Genau heute vor 10 Jahren, am 20. März 2005, bin ich in Jena angekommen. Im Juni 2004 hatte ich mein Doktoratsstudium an der Universität Wien absolviert, danach dort an der Sternwarte noch ein wenig als Postdoc gearbeitet, bevor mir dann im Dezember 2004 eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter in Jena angeboten wurde. Die habe ich akzeptiert und bin kurz vor Ostern 2005 in die Stadt an der Saale übersiedelt. Damals war ich mir absolut sicher, dass ich nur die drei Jahre bleiben würde, auf die mein Arbeitsvertrag befristet war und ich danach wieder zurück nach Wien komme. Jetzt sind 10 Jahre vergangen; ich lebe immer noch in Jena und ich habe kein Problem damit, noch ein bisschen länger hier zu bleiben. Und mein 10jähriges Jubiläum in Jena möchte ich heute nutzen, um ein wenig zu beschreiben, was mir an dieser Stadt so gut gefällt. Ich hatte Jena zuvor erst einmal gesehen. Im Dezember (oder war es November?) war ich für einen Tag dort, um einen Vortrag an der Sternwarte zu halten. Das war quasi mein “Vorstellungsgespräch”, bei dem entschieden wurde, ob ich den Job dort bekommen soll oder nicht. Mein erster Eindruck der Stadt war nicht ganz optimal. Um Geld zu sparen bin ich mit einer sehr umständlichen Zugsverbindung von Wien nach Jena gereist und um vier Uhr morgens am dortigen Bahnhof angekommen. Der bestand damals aus einer Bretterbühne mitten im Nirgendwo, weil gerade massiv umgebaut wurde. Auf der Suche nach meinem Hotel habe ich mich in der kalten, dunklen und unbekannten Stadt zuerst einmal verlaufen und dann natürlich festgestellt, dass dort mitten in der Nacht noch niemand ist, der mir die Tür öffnet.

Ich hab dann gegen sechs Uhr morgens ein Plätzchen im Foyer des Uni-Campus gefunden und mich danach im örtlichen McDonalds aufgewärmt. Aber als ich dann ausgeschlafen war, den Vortrag hinter mir und wieder etwas Ruhe hatte, hat mir die Stadt eigentlich recht gut gefallen. Ok, es war eine kleine Großstadt. Nicht vergleichbar mit der Metropole Wien, in der ich damals schon ein paar Jahre lang gelebt habe. Ich komme zwar ursprünglich aus einem kleinen Dorf, bin in einer Kleinstadt zur Schule gegangen und erst mit 20 Jahren nach Wien umgezogen, als ich dort studiert habe. Aber in Wien habe ich mich an die Großstadt gewöhnt und dachte mir eigentlich, dass ich auch auf jeden Fall immer in einer Großstadt mit all ihrem Trubel leben möchte. Und Wien ist ja auch tatsächlich eine sehr lebenswerte Stadt. Wie gesagt: Ich war mir sicher, dass ich nach meinem Job in Jena gleich wieder zurück kehren würde. Aber zuerst bin ich mal nach Jena umgezogen. Viel Gepäck hatte ich nicht; ich hatte ja für die ersten Tage auch nur ein kleines Zimmer im Gästehaus der Uni zur Verfügung.

20. März 2005: Blick vom Balkon des Uni-Gästehaus "Am Herrenberge".

20. März 2005: Blick vom Balkon des Uni-Gästehaus “Am Herrenberge”.

Mein erstes Abendessen in Jena. Noch sehr bescheiden, aber dafür mit passender Lektüre.

Mein erstes Abendessen in Jena. Noch sehr bescheiden, aber dafür mit passender Lektüre.

Ich bin kurz vor dem Osterwochenende angekommen und hatte während der Feiertage genug Zeit, mir die Stadt in Ruhe anzusehen. Und war eigentlich ganz zufrieden. Es hat mich aber irritiert (und das ging auch noch lange so weiter), dass man überall in Jena das Ende von Jena sehen konnte. Jena ist lang und schmal mitten im Saaletal gelegen und egal wo man ist, überall kann man links und rechts die grünen Hügel sehen. Als Großstadtfan hat mich das zuerst ein wenig gestört. Aber ab und zu sieht ja auch Jena ein wenig großstädtisch aus und auch wenn es eine kleine Großstadt ist, gibt es eigentlich alles, was man braucht.

Der Turm! (und der andere Turm auch)

Der Turm! (und der andere Turm auch)

Ok, es gab nur drei (damals; heute sind es nur noch zwei) Kinos und keine paar Dutzend wie in Wien. Es gibt nur drei Hipster-Burger/Pommes-Läden und nicht die Unmengen, die man anderswo finden kann. Es gibt alles, aber eben von allem weniger. Aber da ich in Jena viel mehr Arbeit hatte als noch in Wien, konnte ich das Angebot der Stadt anfangs sowieso nur bedingt wahrnehmen.

Mein Arbeitsplatz an der Universitätssternwarte Jena.

Mein Arbeitsplatz an der Universitätssternwarte Jena.

Mein Job lief gut, aber nach drei Jahren war der Arbeitsvertrag zu Ende. Und mittlerweile wollte ich eigentlich nicht mehr weg. Ich hatte keine Lust mehr auf die Großstadt; ich hatte die Vorteile der kurzen Wege in einer kleinen Stadt wie Jena zu schätzen gelernt. Und auch alles andere, was diese Stadt zu bieten hat! Die Natur, deren Anblick mich zuerst irritiert hatte, war nun einer der großen Vorteile. Egal wo man sich in Jena befindet: Man muss höchstens 10 bis 20 Minuten nach Osten oder Westen gehen und steht mitten im Wald und der großartigen Natur rund um das Saaletal! Es gibt “Berge”, es gibt dichten Wald, es gibt einzigartige Biotope wie den Windknollen; es gibt entlang der Saale große Parks in denen man wunderbar laufen, spazieren gehen oder feiern kann. Und Jena ist eine enorm lebendige Stadt in der immer gefeiert wird. Je nachdem wie man es zählt, sind ein Drittel der Einwohner Studenten oder haben sonst irgendwie mit der Universität oder den vielen anderen Forschungseinrichtungen zu tun. Und das merkt man! Die Universität Wien hat vergleichbar viele Studenten wie die Universität Jena. Aber in der Millionenstadt Wien fallen die nicht weiter auf. In Jena schon. Seit Jahrhunderten ist die Stadt von der Universität geprägt worden und das schafft ein Ambiente und eine gewisse subtile Grundstimmung, die einem wissenschaftsaffinen Mensch wie mir sehr gut gefällt.

Der erste Besuch in der Wagnergasse. DIe war damals schon so voll mit Kneipen wie heute.

Der erste Besuch in der Wagnergasse. DIe war damals schon so voll mit Kneipen wie heute.

Wenn man Jena mit ähnlichen Thüringer Städten vergleicht (Gera, Weimar, Erfurt, Gotha, …) dann ist hier definitiv am meisten los. Die Universität, die Fachhochschule und die vielen anderen Bildungseinrichtungen machen Jena größer, als es eigentlich ist. Man findet ein kulturelles Angebot, das man in diesem Ausmaß in so einer Stadt gar nicht vermuten würde (die Kulturarena ist nur eines von vielen Beispielen). Jena ist klein und hat all die Vorteile einer kleinen Stadt. Es gibt keine langen Wege; selbst wenn man am Stadtrand wohnt, ist man mit der Straßenbahn in 20 Minuten im Zentrum. Und die vielen jungen Menschen machen Jena gleichzeitig groß und lebendig. Dazu kommt noch die ganze Natur rundherum. Insgesamt ergibt das eine äußerst lebenswerte Stadt und das scheine nicht nur ich so zu sehen. In entsprechenden Rankings für die familienfreundlichsten Städte oder lebenswertesten Städte landet Jena regelmäßig weit vorne. Die Stadt wächst; und wo anderswo in Ostdeutschland Ortschaften aussterben weil die Bewohner wegziehen, gibt es in Jena kein Problem dieser Art. Studenten kommen aus ganz Deutschland um in Jena zu studieren und die Arbeitslosigkeit ist vergleichsweise gering.

Meine erste richtige Wohnung lag am Rande des Damenviertels

Meine erste richtige Wohnung lag am Rande des Damenviertels

Und bevor jetzt jemand auf die Idee kommt, ich würde von der Jenaer Tourismusbehörde für diesen Artikel bezahlt (Werde ich nicht – aber falls die Leute von dort mitlesen: Ihr könnt mir trotzdem gern mal ne Rostbratwurst ein Bier ausgeben ;)), sage ich vielleicht auch noch ein paar Worte zu den Dingen, die mich trotz allem an Jena stören. Über die Sache mit dem Schwimmbad habe ich ja früher schon gemeckert, aber das ist eher eine Kleinigkeit. Etwas schwerwiegender ist hier schon die Wohnungssituation. Gerade weil so viele Menschen in Jena leben wollen, wird der Wohnraum knapp. Die Mieten steigen und gehören zu den höchsten im ganzen Osten. Für meine Wohnung hat sich die Miete seit 2013 um 110 Euro erhöht (ohne irgendwelche Renovierungen o.ä. natürlich). Und das ist bei weitem keine Luxuswohnung; sie hat zwar drei Zimmer, aber dafür weder Garten, Keller oder Balkon. Wenn die Stadt nicht bald für bezahlbaren Wohnraum sorgt, wird die Gentrifizierung nicht aufzuhalten sein und Leute die nicht so gut verdienen, müssen in die Randlagen abwandern. Auch die Verkehrssituation entwickelt sich nicht unbedingt positiv. Ich habe Jena unter anderem auch deswegen so geschätzt, weil die Stadt ziemlich zentral in Deutschland liegt (der Mittelpunkt ist nicht weit weg).

Da ich in meinem Job als Wissenschaftsautor viel reise und das in ganz Deutschland, ist das ziemlich praktisch. Ich habe kein Auto und will auch keines. Mit dem Zug bin ich aber von Jena trotzdem schnell in allen vier Ecken des Landes und auch nach Österreich ist es nicht weit. Flugreisen sind zwar schwieriger, da es in der Nähe keine größeren Flughäfen gibt und man bis Berlin oder München fahren muss. Aber da ich sowieso kaum fliege, war das nie ein Problem. Die ICE-Verbindungen von Jena aus sind bis jetzt recht gut. Man kann schnell und direkt nach München, Berlin oder Hamburg fahren. Da die Bahn ihre Streckenpläne geändert hat, wird Jena in Zukunft aber weitestgehend vom Fernverkehr abgekoppelt. Alle ICE-Verbindungen konzentrieren sich dann auf Erfurt und von Jena aus muss man dann erst mal mit der Regionalbahn dorthin fahren und umsteigen. Das ist natürlich peinlich für eine Universitätsstadt wie Jena, die ja oft und viel internationalen Besuch bei Konferenzen u.ä. bekommt. Und es ist umso unangenehmer, dass es die lokale Politik anscheinend nicht geschafft hat, etwas dagegen zu tun. Ich hoffe ja immer noch, dass das Bündnis “Fernverkehr für Jena” mit seiner Lobbyarbeit noch Erfolg hat und zumindest ein paar IC-Verbindungen oder andere schnelle Verbindungen übrig bleiben. So lange Jena aber nicht völlig von der Außenwelt abgeschnitten wird und ich mir die Miete für meine Wohnung noch leisten kann, werde ich hier bleiben. Als ich vor 10 Jahren angekommen bin, hätte ich mir nicht gedacht, dass ich heute immer noch hier bin.

Der Blick in die Vergangenheit kann manchmal hart sein... Aber ja, so hab ich damals wirklich ausgesehen.

Der Blick in die Vergangenheit kann manchmal hart sein… Aber ja, so hab ich damals wirklich ausgesehen, als ich 2005 vor der Unisternwarte stand

Und heute kann ich mir gut vorstellen, noch weitere 10 Jahre hier zu leben. Klar, anderswo mag noch mehr Action und Trubel sein. Aber das studentische Leben habe ich sowieso schon in Wien absolviert und ich bin ja auch schon lange nicht mehr so jung wie ich es mal war. Für mich reicht das, was in Jena los ist, allemal aus. Ich mag die Stadt; ich mag die Menschen und ich mag die Natur. Jena ist mittlerweile meine Heimat geworden und wenn ich auch nie ein echter Jenenser sein kann, so bin ich doch schon längst ein echter Jenaer geworden! Ich kann allen Leserinnen und Lesern nur empfehlen, der Stadt mal einen Besuch abzustatten. Es ist hier wirklich schön (auch wenn manche in der westlichen Hälfte der Republik sich das anders vorstellen). Ich zeige euch dann gerne die schönen Ecken von Jena und all die Sehenswürdigkeiten, die nicht in den Reiseführern stehen. Und vielleicht verrate ich euch auch, wo es das beste Thüringer Bier und die beste Thüringer Rostbratwurst gibt!

Kommentare (31)

  1. #1 Christian Geng
    20. März 2015

    Sehr schöner Bericht, herzlichen Dank. Wir (LISA! Sprachreisen) haben vor, in Jena ein IT-Entwicklerbüro zu eröffnen, genau aus den Gründen, die Du für die Stadt genannt hast: hohes Potential an jungen gut ausgebildeten Studenten!

    Viele Grüße

    Christian Geng

  2. #2 Oli
    Jena
    20. März 2015

    Schöner Artikel!
    Aber schreib doch bitte einfach “Bratwurst”, ROSTBRATWURST sagt echt niemand 🙂

    Gruß aus Jena

  3. #3 knorke
    20. März 2015

    Hast Du die Haare gefärbt gehabt? Abgefahren 🙂
    Und stimmt, auch anderswo in Thrüringen sagt man nicht Rostbratwurst. Ich glaube weiter südostlich von Jena wird “Roster” gebräuchlicher, bei uns im Thüringer Becken sagt man eigentlich meist nur Bratwurst oder – in meinem Freundeskreis – auch mal BraWo (Bratworscht).
    Und was das angeht ist es ausserhalb Thüringens tatsächlich schwer, akzeptable Alternativen zu finden. Ich lebe jetzt in Göttingen und habe da mit der Nähe zum Eichsfeld grade noch Glück.
    Jena kenne ich nur von 1-2 Besuchen bei Bekannten, deswegen werde ich das Neubauten-Vorurteil, dass sich aufgrund der Autobahnführung festgesetzt nicht ganz los, aber was ich von der Jenaer Stadt wirklich gesehen habe, gefiel mir gut. Eigentlich mag ichs aber lieber nochn Stück kleiner: Wernigerode (wenn auch nicht Thüringen), Ilmenau oder eben Mühlhausen.

  4. #4 Micha
    zu Hause
    20. März 2015

    Ja, Jena ist wirklich sehr schön. War jetzt schon zwei mal in letzter zeit dort, weil meine Partnerin eine echte Jenenserin ist. Sie freut sich übrigens immer über deine Fotos aus der Stadt und der Umgebung … … am 10./11. April werden wir auch wieder dort sein.

  5. #5 Florian Freistetter
    20. März 2015

    @Oli: “ROSTBRATWURST sagt echt niemand”

    Ich weiß… aber hier lesen ja auch Leute aus dem nicht-thüringischen Ausland mit und für die wollte ich klar machen, um was es geht. Nicht das die sich da ne schnöde West-Bratwurst vorstellen 😉

  6. #6 cimddwc
    20. März 2015

    Was die Bahn betrifft, kannst du ja auf die vorgestern vorgestellten Erweiterungspläne hoffen – ihr dürftet sogar die ersten sein, die noch dieses Jahr den neuen Doppelstock-IC (auf der Strecke Dresden–Köln) bekommen, wenn ich das in der Präsentation richtig gelesen habe. Gut, ob das ein echter Fernverkehrskomfort ist, darüber streiten sich die Experten noch…

    Aber ich glaub, ich muss Jena auch mal besuchen und nicht nur durchfahren.

  7. #7 Florian Freistetter
    20. März 2015

    @cimddwc: Also soweit ich das verstanden habe, kommt die IC-Verbindung im 2h-Takt erst ab 2030…

  8. #8 bruno
    20. März 2015

    …ja, sehr schöner (persönlicher) Artikel!
    Mitte der 70er durfte ich als damals 8jähriger (Wessi) das erste mal allein(!) mit der Eisenbahn (gezogen von einem Monster von Dampflok!) von Kahla nach Jena fahren. Da war Jena definitiv GROSS-Stadt 🙂
    Schätze mal, da wird sich inzwischen einiges geändert haben…

  9. #9 Florian Freistetter
    20. März 2015

    @bruno: Ach, im Vergleich zu Kahla ist Jena immer noch ne Großstadt. Nix gegen Kahla; ist nett dort. Aber es ist halt nicht wirklich ne Metropole 😉

  10. #10 Martin
    20. März 2015

    noch was passend zum Thema Bratwurst.

    Die meisten Jenenser sagen tatsächlich BRATEN anstatt grillen. Hat geschätzte zwei Jahre gebraucht bis ich das verstanden hatte, aber dann war meine Zeit in Jena auch leider schon um.

    Schade eigentlich. Ich wäre gerne geblieben.

    Danke für den schönen Artikel, hat bei mir ein paar schöne Erinnerungen hervorgerufen.

    Gruß aus
    Stuttgart

  11. #11 cimddwc
    20. März 2015

    @Florian: In dieser Präsentation auf S. 15 steht die Dresden-Köln-Verbindung. Nun ja, aber nicht, ob da ein Halt in Jena dabei ist…
    https://www.deutschebahn.com/file/de/2185918/vXFkUHaAezV9jn2x6UA_gyt2buo/9067832/data/praesentation_neues_fernverkehrskonzept.pd

  12. #12 Christian Berger
    20. März 2015

    Ich hab mir vor einiger Zeit überlegt in Jena zu arbeiten. Der Ort selbst war genial, das Problem war nur, dass der Job mir mit 4 Jahren Arbeitserfahrung genau so viel eingebracht hätte, wie mein erster Job. Dazu war der Job nicht besonders spannend.

    Was du vergessen hast ist der Hackerspace in Jena.

  13. #13 Artur57
    Mannheim
    20. März 2015

    “Der Blick in die Vergangenheit kann manchmal hart sein… Aber ja, so hab ich damals wirklich ausgesehen, als ich 2005 vor der Unisternwarte stand”

    Aber aber, warum diese Verbeugung vor dem Zeitgeist? Im Rückblick stehen die Langhaarigen doch für eine regelrechte Explosion an Ideen in Kunst, Musik und Wissenschaft. Für Okologie, Frieden und soziale Gerechtigkeit. Nun ja, manche werden auch etwas Schlechtes finden, aber das überlasse ich denen.

    Ich würde ja selbst langhaarig herumlaufen, verzichte darauf aber wegen der Lückenhaftigkeit des Kunstwerks. So langsam verstehe ich das Rokoko mit seinem Perückenzwang, womit dann alle so eine Mähne hatten. Hier beobachtet man eine erstaunliche Glreichheit der Ereignisse: immer wenn die Langhaarigen kamen, gab es einen gewaltigen Schub in Richtung Moderne. Sowohl in der Frühaufklärung als auch anno ’68. Die Langhaarigen müssen sich partout nicht schämen und wenn ein Zeitgeist dies fordert, ist dem zu widersprechen.

    Finde ich.

  14. #14 Tina_HH
    20. März 2015

    Witzig. Das Foto vom Arbeitsplatz könnte fast auch aus meinem Fotoalbum stammen. Mein Büro sah in der Zeit fast genauso aus. Telefon, Ventilator und Bürostuhl könnten sogar identisch sein und Schreibtisch, Monitor und Computer sehen total ähnlich aus. Nur Fußboden und Fenster sahen bei mir anders aus.
    Da sieht man mal wieder, was der Zeitgeist so ausmacht – alles irgendwie doch genormt.

    Das Foto mit den langen roten Haaren (gefärbt?) finde ich übrigens gar nicht schlimm. Das sind doch die besten Fotos, über die man sich Jahre später amüsieren kann. 😉

  15. #15 Florian Freistetter
    20. März 2015

    @Tina: Ja, früher als ich noch Haare hatte, hab ich sie oft gefärbt. Rot, pechschwarz – und manchmal auch beides…

  16. #16 Tina_HH
    20. März 2015

    @Florian

  17. #17 Tina_HH
    20. März 2015

    @Florian
    Ich hatte schwarz gefärbte Haare und (fast nur) schwarze Klamotten – aber das in allen möglichen Varianten.

  18. #18 bruno
    20. März 2015

    @#9 …meine Grosseltern haben halt in Kahla gewohnt – Geburtsort meines Vaters. Und bitte nichts gegen das Geschirr aus Kahla!! Als junger Mann hat mein Vater (BJ26) auch bei Carl Zeiss gearbeitet… 7. August ´61 sind meine Eltern noch aus Berlin (Geburtsort meiner Mutter) übern Stacheldraht gehüpft…

  19. #19 bruno
    20. März 2015

    …ne Woche später und ich wäre vielleicht in Kahla aufgewachsen und hätte in Jena studiert…. 😉

  20. #20 Karl Mistelberger
    21. März 2015

    > Und vielleicht verrate ich euch auch, wo es das beste Thüringer Bier und die beste Thüringer Rostbratwurst gibt!

    Ich war schon öfter in Thüringen. In Erinnerung geblieben ist mir nur das Schwarzbier. Da wäre ein Tipp willkommen.

  21. #21 Rostbratwurstverzehrer
    21. März 2015

    Huch?! ich sag mein ganzes Leben schon “Rostbratwurst” und bin auf keinem öffentlichen oder privaten Fest mit Wurstangeboten oder an einer Wurstverkaufsbude deshalb komisch angesehen worden; zumal da auch immer dran stand: “Rostbratwurst” (& der Preis).
    .
    A propos Jena.
    Haben die das wirklich nötig, sich (resp. ihren Bahnhof) “Jena Paradies” zu nennen? Immer wenn ich da mit dem Zug durchfahre, muss ich peinlich grinsen. Es erinnert an all die Friseure, die ebenfalls solch’ (vermeintlich) imagefördernde Namen über ihren Laden schreiben.

  22. #22 rolak
    21. März 2015

    Haben die das wirklich nötig?

    Wie meinst Du das, Rostbratwurstverzehrer? Hier in K heißt zB der Deutzer Bahnhof so, weil er in Deutz steht – und in Jena halt ParadiesBahnhof, weil er am/im Paradies steht.

  23. #23 Florian Freistetter
    21. März 2015

    ” Es erinnert an all die Friseure, die ebenfalls solch’ (vermeintlich) imagefördernde Namen über ihren Laden schreiben.”

    So heißt nun mal eben der große Park, in dem der Bahnhof liegt und der Name war schon lange da, bevor da ein Zug gefahren ist… Mit “Werbung” hat das nichts zu tun.

  24. #24 karmel
    21. März 2015

    großartiger einblick!
    dankesehr!

  25. #25 Jens
    21. März 2015

    Sehr schöner Artikel über Jena. Kannst du eine Empfehlung aussprechen wo man in Jena preiswert übernachten kann?

  26. #26 Volker
    21. März 2015

    Schöner Artikel, der Lust macht, Jena endlich mal zu besuchen! Ich bin zwischen 2000 und 2010 mehr oder weniger regelmässig auf der A4 an Jena vorbeigefahren und der Blick auf die ich sag mal ‘markanten’ Plattenbauten in Lobeda hat mich zu gleichen Teilen fasziniert und abgestossen.

    Schon damals hat mir aber jeder, der die Stadt kannte, gesagt ‘Lass Dich von diesem Anblick nicht täuschen, Jena ist toll’, ich hab es leider nie geschafft. Sollte ich jetzt mal nachholen!

  27. #27 Florian Freistetter
    21. März 2015

    @Jens: ” Kannst du eine Empfehlung aussprechen wo man in Jena preiswert übernachten kann?”

    Kommt drauf an, was du als preiswert definierst. Für 50,- pro Nacht kriegst du überall im Zentrum was nettes. Aber du kannst natürlich auch campen, in ne Jugendherberge gehen oder ne Pension für weniger Geld kriegen. Wenn du mir sagst, wo dein Limit ist, kann ich konkreter werden.

  28. #28 MadManniMan
    Jena
    22. März 2015

    Auch ich genieße das Privileg, niemals Jenenser werden zu können (dafür bleib ich aber immer auch Harzer, ha!), aber sollte ich mal Blagen haben, würde ich mich freuen, sie wären welche. Als ich 2007 her kam, ahnte ich nicht, wie “vollständig” mit diese Stadt irgendwann vorkommen würde.

    Nur hätte auch ich nichts dagegen, irgendwann mal nicht nur in Lobeda oder Winzerla erzogen zu können.
    .

  29. #29 Jan Leppert
    Bonn
    23. März 2015

    Hallo Florian,
    mein erster Kommentar in deinem Blog. Ich hab in Jena von 2002-2007 Physik studiert, habe aber leider keine Astronomie-Veranstaltungen besucht. Auch ich finde Jena sehr schön und ich würde gerne wieder dort leben. Aufgewachsen bin ich in Gera, der totale Gegensatz zu Jena, auch von den Menschen her.
    Die Problematik des Zugverkehrs kommt mir auch ganz bekannt vor. Da wiederholt sich jetzt in Jena, was in Gera schon nach der Wende passiert ist, dass eine “Großstadt” vom Fernverkehr abgekoppelt wird.

    @Rostbratwurstverzehrer: Der Bahnhof heißt meines Wissens nach “Jena Paradies”, weil der angrenzende Park an der Saale “Paradies” genannt wird.

  30. #30 Kyllyeti
    23. März 2015

    Ach was – die Anbindung von Städten an den ICE-Verkehr erfolgt selbstverständlich nur nach den strengsten Kriterien hinsichtlich wirtschaftlicher Notwendigkeit und konsistenter Planungslogik.
    U.a. ist dafür der in meinem Bundesland Rheinland-Pfalz angelegte ICE-Bahnhof der Metropole Montabaur eines der hervorragendsten Beispiele. 😉

  31. #31 Lutz Donnerhacke
    Jena
    25. März 2015

    Als Eingeborener freue ich mich sehr über den Beitrag. Wenn Du willst kannst du gern auf einen Kaffee/Tee/Bratwurst/Schwatz/Tour im Turm vorbei kommen. Einfach unten fragen.