Anderswo im Sonnensystem stünden die Chancen auf Mond-Monde besser. Neptun zum Beispiel ist sehr weit von der Sonne weg und selbst sehr massereich. Ideale Voraussetzungen also, um seine Umgebung gravitativ zu dominieren. Neptuns Monde können dank seiner großen Hill-Sphäre auch noch in großer Entfernung von im existieren und ein großer, ferner Mond des Neptun hätte wiederum genug Platz um selbst einen Mond eine stabile, von Gezeitenkräften ungestörte Umlaufbahn innerhalb seiner eigenen Hill-Sphäre zu bieten. Bis jetzt ist allerdings auch bei Neptun so ein Mond nicht entdeckt worden und auch nicht anderswo im Sonnensystem.

Vermutlich hat das mit der Entstehung von Monden zu tun (siehe dazu auch Folge 15 und Folge 16 der Sternengeschichten). Die meisten Monde der großen Planeten im Sonnensystem sind eingefangene Asteroiden und es ist äußerst unwahrscheinlich, dass sich so ein eingefangener Asteroid selbst wieder einen eigenen Asteroid einfängt, der zu einem Mond wird (sowas schafft ein großer Planet wesentlich leichter als ein kleiner Mond). Unser eigener Mond ist durch ein seltenes und singuläres Kollisionsereignis entstanden und es ist ebenfalls zweifelhaft, dass sich so etwas wiederholt, um einen Mond des Mondes zu schaffen.

Es spricht also nichts prinzipiell gegen die Existenz von Monden, die selbst Monde haben. Theoretisch könnte es auch Mond-Mond-Monde geben – usw. Es kommt nur auf die Größe der Hill-Sphäre an und ob eine stabile Konfiguration möglich ist (eine beliebte Frage ist auch, ob Astronauten ihr Raumschiff umkreisen können: das geht nicht; hier ist der Hill-Radius zu klein). Aber auch wenn stabile Mond-Mond-Konfigurationen möglich sind, scheinen sie auf natürlichem Weg nicht zu entstehen. Zumindest nicht in unserem Sonnensystem. Irgendwie schade.

Mehr Antworten findet ihr auf der Übersichtsseite zu den Fragen, wo ihr selbst auch Fragen stellen könnt.

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Kommentare (23)

  1. #1 Robert
    München
    15. Dezember 2014

    Kannst Du sagen, was der Ansatz ist, mit dem man die Formel für die Hill-Sphaere (mit dritten Potenzen der Bahnradien und der 3 im Nenner) herleiten kann? Es ist ja wohl nicht, dass der Mond (und nicht der Planet) das nächste lokale Potentialminimum ist (das gäbe nur zweite Potenzen der Radien). Wie sehr spielt da die Annahme rein, dass das Gravitationsfeld des Planeten annähernd homogen auf der Skala der Mond-Mond-Bahn ist, damit die Gezeitenkräfte nicht zu gross sind?

  2. #2 Florian Aigner
    Wien
    15. Dezember 2014

    Naja, die Gravitationskraft, die zwischen Mond und Sonne wirkt, ist allerdings größer als jene zwischen Mond und Erde. Die Bahn des Mondes führt ja um Sonne UND Erde, das widerspricht sich nicht. Das mit der Hill-Sphäre klingt ein bisschen so, als wäre es eine scharfe Grenze zwischen dem Bereich, in dem ein Objekt um diesen oder den anderen Himmelskörper kreist – so einfach ist es natürlich nicht.

  3. #3 McPomm
    15. Dezember 2014

    Es scheint also eine Frage der Wahrscheinlichkeiten zu sein. Dass es auf Monden Einschläge von Asteroiden gab, bezeugen die vielen Krater. Man kann annehmen, dass bei den größten davon beim Impaktereignis auch größere Stücke so weit hoch geschleudert wurden, dass sie nicht gleich wieder herunterfielen, sondern im Orbit blieben. Aber eben auf Dauer nicht stabil. Die Wahrscheinlichkeit für solch eine Mond-Mond-Entstehung ist aber wohl genauso niedrig wie die für ein Einfangen. Oder sehe ich das falsch?

  4. #4 Alderamin
    15. Dezember 2014

    @Florian

    Unser eigener Mond ist durch ein seltenes und singuläres Kollisionsereignis entstanden

    So selten war so eine Kollision möglicherweise gar nicht, die Monde des Pluto scheinen ähnlich entstanden zu sein (sie kreisen alle in der gleichen Ebene, die dieselbe Achsneigung wie Pluto selbst hat, welche 122° beträgt). Auch die Venus, könnte ursprünglich einen oder mehrere Monde gehabt haben. Ihre Rotation ist ja auch ungewöhnlich. Es gibt die These, dass die Monde dann irgendwann durch Gezeitenkräfte auf den Planeten gestürzt sind.

  5. #5 Crazee
    15. Dezember 2014

    Wäre es dann nicht vielleicht möglich, dass Monde Ringe haben, die z. B. durch Vulkanismus (egal in welcher Form) oder Asteroideneinschläge (zumindest temporär) entstehen?

  6. #6 Alderamin
    15. Dezember 2014

    @McPomm

    Man kann annehmen, dass bei den größten davon beim Impaktereignis auch größere Stücke so weit hoch geschleudert wurden, dass sie nicht gleich wieder herunterfielen, sondern im Orbit blieben.

    Im allgemeinen führt eine einmalige Beschleunigung eines Objekts zu einer elliptischen Bahn, die wieder an den Ort zurückkehrt, wo die Beschleunigung endete, d.h. den Einschlagsort. Da müsste sich nach dem Herausschlagen schon durch Kollisionen mit anderem Material o.ä. die Bahn nochmals ändern (zirkularisieren), damit der Absturz ausbleibt.

  7. #7 Florian Freistetter
    15. Dezember 2014

    Klar, (temporäre) Ringe bei Monden kann es geben. Gibt ja sogar eine Asteroid mit Ringen. Hab ich auch mal was drüber geschrieben.

  8. #8 Florian Freistetter
    15. Dezember 2014

    @Florian: Na dass der Hill-Radius nur eine Näherung ist, hab ich im Text ja auch erwähnt… Aber diese Serie ist halt nicht für detaillierte Ableitungen von Formeln gedacht. Und ganz unnötig ist der Hill-Radius auch nicht, in der himmelsmechanik spielt der ne wichtige und nützliche Rolle.

  9. #9 Matthias
    15. Dezember 2014

    Ich hab deinen Beitrag mal bei Plague verlinkt

  10. #10 Herbert
    15. Dezember 2014

    Eine Frage, Florian. Du schreibst: ” Die meisten Monde der großen Planeten im Sonnensystem sind eingefangene Asteroiden und es ist äußerst unwahrscheinlich, dass sich so ein eingefangener Asteroid selbst wieder einen eigenen Asteroid einfängt”

    Nun scheinen Satelliten, die Asteroiden umkreisen, ja gar nicht so selten zu sein. Wäre es denkbar, dass ein Planet einen Asteroiden samt Mond einfängt, und es so zu einem “Mond-Mond” kommt? Oder würde es die Himmelsmechanik nicht zulassen, und das Paar würde beim Einfangen getrennt werden?

  11. #11 SonnenKlar
    15. Dezember 2014

    Interessanter Artikel 🙂

  12. #12 Florian Freistetter
    15. Dezember 2014

    @Herbert: ” Wäre es denkbar, dass ein Planet einen Asteroiden samt Mond einfängt, und es so zu einem “Mond-Mond” kommt? Oder würde es die Himmelsmechanik nicht zulassen, und das Paar würde beim Einfangen getrennt werden?”

    Das ist eine gute Frage. Und eine, die ich so spontan gar nicht beantworten kann. Das müsste man mal konkret durchrechnen. Ein Asteroidenpaar kann für sich alleine im Asteroidengürtel durchaus stabil sein; aber instabil werden, wenn es auf einmal noch nen Planeten umkreisen soll (genau darum gehts ja bei der Hill-Sphäre). Aber wo da genau die stabilen Regionen sind, hängt vom Spezialfall ab.

  13. #13 McPomm
    15. Dezember 2014

    Herbert schrieb: Wäre es denkbar, dass ein Planet einen Asteroiden samt Mond einfängt, und es so zu einem “Mond-Mond” kommt? Oder würde es die Himmelsmechanik nicht zulassen und das Paar würde beim Einfangen getrennt werden?

    Wenn ich daran denke, dass bei von Schwarzen Löchern eingefangenen Doppelsternsystemen der eine Begleiter wegen der Erhaltung des Drehmoments, oder wie das heißt, weggeschleudert wird. Aber das ist auch kein Einfangen, sondern ein Einverleiben.

  14. #14 Cakir
    15. Dezember 2014

    @FF
    In der Frühphase des Sonnensystems hatten doch fast alle Protoplaneten Kollisionen miteinander. Also ist doch die Wahrscheinlichkeit eher mittel bis hoch das ein Mond wieder so enstehten kann oder?

  15. #15 Lutz Donnerhacke
    15. Dezember 2014

    Nunja, ist nicht eine Raumsonde um einen Mond auch ein Mond eines Mondes? Das ist ja – bis auf die initiale Platzierung – grundsätzlich und kurzfristig stabil.

  16. #16 Florian Freistetter
    15. Dezember 2014

    @Lutz: Ja, LRO zB war stabil – aber wie du schon sagtest, eben nur kurzfristig.

  17. #17 Veit
    15. Dezember 2014

    Hallo Florian,

    kann es sein, daß die Grenze der Hill-Sphäre mit den Lagrange-Punkten L1 und L2 übereinstimmt oder ist das ein Zufall?

  18. #18 Quercus
    16. Dezember 2014

    @Florian:

    Denn da sind ja noch die Gezeitenkräfte, die in diesem Fall die Bahn eines Mond-Mondes im Laufe der Zeit instabil machen würde. Nach ein paar hunderttausend oder Millionen Jahre würde der Mond-Mond mit dem Mond kollidieren und würde zerstört.

    Im Fall der Erde und ihres Mondes führen die Gezeitenkräfte doch dazu, dass sich der Mond immer weiter von der Erde entfernt, wie Du hier geschrieben hast. Warum wäre das bei einem Mond-Mond anders? Hat das evt. mit der zusätzlich wirkenden Gravitation der Erde zu tun?

  19. #19 Florian Freistetter
    17. Dezember 2014

    @Quercus: Das Problem ist hier vor allem die gebundene Rotation zwischen Mond und Erde, also dass der Mond der Erde immer die selbe Seite zeigt. Das macht die Gezeiten für einen Mond-mond ein wenig komplizierter.

  20. #20 Alderamin
    17. Dezember 2014

    @Quercus

    Warum wäre das bei einem Mond-Mond anders?

    Nach dem, was ich über Mondsonden gelesen habe, neigt deren (meist sehr niedrige) Bahn dazu, durch die Schwerkraft von Erde und Sonne elliptisch verformt zu werden, was dann bei “Flug”höhen von wenigen 10 km unweigerlich dazu führt, dass die Bahn die Mondoberfläche schneidet. Bei großen Abständen vom Mond wird die Verformung der Bahn nicht anders passieren, im Gegenteil, die Kräfte anderer Körper sind dann im Verhältnis noch stärker, nur toleriert die Bahn mehr Exzentrizität, bevor sie den Mond schneidet. Vielleicht katapultiert es den Mond-Mond dann auch irgendwann raus aus seiner Umlaufbahn, wenn die Ellipse lang genug wird.

    Das n-Körper-Problem ist ja beliebig kompliziert, chaotisch und nur näherungsweise lösbar, da kann eine Menge passieren, was der Stabilität des Systems abträglich ist.

    Dass es 6-fach-Sternsysteme gibt (zwei enge Paare, die sich in großem Abstand umkreisen, und von einem anderen Paar in noch viel größerem Abstand umkreist werden, z.B. Castor in den Zwillingen) zeigt aber, dass es auch lange Zeit funktionieren kann, wenn die Abstände entsprechend gestaffelt sind.

  21. […] mit 40 Planetenradien angegeben, was dann etwa 3 Millionen km entspräche und stabil innerhalb des Hill-Radius des Planeten (200±50 Planetenradien) läge. Dies würde sogar einen Mond des Mondes, einen […]

  22. […] dass ein Mond selbst wiederum von einem Mond umkreist wird. Ich habe das Thema früher schon mal ausführlich betrachtet. Wenn der “Unter-Mond” sich ausreichend nahe am Mond und ausreichend weit entfernt vom […]

  23. #23 Yggis Kosmos
    18. Februar 2020

    Sehr schöner Artikel!

    Verstehe ich also richtig: Wenn wir jetzt ein Objekt ca. 20.000 km um “unseren” Mond kreisen lassen, wäre er dann im Einflussbereich des Mondes? Überlagert die Schwerkraft des Mondes die Schwerkraft der Erde in diesem Fall?

    Wäre das Objekt dann außerhalb dieser Sphäre, sagen wir 70.000 km, im Einflussbereich der Erde?

    Liebe Grüße aus Südhessen!