Auch in den Kapiteln selbst ist es oft verwirrend. Da wird etwas erklärt nur um zwei Absätze weiter unten ein weiteres Mal erklärt zu werden. Manche Kapitel scheinen keine thematische Verbindung zum Rest des Buches zu haben. Viele Stellen lesen sich wie vorläufige Notizen, die noch zu vernünftigen Texten ausgearbeitet werden müssten. Viele Erklärungen sind – zumindest für mich – unverständlich oder fehlen ganz. Da wird zum Beispiel von den Tablelands in Kanada berichtet, wo man Mantelgestein an der Erdoberfläche sehen kann. Whitehouse berichtet ausführlich, warum das so ist und wie das dort aussieht. Und erwähnt dann, dass man die Steine dort nicht aufheben kann. Er sagt aber leider nicht, warum das so ist. Sind sie zu groß? Ist es verboten? Werden sie durch irgendwelche mysteriösen Kräfte festgehalten? Zerfallen sie bei Berührung zu Staub? Und so weiter – diese “Schlampigkeit” zieht sich durch das ganze Buch und es sind eigentlich genau diese Dinge, durch bei einem Lektorat auffallen sollte. Müsste ich raten, dann würde ich sagen, dass Whitehouse die Deadline für die Abgabe des Manuskripts verschwitzt hat und einfach alles an Material was er bis dahin hatte, zusammenkopiert und abgegeben hat. Und der Lektor war wahrscheinlich krank und hat das Buch im Fieberwahn einfach durchgewunken…

So oder so: Die Geschichten sind interessant und man kann viel über das Innere der Erde lernen. Aber das Buch wäre noch besser gewesen, wenn man sie vernünftig erzählt hätte.

Das lange Utopia

Nach all den Sachbüchern wird es auch mal wieder Zeit einen Roman zu lesen. Ich hatte im September endlich Zeit, “The Long Utopia” von Terry Pratchett und Stephen Baxter zu lesen. Es ist der vierte Teil der “Langen Erde”-Serie über deren ersten Teil (“Die Lange Erde”) ich ja schon vor ein paar Jahren geschrieben habe.

utopia

Es macht kaum viel Sinn, den vierten Teil einer Serie inhaltlich ausführlich zu besprechen. Das erste Buch konnte man noch als Einzelwerk lesen; es hatte einen einigermaßen abgeschlossenen Inhalt. Aber die Teile 2, 3 und 4 sind eigentlich nur gemeinsam les- und verstehbar. Wer die früheren Teile gelesen hat, wird auch “The Long Utopia” lesen und ich muss nicht extra erklären worum es geht. Die Hauptfiguren sind immer noch die gleichen wie zuvor: Joshua Valienté, der Erforscher der Parallewelten; Lobsang, die künstliche Intelligenz die immer menschlicher zu werden scheint, und so weiter. Und natürlich geht es wieder um die Erforschung der vielen “Kopien” der Erde, die im ersten Teil entdeckt worden sind. Mittlerweile weiß man schon viel besser Bescheid, was sich dort abspielt. Man hat unterwegs die ersten nichtmenschlichen Intelligenzen entdeckt und auch die neue menschliche Spezies die sich in den letzten Bänden entwickelt hat, hat ihren großen Auftritt. In “The Long Utopia” wird es aber nun das erste Mal auch massiv extraterrestrisch. Nachdem die Autoren sich in “The Long Mars” schon ein bisschen von der Erde entfernt haben, geht es nun ganz weit weg… Aber wie gesagt: Ich will gar nicht zu viel verraten.

Nur eine Anmerkung habe ich noch: Einer der fiktiven Wissenschaftler die in “The Long Utopia” ihren Auftritt haben, hat ein (ebenso fiktives) Buch mit dem Titel “Peer Reviewers and Other Idiots: A Life in Academia” geschrieben. Dieses Buch darf nicht fiktiv bleiben und muss unbedingt auch in der Realität geschrieben werden! (Falls mein Lektor mitliest: Ruf mich mal an 😉 )

Was ich bisher schon rezensiert habe

So wie in jedem Monat habe ich auch im September Biografien von Wissenschaftlerinnen gelesen. Diesmal handelten sie von der Geophysikern Inge Lehmann.

Was ich sonst noch so gelesen habe

  • Bevor ich mich an “The Long Utopia” gemacht habe, habe ich nochmal die Bänder zwei und drei der Serie gelesen. Ein Zeichen guter Bücher ist es ja, dass man sie ohne großen Verlust bzw. sogar mit Gewinn mehrmals lesen kann. Und das war bei “The Long War” (auf deutsch: “Der Lange Krieg”) und “The Long Mars” (auf deutsch: Der lange Mars” definitiv der Fall!
  • Nachdem “Revelation Space” (auf deutsch: “Unendlichkeit”) von Alistair Reynolds schon seit Jahren ungelesen in meinem Bücherregal liegt, hab ich es nun endlich geschafft mich dem Buch zu widmen. Es ist faszinierende und originelle Science-Fiction. Die Geschichte um die Menschheit der fernen Zukunft die gegen mysteriöse Außerirdische gegen ihre eigene Auslöschung kämpft ist spannend, detailreich und stellenweise auch verstörend. Aber das ist nur ein Zeichen dafür, wie gut es Reynolds gelungen ist, eine komplett andere menschliche Gesellschaft zu entwickeln; wie man es ja auch erwarten würde, wenn man ein Buch liest, das in der fernen Zukunft spielt. Ich bin schon gespannt auf die weiteren Bände dieser Serie!
  • Science-Fiction der ganz anderen Art findet man in “Alles klappt nie: Weltraumroman” von Martin Amanshauser. Markus Rogan fliegt zur Magna-Raumstation von Frank Stronach und die Mission wird von Peter Westenthaler geleitet. Und wenn alles schief geht, kann nur noch Franz Viehböck alle retten! Wer jetzt keinen Schimmer hat, wovon ich rede ist vermutlich kein Österreicher und wird mit dem Buch auch wenig anfangen können. Allen anderen empfehle ich diesen witzigen Roman aber durchaus. Er ist schon ein wenig älter, macht aber immer noch Spaß!
  • Nochmal Science-Fiction, diesmal aber von einem ganz speziellen Autor: Ich habe “Der Traum” von Johannes Kepler gelesen. Kepler hat tatsächlich schon im 17. Jahrhundert eine Art Science-Fiction-Roman geschrieben. Aus heutiger Sicht würde man das ganze wohl als “Hard Science-Fiction” klassifizieren, denn Kepler beschreibt sehr ausführlich, wie eine Reise zum Mond ablaufen würde und wie Mond und Erde aus Sicht der Mondbewohner aussehen werden. Stellenweise liest sich das Buch daher wie eine wissenschaftliche Abhandlung, stellenweise wie ein Roman im Stil von Jules Verne. Im lateinischen Original habe ich das Buch allerdings nicht gelesen; auch nicht in der oben verlinkten deutschen Übersetzungen (die war mir zu teuer). Ich habe mir diese englische Version gekauft und war damit auch sehr zufrieden.
    somnium
  • 1 / 2 / 3 / 4 / 5

Kommentare (8)

  1. #1 kdm
    28. September 2015

    “Die Kapitel werden mit Zitaten aus Vernes Werk eingeleitet und passend zu den Erkenntnissen der echten Geophysik ausgewählt. Auch im Text gibt es immer wieder Bezüge auf Verne. Aber nach dem ersten Drittel taucht Verne dann auf einmal gar nicht mehr auf. Gegen Ende des Buchs wird der Verne-Bezug dann aber wieder aufgenommen…”
    .
    ich finde diesen Ablauf sehr vernünftig und sinnvoll.

  2. #2 Florian Freistetter
    28. September 2015

    @kdm: Kennst du das Buch?

  3. #3 Rex-Lii
    28. September 2015

    Ich wollte mal fragen ob ich als Gastartikel die beiden Schattenspringer-Bücher vorstellen darf.
    Wie schonmal erwähnt handeln die Bücher über Autismus und in Kombination mit den Büchern kann ich ja auch etwas über Autismus erzählen.
    Geht das oder muss ich irgendwelchen Kriterien erfüllen oder so?

  4. #4 Florian Freistetter
    28. September 2015

    @Rex-Lii: “Geht das oder muss ich irgendwelchen Kriterien erfüllen oder so?”

    Du musst nur den Blogger-Ausweis der Vereinigung der Deutschen Blogger vorzeigen 😛

    Nein, solange du halbwegs lesbare Texte produzieren kannst und das Thema hier rein passt, freu ich mich immer über Gastbeiträge.

  5. #5 Rex-Lii
    28. September 2015

    @Florian

    Dann wäre wohl die Frage eher ob ein Beitrag über Bücher (Im Comic Stil) über Autismus zu deinem Blog passt.
    Sonst mache ich das nächstes Jahr beim Bloggschreibwettbewerb.

  6. #6 Florian Freistetter
    28. September 2015

    @Rex-Lii: Also da ich selbst immer über alle möglichen Bücher schreibe, würde das schon passen. Wenn du dir das für den Bewerb 2016 aufheben willst, ist das aber auch ok.

  7. #7 -karlos-
    28. September 2015

    Keppler ist ja nun schon länger als 70 Jahre “im Himmel”.
    Und da wollen die Geld für eBooks?
    Deutsch:
    https://www.mobileread.com/forums/showthread.php?t=205271

  8. #8 Florian Freistetter
    29. September 2015

    @karlos: “Keppler ist ja nun schon länger als 70 Jahre “im Himmel”.”

    Naja, da zählt auch der Übersetzer…