auf die Erde. Der eigentliche Grund dafür waren Sparmaßnahmen der BBC die sich die ganzen außerirdischen Requisiten und Weltraumkulissen nicht mehr leisten konnte. Der Doktor war nun ein Berater der Spezialeinheit UNIT, die auf der Erde gegen Aliens aller Art kämpfte und die Serie veränderte sich. Der zweite Doktor hatte noch jede Menge Weltraumabenteuer und klassische Science-Fiction-Stories erlebt. Doktor Nummer drei war an die Erde gebunden, durfte dafür aber das erste Mal in Farbe auftreten. Pertwee machte aus seinem Doktor einen actionlastigen Helden, der mit schnellen Autos durch die Straßen sauste; mit Jetskis über das Wasser oder mit Flugeräten über den Himmel. Er setzte seine Gegner mit “venusianischem Aikido” außer Gefecht:
Er kommandierte den Brigadier Alistair Gordon Lethbridge-Stewart herum, der in den nächsten Jahrzehnten ein immer wieder kehrender Begleiter des Doktors war. Ebenso wiederkehrend war der “Master”. Dieser böse Time Lord hatte gemeinsam mit dem dritten Doktor in der Folge “Terror of the Autons” seinen ersten Auftritt hatte und ist seitdem mit fast jeden Doktor (mit Ausnahme von Nummer 9 und 11) aneinander geraten.
In “The Time Warrior” taucht der Master aber ausnahmsweise einmal nicht auf. Dafür haben andere klassische Bösewichter ihren ersten Auftritt: Die Sontaraner. In dieser Folge findet man alles das, was Doctor Who so besonders macht. Ein böser Alien landet mit seinem Raumschiff im englischen Mittelalter und entführt Wissenschaftler aus der Gegenwart um sein Raumschiff wieder zu reparieren. Der Doktor folgt ihm mit der TARDIS, liefert sich Schlägereien mit angelsächsichen Warlords, ficht Schwertkämpfe mit Roboterrittern und schwingt an Kronleuchtern durch Ritterburgen. Es ist der klassische Mix aus Geschichte und Science-Fiction, aus Action und technischen Spielereien und aus grusligen Außerirdischen die die Welt zerstören wollen. Und es ist der erste Auftritt von Elisabeth Sladen in ihrer Rolle als Sarah Jane Smith. Sarah Jane zählt zu den beliebtesten und bekanntesten Begleitern des Doktors. Sie kehrte sogar 2006 wieder für einen Auftritt gemeinsam mit dem 10. Doktor zurück (“School Reunion”) und bekam in der Folge ihre eigene Serie. “The Sarah Jane Adventures” war eine Art “Doctor Who speziell für Kinder” (obwohl ich aus eigener Erfahrung sagen kann, dass sich auch Erwachsene dabei großartig amüsieren können). Die Serie brachte es auf fünf Staffeln und wurde erst durch den Tod von Elisabeth Sladen im Jahr 2011 beendet.
Elisabeth Sladen war auch die erste Begleiterin des Doktors die deutlich mehr war als nur jemand, der angesichts von fiesen Monstern laut schreit, zwischendurch immer “Doktor, was ist das?” fragt und regelmäßig gerettet werden muss. Sie war die erste der selbstbewussten und eigenständigen weiblichen Companions:
Und schließlich ist “The Time Warrior” auch die Folge, in der das erste Mal der Name des Heimatplaneten des Doktors erwähnt wird: Gallifrey! Und von Gallifrey werden wir in der Jubliäumsfolge vermutlich noch jede Menge hören…
05:40 bis 08:10 – “Genesis of the Daleks”
Es wird langsam Zeit für Tom Baker! Doktor Nummer vier belegt selbst heute noch in diversen Umfragen den ersten Platz als beliebtester Doktor aller Zeiten. Er hat die Rolle sieben Jahre lang gespielt; länger als alle anderen vor oder nach ihm. Er hat in 172 Folgen mitgespielt und die Serie bis heute geprägt. Der vierte Doktor ist alles, was die anderen drei vor ihm waren, nur noch viel mehr und intensiver. Er ist mürrischer als Nummer 1; er ist verrückter als Nummer 2 und draufgängerischer als Nummer 3. Und er hat die typische Exzentrik der Doktoren auf ein neues Niveau gehoben. Mit seinem Schlapphut, seinen irren Augen und seinem absurd langem Schal (der eigentlich nie so lang geplant war; die Kostümbildnerin hat einfach die gesamte Wolle verstrickt die ihr gegeben wurde weil ihr niemand gesagt hat, wie lang der Schal werden soll und Baker fand dieses unpraktisch lange Kleidungsstück so großartig, dass er es trotzdem verwendete) hat er vor allem die Kinder beeindruckt. Doctor Who wurde mit Tom Baker populär wie nie zuvor und einige der großartigsten Geschichten stammen aus dieser Zeit.
Der vierte Doktor war aber definitiv kein reiner Clown und Spaßmacher. Das zeigt keine Folge besser als “Genesis of the Daleks”. Sie gilt als eine der besten Folgen aller Zeiten und das absolut zu Recht! Außerdem wird es Zeit, auch mal die Daleks in das Programm des Jubiläumstages aufzunehmen. Immerhin feiern sie dieses Jahr ebenfalls ihren 50. Geburtstag. Sie waren die ersten Monster, die in der Serie auftauchten. In “An Unearthly Child” musste sich der Doktor nur mit unfreundlichen Steinzeitmenschen herumärgern. Aber schon in der zweiten Folge “The Daleks” traf er auf seine Erzfeinde die seitdem immer wieder auftauchten und jeden einzelnen Doktor bekämpft haben. In “Genesis of the Daleks” wird die Entstehungsgeschichte dieser Wesen erklärt, die übrigens keine Roboter sind, auch wenn sie so aussehen (die BBC wollte damals keine “bug-eyed monsters” in der Serie haben weswegen man sich die roboterhaften Daleks ausgedacht hat).
In gewissem Sinne kann man “Genesis of the Daleks” als den Beginn des berühmten “Time War” ansehen (über den wir hoffentlich in der Jubiläumsfolge endlich mehr erfahren werden). Die Time Lords schicken den Doktor zum Planeten Skaro, um dort die Entstehung der Daleks zu sabotieren und zu verhindern dass sie in der Zukunft das Universum beherrschen. Auf Skaro treffen der Doktor, Sarah Jane und Harry Sullivan auf einen Bürgerkrieg zwischen den Thals und den Khaleds, der schon seit Jahrhunderten andauert und den Planeten völlig verwüstet hat. Der Wissenschaftler Davros will nun mit genetischen Experimenten eine neue Rasse von Khaleds schaffe, die in der Lage sind, den Krieg endlich zu beenden und die Thals zu vernichten. Davros und die Khaleds in “Genesis of the Daleks” erinnern nicht nur zufällig an die Nazis und es wird klar, wie die Daleks zu dem wurden, was sie später in der Serie sind.
Von den Spezialeffekten einmal abgesehen könnte diese Episode genau so auch heute noch laufen und die Szenen zwischen dem Doktor und Davros sind ebenso großartig wie die späteren Konfrontationen:
Ich könnte noch ewig über Tom Baker schreiben und es gäbe noch so viel mehr tolle Folgen des vierten Doktors, die man gesehen haben sollte. “Pyramids of Mars”, “Terror of the Zygons”, “The Talons of Weng-Chiang”, … Aber dafür ist keine Zeit mehr und langsam sollten wir auch eine kurze Pause machen.
08:10 bis 08:35 – Frühstück
Der Tag wird noch lang und da braucht es ausreichend Energie. Es ist also an der Zeit für das Frühstück; natürlich mit der passenden Kaffeetasse, dem passenden Eierbecher und vor allem mit ausreichend Bananen (“Always bring a banana to a party!”).
08:35 bis 08:40 – Neutronenflussadjustierung
Bevor es weiter geht sollten wir sicherheitshalber die Polarität des Neutronenflusses umkehren. Das kann nie schaden.
08:40 bis 10:20 – “Enlightenment”
Als Peter Davison im Jahr 1982 als fünfter Schauspieler die Rolle des Doktors übernahm, war er gerade Mal 29 Jahre alt. Mit Matt Smith sind wir heute einen jungen Doktor gewohnt – damals aber war es ein großer Schritt. Bis dahin hatten nur vergleichsweise alte Männer den Doktor gespielt und nun sollte ein junger Kerl die Rolle übernehmen und glaubhaft machen, dass er die selbe Person ist die vor im William Hartnell, Patrick Troughton und die anderen gespielt haben. Es war schwierig, aber Davison hat es definitiv geschafft. Er gehört zu meinen Lieblingsdoktoren aus der klassischen Ära. Der fünfte Doktor ist nicht ganz so durchgeknallt wie seine Vorgänger aber immer noch liebenswert exzentrisch (allein der absurde Sellerie den er ständig an seiner Cricketjacke trug). Die Rolle die er spielt wirkt aus aktueller Sicht schon sehr modern und er lässt sich gut mit den “neuen” Doktoren vergleichen.
Deswegen habe ich für mein Jubiläumsprogramm auch die Folge “Enlightenment” ausgesucht und zwar in der überarbeiteten Special-Edition die 2009 auf DVD erschienen ist. Die ursprünglichen vier Einzelfolgen der Episode wurden zu einem langen Film zusammengeschnitten und die Spezialeffekte der 1980er Jahre wurden durch moderne CGI-Effekte ersetzt. Für puristische Fans mag das Blasphemie sein, aber wenn man die Performance von Peter Davison mit der Gegenwart vergleichen will, dann funktioniert das mit dieser Special-Edition recht gut. “Enlightenment” ist zwar der Abschluss der “Black Guardian”-Trilogie, kann aber auch wunderbar alleine gesehen werden. Es ist eine klassische Doctor-Who-Geschichte: Die TARDIS landet auf einem alten Segelschiff, dass aber kein normales Schiff zu sein scheint. Es segelt durch den Weltraum und wird von transdimensionalen Überwesen gesteuert die sich mit anderen transdimensionalen Überwesen auf ebenso anachronistischen Schiffen ein Wettrennen durch das Sonnensystem liefern um zu bestimmen, wer am Ende die “Erleuchtung” bekommen kann.
Peter Davisons Ära war für meinen Geschmack viel zu kurz; er war ein toller Doktor der mehr Folgen verdient hätte. Aber immerhin lief während seiner Zeit die erste wirklich vernünftige Jubiläums-Multidoktor-Geschichte. Heute Abend erwartet uns ja die 50-Jahre-Jubiläumsfolge in der mindestens drei Doktoren mitspielen werden (glaubt man den diversen Gerüchten, dann werden es vielleicht noch ein paar mehr sein). 1983 feierte man das 20jährige Jubiläum und brachte alle bisherigen fünf Doktoren in “The Five Doctors” zusammen. Multi-Doktor-Geschichten waren nicht neu; schon 1973 gab es die Folge “The Three Doctors” die aber ehrlich gesagt ein wenig doof und schleppend ist und von der Handlung her auch kein großer Hit. Genaugenommen waren es auch nur die Doktoren Nummer 2 und 3, die hier mitspielten da William Hartnell aus gesundheitlichen Gründen nur einen kurzen Gastauftritt hat (seine Beschimpfung der beiden Nachfolger ist aber legendär). Hartnell starb 1975 und konnte daher in “The Five Doctors” nicht mitspielen und seine Rolle wurde von Richard Hurndall übernommen. Und Tom Baker hatte zu der Zeit keine Lust, irgendwas mit Doctor Who zu tun zu haben und verweigerte die Mitarbeit. Glücklicherweise gab es noch ein paar unveröffentlichte Archivaufnahmen mit ihm die für einen Kurzauftritt verwendet werden konnten. “Die fünf Doktoren” sind also eigentlich nur “Die drei Doktoren, ein Typ mit einer Perücke und altes Archivmaterial” – die Folge ist aber trotzdem sehenswert. Die vereinten Doktoren treffen auf Rassilon, den Gründer der Time-Lord-Gesellschaft (der später in der letzten Folge mit dem 10. Doktor zurück kehrte und von Timothy Dalton gespielt wurde) und auf einen ganzen Haufen ihrer ehemaligen Companions. Es gibt Cybermen, Daleks, den Master und jede Menge Action in der sich Peter Davison gegen seine älteren Kollegen gut durchsetzt.
Und ich hoffe Steven Moffat hat in “The Day of the Doctor” irgendwo eine Referenz auf die doktorenfressenden Dreiecke inkludiert!
Davison kehrte im Jahr 2007 noch einmal für die Miniepisode “Time Crash” zurück und traf dort auf David Tennants Doktor Nummer 10. Davison ist übrigens der Schwiegervater von David Tennant und um die Sache noch ein wenig verwirrender zu machen hat die Tochter von Doktor Nummer 5 und Ehefrau von David Tennant in der Folge “The Doctor’s Daughter” die Tochter von Doktor Nummer 10 gespielt…
10:20 bis 11:50 – “The Mark of the Rani”
1984 übernahm Colin Baker die Rolle von Peter Davison. Der sechste Doktor ist heute wohl derjenige mit den wenigstens Fans. Er spielte nur in 8 Geschichten mit, von denen keine einen Spitzenplatz in der Geschichte von Doctor Who einnimmt (ganz im Gegenteil). Und über sein Kostüm breitet man am besten einen – möglichst einfarbigen – Mantel des Schweigens.
Aber ich mag Colin Baker! Klar, seine Geschichten sind tatsächlich keine großen Klassiker und es gibt wahrscheinlich niemanden, der die Handlung von “Attack of the Cyberman” verstanden hat (Wenn ihr mal nen lustigen Abend verbringen wollt: Schaut euch die Folge an und probiert die Geschichte für ein Kind simultan auf deutsch zu übersetzen und zu erklären, was da vor sich geht). Aber Baker hat etwas inherent cooles. Trotz seines lächerlichen Outfits ist sein Doktor ein wenig aggressiver und düsterer als der von Peter Davison was man auch gleich in seiner ersten Folge merkt als der frisch regenerierte Doktor auf seine Begleiterin Peri trifft:
Vielleicht war das doch kein so guter Einstieg für Doktor Nummer 6…
Für das Jubiläumsprogram hab ich die Folge “The Mark of the Rani” ausgesucht. Da taucht zwar wieder mal der Master auf; es ist aber schön, auch einmal nen anderen Time Lord als Gegenspieler des Doktors zu sehen. Bzw. eine Gegenspielerin: So wieder Doktor ist die Rani eine exilierte Angehörige der Time Lords, die aber hauptsächlich an ihren dubiosen wissenschaftlichen Experimenten interessiert ist. In “The Mark of the Rani” landet sie im England des 19. Jahrhunderts, mitten in der industriellen Revolution und einem Bergbaubetrieb des berühmten Ingenieurs George Stephenson. Auch der Master ist dort und will die klügsten Köpfe der damaligen Zeit nutzen, um die Entwicklung der Erde zu manipulieren. Passenderweise sind Michael Faraday & Co alle bei George Stephenson zu einer Konferenz eingeladen.
Ich bin ja ein großer Fan von Episoden, die Science-Fiction mit realen historischen Ereignissen mischen und “The Mark of the Rani” ist ein tolles Beispiel dafür. Und vor allem spielt dort die Rani mit! Die hatte leider danach nur noch wenige Auftritte und ich bin stark dafür, dass sie irgendwann wieder in der aktuellen Serie zurück kehrt! Die Rani ist nicht nur ein mindest ebenso cooler Gegenspieler für den Doktor – sie hat auch eine besonders hübsche Tardis:
Die Ära des sechsten Doktors endet mit dem epischen 14-Teiler “The Trial of a Time Lord” und auch wenn die meisten damals froh waren, dass Colin Bakers Gastspiel zu Ende war, ist Baker Doctor Who immer treu geblieben. Bis heute gehört zu denen, die am meisten für die Öffentlichkeitsarbeit der Serie beitragen. Baker trat auch zwischen 1989 und 2005, als Doctor Who fast komplett aus dem Fernsehen verschwunden war, ständig in den Medien auf; besuchte Conventions; gab Interviews und scheint bis heute nicht böse darüber zu sein, dass sein Doktor nicht genau so beliebt ist wie die Doktoren davor oder danach.
11:50 bis 13:30 – “The Greatest Show in the Galaxy”
Der siebente Doktor gehört zu denen, die ich am wenigstens kenne. Ich habe zwar mein bestes getan um vor dem Jubiläum noch alle Folgen zu sehen, die es zu sehen gibt – habe es aber natürlich nicht geschafft. Und besonders beim siebten Doktor fehlt mir noch viel. Das ist schade, denn Sylvester McCoy, der die Rolle im Jahr 1987 übernommen hat, scheint ein ziemlich guter Doktor zu sein. Nach den beiden eher jüngeren Doktoren von Davison und Baker spielt McCoy nun wieder einen älteren Doktor der ein bisschen eine Mischung aus Hartnell und Troughton zu sein scheint. Die Comedy-Elemente überwiegen in seiner Darstellung aber – kein Wunder bei einem ehemaligen Kabaretisten.
Und mittlerweile stecken wir ja mitten in den 1980er Jahren mit all den Seltsamkeiten die das mit sich bringt. Zum Beispiel Ace, die den Doktor mit einer grauenhaften Lederjacke begleitet:
Aber immerhin ist sie die erste der Begleiterinnen, die einen Dalek mit einem Baseballschläger außer Gefecht setzt… Ich wollte ja für das Jubiläumsprogramm zuerst die großartige Folge “Remembrance of the Daleks” auswählen. Daleks und der Doktor im England des Jahres 1963 (!); Davros und der Hallysche Komet – besser kann es kaum werden. Aber dann habe ich mich doch für “The Greatest Show in the Galaxy” entschieden. Die hat zum einem den absolut passenden Titel für diesen Jubiläumstag, ein ziemlich cooles Ende und davor all den 80er Jahre Unsinn den man ertragen kann. Zum Beispiel einen rappenden Zirkusdirektor:
Am 6. Dezember 1989 war dann nach 26 Jahren Doctor Who erst mal Schluss. Ace und der Doktor spazieren aus dem Bild und mit den Worten
“There are worlds out there where the sky is burning, and the sea’s asleep, and the rivers dream. People made of smoke, and cities made of song. Somewhere there’s danger, somewhere there’s injustice, and somewhere else the tea’s getting cold. Come on, Ace — we’ve got work to do!”
verschwand Doctor Who für lange Zeit von den Fernsehgeräten. Aber nur von den Fernsehgeräten! Denn anderswo lebte der Doktor weiter. Aber zuerst wird es auch hier bei uns Zeit für eine Pause.
13:30 bis 13:50 – Kurze Snackpause zur Erholung
Der Tag ist gerade Mal zur Hälfte vorbei und jede Menge liegt noch vor uns. Zeit, sich ein bisschen zu stärken. Natürlich passend zum Anlass mit Jelly Babies und Jammie Dodgers. Und natürlich nochmal ein paar Bananen.
13:50 bis 14:50 – “Brave New Town”
Es scheint einfach, eine Folge mit dem achten Doktor für das Jubiläumsprogramm auszuwählen. Immerhin gibt es ja nur eine, oder? Das stimmt – aber dann auch wieder nicht. 1996 versuchte die BBC gemeinsam mit dem amerikanischen Fernsehen, Doctor Who wieder zurück zu bringen. Der Film der nur den Titel “Doctor Who – The Movie” trägt, war als Pilotepisode für eine neue Serie gedacht. Und in Großbritannien kam Paul McGann als neuer Doktor auch gut an – nur die Amerikaner konnten damit nicht viel anfangen. Es blieb also bei diesem einzigen Auftritt im Fernsehen (wer mehr über die ganze Entstehungsgeschichte und den Versuch des Neustarts wissen möchte soll sich die DVD besorgen und die vielen Specials dort ansehen). Der Film selbst wird von vielen Fans eher kritisch gesehen. Der neue Doktor sei zu “amerikanisch” und vor allem der Master sei grottig gespielt. Was den Master angeht stimmt das sicherlich – aber Paul McGann als Doktor ist großartig und ein Doktor, wie man ihn sich nur wünschen kann.
Vor allem bringt er ein neues Element in die Serie ein, dass in den späteren Jahren noch sehr wichtig werden sollte: Nummer 8 verliebt sich in seine Begleiterin Grace und das erste Mal kann man einen knutschenden Doktor sehen.
Ich habe aber trotzdem nicht den Film ausgewählt, sondern “Brave New Town”. Das ist keine Episode aus dem Fernsehen, sondern eine Audiofolge. Denn Doktor Who existiert schon lange nicht mehr nur im Fernsehen. Fast von Anfang an gab es Doctor-Who-Bücher, Doctor-Who-Comics und Doctor-Who-Hörspiele. Vor allem die Audio-Folgen sind großartig! Das sind nicht einfach nur vorgelesene Hörbücher der Folgen aus dem Fernsehen (obwohl es die auch gibt). Alle noch lebenden Doktoren der klassischen Serie spielen in diesen Folgen ihre alten Rollen, gemeinsam mit den Schauspielern der Begleiter und das in völlig neuen Geschichten. Die Hörspiele machen genau so viel Spaß wie die Fernsehfolgen und sind nicht weniger aufwendig produziert. Es gibt ausgeklügelte Handlungsstränge die sich über viele Episoden erstrecken; es gibt Spezialeffekte und vor allem gibt es großartige Schauspieler die ihren alten Rollen mit dem gleichen Enthusiasmus spielen wie damals im Fernsehen. Die von Big Finish veröffentlichten Abenteuer enthalten jede Menge Extras, Interviews und Making-ofs und die Firma ist mir generell sehr sympathisch. Man kann sich aussuchen ob man eine echte CD haben will oder nur eine billigere Datei zum Download (die es automatisch dazu gibt, wenn man die CD kauft). Und diese Datei ist dann eine stinknormale mp3-Datei die man überall hören kann ohne – wie es bei audible & Co der Fall ist – auf eine bestimmte Hardware gezwungen zu werden.
Ich kann jedem nur empfehlen, mal in den unzähligen Audioabenteuern des Doktors zu stöbern. Und besonders empfehle ich die Abenteuer des achten Doktors. Paul McGann hat mehr Folgen gespielt als die anderen Doktoren und zumindest in der Audiowelt war sein Doktor genau so präsent wie die anderen. Am besten ist es, man steigt bei der ersten Staffel der “Eighth Doctor Adventures” und der Folge “Blood of the Daleks” ein – obwohl man natürlich auch bei den älteren Folgen des Main Range mit “Storm Warning” anfangen kann. Aber ich finde die Kombination des achten Doktors mit Companion Lucie Miller aus den “Eighth Doctor Adventures” ziemlich genial und habe mir von dort die Folge “Brave New Town” für das Jubiläumsprogramm ausgesucht: Der Doktor und Lucie treffen auf eine englische Stadt, in der für immer und ewig der 1. September 1991 passiert…
Es ist eine Schande, dass Paul McGann nie die Chance bekommen hat, auch im Fernsehen den Doktor in seiner eigenen Serie zu spielen. Wie gut er das hinbekommen würde zeigt ja das Prequel zur Jubiläumsfolge. In “The Night of the Doctor” (siehe weiter unten) ist er vor kurzem noch einmal für einen sechsminütigen Auftritt zurück gekehrt und es wäre schade, wenn das das letzte wäre, was man von Paul McGann zu sehen bekommt. Hören kann man ihn aber weiterhin. Die neue Serie Doctor-Who-Audioserie “Dark Eyes” wurde gerade erst wieder verlängert und die solltet ihr definitiv hören. Genau so wie die Big-Finish-Jubiläumsfolge “The Light at the End” in der die Doktoren 1 bis 8 gemeinsam den Master bekämpfen müssen. Fantastisch!
14:50 bis 16:20 – “The empty child/The doctor dances”
Und jetzt sind wir endlich in der Gegenwart angelangt (naja, fast zumindest). Nachdem der Doktor noch fast 10 weitere Jahre ohne Fernsehauftritt ausharren musste, kam er im Jahr 2005 wieder zurück und wurde größer als je zuvor. Die schwierige Rolle des 9. Doktors hat Christopher Eccleston übernommen. Die meisten Fans finden ihn nicht so gut wie die Nachfolger 10 und 11 und ist natürlich auch schwierig gegen zwei so gute Schauspieler wie David Tennant und Matt Smith zu bestehen. Aber Eccleston hat für die Serie die gleiche Bedeutung wie Patrick Troughton in den 60er Jahren. Wenn Eccleston nicht gut gewesen wäre, dann wäre die Serie vermutlich nicht über die erste neue Staffel hinaus gekommen und Doctor Who wäre für weitere Jahre oder gar für immer in der Versenkung verschwinden. Aber Eccleston war gut und er gehört für mich zu meinen absoluten Favoriten!
Er ist ein sehr mysteriöser Doktor und keiner weiß, was ihm in der Vergangenheit zugestoßen ist. Bis jetzt konnten die Zuschauer jede Regeneration im Fernsehen beobachten und die Kontinuität war gewahrt. Aber was zur Regeneration des 9. Doktors geführt hat, bleibt ein Geheimnis (das vielleicht in der Jubiläumsfolge gelüftet wird – es wäre fantastisch, wenn es doch noch einen kleinen Gastauftritt von ihm geben würde). Wir erfahren nur, dass er irgendetwas schreckliches getan hat um den ebenso schrecklichen “Time War” zwischen den Time Lords und den Daleks zu beenden und dabei beide Völker vernichtet hat. Der neunte Doktor ist düster und depressiv und gleichzeitig auch manisch und abenteuerlustig. Dieser Stimmungswechsel wird wunderbar in der Folge “Dalek” gezeigt:
Es ist schade, das Eccleston die Rolle schon nach einer Staffel wieder aufgegeben hat – aber wahrscheinlich war das nötig. Denn irgendwann musste ein neuer Doktor kommen, der den Time War hinter sich lassen kann und wieder der Doktor wird, denn alle gewohnt sind. Für das Jubiläumsprogramm habe ich aber nicht die letzte Folge gewählt die diesen Übergang zeigt sondern die Doppelfolge “The Empty Child/The Doctor Dances”. Sie gehört zu meinen Lieblingsfolgen weil sie alle manisch-depressiven Aspekte des neunten Doktors wunderbar demonstriert; weil es die erste Folge mit Captain Jack Harkness ist; weil hier die ersten Gruselmomente auftauchen die so typisch für Steven Moffat sind und weil sie ein einfach ein großartiges Ende hat!
Der Beginn von “The Day of the Doctor” kommt immer näher und es stehen davor noch einige Punkte auf dem Programm. Also keine langen Pausen – weiter gehts! Allons-y!
16:20 bis 18:35 – “The End of Time”
Jetzt bin ich bei der unmöglichen Aufgabe angelangt, die Genialität von David Tennant in wenige Zeilen zu packen und aus all den großartigen Folgen des zehnten Doktors eine Folge für das Jubiläumsprogramm auszuwählen… Ich probiere mein bestes zu tun.
David Tennant ist vermutlich der Liebling aller neuen Fans von Doctor Who und der große Konkurrent von Tom Baker um den Titel des besten Doktors aller Zeiten. Als er 2005 die Rolle des Doktors übernahm ist die Serie erst wirklich zu dem geworden, was sie heute ist. Tennant ist ein fantastischer Schauspieler und sein Doktor ist nicht nur lustig, mächtig, traurig, dunkel, freundlich, aggressiv und liebenswürdig gleichzeitig sondern alles davon auch noch glaubwürdig. Er ist ein Doktor, der sich viel stärker auf seine Begleiter einlässt als seine Vorgänger und der von ihrem Verlust viel stärker getroffen wird. Das ist in der Folge “The Journeys End” großartig gezeigt worden. Am Ende dieser Folge hat der Doktor nicht nur die Erde gerettet sondern die gesamte Realität. Er kehrt mit seiner Tardis zurück nach Hause die vollgepackt ist mit all seinen Freunden aus der Vergangenheit. Und dann gehen all diese Freunde ihren eigenen Weg. Seine große Liebe muss wieder in ihrem unerreichbaren Paralleluniversum verschwinden und das noch dazu mit einem Kopie seiner selbst. Und als der Doktor dann endlich die Chance auf eine ebenbürtige Freundin hat die gemeinsam mit ihm durchs Universum zieht, ist er gezwungen Donna Nobles Erinnerungen an ihn komplett auszulöschen.
Von einem Moment auf den anderen ist er am Ende dieser Folge komplett allein und wie nachhaltig ihn das verändert hat, zeigen die vier Folgen die danach noch vor dem endgültigen Ende des 10. Doktors kommen.
Ich habe lange überlegt, welche Folge ich auswählen soll. Es gibt so viele die so großartig sind. “Blink”. “Human Nature/Family of Blood”. “The Unicorn and the Wasp”. So viel Auswahl. Und natürlich “The Girl in the Fireplace”… würde man mich zwingen, eine “beste Folge aller Zeiten” auszuwählen, dann wäre es vermutlich diese.
Ich habe mich dann aber für das Ende des 10. Doktors entschieden. “The End of Time”; die Folge in der wir das erste Mal seit der klassischen Serie wieder auf die Time Lords treffen und sehen, warum der Doktor sie im Time War vernichtet hat. Wir sehen, wie grausam dieses Volk geworden ist und wie schwierig es für den Doktor gewesen sein muss, das zu tun, was er getan hat (und was das ist erfahren wir hoffentlich bald!). Und wir sehen den Master wieder der sich am Ende ebenfalls gegen die Time Lords richtet. Eine großartige Folge, auch wenn es die letzte mit David Tennant war.
Und wem das Ende dieser Folge und die letzten Worte des 10. Doktors nicht nahe gehen, dem ist nicht mehr zu helfen:
18:35 bis 18:45 – Kurze Pause zur emotionalen Regeneration
Am besten machen wir nun kurz Pause, hören uns “Vale Decem” vom Doctor-Who-Soundtrack an und verdrücken die eine oder ander Träne. Aber weil der Doktor ja nie zu Ende geht und auf den dramatischen Abgang von David Tennant der ebenso dramatische Auftritt von Matt Smith folgt, hören wir danach am besten gleich auch noch “I am the doctor” um uns wieder aufzumuntern.
Es lohnt sich überhaupt, auch der Musik von Doctor Who ein bisschen Zeit zu widmen. Jede Staffel hat ihren eigenen Soundtrack vom genialen Komponisten Murray Gold und ich kann euch nur empfehlen, euch das anzuhören (Und wer wissen will, was für Musik ich immer höre während ich meine Bücher schreibe: Den Doctor-Who-Soundtrack!). Ich weiß nicht, ob die Musik genau so beeindruckend wirkt, wenn man die Serie nicht kennt, aber für die Fans der Serie ist sie auf jeden Fall großartig.
Besonders genial sind die “Doctor Who Proms”, bei denen die Musik live mit großem Orchestor in der Royal Albert Hall in London aufgeführt wird; garniert mit Auftritten der Schauspieler und jeder Menge anderer Extras. Zusammenschnitte dieser Konzerte gibt es als Extras auf den DVDs oder im britischen Fernsehen. Aber ich würde so etwas zu gerne einmal live erleben:
18:45 bis 19:35 – Abendessen
Bevor es langsam ernst wird, sollten wir noch ein bisschen etwas zu Abend essen. Und das kann natürlich nur eines sein: Fischstäbchen mit Vanillesoße! Heute ist zwar nicht der 3. April, der “Fishfingers and Custard-Day” aber wir stehen kurz davor dem 11. Doktor zu begegnen und es war genau das, was Matt Smith bei seinem ersten Auftritt in der Serie gegessen hat:
19:35 bis 20:20 – “The Name of the Doctor”
Matt Smith ist der aktuelle Doktor und bei ihm ist es ebenso schwer eine passende Folge auszuwählen. Ich war lange skeptisch, was den 11. Doktor angeht. Er war für meinen Geschmack zu jung, zu seltsam und vor allem zu “anders”. Und wenn man gerade erst David Tennant sterben gesehen hat, dauert es ein bisschen, bis man wieder einen neuen Doktor genießen kann.
Vor allem war der Wechsel von Tennant zu Smith im Jahr 2010 ja nicht nur einfach der Wechsel eines Schauspielers. Es war ein kompletter Schnitt. Es gab eine neue Tardis, neue Begleiter, neue Produzenten und abgesehen von River Song kaum noch Bezüge auf die Geschichten der Jahre davor. Doctor Who ist im Jahr 2010 eine ganz neue Serie geworden (deswegen ist es auch kein Problem hier einzusteigen, auch wenn man keine der alten Folgen gesehen hat) und man braucht ein bisschen, um sich daran zu gewöhnen. Bei mir hat es bis zum Ende der ersten Staffel mit Matt Smith gedauert, bis zum großartigen Finale “The Pandorica Opens/The Big Bang” und der berühmte “Stonehenge-Rede”:
Hier hatte ich das erste Mal das Gefühl, dass da nicht nur ein junger Schauspieler einen komischen Typen spielt. Das war das erste Mal der mächtige und alte Time Lord, den Tennant so gut verkörpert hat. Und ab da war Matt Smith einfach nur noch wunderbar. Das lag natürlich auch an seinen Begleitern Amy und Rory und als die dann verschwunden sind war das fast so tragisch wie das Ende des 10. Doktors. Aber zum Glück kam dann ja Clara Oswald, the impossible girl:
Und mit ihr die beeindruckende derzeit letzte Folge der Serie die ich für das heutige Programm ausgewählt habe. Sie trägt den Titel “Der Name des Doktors” und wir erfahren am Ende tatsächlich den Namen des Doktors: “Introducing John Hurt as the Doktor” konnten wir da in der letzten Szene sehen. Mein erster Gedanke zu diesem Zeitpunkt war: “WTF?”. Mein zweiter lautete: “Ernsthaft jetzt, WTF??”. Und der dritte war: “Verdammt, jetzt kann ich noch bis zum November 2013 warten bis ich erfahre, was das bedeuten soll!”.
Und mittlerweile ist es so weit. Bald wissen wir, wer John Hurt ist. Und was er getan hat, um den Namen des Doktors zu verlieren.
20:20 bis 20:30 – “The Night of the Doctor”
Bevor es jetzt aber ernst wird, schauen wir uns noch die oben schon angesprochene Miniepisode mit Paul McGann in seiner Rolle als achtem Doktor an. Sie ist zwar kurz, aber trotzdem voll mit relevanten Inhalten. Wir sehen, wie Doktor Nummer 8 regeneriert zum “John-Hurt-Doktor” wird, einem “War-Doctor”. Wir sehen, dass die Time Lords ebenso schrecklich wie die Daleks geworden sein müssen und die Menschen lieber sterben als sich von einem Time Lord retten zu lassen. Und (Danke Steven Moffat!!) der achte Doktor grüßt kurz vor seinem Ende noch alle seine Begleiter aus den Audiofolgen die damit nun anscheinend auch in den “offiziellen Kanon” des Doctor-Who-Universums transfertiert worden sind!
20:30 bis 21:50 – “The Day of the Doctor”
Jetzt ist es so weit. Um 20:30 beginnt die Jubiläumsfolge. Das steht zumindest auf meinem Kinoticket; auf BBC1 wird der Beginn mit 19:50 (also 20:50 MEZ) angegeben. Ich bin mehr als nur gespannt, was wir da zu sehen kriegen. Der Trailer war ja schon beeindruckend genug. Ich wünsche euch auf jeden Fall viel Spaß, egal ob ihr die Folge im Fernsehen, irgendwo im Kino oder sonst irgendwie anseht.
21:50 bis wann auch immer
Wenn ihr nach diesem langem Tag immer noch nicht genug habt, dann habt ihr da draußen immer noch den ganzen Rest des riesigen Doctor-Who-Universums. Das Internet ist voll mit Clips und Bonusmaterial; es gibt Bücher, CDs, Comics und Unmengen an Internetseiten (hier ist ne schöne Liste mit nem Ranking ALLER Folgen), Podcasts, Foren usw. Erst kürzlich lief der Doku-Spielfilm “An Adventure in Space and Time” im Fernsehen (großartig!); die BBC ist im Moment vollgepackt mit Doctor-Who-Specials und natürlich könnt ihr auch den Kommentarbereich meines Blogs nutzen, um über all das zu diskutieren, was in den letzten 50 Jahren passiert ist. Wer ist euer Lieblingsdoktor? Was ist eure Lieblingsfolge? Welche Folgen hättet ihr ausgewählt?
Und wie wird es weitergehen? Am 25. Dezember 2013 läuft die letzte Folge mit dem 11. Doktor bevor er von Peter Capaldi abgelöst wird. Er wird seine Rolle als Doktor sicher gut spielen (wenn auch hoffentlich nicht so wie in “The Thick of it”) – aber es wird vermutlich wieder ein ganz anderer Doktor sein. Aber sicher nicht der letzte! Auch wenn Capaldi ja nach derzeitigem Stand schon der 13. Doktor ist und ein Time Lord ja nur 13 Regenerationen zur Verfügung hat… Aber zu diesem Thema hat Steven Moffat in Ausgabe 456 des Doctor Who Magazines alles wesentliche gesagt:
“But fear not! A protocol is in place. A brilliant, audacious protocol passed from showrunner to showrunner in hushed tones, by torchlight. In the event of the Doctor running out of his allotted number of regenerations, as established in “THe Deadly Assassin”, the incumbent showrunner will …………………. make something up!”
Also: Auf 50 weitere Jahre “Doctor Who”. Allons-y!
Ich mache jetzt auf jeden Fall mal ein wenig Pause (ich glaube, das war der bisher längste Blogartikel, den ich geschrieben habe).
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