Jede Menge potentielle Mordwaffen (Bild: Compagnie de Saint-Gobain, CC-BY-SA 2.0)

Jede Menge potentielle Mordwaffen (Bild: Compagnie de Saint-Gobain, CC-BY-SA 2.0)

Glas ist ja ein höchst seltsames Material. Man hört ja oft, dass Glas eine Flüssigkeit sei und einfach nur so langsam fließt, dass wir es für einen Festkörper halten. Das ist irgendwie richtig – aber irgendwie auch nicht. Die Sache mit dem Glas ist ein wenig kompliziert. Ob ein Körper flüssig, fest oder gasförmig ist, gibt ja der sogenannte Aggregatszustand an. Jeder Stoff hat eine bestimmte Schmelztemperatur unterhalb der er fest ist. Darüber wird er flüssig und überschreitet die Temperatur auch noch die Siedetemperatur, dann wird er gasförmig. (Über die ganzen nichtklassischen Aggregatzustände wie Plasma oder ein Bose-Einstein-Kondensat will ich hier jetzt nicht reden; das hebe ich mir für ein andern Mal auf). Ob bzw. wann ein Stoff von einem Zustand in den anderen übergeht, hängt aber nicht nur von der Temperatur ab. Auch der Druck spielt eine Rolle. Ist der Druck hoch genug, dann kann ein Stoff auch noch bei Temperaturen fest sein, bei denen er unter normalen Druckbedingungen schon längst geschmolzen wäre. Deswegen kann es zum Beispiel auch “heißes Eis” geben, also Wasser in fester und kristalliner Form, dass aber trotzdem noch einige 1000 Grad heiß ist. Es muss nur der Druck hoch genug sein, was bei uns auf der Erde zwar in der Natur nicht der Fall ist, aber vielleicht auf anderen Planeten durchaus vorkommen kann. Auf sogenannten “Wasserwelten”, die Ozeane haben, die einige hundert oder tausend Kilometer tief sind, kann es solch ein “heißes Eis” aufgrund des viel höheren Drucks in tiefen Meeren tatsächlich geben.

Zu definieren, was genau “Glas” ist und was nicht, ist schwer. Es ist ein amorphes Material und der Schmelzpunkt ist nicht eindeutig festgelegt. Aber Glas ist auf jeden Fall ein Feststoff und keine Flüssigkeit. Und ganz sicher ist Glas fest genug um damit bei Bedarf Menschen umbringen zu können.

Das ist auch im Tatort passiert. Die Dame aus der Stadtverwaltung geriet in Streit mit Frau Hoppe und am Ende lag sie tot in der Gegend, bis sie vom besoffenen Kutscher überrollt wurde. Als die Polizei sie stellen will, haut sie dann allerdings ab und das passenderweise im Schillerkostüm. Am Ende wird sie dann aber doch geschnappt und die Kommissare dürfen sich endlich eine gute Thüringer Bratwurst gönnen. Im Brötchen und original mit Senf (kommt ja nie auf die Idee, Ketchup auf eure Wurst zu tun. Das dürfen nur Kinder; Erwachsene werden für sowas des Freistaats verwiesen!).

So macht man echte Thüringer Rostbratwurst! (Bild: Thomas Kees, CC-BY-SA 3.0)

So macht man echte Thüringer Rostbratwurst! (Bild: Thomas Kees, CC-BY-SA 3.0)

Ich fand die Folge in Weimar super. Und das wahrscheinlich nicht nur aus lokalpatriotischen Gründen. Christian Ulmen und Nora Tschirner spielen zwei sympatische und interessante Kommissare und es ist schade, dass keine weiteren Folgen mehr mit diesem Team geplant sind. Vielleicht kann sich die ARD ja doch noch mal dazu durchringen, den Tatort aus Weimar regelmäßig zu senden. Mir hat die Folge jedenfalls großen Spaß gemacht…

1 / 2 / 3

Kommentare (10)

  1. #1 Basilius
    IS <Infinite Stratos> 2
    29. Dezember 2013

    Mir gefallen die Tatorte ja tendentiell eher besser als Dir Florian, aber das bedeutet nicht, daß mir der Wurst-Tatort dann nicht gefallen müsste, wenn er Dir mal eher gefällt. Wir sind diesmal also einer Meinung. Mir gefiel generell auch die ganz unerwartet eher ein klein wenig alberne Atmosphäre.
    So Sachen wie dieser Spruch als die beiden Kommisare endlich die Ursache für den pestinenzlichen Gestank im Dienstfahrzeug herausfinden: Ein verwesendes Kleintier war beim Kabelverbeissen plötzlich verstorben.
    Da sagt die Frau Kommissarin:

    “Das sieht mir nach einem klassischen Selbstmarder aus.”

    ^_^

  2. #2 PDP10
    30. Dezember 2013

    @Florian:

    Ich konnte den zwar leider nicht sehen, freue mich aber auf die Widerholung … der scheint ja echt gut gewesen zu sein.

    Und:

    “[..]und es ist schade, dass keine weiteren Folgen mehr mit diesem Team geplant sind”

    Das stimmt meines Wissens (wohl glücklicherweise) nicht:

    https://www.spiegel.de/kultur/tv/weimar-tatort-mit-christian-ulmen-und-nora-tschirner-a-938885.html

    (letzter Satz).

  3. #3 Florian Freistetter
    30. Dezember 2013

    @pdp10: oh, das wusste ich nicht. Um so besser! Ich freu mich auf die nächste Folge!

  4. #4 stone1
    30. Dezember 2013

    Oh, ich glaub das war der neue Tatort, zu dem ich heute morgen eine Zeitungskritik gelesen habe und mich dann ärgerte, dass ich ihn verpasst hatte. Deshalb hab ich den Artikel jetzt wegen Verspoilerungsgefahr nicht gelesen, aber da soll ja auch der Humor nicht zu kurz gekommen sein?

  5. #5 Alderamin
    30. Dezember 2013

    Hmm, entweder liegt es an mir oder die Tatorte in den 70ern/80ern waren wirklich besser. Die Folge war zwar ganz witzig (und Hochachtung vor der schauspielerischen Leistung der Leiche), aber die Dialoge kamen irgendwie sehr gekünstelt und schulttheatermäßig rüber. Wir haben am Samstag “Berlin Calling” im Spiegel-TV Stream angeschaut, wo der Laiendarsteller Paul Kalkbrenner einen DJ spielt, und die Dialoge hat er m.E. bedeutend glaubhafter hinbekommen, als die Riege im Hoppe-Tatort. Hab’ auch einen ganz guten Kölner Tatort von vor ein paar Jahren in Erinnerung, der unter anderem im KölnTriangle und den EinsLive-Studios gedreht worden war, der war ziemlich gut. Ich schaue die Sendungen nur sehr sporadisch.

    Hat eigentlich einer kapiert, was die Referenz auf den Astrophysiker-Ehemann von Frau Dorn sollte (der eine “dreiarmige Balkenspiralgalaxie” entdeckt habe, die jetzt ihren Namen trage). Sie war doch anscheinend mit ihrem Kollegen verbandelt? Wer war denn jetzt der werdende Vater?

    Es gibt tatsächlich Balkenspiralglaxien, die haben meistens zwei Arme, die Milchstraße ist selbst eine und hat vier; die werden aber nicht nach Personen benannt, sondern nach Koordinaten oder Katalognummern. Hat der Drehbuchautor vielleicht Astronomie als Hobby? Eine Hommage an Florian war’s nicht, denn Nora Tschirner war wirklich schwanger während des Drehs und bekam ihr Kind schon im Juli. Ende Juli fing Florians Tatortserie jedoch erst an.

  6. #6 C.E.
    30. Dezember 2013

    @Florian
    “Frau Hoppe bleibt weiterhin misst, ” – hat sich da ein “ver” verkrümelt?

    Und weiter unten, bei den Aggregatzuständen: Überschreitet die Temperatur die Siedetemperatur, wirds doch im allgemeinen gasförmig, und nicht wieder fest?

  7. #7 Roland B.
    31. Dezember 2013

    @Aldemarin: Dürfte teils an dir liegen, teils objektiv wahr sein. Damals war das Medium halt einigermaßen neu, heute wird zwar technisch besser gedreht, man erwartet aber auch mehr – und es wird natürlich immer schwieriger, interessante Plots zu kreiren, fast alle Möglichkeiten sind irgendwie schon mal drangewesen.

  8. #8 Michael Winter
    Halle
    31. Dezember 2013

    Hallo Florian,
    Deine Aussage:„Jeder Stoff hat eine bestimmte Schmelztemperatur unterhalb der er fest ist.“
    stimmt so pauschal nicht.

    Gerade Gläser und Polymere haben keine solche feste Grenze zwischen Fest und Flüssig.
    Es findet eher ein Übergang zwischen spröd zu elastisch / hochviskos statt.

    Andere Stoffe schmelzen nicht sondern sublimieren oder zersetzen sich.

    „Darüber wird er flüssig und überschreitet die Temperatur auch noch die Siedetemperatur, dann wird er gasförmig.“

    Nicht zwangsläufig bei überkritischen Flüssigkeiten fällt diese Grenze weg. Ist nett anzusehen wie sich die Phasengrenze plötzlich in „Rauch“ auflöst.

    „Ist der Druck hoch genug, dann kann ein Stoff auch noch bei Temperaturen fest sein, bei denen er unter normalen Druckbedingungen schon längst geschmolzen wäre.“

    Wasser ist hier ein schlechtes Beispiel. Es erhöht sein Volumen beim Erstarren erst mal. Eine Druckerhöhung bewirkt erst einmal die Absenkung der Schmelztemperatur. Bei 1000bar irgendwas um die -80 bis -120°C. Habe letztens mit Proben zu tun gehabt die den Weg gegangen sind.

    Könnte man vielleicht erwähnen ehe man auf ferne Welten verweist.

    Guten Rutsch !
    Micha

  9. #9 Florian Freistetter
    13. Januar 2014

    So. Nachdem mich gerade die ARD angerufen hat und mir erklärt hat, ich würde mit meinem “Tatort-Wissenschaft”-Logo den Eindruck erwecken, diese Serie hier würde offiziell zum Tatort gehören und dass ich das entfernen muss bin ich gerade nicht mehr sonderlich motiviert, diese Serie fort zu setzen. Die Resonanz darauf war ja jetzt auch nicht sooo enorm groß. Ich werde also noch ein wenig darüber nachdenken und vielleicht ein ähnliches Projekt aufziehen; aber den Tatort in Zukunft sein lassen…

  10. #10 C.E.
    13. Januar 2014

    Ich fand Deine Serie gut, lehrreich. Hilfreich. Mangels Tatortschauen konnte ich nicht viel mitreden. Aber den Tatort als Aufhänger für Wissenschaftserklärung zu nutzen, fand ich prima.

    Und Dein Tatort-Wissenschafts-Logo als verwechselbar mit dem Original-Tatort-Logo zu bezeichnen und darin eine anscheinende Verbindung zum offiziellen Tatort zu sehen, ist ja wohl an den Haaren herbeigezogen.

    Ich kann verstehen, daß Du wenig Lust hast, die Serie fortzuführen. Schade finde ich es trotzdem.