Mittlerweile ging man auch dazu über, die Singularitäten mit einem etwas weniger technischen Namen zu bezeichnen. John Wheeler prägte 1967 für sie das Wort, das wir auch heute noch benutzen: Schwarzes Loch. Und die Astronomen, die sich nun auch immer mehr für Einsteins Theorie interessierten, schienen den schwarzen Löchern hart auf den Fersen zu sein.
1968 entdeckte man zwar noch keine schwarzen Löcher. Dafür fand aber Jocelyn Bell etwas fast ebenso beeindruckendes: Extrem kompakte Sternenüberreste, die wahnsinnig schnell rotierten und regelmäßige Radiosignale absandten. Diese “Pulsare” waren schnell rotierende Neutronensterne. Also das, was nach dem Kollaps von Sternen übrig bleibt, die noch gerade zu leicht sind, um zu schwarzen Löchern zu werden. Und wenn es die tatsächlich gab, dann vielleicht auch die schwarzen Löcher selbst. Vor allem, weil man nun bemerkte, dass sie womöglich nicht völlig unsichtbar sein müssen. Schwarze Löcher könnten Teil eines Doppelsternsystems sein. Diese Idee stammte von Jakow Seldowitsch und er schlug vor, dass man nach seltsam wackelnden Sternen suchen sollte, die in Wahrheit ein schwarzes Loch umkreisten. Und da dabei irgendwann auch mal Materie vom Stern in das Loch fallen würde und diese Materie dabei enorm beschleunigt wird und deswegen starke Röntgen- und Radiostrahlung abgibt, könnte man auch nach diesem Phänomen suchen.
Enorm starke Radioquellen? Moment Mal, dachte sich da der britische Astronom Martin Rees; ein Schüler von Martin Ryle, den wir schon in Kapitel 6 getroffen haben, als es um die Untersuchung der mysteriösen “Radiosterne” ging. Und diese Radiosterne waren enorm starke Radiosterne. Rees zeigte gemeinsam mit Dennis Sciama, dass die Radiosterne bzw. Quasare gigantische schwarze Löcher sein könnten, die von Unmengen an Materie umgeben sind, die bei ihrem Fall ins Loch entsprechend viel Strahlung abgeben. Und als man dann in den 1970er Jahre die ersten Röntgenteleskope ins All schickte und auch noch jede Menge Röntgenquellen fand, waren immer mehr Wissenschaftler davon überzeugt, dass es die Löcher tatsächlich gab.
Und nicht nur das. Ein Schüler von Dennis Sciama konnte zeigen, dass es die Singularitäten nicht nur heute geben musste, sondern auch früher gegeben hatte. Der Schüler war Stephen Hawking und er wies mathematisch nach, dass sich ein expandierendes Universum wie es sich aus Einsteins Feldgleichungen ergab (siehe Kapitel 3), aus einer Singularität begonnen haben musste. Mittlerweile hatte Martin Rees mit seinen Messungen an Quasaren auch deutlich belegen können, dass Hoyles Steady-State-Universum nicht funktionieren konnte und Arno Penzias und Robert Wilson hatten die kosmische Hintergrundstrahlung entdeckt, die einen weiteren Beweis für die Existenz des Urknalls lieferte.
Mitte der 1970er Jahre war Einsteins Relativitätstheorie wieder voll da. Die Schwarzen Löcher und der Urknall waren Teil der beobachtenden Astronomie geworden und keine reinen mathematischen Spielereien mehr. Man hatte mit der Quantenmechanik gleichgezogen und machte sich erneut an die Aufgabe, an der damals in den 1950er Jahren Einstein gescheitert war: Die Vereinheitlichung aller Theorien.
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