Ich werde oft um Rat gefragt, wenn es darum geht, ein passendes Teleskop zu kaufen. Leider kann ich da wenig weiterhelfen. Ich bin zwar Astronom, aber war selbst nie ein Hobby-Astronom und habe auch nie selbst ein Teleskop besessen. Meine berufliche Erfahrung mit der beobachtenden Astronomie beschränkt sich auf die Arbeit mit professionellen Großteleskopen an Sternwarten und da laufen die Dinge ganz anders, als bei der privaten Hobby-Astronomie. Außerdem ist es enorm schwierig, allgemeine Hinweise zum Teleskop-Kauf zu geben. Es kommt dabei sehr stark darauf an, wie viel Geld man ausgeben will; was man beobachten möchte; wo man beobachten möchte; ob man mobil bleiben oder sich eine eigene kleine Sternwarte einrichten will – und so weiter. Ich verweise daher meistens immer auf eine ausführliche und persönliche Beratung im Fachhandel. Damit man sich aber trotzdem voran schon ein wenig informieren kann, hat Blog-Leser Alderamin netterweise eine sehr ausführlichen Gastbeitrag in fünf Teilen verfasst, der in den nächsten Tagen hier im Blog veröffentlicht wird. Teil w und Teil 2 sind schon erschienen; jetzt folgt Teil 3
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Mein erstes Teleskop – Teil 3

Im Teil 2 der Reihe lernten wir ein paar Grundlagen über die Leistungsgrößen eines Fernrohrs. Im nun folgenden 3. Teil werden wir nun verschiedene Bauformen von Teleskopen kennen lernen.

Teleskoptypen – Spiegel oder Linse?

Die vorgenannten Leistungsparameter gelten für alle Teleskoparten. Welche Arten von Teleskopen gibt es? Und warum gibt es deren so viele?

Zunächst muss unterschieden werden zwischen Linsenteleskopen (Refraktoren) und Spiegelteleskopen (Reflektoren).

(Bild: Michael Schmid, CC-BY-SA 2.0 AT)

Strahlengang im Linsenteleskop: (1) Objektivlinse, (2) Okularlinse, (3) Auge, (4) Objekt, (5) Reelles Bild des Objekts, (6) umgekehrtes, vergrößertes Bild des Objekts, (7) Fernrohrtubus; f1 = Objektivbrennweite, f2 = Okularbrennweite (Bild: Michael Schmid, CC-BY-SA 2.0 AT)

Refraktoren haben einen einfachen Strahlengang: Das parallel einfallende Licht eines fernen Objekts wird vom frontseitigen Objektiv in einem Brennpunkt im Abstand der Brennweite des Teleskops fokussiert, wo ein reelles Bild entsteht (reell, weil man es z.B. scharf auf ein Blatt Papier abbilden kann, oder auf fotografischen Film). Dieses reelle Bild wird durch das Okular wie durch eine Lupe vergrößert. Das Okular muss dazu in eine Entfernung vom reellen Bild gebracht werden, die seiner Brennweite entspricht. Das reelle Bild steht dabei auf dem Kopf, und so zeigt ein astronomisches Fernrohr den Sternhimmel dementsprechend umgedreht, was jedoch keine Rolle spielt, da es im All ohnehin kein Oben und Unten gibt. Wichtig ist, der Strahlengang des Linsenteleskops ist gerade, das Teleskop ist etwas länger als seine Brennweite, und es befinden sich keine Hindernisse im Strahlengang. Ein weiterer Vorteil ist, dass sie praktisch völlig wartungsfrei sind; man sollte sich hüten, sie jemals zu zerlegen!

Der wesentliche Nachteil des Refraktors liegt darin, dass es keine fehlerfreien Linsen gibt. Eine einzelne Linse wirkt an den Rändern wie ein Prisma und zerlegt das Licht in seine Spektralfarben. Jede Farbe wird in einer anderen Brennweite fokussiert, insbesondere bei einem großen Öffnungsverhältnis, so dass der Betrachter bei jeder Fokusstellung bunte Ränder um das Objekt sehen würde (dieser Fehler nennt sich chromatische Aberration). Schon einfachste Refraktorobjektive verwenden deswegen eine zweite Linse aus einer anderen Glassorte mit umgekehrtem Fehler, welche die verschiedenen Lichtfarben im Brennpunkt wieder annähernd zusammen bringt. Dies gelingt mit zwei Linsen (sogenannter Achromat) jedoch nur für zwei Farben exakt, was entlang von hell-dunkel-Kanten zu bläulichen und gelblichen Farbsäumen führt. Sehr gute Objektive verwenden drei Linsen (Apochromat), welche das Licht dreier Farben im Fokus zur Deckung bringen können und für die Farben dazwischen nur eine sehr geringe Abweichung verursachen. Echte Apochromaten sind jedoch richtig teuer. In jüngster Zeit gibt es eine neue Art von Zweilinsern, die sich Semi-Apochromaten oder ED-Achromaten (ED = „extra-low dispersion”) nennen. Diese verwenden für die zweite Linse eine besondere Glassorte mit einem anormalen Brechverhalten und erzielen mit zwei Linsen ein nahezu so farbreines Bild wie ein echter Apochromat, zu einem Bruchteil des Preises. Erst seit es Semi-Apos gibt, sind Linsenfernrohre mit großem Öffnungsverhältnis (kurze Bauform, großes Blickfeld, hohe Lichtstärke bei fotografischem Einsatz) erschwinglich geworden. Heute liegen sie bei einem Öffnungsverhältnis von 1/7 bis 1/10, während früher 1/15 und weniger die Regel war, so dass ein Teleskop von 10 cm Öffnung schon über 1,5 m lang war. Wem ein Semi-Apo dennoch zu teuer ist, der sollte darauf achten, dass das Teleskop ein Öffnungsverhältnis von 1/12 oder weniger hat, dann hält sich die chromatische Aberration noch in Grenzen.

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Kommentare (10)

  1. #1 rolak
    15. Dezember 2014

    Auch wenn mir die Faszination des Spähens durch Feldstecher bzw Fernrohre wahrlich nicht fremd ist, zur ZielKundschaft für die Artikelserie gehöre ich sicherlich nicht.

    Doch so ein locker zu lesender Überblick über Angebot, Technik und Grundlagen ist ein angenehmer, unterhaltsamer Zeitvertreib mit dem möglichen Bonus Lerneffekt.
    OffLabelVerwendung sozusagen…

  2. #2 Steppl
    15. Dezember 2014

    Wobei GSO mittlerweile auch RC-Teleskope anbietet, die sich dem Amateurbudget annähern. Wenn das noch ein wenig so weiter geht, werden die sicher auch mal interessant.
    Und die großen Hersteller arbeiten mit ihren ACF bzw. Edge HD Teleskopen praktisch schon seit einigen Jahren an einer Ablösung der SCs im Amateurbereich. Auch wenn das Hauptmotiv der Patentschutz der jeweiligen Bauweise sein könnte.

  3. #3 Alderamin
    15. Dezember 2014

    @Steppl

    Ach, die GSO RCs kannte ich noch nicht. Scheinen mir aber dennoch für Anfänger trotz des beeindruckend niedrigen Preises eher weniger geeignet, wenn ich das so lese.

    Diese “Advance Coma Free“-Geräte kenne ich natürlich, die anfangs gerne RCs heißen wollten, es aber wegen der Korrekturplatte nicht sein dürften, aber die sind ziemlich teuer und eher was für Astrofotografen. Diese Artikelserie hier richtet sich an Anfänger, und da ist der klassische SC oder der kleine Mak (oder Newton oder Refraktor) meines Erachtens der bessere und günstigere Einstieg.

    Überhaupt gibt es noch eine Menge Teleskopbauformen, die ich hier nicht alle nennen kann und wollte (den Schiefspiegler oder gefaltete Refraktoren zum Beispiel), das würde für den Anfang zu sehr verwirren. Wer beim Hobby bleibt und ein wenig liest, dem laufen sie alle irgendwann mal über den Weg.

  4. #4 Steppl
    15. Dezember 2014

    @Alderamin
    War ja auch ein wenig auf die Zukunft bezogen, z.B. falls andere Hersteller auf die Idee kommen da mit zu spielen. GSO, ja gut Taiwan, ist aber auch nicht unbedingt für schlechte Qualität bekannt.
    Und gar so übel war der Test nun auch nicht. Ein RC passt natürlich genauso wenig wie ein Triplet APO zu einem Anfänger, ein 8″ RC hat aber wenigstens keinen fünfstelligen Preis. Die meisten werden aber sicher nicht mit Fotografieren anfangen.

    Wer sich bei Händlern nach Teleskopen umschaut wird allerdings automatisch bei Meade und Celestron auf ihre Eigenentwicklungen stoßen. Da ist es doch schon nützlich wenigstens ein wenig mit den Begriffen anfangen zu können und auch anderen katadioptischen Systemen (z.B. Seben vielleicht). Kutter wird man in den Angeboten, eventuell bedauerlicherweise, ja nicht finden.

  5. #5 Alderamin
    15. Dezember 2014

    @Steppl

    Und gar so übel war der Test nun auch nicht.

    Nein, nein, das wollte ich damit auch nicht sagen, nur erforderte das Gerät Kollimation, obwohl dafür nicht vorgesehen war, und diese erwies sich dann auch noch als selbst für einen alten Hasen recht kompliziert. Einen Newton oder SC zu kollimieren, ist hingegen ein Klacks.

    Wer sich bei Händlern nach Teleskopen umschaut wird allerdings automatisch bei Meade und Celestron auf ihre Eigenentwicklungen stoßen. Da ist es doch schon nützlich wenigstens ein wenig mit den Begriffen anfangen zu können und auch anderen katadioptischen Systemen (z.B. Seben vielleicht).

    Ok, magst recht haben. Aber dafür ist der Kommentarbereich ja nützlich.

    Also: ACF (advanced coma free) ist eine Eigenentwicklung von Meade, die eine Ritchie-Chrétien-Optik imitiert. Ein normaler RC hat einen hyperbolischen Fangspiegel, einen hyperbolischen Hauptspiegel und keine Korrekturplatte vorne. Er produziert ein komafreies Bild ganz ohne Korrekturplatte. Ein ACF verwendet einen hyperbolischen Fangspiegel, einen sphärischen Hauptspiegel (wie beim Schmidt-Cassegrain) und vorne eine Korrekturplatte, die im Zusammenspiel mit dem sphärischen Hauptspiegel den Strahlengang eines hyperbolischen Hauptspiegels nachbildet (ursprünglich bewarb Meade die Geräte als RCs, wurde jedoch von einem Hersteller von RC-Teleskopen deswegen verklagt und änderte die Bezeichnung). Diese Modelle haben sehr gute fotografische Eigenschaften (z.B. eine flache Bildebene im Fokus; bei den meisten Teleskopen ist sie gewölbt und man muss eine sogenannte Field-Flattener-Linse vor die Kamera setzen, um den Kamerasensor überall scharf auszuleuchten). Allerdings liegen sie in der Preisklasse über den Schmidt-Cassegrains von Meade.

    Beim großen Konkurrenten Celestron heißt die state-of-the-art-Optik Edge HD. Es handelt sich um eine Variante des Schmidt-Cassegrain-Designs. Hierbei werden ein sphärischer Haupt-, Fangspiegel und Schmidtplatte (wie beim normalen SC, aber laut Hersteller mit modifizierter Krümmung des Fangspiegels) mit einem Satz Korrekturlinsen versehen, die in dem Rohr angebracht sind, in welchem das Licht vom Fangspiegel durch den Hauptspiegel geführt wird. Nach Angaben des Herstellers werde damit die Leistung konkurriender Koma-freier Optiken auf der Basis eines sphärischen Hauptspiegels und eines asphärischen Fangspiegels (es ist nicht schwer zu erraten, wer gemeint ist) in der Abbildung am Bildfeldrand übertroffen. Ein sphärischer Fangspiegel ist auch problemloser zu kollimieren als ein hyperbolischer, weil er auch kugelsymmetrisch ist und somit nicht so leicht verkippt werden kann.

    Ich habe selbst keinerlei Erfahrungen mit diesen beiden Optiken und würde den Leser daher bitten, in entsprechenden Zeitschriften und Astronomie-Foren zu recherchieren, wie sie dort bewertet werden.

  6. #6 Hans
    16. Dezember 2014

    Bei den Teleskoptypen hab ich den Dobsen vermisst. Oder kommt der noch, weil es dabei hauptsächlich um die Montierung geht, beim Strahlengang aber vom Prinzip her ein Newton ohne Tubus ist?

  7. #7 Alderamin
    16. Dezember 2014

    @Hans

    Kommt heute: ein Dosbson ist ein Newton auf Dobson-Montierung. Und zwar mit Tubus. Was Du meinst, ist ein Gitterrohrtubus. Der klassische Dobson hat einen geschlossenen Tubus.

  8. #8 Clemens
    Wels, Austria
    18. Dezember 2014

    Das als »Mirror-Shifting« bezeichnete Spiel des Hauptspiegels beim Schmidt-Cassegrain lässt sich durch den Einsatz eines Crayford-Auszugs äußerst effektvoll minimieren, da damit der Hauptspiegel zum Fokussieren nicht nachjustiert werden muss, wobei er stets zum Kippen neigt. Die fotografische Brauchbarkeit des SC erhöht sich ungemein …

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