Die Raumsonde Dawn hat ihr Ziel so gut wie erreicht. Der größte bisher noch nicht aus der Nähe fotografierte Himmelskörper zwischen der Sonne und Pluto wird seine Geheimnisse bald aufgeben müssen. Es wird nicht mehr lange dauern, bis Dawn in eine Umlaufbahn um den großen Asteroiden Ceres einschwenkt. Schon jetzt sind die Bilder, die während der Annäherung gemacht werden besser als die Aufnahmen, die bisher von der Erde aus mit dem Hubble-Weltraumteleskop gemacht worden sind. Und in den nächsten Tagen und Wochen werden wir wirklich gute Bilder zu sehen bekommen. Bilder, die dann auch hoffentlich das Rätsel um den weißen Fleck lösen.

Ceres aus einer Entfernung von 46.000 Kilometer (NASA/JPL-Caltech/UCLA/MPS/DLR/IDA)

Ceres aus einer Entfernung von 46.000 Kilometer (NASA/JPL-Caltech/UCLA/MPS/DLR/IDA)

Schon von der Erde aus hatte man vor Jahren einen seltsamen hellen weißen Fleck auf der Oberfläche von Ceres entdeckt. Dabei könnte es sich um einen jungen Einschlagskrater handeln, der noch viel frisch aufgeworfenes Material enthält, von dem das Licht entsprechend gut reflektiert wird. Es könnte sich aber auch um ein viel spektakuläreres Phänomen handeln. Ceres liegt ja auf der kühlen Seite der sogenannten Schneelinie (siehe dazu hier und hier). Diese Linie trennt im Sonnensystem die Region, in der früher während der Planetenentstehung die Temperaturen zu heiß waren, als dass Gas zu Eis kondensieren konnte von den kühleren Gegenden weiter außen, wo es kühl genug war, damit neben Staub auch Eis als Baumaterial für die Planeten zur Verfügung stand. Auf der warmen Seite der Eislinie finden wir daher heute auch eher felsige Himmelskörper, wie die Erde, den Mars, die Venus oder den Merkur. Auf der kühlen Seite liegen die großen Gasplaneten, die unter anderem deswegen so groß sind, weil sie mit dem Eis mehr Baumaterial zur Verfügung hatten und dank der größeren Masse auch das Gas festhalten konnten, dass früher die junge Sonne umgab.

Die Schneelinie trennt aber nicht nur die Planeten, sondern läuft mitten durch den Asteroidengürtel zwischen den Bahnen von Mars und Jupiter. Daher sollten auch die kleinen Himmelskörper dort entsprechende Unterschiede aufweisen. Bevor Dawn zu Ceres flog, hat sie schon den Asteroid Vesta untersucht, der auf der warmen Seite der Schneelinie liegt und sich als entsprechend felsiges Objekt herausgestellt hat. Ceres dagegen sollte viel mehr Eis enthalten, da er sich auf der anderen Seite der Schneelinie befindet. Und vielleicht gibt es dort nicht nur Eis, sondern sogar flüssiges Wasser. Natürlich nicht auf der Oberfläche, dafür ist es dort zu kalt. Aber es könnte einen unterirdischen Ozean geben aus dem durch Risse in der Eiskruste immer wieder mal Wasser nach oben dringt. Spuren von Wasserdampf hat man in der Nähe von Ceres schon gemessen. Und die weißen Flecken auf der Oberfläche könnten Anzeichen so eines “Eisvulkanismus” sein. Oder auch nicht. Wir werden es sehen. Momentan sehen die besten Bilder der Flecken so aus:

NASA/JPL-Caltech/UCLA/MPS/DLR/IDA

NASA/JPL-Caltech/UCLA/MPS/DLR/IDA

Die Aufnahme wurde am 19. Februar aus einer Entfernung von 46.000 Kilometern gemacht und zeigt das erste Mal, dass der weiße Fleck eigentlich aus zwei Flecken besteht, die sich beide im gleichen großen Krater befinden. Die Auflösung der Bilder beträgt hier 4,3 Kilometer pro Pixel. Bis Mitte April wird sie auf 2,1 Kilometer pro Pixel verbessert, denn dann wird der Abstand zu Ceres nur noch 22.000 Kilometer betragen. Die Auflösung der Bilder wird dann 14 Mal besser sein als die des Hubble-Weltraumteleskops. Und wir werden – hoffentlich – genau sehen können, worum es sich bei den weißen Flecken auf Ceres handelt…

Kommentare (23)

  1. #1 gnaddrig
    2. März 2015

    Auf den Bildern von Ende Januar hatte es so ausgesehen, dass die Flecken größer sind, ungefähr so groß wie der ganze Krater. Witzig, dass sie sich jetzt als deutlich kleiner herausstellen.

    Da frage ich mich, wie das sein kann – schon Ende Januar waren die Flecken ja größer als ein Pixel. Sind die Flecken so hell, dass sie auf Nachbarpixel abgestrahlt haben, oder ändern sie sich irgendwie in der Größe.

    Jedenfalls bin ich gespannt, was dann im April kommt…

  2. #2 Dietmar
    2. März 2015

    Auf der kühlen Seite liegen die großen Gasplaneten, die unter anderem deswegen so groß sind, weil sie mit dem Eis mehr Baumaterial zur Verfügung hatten und dank der größeren Masse auch das Gas festhalten konnten, dass früher die junge Sonne umgab.

    Wieder so ein Aha-Moment!

  3. #3 Tina_HH
    2. März 2015

    Es wird nicht mehr lange dauern, bis Dawn in eine Umlaufbahn um den großen Asteroiden Ceres einschwenkt.

    Wenn ich richtig informiert bin, soll das schon in drei Tagen passieren. Ich bin jedenfalls sehr gespannt und hoffe auf tolle Bilder. Die Fotos von Vesta waren ja damals auch sehr beeindruckend.

  4. #4 Dete
    2. März 2015

    Lagen denn Vesta und Ceres bei ihrer Entstehung auch schon auf ihrer heutigen Seite der Schneelienie. Oder anders gefragt, verschiebt sich die Schneelienie nicht auch wie die habitable Zone mit zunehmendem Alter des Sterns.
    Siehe auch bei Ludmila https://scienceblogs.de/planeten/2015/02/12/wie-alt-bist-du-strahlende-schoenheiti-gerade-fuer-leben-auf-planeten-eine-brennende-frage/ und https://www.pik-potsdam.de/~bloh/homepage/suw.html.

  5. #5 karmel
    2. März 2015

    Relativ frisches Auswurfmaterial – das klingt überzeugend.
    Wenn es denn Eis wäre, sollten einige Krater mehr mit solchen hellen Bereichen vorhanden sein, ausser der im unteren Bild gezeigte ist überdurchschnittlich tief.
    Bin schon gespannt auf des Rätsels Lösung!

  6. #6 Jost Jahn
    Nebel
    2. März 2015

    Wenn die hellen Flecken kleiner als 1 Pixel sind, werden sie aus großer Entfernung einen Pixel groß sein und aus kleinerer Entfernung immer noch ein Pixel groß sein. Erst wenn die reale Auflösung größer als ein Pixel wird, zeigt sich das wahre Ausmaß. Davor kann man nur von einer Obergrenze des Durchmessers sprechen…

  7. #7 Florian Freistetter
    2. März 2015

    @Dete: “Lagen denn Vesta und Ceres bei ihrer Entstehung auch schon auf ihrer heutigen Seite der Schneelienie.”

    Tja – leider hat die damals niemand markiert 😉 Aber genau deswegen macht man diese Forschung ja. Die Unterschiede (oder deren fehlen) zwischen Ceres und Vesta werden enorm aufschlußreich sein…

  8. #8 Krypto
    2. März 2015

    @gnaddrig:
    Dazu müsste man sich die Aufnahmedetails ansehen; ich vermute jedoch auch einen extremen Kontrast zu der ansonsten sehr, sehr dunklen Oberfläche.

  9. #9 Frantischek
    2. März 2015

    Hats da nicht schon Bildern mit mehreren weißen Flecken gegeben? Ich glaube mich da an ungefähr 5 zu erinnern. Auf relativ neuen Bildern (wahrsch. eh von Dawn gemacht).

  10. #10 Gonzo
    2. März 2015

    Nunja,wenn man sich die extrasolaren Systeme anschaut, die wir bis jetzt kennen, kann ich so eine “Schneelinie “nicht so ganz glauben. Dort gibt es heisse Jupiter, die eng wie Merkur ihren Stern umkreisen.Wo haben die denn ihren “Schnee”eingesammelt?
    Inzwischen gehen ja die Astronomen davon aus, dass die heissen Jupiter erst später nach innen gewandert sind.
    ich denke hier muss wohl noch viel geforscht werden und ich bin echt gespannt ,ob sich Ceres aus der “Schneezone”,sich wirklich großartig von Vesta unterscheidet.
    Wenn ja, wäre es ja wieder ein Beweis für die ,Unser System ist etwas besonderes” Befürworter und das würde mir ja total gegen den Stich gehen.

  11. #11 DasKleineTeilchen
    2. März 2015

    was zum geier? kontrastmässig sieht das fast wie n iridiumflare aus. der krater liegt ja fast im halbschatten, selbst wenn das eis ist, verstehe ich gerade mal garnicht, wie es da zu so einem extremen effekt kommt. spannend!

  12. #12 Florian Freistetter
    2. März 2015

    @Gonzo: “Dort gibt es heisse Jupiter, die eng wie Merkur ihren Stern umkreisen.Wo haben die denn ihren “Schnee”eingesammelt?”#

    Du gibts dir doch selbst die Antwort:

    “Inzwischen gehen ja die Astronomen davon aus, dass die heissen Jupiter erst später nach innen gewandert sind.”

    Das Phänomen der planetaren Migration wird aber auch schon seit gut 15 Jahren erforscht: https://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2009/11/17/wenn-planeten-wandern-gehen-planetare-migration/

    “Wenn ja, wäre es ja wieder ein Beweis für die ,Unser System ist etwas besonderes” Befürworter und das würde mir ja total gegen den Stich gehen.”

    Warum sollte das beweisen, dass unser Sonnensystem besonders ist? Der Zusammenhang erschließt sich mir nicht.

  13. #13 Joachim Heistinger
    Salzburg
    2. März 2015

    @gnaddrig
    Es kommt auch sehr auf die Bildbearbeitung an.

  14. #14 gnaddrig
    2. März 2015

    @ Joachim Heistinger: Glaube ich gern, und ich weiß nicht, ob und wie diese Bilder bearbeitet sind. Darum bin ich ja so gespannt, was in den nächsten Wochen von dort noch kommt 🙂

  15. #15 Gonzo
    2. März 2015

    @Florian Freistetter

    ich meinte die ganzen Bibeltreuen,Esotheriker,Verschwörer…etc,die aus so einer Geschichte immer gerne die Einzigartigkeit unserer Erde rauslesen und das dann doch wohl alle Gott gemacht ist. Des Wegen auch am Anfang mein etwas konfuses Geschreibsel,weil mir die Planeten Migration eigentlich bekannt ist, aber weil in jedem System das wir bis gefunden haben, im Grunde alles anders ist ,als im Sonnensystem, werden diese Menschen nicht aufhören hier die göttliche Handschrift rauszulesen und im Gegenteil,die Wissenschaft sogar für ihre Zwecke zu missbrauchen.(langer Satz)
    Ich verbringe schon seit 15 Jahren meine Zeit in gewissen Foren. Es war am Anfang toll, dann wurde es durchwachsen,aber in den letzten paar Jahren verbringt man seine Zeit fast nur noch damit,sich mit irgendwelchen “Spinnern” auseinander zu setzen. Viele Menschen fragen einfach was und sofort taucht ein Spinner auf,verunsichert ihn und versucht in über die “Götter des Lichts”zu missionieren.
    Sorry, des Wegen mein bischen Frust.
    Hoffe ich konnte es einigermassen zeigen ,um was es mir geht.
    Die terrestrischen Planeten schön innnen,aussen die Gasbälle,alles schön getrennt durch den Asteroidengürtel, ja wer da nicht eine göttliche Handschrift sieht………

  16. #16 vesvrs
    2. März 2015

    Gonzo:
    Ich hab eine Idee. Du hältst dich aus dem Leben anderer raus. Sagst einfach deine Meinung und gut ist. Weiterhin viel Spaß mit deiner Religion.

  17. #17 bikerdet
    2. März 2015

    @ Gonzo :

    Wir finden diese Extremplaneten deshalb, weil sie so einfach zu finden sind. Stelle Dir den Neptun vor, 165 Jahre für einen Umlauf. Wenn Du da den richtigen Moment verpasst, musst Du lange auf eine Wiederholung warten. Oder Merkur, wie genau kann man das aus mehreren Lichtjahren Entfernung messen um da einen Durchgang festzustellen.
    Deshalb finden wir die Riesenplaneten, die nah am Stern sehr schnell umlaufen. Die kommen teilweise täglich an ihrer Sonne vorbei, Merkur braucht schon 88 Tage für einen Umlauf, wir ein Jahr und Jupiter knapp 12 Jahre. Und wenn wir nicht genau auf der Ekliptik schauen, laufen die Planeten u.U. immer unterhalb oder oberhalb ihrer Sonne durch und wir sehen nur einen von Hundert Durchgängen in entsprechenden Zeiträumen. Eigendlich ist es also ein Wunder das wir überhaupt so viele Planeten finden…

    Die Schneelinie ist ja keine Erfindung, sondern sehr wohl messbar. Die wichtigste, die von Wasser, läuft durch die Asteroiden zwischen Mars und Jupiter, es gibt aber weiter draußen noch mehrere ‘Schneelinien’, nämlich überall dort wo weitere Elemente ihren Gefrierpunkt unterschreiten.
    Hast Du Dir eigendlich schon mal den Podcast von Florian angehört, die Sternengeschichten ? Dort gibt es eine ausführliche Erklärung zur Schneelinie in Folge 67 + 68 (und noch 116 weitere Folgen) .

  18. #18 Gonzo
    3. März 2015

    aua ,lest ihr meine Beiträge auch durch,oder seit ihr auch nur noch Überschriftenleser….
    Ich und Religionen…..
    Und danke für die Erklärungstipps,aber mir braucht ihr das nicht sagen……lach

  19. #19 Higgs-Teilchen
    3. März 2015

    @bikerdet

    Das es mehrere Schneelinien gibt war mir auch noch nicht bewusst. Cool, danke. 🙂

  20. […] mit den Berichten über die laufenden Weltraummissionen ja gar nicht mehr hinterher. Zuerst die neuen Bilder des Zwergplaneten Ceres. Und gestern wurde neue Bilder veröffentlicht, die während des extrem nahen Vorbeiflugs der […]

  21. #21 Mark S
    5. März 2015

    Der große Fleck befindet sich ja genau da wo der Zentralberg des Kraters zu finden wäre. Der Krater überlagert den kleineren Krater oben-rechts, ist also folglich jünger. Also könnte man denken: Da ist in jüngster Zeit etwas eingeschlagen und der Zentralberg besteht halt aus frischem Eis. Aber warum ist da ein zweiter, kleiner Fleck? Könnte das an Inhomogenitäten des Bodens liegen? In der Animation im Bericht vom 27.Januar meine ich einen weiteren Fleck ca. 100° östlich zu sehen. Wie lange dauert es auf Ceres bis man sag: “Mensch hier müsste mal wieder Staub gewischt werden?” Das es auf Ceres “ständig” zu Einschlägen kommt kann man ja wohl ausschließen. Live long and Prosper

  22. #22 Alderamin
    5. März 2015

    @Mark S

    Es gibt ja Doppel-Asteroiden, vielleicht ist so etwas da eingeschlagen? Dagegen spricht, dass es keine Strahlen von ausgeworfenem hellem Material gibt. Könnte aber auch ein Kryo-Vulkan mit zwei Schloten sein. Man wird es bald in Erfahrung bringen.

  23. #23 Alderamin
    6. März 2015

    Dawn ist heute im Orbit angekommen. 🙂 Die erste Sonde im Orbit um einen Zwergplaneten.