Die Entdeckung von Planeten bei anderen Sternen ist mittlerweile schon normal geworden. Das alleine ist schon erstaunlich genug, wenn man bedenkt, dass der erste dieser extrasolaren Planeten erst vor 20 Jahren entdeckt worden ist! Mittlerweile finden die Astronomen sie aber fast täglich und wir wissen, das Planeten ein völlig normaler Bestandteil des Universums sind. Aber je mehr Planeten wir tatsächlich finden, desto größer ist auch die Chance, dass ein paar wirklich interessante Exemplare darunter sind. Die Entdeckung einer echten “zweiten Erde” steht zwar immer noch aus, aber das, was Wissenschaftler kürzlich gefunden haben, ist nicht weniger spektakulär: Einen Stern mit fünf Planeten, die 11 Milliarden Jahre alt sind!

Gefunden hat diese Planeten das Weltraumteleskop Kepler und deswegen heißt der Stern auch Kepler-444. Er ist 117 Lichtjahre von der Sonne entfernt und damit quasi in unserer Nachbarschaft. Die Planeten haben die Namen Kepler-444b, Kepler-444c, Kepler-444d, Kepler-444e und Kepler-444f und sind alle kleiner als die Erde. Sind sind auch alle weit davon entfernt, in irgendeiner Form tatsächlich erdähnlich zu sein: Sie umkreisen ihren Stern in sehr geringer Distanz. In unserem Sonnensystem würden sich alle fünf weit innerhalb der Bahn des sonnennächsten Planeten Merkur befinden. Eine Umkreisung ihres Sterns schaffen die neu entdeckten Planeten alle in weniger als 10 Tagen.

Diese Nähe bedeutet natürlich auch, dass auf ihnen sehr hohe Temperaturen herrschen. Lebensfreundliche Bedingungen wie auf der Erde herrschen dort also definitiv nicht. Der Stern selbst ist ein sogenannter K-Zwerg und ein wenig kleiner und kühler als die Sonne. Dafür ist er aber deutlich älter! Unsere Sonne ist knapp 4,5 Milliarden Jahre alt; Kepler-444 dagegen hat schon 11 Milliarden Jahre auf dem Buckel. Das hat man mit einer Technik namens Asteroseismologie herausgefunden, die ich hier genauer erklärt habe. Im Wesentlichen geht es dabei darum, die Schwingungen eines Sterns zu beobachten. Der ist ja kein Festkörper, sondern eine große Kugel aus Gas und all die Materieströme und Kernreaktionen in seinem Inneren bringen den Stern zum Schwingen. Die Art und Weise der Schwingungen hängen unter anderem davon ab, wie heiß der Stern ist, wie groß er ist, wie er zusammengesetzt ist, wie schwer er ist und auch davon, wie alt er ist. Es ist ziemlich schwierig, die Schwingungen eines Sterns genau genug zu beobachten, um all diese Eigenschaften daraus abzuleiten und man muss lange und viele Daten sammeln. Deswegen macht man das auch nicht bei allen Sternen – in diesem Fall aber hat es sich gelohnt und man herausgefunden, dass Kepler-444 11 Milliarden Jahre alt ist. Mehr als doppelt so alt wie unsere Sonne ist er nur 3 Milliarden Jahre nach dem Urknall selbst entstanden.

Vergleich von Größe und Abstand von ihrem Stern bei dern Planeten des Sonnensystems und diversen extrasolaren Planeten. Das System von Kepler-444 ist ganz unten zu sehen (Bild: Campante et al, 2015)

Vergleich von Größe und Abstand von ihrem Stern bei dern Planeten des Sonnensystems und diversen extrasolaren Planeten. Das System von Kepler-444 ist ganz unten zu sehen (Bild: Campante et al, 2015)

Planeten entstehen nach allem was wir bis jetzt wissen immer gemeinsam mit ihren Sternen und es ist daher davon auszugehen, dass auch sie so alt sind. Was kann man aus dieser Entdeckung folgern? Viel – und vor allem kann man sehr viel spekulieren. Zuerst einmal zeigt diese Beobachtung, dass Planeten nicht nur jetzt sehr häufig im Universum sind, sondern es schon immer gewesen sein müssen. Wenn Kepler-444 so alte Planeten haben kann, dann gibt es keinen Grund anzunehmen, warum andere alte Sterne das nicht auch können. Das Universum war also schon recht früh nach seiner Entstehung in der Lage, Planeten hervorzubringen. Das ist nicht unplausibel, denn wir wissen ja, dass die allerersten Sterne enorm groß waren und darum auch enorm heiß waren. Sie haben ihren Brennstoff schnell verbraucht und ihr Leben schnell beendet. Und da die schweren Elemente, aus denen kleine, felsige Planeten wie die von Kepler-444 bestehen in genau diesen ersten Sternen erzeugt wurden, waren sie auch schon früh im Universum vorhanden. Aber je älter das Universum, desto mehr schwere Elemente und desto größer die Chance auf die Entstehung entsprechender Planeten. Kepler-444 zeigt uns nun aber, dass die Bedingungen auch früher schon ausgereicht haben müssen, um solchen Planeten hervorzubringen.

Natürlich werden sich nun alle fragen, was das für Auswirkungen auf die Suche nach außerirdischem Leben hat. Das kommt darauf an, wie man argumentieren möchte… Wenn Planeten nicht nur überall im Universum zu finden sind, sondern auch immer schon überall zu finden waren, dann erhöht das natürlich rein statistisch die Chancen, dass sie auf einem davon Leben entwickeln kann. Da wir aber immer noch nicht wissen, wie hoch die Chancen überhaupt sind, damit irgendwo Leben entstehen kann, hilft uns das leider momentan nicht weiter. Noch schlechter sieht es aus, wenn man die Frage auf die Existenz von intelligentem Leben einschränkt. Hier bekommt man wieder einmal Schwierigkeiten mit dem “Fermi-Paradoxon” (siehe hier), also der Frage, warum wir nichts davon bemerken, wenn die Milchstraße voll mit intelligenten Lebewesen ist. Diese Frage wird nur noch verschärft, wenn wir nun berücksichtigen müssen, dass etwaige intelligente Aliens auch schon ein paar Milliarden Jahre lang Vorsprung haben können. Wo sind sie alle und wieso bemerken wir nichts von ihnen, wenn sie angeblich überall sind und nun auch noch immer schon überall waren? Die Entdeckung der alten Planeten von Kepler-444 scheint eher darauf hinzudeuten, dass die Entwicklung von intelligentem nicht sehr häufig ist.

Künstlerische Darstellung von Kepler-444 und seinen Planeten (Bild: Tiago Campante/Peter Devine)

Künstlerische Darstellung von Kepler-444 und seinen Planeten (Bild: Tiago Campante/Peter Devine)

Aber das sind vorerst nur Spekulationen. Wir müssen noch mehr Planeten suchen und mehr Daten sammeln. Und bei Kepler-444 gibt es noch jede Menge zu erforschen. Die Planeten könnten zum Beispiel aus einer anderen Galaxie stammen! Ich habe früher schon über die Möglichkeit von extragalaktischen Planeten geschrieben (zum Beispiel hier, und vor allem hier). Kepler-444 ist Teil eines sogenannten “Sternstroms”, also einer Gruppe von Sternen, die Überreste einer ehemaligen kleinen Galaxie sind, die vor langer Zeit mit unserer Milchstraße verschmolzen ist. Die starken Gravitationskräfte bei der Begegnung der beiden Galaxien haben die kleinere der beiden auseinander gerissen und ihre Sterne bilden nun nur noch eine langezogene Gruppe innerhalb der Milchstraße. Kepler-444 ist Teil des Arkturus-Sternstroms entstand mit großer Wahrscheinlichkeit nicht in unserer Milchstraße sondern in der Zwerggalaxie, die vor langer Zeit bei der Kollision mit unserer Galaxis zerstört wurde.

Die fünf alten Planeten von Kepler-444 sind eine faszinierende Entdeckung. Der mit Sicherheit aber noch viele weitere noch faszinierendere Entdeckungen folgen werden! Wir haben gerade erst angefangen, die extrasolaren Planeten zu verstehen und die zukünftigen Weltraumteleskope und die geplanten Riesenteleskope auf der Erde werden noch viel mehr von ihnen finden und sie viel besser verstehen. Ich habe keine Ahnung, welche beeindruckenden Eigenschaften das nächste spektakuläre Planetensystem haben wird, das die Astronomen entdecken. Aber sie WERDEN beeindruckend und spektakulär sein und uns erlauben, das Universum und unsere Rolle darin besser zu verstehen als zuvor.

Kommentare (21)

  1. #1 Alderamin
    28. Januar 2015
  2. #2 Ramoncito
    28. Januar 2015

    Es wird der Sternstrom angesprochen und auch zu einem Artikel dazu verlinkt. Der hier angesprochene Sternstrom scheint mit der Milchstraße verschmolzen. Im verlinkten Artikel gibt es eine Grafik dazu mit Sternströmen die quer durch die Milchstraße gehen.

    Was mich dabei interessiert ist, ob es an den Stellen an denen sich der Sternstrom quer durch die Milchstraße bohrt dauernd “scheppert”? Es müsste demnach an ein paar Punkten einen Zustand von Dauerkollisionen geben.

    Habe ich das richtig verstanden, ist die Annahme richtig?

    Gibt es dazu Messungen? Bilder? (Kaum vorstellbar).

  3. #3 Florian Freistetter
    28. Januar 2015

    @Ramoncito: “s müsste demnach an ein paar Punkten einen Zustand von Dauerkollisionen geben. “

    Nein, Kollisionen zwischen Sternen gibt es nicht. Selbst wenn zwei Galaxien kollidieren, stößt da physisch nichts zusammen. Dafür ist viel zu viel Platz im All. Es sind nur die Gezeitenkräfte zwischen den Objekten, die dann die Galaxien verformen. Aber “scheppern” tut es nirgends.

  4. #4 Ramoncito
    28. Januar 2015

    OK, besten Dank! Und beruhigend ist es auch:-)

  5. #5 Bernd Steudel
    Werneuchen
    28. Januar 2015

    Die Wahrscheinlichkeit von höherentwickelen Leben ist gering.
    1. Der Planet muß in der habitablen Zohne sein.
    2. Er braucht ein Magnetfeld und Plattentektonik.
    3.Er brauch einen Mond,der die Achse stabilisiert.
    4.Er braucht einen massereichen planeten in der Nähe,der dieAstrioiden einfängt.
    5. Ein Mehrfachsternensystem ist ungeignet.
    6.Die Sonne darf nicht zu jung sein.

  6. #6 Balu
    28. Januar 2015

    Warum spricht die Entdeckung der 11 Milliarden Jahre alten Planeten denn dagegen, das intelligentes Leben häufig entsteht?

    Selbst wenn es alle 200 Lichtjahre einen, von einer mehr oder weniger Intelligenten Spezies bewohnten, Planeten geben würde.
    So wäre doch anhand der physikalischen Gesetze keine noch so alte und noch so intelligente Spezies in der Lage mit Lichtgeschwindigkeit oder sogar schneller als das Licht zu reisen. Was bedeutet das die Reise zu uns oder einem anderen bewohnten Planten über 200 Jahre dauern würde. Weiterhin ist das Weltall sehr sehr sehr groß und wenn nur eine dieser Spezies, anstelle nur zu horchen ob sie von jemandem kontaktiert wird, auch versucht andere Spezies zu kontaktieren, wie groß wäre denn dann die Chance das sie ihr Singnal genau in unsere Richtung schicken, bzw. das wir dann in der Lage sind es war zu nehmen oder die Botschaft zu verstehen? (Siehe WOW-Signal)

    Ich glaube nicht das das “Fermi-Paradoxon” ein wirkliches Paradoxon ist, ich bin eher der Meinung das wir noch nicht in der Lage sind Instrumente zu bauen, die genau genug sind um sagen zu können ob da draußen Leben oder sogar andere intelligente Spezies sind.

  7. #7 Florian Freistetter
    28. Januar 2015

    @Balu: “Was bedeutet das die Reise zu uns oder einem anderen bewohnten Planten über 200 Jahre dauern würde. “

    In 11 Milliarden Jahre passen allerdings sehr viele 200-Jahr-Intervalle hinein. Selbst wenn sie 2 Millionen Jahre für den Flug zwischen den Sternen brauchen würden, hätten sie genug Zeit gehabt, die ganze Galaxie zu kolonialisieren…

  8. #8 Franz
    28. Januar 2015

    @Bernd
    Intelligentes Leben könnte sich auch unter Wasser entwickeln, das würde vermutlich auch ohne die von dir angeführten Punkte funktionieren. (ok, punkt 1 wär notwendig).

    Oder auf einem anderen Planeten geht’s viel schneller. Milliarden von Jahren gabs nichts, dann wieder lang nur Bakterien und erst dann Intelligenz. Vielleicht klappts ja anderswo schneller.

  9. #9 Balu
    28. Januar 2015

    Vielleicht haben sie das ja auch und wir haben es einfach noch nicht gemerkt, oder unser Planet ist ihnen zu klein, zu jung oder zu bewohnt.
    Eventuell haben sie aber auch ganz andere Interessen, bzw. ihre Philosophie unterscheidet sich so sehr von unserer das wir ihre Gründe nicht nachvollziehen können.
    Aber vielleicht vernichtet sich auch jede intelligente Spezies selbst im laufe ihrer Entwicklung, bevor sie zu den Sternen aufbricht.
    Wer kann schon sagen wie sich intelligentes Leben in 2 Millionen Jahren Evolution verändert, vielleicht gibt es auch keinen Grund alle Planeten in der Milchstraße zu kolonisieren.
    Ich bleibe dabei, wir haben noch nicht genau genug hingesehen um sagen zu können das wir allein in der Milchstraße sind.

  10. #10 Hirk
    28. Januar 2015

    Ich glaube schon, dass es noch weitere, von “intelligenten” Wesen bewohnte Planeten gibt. Aber vielleicht geht es denen so wie uns. Noch ein, zwei “Finanzkrisen” und es ist vorbei mit Forschung und Raumfahrt. Wenn die Eliten eines Planeten nur am Erhalt ihres Reichtums und ihrer Macht interessiert sind werden früher oder später alle Mittel daran gebunden, ganz egal, ob sich das normale Volk mehr für Wissenschaft als für Dschungelcamp und sowas interessiert. Und auch da besteht ja kaum Grund zu Optimismus.

  11. #11 Carsten
    Würzburg
    28. Januar 2015

    Die schweren Elemente stammen also aus früheren Generationen von Sternen.
    Wo stammt dann der Wasserstoff für die folgenden Generationen von Sternen her? Wird nur ein kleiner Teil zu Helium fusioniert oder ist es Wasserstoff aus dem interstellaren Raum, der vorher – quasi ungenutzt – noch nicht Teil eines Sterns war?

  12. #12 wereatheist
    28. Januar 2015

    Ein Teil der Erklärung des Fermi-Paradox wird wohl sein (IMNSHO), dass einige der vorläufig letzten Worte der Physik zu manchen Science-Fiction-Träumereien auch die endgültig letzten bleiben werden…
    Die Reisezeit für Sonden zu den Nachbarsternen wird vielleicht nicht mehr Millionen, aber eher mehr als tausend Jahre betragen. Eine Zivilisation, die selbstreparierende Artefakte funktionstüchtig über eine so lange Reise durch kosmische Strahlung schicken kann, hat vermutlich dann auch gelernt, auf ihrem Heimatplaneten Langzeitstabilität zu gewährleisten, sich selbst zu beschränken, vom Zwang zu exponentiellem Wachstum frei zu werden.
    Dann ist die Philosophie eher “nichts kaputt machen”, “nur gucken, nicht anfassen” als “Galaxis kolonisieren, egal wie”.

  13. #13 Mike
    28. Januar 2015

    Zum Thema Intelligenz.

    Woher will der Mensch eigentlich wissen das er Intelligent ist?

    Wir wissen doch gar nicht wie viele Sprossen die Leiter der Evolution und Intelligenz hat. Vielleicht stehen wir erst auf den ersten Sprossen einer sehr langen Leitung?

    Nehmen wir mal für Spaß an, der Mensch, bzw. das was heute der Mensch ist, wird noch 1 Milliarde Jahre existieren.

    Selbstverständlich wäre diese Lebensform um ein vielfaches Intelligenter und deutlich weiter entwickelt, die Evolution hört nicht auf nur weil wir wissen, das es sie gibt, und aus dessen Sicht wir, heutzutage, nur einfach begabte Lebewesen sind.
    Sowas wie Delphine. Oder Gorillas.

    Insofern nervt es mich immer ein wenig wenn der Mensch auf die höchste Sproße der Intelligenz gehoben wird – als könne es nicht s intelligenteres geben.

    Das wir nicht so intelligent sind wie geglaubt wird kann man sich jeden Tag in der Tagesschau ansehen.

  14. #14 Florian Freistetter
    28. Januar 2015
  15. #15 Alderamin
    28. Januar 2015

    @Carsten

    Zum einen was Florian sagt, zum anderen verbraucht ein Stern auch höchstens 10% seines Wasserstoffs für die Fusion. Sterne, die ihre Atmosphäre in den Raum blasen (Rote Riesen) oder als Supernova explodieren, geben viel davon an die interstellare Materie zurück.

  16. #16 Alderamin
    28. Januar 2015

    @Mike

    Welcher evolutionäre Prozess könnte uns denn noch intelligenter werden lassen?

    Die genannten Tiere werden nicht intelligenter, weil ihnen das keinen biologischen Vorteil bringt. Keine zusätzliche Nahrung, nicht mehr Nachkommen. Die Entwcklung vom Affen zum Menschen war wahrscheinlich sehr speziellen Voraussetzungen geschuldet, vor allem der kompletten Veränderung der Umwelt vom Wald zur Savanne, für die der Körper eines Affen nur schlecht angepasst war. So wurde mangelnde Geschwindigkeit durch die Gruppe und Werkzeuge ausgeglichen, was die Intelligenz förderte, und der Verzehr von gebratenem Fleisch ermöglichte es, dem wachsenden Hirn, das sehr viele Kalorien verbraucht, ausreichend Nahrung zur Verfügung zu stellen. Ein solches ressourcefressendes Gehirn könnten sich etwa pflanzenfressende Gorillas nicht leisten. Und Delphinen nutzte es wenig, keine Hände, kein Werkzeug.

    Beim Menschen ist es so, dass manche Forscher behaupten, wir hätten die höchste Intelligenz schon vor 2000 Jahren gehabt und seitdem nimmt sie wieder ab. Es findet ja nicht mehr eine so brutale Selektion statt wie in der Zeit der Jäger und Sammler, die Gemeinschaft nimmt alle bestmöglich mit und teilt die Nahrung. Wenn die intelligentesten Leute die meisten Kinder hätten, dann würde sich die Intelligenz weiter entwickeln, aber irgendwie scheint mir dieser Zusammenhang nicht zu bestehen.

    Ich könnte mir am ehesten vorstellen, dass der Mensch irgendwann durch Genmanipulation seine Intelligenz noch vergrößern kann, oder er baut Maschinen, die intelligenter werden als er selbst. Und die ihm dann hoffentlich weiter dienen.

  17. #17 Desolace
    28. Januar 2015

    @Mike
    Es fehlt der große Aspekt der Isolation. Abgesehen von einigen abgeschieden lebenden Völkern durchmischt sich die Menschheit einfach zu sehr. Da haben neue Varianten gar keine Chance sich anzureichern und durchzusetzen. Und dazu kommt noch der Wegfall der natürlichen Selektion (den ich aus sozialer Sicht absolut befürworte, nur am Rande).
    Ich würde von diesem Standpunkt aus mal vermuten, dass wir uns nicht mehr groß weiterentwickeln. Außer wir werden von irgendeiner Katastrophe größtenteils dahingerafft und unterliegen wieder den “normal-natürlichen” Lebensumständen, wie alle anderen nicht-domestizierten Lebewesen…

  18. #18 Wizzy
    29. Januar 2015

    Es gibt natürlich noch eine Möglichkeit, falls sich intelligentes Leben (unserer Stufe) häufig entwickelt: Es löscht sich grundsätzlich selbst aus.

    Andere Möglichkeit: Die höheren Zivilisationen haben andere Energiequellen und brauchen keine Dyson-Sphären. Sonnen stehen unter Naturschutz. Z.B. zapfen sie Dunkle Energie an (oder was auch immer), weshalb es nun zu wenig davon gibt – eigentlich sollte es ja nach dem Standard-Expansionsmodell viel mehr Dunkle Energie geben. Vielleicht gesteht man uns analog zum Walfang der Inuit später wenigstens unsere Sonne zur Selbstversorgung zu 😉

  19. #19 longone
    29. Januar 2015

    Sehr interessante Gedanken hier bzgl anderer Spezies und möglicher Entwicklungen. Alle diese Ideen haben definitiv ihren Reiz.

    “Nur gucken, nicht anfassen” ist mMn ein Konzept welches ich persönlich verfolgen würde, besonders wenn man auf Planeten stößt auf denen sich bereits Lebensformen entwickelt haben. Wenn man Evolution verstehen will, dann kann man eigentlich nur beobachten ohne selbst direkt Einfluss zu nehmen. Besonders dann, wenn diese Lebensformen völlig anders aufgebaut sind. Das würde nämlich bedeuten, dass Evolution auf viele unterschiedliche Arten stattfinden könnte und das kann man nur rausfinden, indem man das einfach ablaufen lässt.
    Ist eine Zivilisation bereits entstanden, so halte ich es ebenfalls für bedenklich sich einzumischen. Ich würde da zB ganz gern rausfinden welche Faktoren dazu führen, dass man sich weiter entwickelt und zB Raumfahrt anstrebt usw. Eventuell hat das nämlich nicht unbedingt mit Intelligenz zu tun sondern Intelligenz könnte da nur ein Beschleuniger sein.
    Der einzige “Kontakt” wäre dann letzten Endes Probenentnahme um gewisse Faktoren besser zu verstehen – was sich als ungemein schwierig heraus stellen würde. Man will ja den Planeten nicht kontaminieren – weder mit eigens eingeschleusten Lebensformen, noch auf kultureller Ebene. Wenn Außerirdische so vorgehen, könnte es gut sein, dass sie bereits hier waren oder hier sind und einfach nur zuschauen. Beweise gibt es keine, aber nur weil man etwas nicht sieht, bedeutet das nicht, dass es nicht als stiller Beobachter sein Unwesen treibt.

    Eine Alternative wäre, gezielt Einfluss üben, dh auf bestimmten Ebenen dafür sorgen dass etwas passiert. Das ist aus meiner Sicht bedenklich, aber eventuell ist es notwendig. Es wäre ja vorstellbar, dass Evolution einfach nicht so ein tolles Konzept ist. Es braucht einfach ewig. Also schleust man Erbgut ein, optimiert Prozesse, nimmt Einfluss. Eine Spezies die andere Planeten erreichen kann, kann bestimmt auch in die Evolution fremder Lebensformen eingreifen. Bin unschlüssig ob ich das gut finden soll. Kann aber gut sein, dass es uns sonst so nicht gäbe. Vllt sind Irrwege wie etwa das Mittelalter oder andere Phasen der Ignoranz normal und eventuell haben wir bestimmte Fortschritte gar nicht selbst sondern nur durch Fremdeinwirkung machen können. Hier mal ein Schubser, hier mal ein bisschen manipuliert, hier eine Idee gesäht usw.

    In beiden Szenarien würde man sich bedeckt halten. Gründe gäbe es ja genug.

  20. #20 longone
    29. Januar 2015

    Was mir auch sehr gefällt ist die Idee des Auslöschens. Im Leben trifft man immer auf Hürden. Eine Spezies die sich allein durch die Natur ernährt hat ganz essentielle Probleme, nämlich das Überleben in der Wildnis. Je fortschrittlicher eine Zivilisation wird, desto komplexer werden Probleme und auch verlagert sich ein bisschen der Schwerpunkt. Es geht nach wie vor um das Überleben, aber auf völlig neuen Ebenen. Wer weiß was man alles für Opfer eingehen kann/muss, wenn es darum geht fremde Systeme zu erkunden. Wer weiß, ob man überhaupt jemals fremde Systeme erkunden kann, wenn bestimmte Voraussetzungen (angenommen die technischen wären möglich) nicht gegeben sind. Was nützt es wenn man startklar ist, wenn die eigene Spezies einem ständig Steine in den Weg legt? Wenn sinnlose Konflikte und Machstreben den Fortschritt hemmen und im Zuge dessen sogar die gesamte Spezies und/oder ihr Lebensraum darunter so sehr leidet, dass man um Jahrhunderte/Jahrtausende zurück geworfen wird oder eben eine Selbstzerstörung stattfindet.
    Dabei kann von “völlig dumme, eine gesamte Spezies ausradierende Entscheidung” bis zu radikalem “das Universum ist ohne uns besser dran” so ziemlich alles vertreten sein. Zwischen Größenwahn und gezielter Selbstmord gibt es viele Facetten. Eventuell ist das auch eine Hürde, quasi ein Nachteil von Intelligenz und damit Selektion auf einer anderen Ebene. Nur eine Spezies, die diesen Selbstzerstörungstrieb umgehen kann, wird auch in der Lage sein lang genug zu überleben, um sich noch weiter zu entwickeln und weit entfernte Systeme zu erforschen/besiedeln. Und eventuell ist es unglaublich schwierig dies zu realisieren (oder unglaublich einfach, aber dafür sind andere Faktoren dann für eine Selbstauslöschung verantwortlich).

    Es könnte auch sein, dass Intelligenz vollkommen überbewertet wird, zumindest das was wir darunter verstehen. Da schwingt ja immer eine Portion Weisheit mit, eine Art Einsicht, wissenschaftliche Denkweisen, Logik, Selbstwahrnehmung, Ehtik, Moral, etc.
    Aber vllt ist das gar nicht so. Vllt ist Intelligenz nicht immer mit Positivem verknüpft wenn es darum geht sich weiter zu entwickeln. Vllt ist schnelles Wachstum, Zerstörung, Ausbeutung, Versklavung, Kriege, Auslöschung anderer Spezies, etc völlig sinnvoll, normal oder sogar notwendig. Wir müssen dazu doch nur einen Blick in den Spiegel werfen. Bei uns gibt es beide Lebensweisen. Menschen, die nur Macht anstreben, die nur Gewinne einfahren möchten – und Menschen, die Lebensräume aufrecht erhalten möchten, die Rücksicht nehmen wollen, die weniger Einfluss üben wollen.

    Mit welcher Motivation werden wir andere Systeme erkunden, wenn es dann irgendwann einmal so weit sein wird? Werden wir erobern oder erforschen? Was wird das über uns als Spezies dann aussagen?

  21. #21 Candero
    31. Januar 2015

    Könnten die Planeten in diesem Fall nicht auch später entstanden sein?

    Wenn er bei dem Verschmelzungsprozess mit der Milchstraße die Überreste einer Supernova durchquert hat, wären die leichteren Elemente wie Wasserstoff und Helium von seinem Sternenwind davon geblasen worden. Doch wie sieht das mit den schwereren Elementen aus? Könnte er diese nicht eingefangen und daraus sein Planetensystem gebildet haben?