Japanische Raumfahrt klingt immer enorm poetisch, wenn man sie übersetzt. “Wanderfalke erblickt den Unterwasserpalast des Drachengottes” klingt aber auch wirklich dramatischer als “Hayabusa 2 macht erste Bilder von Ryugu”. Aber egal ob poetisch oder nüchtern: Cool ist es auf jeden Fall, was die japanische Raumfahrtagentur JAXA vor ein paar Tagen gemeldet hat. Im Dezember 2014 hat sich ihre Raumsonde Hayabusa 2 auf den Weg ins All gemacht. Ihr Ziel ist der Asteroid Ryugu, den sie im Juni 2018 erreichen wird. Dort macht sie dann das, was Raumsonden bei Asteroiden üblicherweise tun: Jede Menge Bilder seiner Oberfläche. Das ist aber nur der Anfang!

Mascot und Hayabusa fliegen zum Asteroid (Künstlerische Darstellung: DLR CC-BY 3.0)

Mascot und Hayabusa fliegen zum Asteroid (Künstlerische Darstellung: DLR CC-BY 3.0)

Im nächsten Schritt wird der Mobile Asteroid Surface Scout – kurz MASCOT – auf der Oberfläche des Asteroiden abgesetzt (übrigens gebaut vom Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt DLR). Dort kann er sich selbstständig bewegen. Aber nicht wie man sich das jetzt denkt; nicht wie irgendein 0815-Rover, der durch die Gegend fährt. MASCOT wird springen! Er kann zwischen 10 und 70 Meter weit hüpfen und so verschiedene Bereiche des Asteroiden erforschen. Und wenn MASCOT seine Untersuchung des Asteroiden abgeschlossen hat, ist die Mission noch immer noch vorbei. Denn dann wird sich Hayabusa 2 wieder auf den Weg zurück zur Erde machen. Im Gepäck wird die Raumsonde Bodenproben des Asteroiden haben, die sie zuvor dort mit Projektilen herausgeschossen und mit einem Trichter eingesammelt hat. Wenn alles nach Plan läuft, wird sie im Dezember 2020 wieder bei uns ankommen.

Das klingt nach einer sehr ambitionierten Mission. Das ist auch eine sehr ambitionierte Mission. Aber JAXA hat in der Vergangenheit schon gezeigt, das sie mit solchen komplexen Raumflügen durchaus Erfahrung hat. Denn die “2” in “Hayabusa 2” steht dort, weil es zuvor schon eine erste Hayabusa-Mission gab. Die flog 2003 ins Weltall, erreichte 2005 den Asteroiden Itokawa, setzte auch dort eine Landeeinheit ab und sammelte Bodenproben, die zur Erde gebracht werden sollten. Im Juni 2010 verglühte die Sonde in der Atmosphäre, warf aber zuerst noch die gesammelten Proben ab. Es gab im Laufe der Mission ein paar technische Probleme; man konnte nur wenige Partikel von der Oberfläche des Asteroiden einsammeln. Aber das, was man damals gelernt hatte, kann man nun bei der Nachfolge-Mission einsetzen.

Und die ist auf gutem Kurs. Hayabusa 2 – was übersetzt so viel wie “Wanderfalke” bedeutet (wie sich die meisten angesichts der Überschrift wohl schon gedacht haben) – hat am 26. Februar 2018 die ersten Bilder des Asteroiden Ryugu (benannt nach dem Unterwasserpalast des Drachengottes aus einer japanischen Sage) aufgenommen. Die Sonde befand sich zu dem Zeitpunkt 1,3 Millionen Kilometer entfernt. Der Asteroid selbst ist nur knapp einen Kilometer groß – in den Aufnahmen also immer noch nur als Punkt sichtbar.

Das was sich bewegt ist Ryugu (Bild: JAXA, University of Tokyo, Kochi University, Rikkyo University, Nagoya University, Chiba Institute of Technology, Meiji University, University of Aizu and AIST)

Das was sich bewegt ist Ryugu (Bild: JAXA, University of Tokyo, Kochi University, Rikkyo University, Nagoya University, Chiba Institute of Technology, Meiji University, University of Aizu and AIST)

Aber er ist sichtbar, die Raumsonde ist auf Kurs und die technischen Instrumente funktionieren. Es sieht gut aus für den weiteren Verlauf der Mission. Hier kann man live sehen, wie der Flug des Falken voran geht. Und ich freu mich schon sehr auf den Juni, wenn wir die ersten Nahaufnahmen des Asteroiden sehen werden. Meiner Meinung nach kann es nie genug Bilder von Asteroiden geben! Es gibt so viele von den Dingern und wir wissen immer noch so wenig über sie. Ich hoffe also, dass dem zweiten Wanderfalken noch viele weitere folgen werden…

Kommentare (15)

  1. #1 rolak
    6. März 2018

    Der schöne Name der Sonde war mir noch in Erinnerung, so daß die Fehlinterpretation von “Der Wanderfalke..” erst später kam und zu einem “Hä? Ist doch viel zu weit weg, um hier irgendwas unter Wasser zu sehen” :·)

    Nach der aktuellen Anzeige ist er nurmehr eine gute Milion km entfernt, 300.000km in 8 Tagen, gemittelt gut 400m/s läppern sich. ‘Sagt’ auch ‘abbremsend’, falls der Wert links unten in der 6erTabelle links unten das aktuelle relTempo ist – und würde somit passen.

  2. #2 Dampier
    6. März 2018

    Ich hoffe also, dass dem zweiten Wanderfalken noch viele weitere folgen werden …

    Nicht dass die noch auf die Idee kommen, als PR-Gag eins ihrer fettesten Motorräder ins All zu schießen 😉

    https://de.wikipedia.org/wiki/Suzuki_Hayabusa_1300

    scnr

    PS. Tolle Mission, ich drücke die Daumen!

  3. #3 Florian Freistetter
    6. März 2018

    @Dampier: “Nicht dass die noch auf die Idee kommen, als PR-Gag eins ihrer fettesten Motorräder ins All zu schießen”

    Aber wenn, dann bitte auf Kollisionskurs mit dem Tesla 😉

  4. #4 Daedalost
    Magdeburg
    6. März 2018

    @Florian Freistetter & @ Dampier

    Heißt die Überschrift des betreffenden Artikels dann “Kollision: Wanderfalke gegen Ingenieur”?

  5. #5 stone1
    6. März 2018

    Na hoffentlich geht alles gut, die Hüpfer von MASCOT müssen bei der geringen Schwerkraft des Asteroiden wohl sehr fein dosiert sein, so ein Sprung ist Philae auf Tschurjumow-Gerassimenko ja beinahe zum Verhängnis geworden. Diese Sonde war allerdings auch nicht für solche Manöver ausgelegt.

    Wie wird die Rückkehr des zweiten Wanderfalken aussehen? Ist eine Landung der ganzen Sonde geplant oder werden die Proben in einem Container abgeworfen?

  6. #6 Captain E.
    6. März 2018

    In der Tat, die europäische Tradtion mit Landern ist so berauschend nicht. Beagle 2 und Schiaparelli hatten harte Landungen. Huygens war aber eine ASI-ESA-Sonde und hat tatsächlich funktioniert.

  7. #7 tomtoo
    6. März 2018

    Könnte Gott nicht auch Göttin sein ???

    Ok, ich hör schon auf. Sry

  8. #8 Zhar
    6. März 2018

    ..also wenn eine Raumsonde zu einem Asteroiden fliegt, nur um ihn abzuschießen und dann noch auf dem erschossenen Himmelskörper herumzuhüpfen, dann find ich das nicht gerade poetisch 😉

  9. #9 Cornelia S. Gliem
    9. März 2018

    Sind mir die medienberichte entgangen? Um tschuri gab es einen Riesen hype (=zu recht!), aber zu diesen wanderfalken habe ich nichts im TV (damals) entdeckt… ich habe mich schon gewundert wieso über die chinesische Sonde auf dem Mond so wenig kam. Gut die Chinesen begehen auch Geheimniskrämerei – aber kann es sein dass nicht-westliche raumdahrtprojekte bissl stiefmütterlich behandelt werden?

  10. #10 ZE7METAL
    14. März 2018

    @tomtoo

    Genderismus ist hier fehl am Platze, da es im Shintoismus mehrere Gottheiten gibt. Weibliche und Männliche. 😉

  11. #11 tomtoo
    14. März 2018

    @ZE7Metal
    Ich dachte nur hätte irgentwie besser in die Überschrift gepasst ; )

  12. #12 ZE7METAL
    15. März 2018

    Die Wanderfälkin? XD

  13. […] Hayabusa2 ist beim Asteroid Ryugu angekommen. Seit 2014 ist ist sie unterwegs und ich habe im März schon von den ersten Bildern berichtet, die die Sonde bei ihrer Annäherung gemacht hat. Damals war sie 1,3 Millionen Kilometer entfernt. […]

  14. […] ist es so weit! Die Mission der japanischen Raumsonde Hayabusa 2 erreicht morgen (am 3. Oktober 2018) einen ihrer Höhepunkte. Ende Juni ist die Sonde beim Asteroid […]

  15. […] Der Wanderfalke erblickt den Unterwasserpalast des Drachengottes […]