Anfang des letzten Jahres gab es große Neuigkeiten: Die Hinweise auf die Existenz eines größeren Planeten der sich in den äußersten Regionen unseres Sonnensystems befindet, hatten sich verdichtet. Ich habe damals eine ausführliche Artikelserie über diesen “Planet 9” geschrieben (Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4). Das Problem an der Sache ist die Bestätigung. So ein Planet, sofern es ihn gibt, ist schwer zu finden. Er würde nur extrem schwach leuchten; er würde sich extrem langsam bewegen und man weiß auch nicht genau wo am Himmel man ihn suchen müsste. Aber natürlich will man ihn finden; ein weiterer Planet des Sonnensystems wäre nicht nur an sich eine ziemlich coole Sache sondern würde uns auch unschätzbare Informationen über die Entstehung und frühe Entwicklung des Sonnensystems liefern.
Jede Menge Astronomen haben sich also seitdem jede Menge Gedanken gemacht, wie man Planet 9 finden könnte. Unter anderem Jean Schneider von der Pariser Sternwarte, der kürzlich eine interessante Arbeit veröffentlicht hat (“Measuring the radius and mass of Planet Nine”). Er hat sich nicht mit einer direkten Beobachtung beschäftigt sondern mit den indirekten Auswirkungen der Existenz von Planet 9. Wenn es ihn gibt, dann besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass der Planet von uns aus gesehen direkt vor einem der vielen Sterne am Nachthimmel vorüber zieht. Wenn das passiert, dann verdeckt der Planet das Sternenlicht und der Stern wird kurzfristig dunkel.
Aus so einer Beobachtung könnte man nicht nur die Existenz des Planeten selbst ableiten sondern auch ein paar seiner wichtigen Eigenschaften. Die Dauer der Sternverdunkelung hängt zum Beispiel von der Umlaufbahn des Planeten ab: Je weiter er von der Sonne entfernt ist desto langsamer bewegt er sich und desto länger dauert die Verdunkelung. Auch der Radius von Planet 9 kann aus so einem Ereignis bestimmt werden.
Aber: Wie wahrscheinlich ist es, so etwas tatsächlich zu beobachten? Das hat Schneider in seiner Arbeit ausgerechnet. Im Prinzip hängt der Erfolg von zwei Parameter ab: Wie viele Sterne kann man beobachten und wie lange beobachtet man sie? Man weiß ja nicht im vorhinein wo der Planet vorüber ziehen wird. Man muss also möglichst viele Sterne beobachten und das möglichst lange. Es hängt auch davon ab, in welcher Region sich Planet 9 gerade aufhält, denn der Blick in den Himmel zeigt nicht überall gleich viele Sterne.
Geht man von der wahrscheinlichsten Umlaufbahn aus, dann sollte man dort im Durchschnitt 10.000 Sterne die heller als die 21. Größenklasse leuchten pro Quadratgrad des Himmels finden. Mit freiem Auge kann man die natürlich nicht alle sehen aber die professionellen Teleskope schaffen das durchaus. Bei dieser Sterndichte und einer sechsmonatigen Beobachtungskampagne besteht aber trotzdem nur eine Chance von einem Tausendstel Prozent tatsächlich eine Sternbedeckung durch Planet 9 zu beobachten.
Will man die Chance auf wenigstens 10 Prozent erhöhen, dann muss man auch die schwächer leuchtenden Sterne beobachten. Und zwar alle bis zur 31. Größenklasse. Das sind jetzt schon wirklich schwach leuchtende Sterne. Diese Helligkeit liegt an der Grenze des derzeit Möglichen. Das Hubble-Weltraumteleskop kann es gerade noch so schaffen, solche schwachen Sterne zu sehen aber mit den Teleskopen der Erde ist das kaum zu schaffen. Dafür müssen wir auf die nächste Generation der (Weltraum)Teleskope warten.
Und vermutlich auch auf die Entdeckung von Planet 9. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass man das Hubble-Weltraumteleskop ein halbes Jahr lang ausschließlich in den Dienst der Planetensuche stellt und das ohne zu wissen, ob man überhaupt etwas findet. Aber wenn Planet 9 irgendwo da draußen ist, dann werden wir ihn früher oder später entdecken. Und wenn wir erstmal genau wissen, wo er ist können wir die Sternbedeckungen vorhersagen und sie gezielt nutzen um mehr über seine Eigenschaften herauszufinden.
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