Gastbeitrag! Ich habe kürzlich wieder einmal einen Workshop zum Wissenschaftsbloggen gehalten und den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wie üblich angeboten, die während des Workshops geschriebenen Artikel auch hier im Blog als Gastbeitrag zu veröffentlichen. Denn nichts hilft besser beim Lernen als echtes Feedback echter Leserinnen und Leser! Deswegen würde ich euch auch bitten, genau dieses Feedback zu liefern. Aber natürlich in einer vernünftigen, hilfreichen und seriösen Form!

Der nun folgende Beitrag stammt von Romy Clement.
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“Die sind so hässlich, muss man die schützen?”

In den vergangenen Wochen habe ich mich in einem Projekt (Waldrapp) engagiert, das es sich zum Ziel gesetzt hat, Waldrappe im mitteleuropäischen Raum wieder heimisch zu bekommen. Waldrappe, das sind Zugvögel, die sich bis ins 17. Jahrhundert bei uns im Alpenraum getummelt haben. Bis sie schließlich jenes Schicksal ereilt hat, das sie mit so vielen anderen Arten teilen: Sie sind dem Menschen zum Opfer gefallen und langsam, aber sicher in unseren Breiten ausgerottet worden. Weil ihr Lebensraum durch Siedlungen eingeschränkt wurde und weil ihr Fleisch auch zu gut schmeckte.

Schönheit liegt im Auge des Betrachters (Bild: Library of Congress, public domain)

Schönheit liegt im Auge des Betrachters (Bild: Library of Congress, public domain)

Seither gibt es Waldrappe – abgesehen von einer letzten freilebenden Kolonie in Marokko – nur noch in Zoos. Doch eine beherzte Gruppe Menschen hat sich zusammengetan, um den Tieren eine neue Chance zu geben. So wurde das Waldrappteam gegründet, das im Rahmen eines EU-Life-Projektes das Ziel verfolgt, den Vogel auch bei uns wieder anzusiedeln und zugfähig zu bekommen. Bis 2019 soll es einen stabilen Bestand von 120 wildlebenden Tieren geben, die jedes Jahr selbstständig von ihren neu gegründeten Brutgebieten in ihr Winterquatier in der Toskana (ja, der Vogel hat Geschmack) ziehen. Als Brutgebiete wurden Orte in Bayern, Bodensee und auch Salzburg auserkoren, die die nötigen Bedingungen vorweisen, um den Vögeln ein ungestörtes und vollwertiges Leben zu bieten. Das gute Leben für Waldrappe? Das gibt es und es beinhaltet grüne Wiesen, wo sie ihre Nahrung in Form von Insekten und kleinen Tierchen finden und steile Felswände, deren Nischen und Vorsprüngen sie zum Brüten nutzen. Weil gefrorene Böden, wie sie bei uns im Winter vorkommen, die Nahrungssuche durchaus einschränken, reisen sie im Herbst in den Süden, wo die Temperaturen gemäßigter sind.
Nun gibt es dabei ein kleines Problem. Die Vögel kennen den Weg nicht.

Deswegen werden die frisch geschlüpften Küken noch während der ersten Lebenstage aus dem Elternnest genommen und langsam auf menschliche Ziehmütter geprägt, denen sie schließlich – nach vielen Monaten aufopfernder Pflege und Aufzucht – in den Süden folgen. Damit das funktioniert, müssen die Ziehmütter natürlich selbst vom Boden abheben und mit den Vögeln mitfliegen. Dies geschieht mittels Ultraleichtflugzeugen. Höhenangst wäre dabei definitiv kontraindiziert.

it Ultraleichtflugzeugen, wie diesem hier, wird den Waldrappe der Weg in den Süden gezeigt (Bild: CC0 Public Domain)

Mit Ultraleichtflugzeugen, wie diesem hier, wird den Waldrappe der Weg in den Süden gezeigt (Bild: CC0 Public Domain)

Doch lange bevor überhaupt ans Fliegen zu denken ist, kommen die Küken zunächst einmal in eine Aufzuchtstation, bis sie kräftig genug sind und mehr Raum für ihre ersten Flugübungen brauchen. Dann geht es weiter in ein Trainingslager. Die Aufzuchtstation ist eigentlich nur ein Container. Und dieser befindet sich jedes Jahr im Frühling im Zoo Schönbrunn, wo die Kleinen auch von der interessierten Öffentlichkeit bestaunt werden können. Damit wird natürlich Aufmerksamkeit generiert, die dem Projekt zu Gute kommt. Und genau hierbei habe ich meine paar Cent beigetragen. Weil Artenschutz für mich ein wichtiges Thema ist, und weil mich das Projekt vollinhaltlich überzeugt hat, habe ich mich einige Wochenenden lang in das Infozelt vor dem Container gestellt und versucht, Zoobesuchern die Faszination Waldrapp näherzubringen.

Schönheit liegt im Auge des Betrachters II (Bild: XoMEoX, CC-BY 4.0)

Schönheit liegt im Auge des Betrachters II (Bild: XoMEoX, CC-BY 4.0)

Nun ist so ein ausgewachsener Waldrapp rein äußerlich betrachtet schon ein merkwürdiger Geselle. Sein Kopf ist kahl und rötlich und von langen, abstehenden Schopffedern umrahmt – das kann man sich ein bisschen vorstellen wie einen Vokuhila mit Glatze (im Englischen “Skullet” genannt). Zusätzlich hat er einen dünnen, langen, gebogenen Schnabel, mit dem er alles mögliche Getier aus dem Boden pickt. Selbst seine Jungen haben beim Kindchenschema nicht in die Vollen gegriffen, so sind sie zwar komplett von Flaum bedeckt, aber eben doch in einem unscheinbaren Grauton gehalten.

Der Waldrapp ist ein merkwürdiger Vogel. In der Sonne erscheint sein tiefschwarzes Federkleid bunt. (Bild: H. Zell, CC-BY-SA 3.0)

Der Waldrapp ist ein merkwürdiger Vogel. In der Sonne erscheint sein tiefschwarzes Federkleid bunt. (Bild: H. Zell, CC-BY-SA 3.0)

Das blieb auch vielen Zoobesuchern nicht unbemerkt, die sich immer wieder dazu bemüßigt fühlten, auf die – vermeintlichen – äußerlichen Unzulänglichkeiten des Waldrapps hinzuweisen. So hörte ich immer wieder Ausrufe, die von „Naja, irgendwie is er ja eh lieb.“ bis zu bestimmten „Aber schön ist der nicht!“ reichten. Als Naturwissenschafterin bin ich jedoch geschult darin, Schönheit nicht nur im Augenscheinlichen zu erkennen und so habe ich meist diplomatisch versucht, auf die anderen Qualitäten des Waldrapps hinzuweisen. Wie etwa auf sein außergewöhnliches Federkleid, das auf den ersten Blick tiefschwarz erscheint, in der Sonne jedoch in den unterschiedlichsten Farben schimmert. Außerdem ist die Fähigkeit, einen Beitrag zur Regulierung des Ökosystems zu leisten, keineswegs an die optischen Reize eines Lebewesens geknüpft. Doch als schließlich ein Besucher voller Überzeugung fragte: „Die sind so hässlich, muss man die wirklich schützen?“, da wollte ich eigentlich als Antwort nur noch einen Spiegel zücken.

Kommentare (42)

  1. #1 zimtspinne
    6. Juni 2018

    Eigentlich lag mir ein unflätiger Kommentar bezogen auf den letzten Satz auf der Zunge, von wegen unendlicher Weiten menschlicher Dummheit, aber damit wäre ich meinen niederen Instinkten gefolgt und wäre damit direkt ins Glashaus gefallen.

    Also lieber den Gastbeitrag und die Schreiberin loben für einen für mich sehr interessanten Beitrag und genau die richtige Mischung aus Informationsgehalt, Humor & Empathie – um Leser mitzureißen, die vielleicht zuerst nur mal gucken wollten…

    Das Flugdings übrigens gleicht die mangelnde “auf-den-ersten-Blick-Schönheit” des Federvieches aus, tolle Signalfarbe und elegante Linienführung.

  2. #2 Crazee
    6. Juni 2018

    Chapeau! Ich habe den Gastbeitrag-Block irgendwie übersehen und daher den Artikel so gelesen als käme er von Florian. Es ist mir erst beim Kommentar von Zimtspinne klar geworden.

    Den Vogel kannte ich nicht, aber schützenswert (vor dem Menschen) ist “fast” jedes Lebewesen.

    Selbst die großen Naturschutzorganisationen wachen langsam auf, dass der Schutz von großen “Kuscheltieren” (Panda, Tiger, Eisbär, Adler) nicht alles sein kann und dass dabei tatsächlich viele der einheimischen Tiere (speziell auch Vögel) in den letzten Jahrzehnten auf der Strecke geblieben sind.

  3. #3 Anders
    6. Juni 2018

    Sehr schön geschrieben. Was ich mich bei solchen Maßnahmen immer frage ist, wie verfehlen die Vögel nach ihrer Rückkehr zielgenau den Container in Schönbrunn und finden statt dessen ein geeignetes Lebens- und Brutgebiet?

    Oder werden die Vögel (was ich vermute) umgesiedelt?

    Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Auch das ist richtig. Die meisten Menschen nehmen halt oft einen anthropozentrischen Standpunkt ein, selbst wissenschaftlich Gebildete außerhalb ihres Fachgebiets (dann vielleicht etwas weniger anthroprozentrisch). Es gibt ja auch viel mehr Katzenvideos als Hyänenvideos in den Tiefen des Netzes …

    Danke für diesen Gastbeitrag.

  4. #4 knorke
    6. Juni 2018

    “und so habe ich meist diplomatisch versucht, auf die anderen Qualitäten des Waldrapps hinzuweisen”
    … aber den vorzüglichen Geschmack wohl lieber nicht erwähnt, häh?

    Ich ziehe eine Kollegin immer damit auf, dass wenn die Borneonische Küchenschabe genauso bedroht wäre, wie der Orang Utan, ob sie dann dafür auch eine Patenschaft übernähme 😉

  5. #5 tomtoo
    6. Juni 2018

    Schöner Artikel danke!

    Na ein Charakterkopf halt. Dazu ein echt schnieker Dress. Muss man mögen.

  6. #6 Alisier
    6. Juni 2018

    Toller Artikel!
    Den Waldrapp hatte ich bis jetzt noch gar nicht auf dem Schirm, und hatte ihn für einen reinen Mittelmeervogel gehalten.
    Ich halte übrigens Wiederansiedlungen immer für hoch problematisch, solange wir nicht dazu in der Lage sind, Lebensräume auch wirklich zu erhalten, zu schützen oder sogar wiederherzustellen (träumen ist erlaubt).

  7. #7 pane
    6. Juni 2018

    @Alisier: “Ich halte übrigens Wiederansiedlungen immer für hoch problematisch”

    Mit dem Biber hat es geklappt.

    @knorke: “auf die anderen Qualitäten des Waldrapps hinzuweisen”

    Der Waldrapp ist die einzige Ibisart in Mitteleuropa.

    @Crazee: “schützenswert (vor dem Menschen) ist “fast” jedes Lebewesen.”

    Auch der Menschenfloh?

    Du willst mit Eisbären und Tiger kuscheln? Viel Spaß.

    Die verschmusesten Tiere, die ich kenne, sind übrigens Rinder. Die will auch keiner schützen, nur aufessen.

  8. #8 Giannozzo
    6. Juni 2018

    Um auch mal etwas kritisches Feedback zu geben:

    – Die Sprache empfinde ich als natürlich und freundlich. Ab und zu ist ein kleiner Schmunzler eingebaut, ohne mit Gewalt originell sein zu wollen, das gefällt mir gut.

    – Rechtschreibung und Zeichensetzung stimmen, das sieht man im Internet auch nicht immer.

    – Den Einstieg über ein Zitat finde ich gelungen, doch dann wechselt der Text zu schnell in den Schulaufsatzmodus (“In den vergangenen Wochen habe ich mich …”). Besser etwas mehr Spannung aufbauen und dann direkt zum Waldrapp kommen: Warum sollte mich als Leser so ein Tier interessieren? Die Rolle der Autorin kann dann später bei der Beschreibung des Projekts erklärt werden.

    – Im Netz wird schnell und oft etwas oberflächlich gelesen. Einige längere Sätze des Textes sollten deshalb besser aufgeteilt werden.

    – Was ich eher nicht in einem Blog lesen möchte: “vollinhaltlich” und “Regulierung des Ökosystems” ohne Erklärung, was da reguliert wird.

    – Das Foto aus der LoC erschließt sich mir nicht ganz. Gut, der Mann sieht mit etwas Phantasie aus wie ein Waldrapp, aber hmm … also, ich hätt’s nicht gebraucht.

    Das ist jetzt natürlich Kritteln auf hohem Niveau. Ich finde den Artikel so, wie er ist, schon sehr gelungen und habe ihn gern gelesen. Vielen Dank dafür!

  9. #9 Alderamin
    6. Juni 2018

    @Romy

    Großartiger Artikel, bin begeistert! Sehr kurzweilig, interessant, schön bebildert. Chapeau! FallsDu tatsächliche keine größere Schreiberfahrung hast, bist Du definitiv ein Naturtalent. 😉

  10. #10 knorke
    6. Juni 2018

    @Alisier
    kann man auch umdrehen: Wenn schützenswertes in einem Lebensraum ist, steigt die Chance, dass der Lebensraum in Deutschland auch erhalten wird.

    Problematisch ist, wenn Lebewesen wiedereinwandern, die zwar formal genug Lebensraum haben um über die Runden zu kommen, dabei aber nicht genug, um dem Menschen wirklich aus dem Weg zu gehen. Was bei Rehen und Wildschweinen durch den Wechsel auf Dämmerungs- und Nachtaktivität noch funktionieren mag und dem Menschen wenig weh tut, könnte dann schwierig werden wenn Wolf und Bär wieder heimisch werden, sich zunehmend an die Präsenz von Menschen gewöhnen und dadurch zunehmend Konflikte entstehen, seien es gerissene Schafe, Wölfe, bei denen nicht mehr auzuschließen ist, dass sie vielleicht doch mal Mensch probieren wollen, oder sognenannte Problembären. Da ist dann die Politik gefragt durch Ausweisung von Schutzzonen, Schadenersatz, Subvention von Schutzmaßnahmen etc. beim Thema Wolf gibt es da ja einige Ideen und Ansätze. Nun ist der Ibis für den Menschen wahrscheinlich weder konkurrent noch Gefahr, da wird das schon schwieriger.

  11. #11 stone1
    6. Juni 2018

    Die Waldrappe in Schönbrunn durfte ich vor einigen Jahren bei einer kleinen Führung auch schon mal bewundern, so ‘hässlich’ finde ich die gar nicht. Abgesehen davon, dass es sowieso Quatsch ist, menschliche Ästhetikbegriffe auf Tiere anzuwenden.
    Es gibt auch eine sehenswerte Universum-Doku über dieses Wiederansiedelungsprojekt.

    Ansonsten sehr gut gelungener Blog-Artikel, an dem ich nichts auszusetzen finde.

  12. #12 Uli Schoppe
    6. Juni 2018

    Der Artikel hat mir wirklich gefallen, ich mag an gar nichts kerumkritteln. Locker erzählt ohne Übertreibung.
    War der Waldrapp nicht der Vogel der auch während der Fastenzeit aus irgendwelchen obskuren Gründen gegessen werden durfte und sich deshalb in Klöstern größerer Beliebtheit erfreute? Ich kann mich irren aber ich habe da so eine Geschichte aus einem Zoobesuch im Hinterkopf…

  13. #13 noch'n Flo
    Schoggiland
    6. Juni 2018

    Schönheit liegt doch bekanntermassen im Auge des Betrachters.

  14. #14 RPGNo1
    6. Juni 2018

    Wer den Waldrapp hässlich findet, der sollte mal einen Nacktmull betrachten. 🙂
    https://www.mdr.de/wissen/nacktmull-104.html

  15. #15 RPGNo1
    6. Juni 2018

    @Uli Schoppe
    Ich kenne diese Story über Biber gehört, der aufgrund seines Schuppenschwanzes als Fisch galt und somit nicht unter das Fastengebot fiel.

  16. #16 knorke
    6. Juni 2018

    @RPGNo1
    Japp, die Geschichte kenne ich auch. Vom Waldrapp hab ich dahingehend noch nie gehört. Nicht mal sicher ob ich den Flattermann vor heute überhaupt schon mal irgendwo kennengelernt hab.

  17. #17 Cornelia S. Gliem
    6. Juni 2018

    Guter locker-flockiger Artikel.
    So hässlich finde ich ihn gar nicht – aber klar, je niedlicher hübscher desto leichter fällt die “Werbung” für eine Tierart. Das ist eben so.
    ich finde übrigens auch dass alle Tierarten schützenswert sind – da muss ich doch nicht alle gut finden (=Floh) oder kuscheln wollen (=Eisbär).
    Ob alle ehemals einheimische wieder angesiedelt werden sollten, ist ein schwieriges Thema. Viele kommen aber auch einfach :-). Wir müssen lernen mit Tieren zu leben – verschiedene Reichweite Nähe Beziehungen natürlich; hier empfehle ich von Donaldson/Kamikla “Zoopolis”.
    Zum Waldrand zurück:
    ich glaube Werbung für ihn könnte man sehr gut über die Ibis-Schiene lancieren; meine Assoziation “Ibis” war jedenfalls sofort “Ägypten – Pharaonen – Götter” :-)))

  18. #18 Uli Schoppe
    6. Juni 2018

    @ RPGNo1
    Das mit den Bibern kannte ich noch nicht, mal googeln gleich
    Hier:
    https://download.burgenverein-untervaz.ch/downloads/dorfgeschichte/2013-Der%20Waldrapp.pdf
    steht auf Seite 11 was dazu das der Verzehr zur Fastenzeit erlaubt war. Ist auch sonst ganz interessant

  19. #19 Captain E.
    6. Juni 2018

    @pane:

    […]

    Die verschmusesten Tiere, die ich kenne, sind übrigens Rinder. Die will auch keiner schützen, nur aufessen.

    Bei Hausrindern und anderen Haustierrassen passt “schützen” und “aufessen” paradoxerweise sehr gut zusammen. Wenn sich niemand findet, der etwa “Ennstaler Bergschecke” oder “Buntes Bentheimer” aufessen mag, werden diese alten Haustierrassen irgendwann aussterben. Das eine ist übrigens eine Rinder-, das andere eine Schweinerasse.

  20. #20 Captain E.
    6. Juni 2018

    @knorke:

    kann man auch umdrehen: Wenn schützenswertes in einem Lebensraum ist, steigt die Chance, dass der Lebensraum in Deutschland auch erhalten wird.

    Problematisch ist, wenn Lebewesen wiedereinwandern, die zwar formal genug Lebensraum haben um über die Runden zu kommen, dabei aber nicht genug, um dem Menschen wirklich aus dem Weg zu gehen. Was bei Rehen und Wildschweinen durch den Wechsel auf Dämmerungs- und Nachtaktivität noch funktionieren mag und dem Menschen wenig weh tut, könnte dann schwierig werden wenn Wolf und Bär wieder heimisch werden, sich zunehmend an die Präsenz von Menschen gewöhnen und dadurch zunehmend Konflikte entstehen, seien es gerissene Schafe, Wölfe, bei denen nicht mehr auzuschließen ist, dass sie vielleicht doch mal Mensch probieren wollen, oder sognenannte Problembären. Da ist dann die Politik gefragt durch Ausweisung von Schutzzonen, Schadenersatz, Subvention von Schutzmaßnahmen etc. beim Thema Wolf gibt es da ja einige Ideen und Ansätze. Nun ist der Ibis für den Menschen wahrscheinlich weder konkurrent noch Gefahr, da wird das schon schwieriger.

    Wieso sollte der Wolf ein größeres Problem darstellen? Der frisst lieber Wild als Haustiere, und geht dem Menschen daher auch eher aus dem Weg. Wer natürlich sein Schaf am Waldesrand anpflockt, sollte sich wirklich nicht darüber beschweren, wenn ein vorbeikommender Wolf es auffrisst.

    Die “Gewöhnung an den Menschen” im Sinne von “Verlust jeder Scheu” ist aber doch Quatsch. Warum sollte ein echtes Wildtier diese verlieren? Angst wegen dem Wolf haben da höchstens die Jäger, weil ihre Jagdbeute noch vorsichtiger werden wird. Todesfälle durch Wölfe sind weltweit gesehen dermaßen selten, dass ein oder zwei “Problemwölfe” (in Indien, soweit ich mich erinnere) mit Appetit auf Menschenfleisch lange nicht identifiziert werden konnten. Natürlich war es ein Land mit größeren Beutegreifern, aber trotzdem: Die Wölfe sind viel zu clever, um sich mit dem Menschen anzulegen. Und wie du selbst geschrieben hast, lassen sich die Schäden mit Geld regulieren oder vermeiden. Letzteres kann etwa durch Zäune und Herdenschutzhunde geschehen.

    Bären sind natürlich im wahrsten Sinn des Wortes eine andere Gewichtsklasse. Wie aber der “Problembär” in Süddeutschland vor einigen Jahren gezeigt hat, lassen sich große Haustiere wie Rinder auch nicht so ohne weiteres ängstigen. Der Bär kommt auf die Weide, die Kühe stellen sich Schulter an Schulter und senken die Köpfe, und der Bär schleicht sich von dannen.

  21. #21 Spritkopf
    6. Juni 2018

    @Captain E.

    Die “Gewöhnung an den Menschen” im Sinne von “Verlust jeder Scheu” ist aber doch Quatsch.

    Normal passiert das auch nicht, da hast du Recht. Da es aber Zeitgenossen gibt, die Wildtiere anfüttern (aus Neugier, aus vermenschlichenden Gründen oder warum auch sonst immer), kann es hierdurch sehr wohl zu einer Gewöhnung an den Menschen kommen. Und dann wirds gefährlich.

  22. #22 knorke
    6. Juni 2018

    @19
    Weil Wölfe intelligent sind. Und intelligente Tiere sind neugierig. Es ist gut möglich, dass der Wolf feststellt, dass Mensch nur gefährlich ist,wenn Nachts durch den Wald schleicht mit glänzendem Rohr in der Hand. Das ist kein Witz. In der Biologie und Forstwirtschaft gibt es seriöse Theorien darüber, dass Wildschweine und sogar Rehe, ausgesprochene Fluchttiere, möglicherweise zwischen Mensch und Jäger einen Unterschied machen können. Nun sind Wölfe im Unterschied dazu Raubtiere und zudem intelligenter. Der Mensch gehört definitiv nicht zum klassischen Beuteschema des Wolfes, aber Wölfe sind anpassungsfähig und neugierig. Wölfe sind schon bei hellichtem Tag gesehen worden, wie sie interessiert um Spaziergänger oder Sportler – auf offenem Feld – herumgelaufen sind. Von dort ist es noch ein Stück Weg bishin zum Beutegreifen, keine Frage, aber das ist ein recht unerforschtes Thema, und nicht so unwahrscheinlich wie man meint. In Polen, Rumänien, Kanada und sonstwo gibts generell wenige Wolf-Mensch-Begegnungen, die fraglichen Regionen sind aber oftmals auch viel spärlicher besiedelt.
    Ich will das auch nicht dramatisieren, aber man muss auch nicht so tun, als wäre das unmöglich. Wenn der Wolfs genug Platz hat, ist sowas jedenfalls wesentlich unwahrscheinlicher, als irgendwo in Ost- oder Norddeutschland. Wenn das mit dem Wolf klappen soll, braucht man Aufklärungsarbeit (z.B. generelles Verhalten des Wolfes, wie man sich bei Wolfsbegenung verhält etc.), Geld und einen langen Atem auf vielen Ebenen, ohne zu dramatisieren und ohne potenzielle Risiken kleinzureden.
    Von Rotfüchsen z.B. ist bekannt, dass sie durchaus menschlichen Kontakt abkönnen, teilweise sogar suchen und sich mit Menschen oder Hauskatzen z.B. “anfreunden”. Fuchs ist nicht gleich Wolf aber würde sowas bei einem Wolf geschehen, geht von diesem Wolf eine potenzielle Gefahr für Menschen aus und das sollte man nicht kleinreden.

    Was ich mit hingegen mit unnötigem dramatisieren meine:
    Es gab neulich diesen Schafsvorfall, wo ein Wolf 40 Schafe weggemetzelt hat. Der Grund war schlicht, dass die Schafe eingepfercht waren und der Wolf durch die vielen flüchtenden Tiere in einen “blutrausch” verfiel. Das ist biologisch völlig normal, wäre aber nicht passiert, wenn das eingezäunte Gelände wesentlich größer gewesen wäre oder gar nicht eingezäunt oder Wolffsicher eingezäunt. Also kein Grund Panik zu schieben. Man muss aber politisch drüber nachdenken, was man dann tut für die betroffenen, und das gibt es teilweise ganz gute Konzepte. Kriegt man das politisch dauerhaft nicht gebacken, dann wird das mit dem Wolf auch nix.

    Ich lege mich auch gerne mal nachts draußen in den Wald und ich würde das auch in einem Wolfsgebiet machen. Das würde ich aber sofort einstellen und die Behörden informieren, wenn Gevatter Isegrimm übermäßige Neugier zeigen sollte – falls ich das überhaupt merken würde…

  23. #23 pane
    6. Juni 2018

    Bevor wir Angst vor Wolf und Bär haben, sollten wir uns mehr vor dem Wildschwein fürchten. Da sind mehrere Todesfälle belegt, bei Wölfen nicht. Und Wildschweine gibt es mehr als früher.

  24. #24 pane
    6. Juni 2018

    Als der Biber als Fastenspeise galt, ist er aber nicht ausgestorben, sondern erst später. Ich glaube auch nicht, dass das mit dem Biber zur Fastenzeit weit verbreitet war. Es kam nur den Aufklärer merkwürdig vor, dass der Biber als Fisch galt und alles was sie gegen die Kirche nutzen konnten, haben sie genutzt.

  25. #25 knorke
    6. Juni 2018

    @22 Das ist sicher nicht ganz falsch, aber Wildschweine dürfen immerhin bejagt werden und das wird durchaus weiter intensiviert, weil die wirtschaftlichen Schadfälle zunehmen. Außerdem suchen Wildschweine nicht die Nähe des Menschen, bei Füchsen ist das anders und bei Wölfen nicht ausgeschlossen (irgendwie muss ja auch der Hunddomestiziert worden sein), sodass man das auch nicht 1:1 gleichbehandeln kann.
    Letztlich kann man zudem sagen, beim Wildschwein wissen wir was uns blüht, beim Wolf ist da nicht alles so klar, weil da teils die Erfahrungswerte fehlen.

    Bejagen ist beim Wolf im Übrigen momentan weder vorgesehen noch ohne weiteres juristisch umsetzbar und würde zudem die Population, anders als beim Wildschwein, direkt unter Stress setzen. Ich glaube, lediglich Problem-Tiere dürften geschossen werden, und das ist im Moment auch situationsadequat, kann sich aber zukünftig ändern, wenn auch nicht so leicht.

    Ist jedenfalls eine weitere Baustelle im zusammenleben mit dem Wolf, die dann nicht nur Schadensersatz und Aufklärung betrifft, sondern sogar die Gesetzgebung.

  26. #26 zimtspinne
    6. Juni 2018

    Also @ knorke,

    Von dort ist es noch ein Stück Weg bishin zum Beutegreifen, keine Frage, aber das ist ein recht unerforschtes Thema, und nicht so unwahrscheinlich wie man meint.

    das ist ein recht gut erforschtes Thema, da erstens diese Beutegreifer viele Jahrhunderte neben dem Menschen lebten, bis sie irgendwann auf den Index kamen (durch Rotkäppchen *harhar*) oder aus sonstwelchen Gründen bejagt wurden.
    Zweitens dürfte der Mensch aus wölfischer Sicht eher zu den Raubtieren gehören, zur Nahrungs und Territorialkonkurrenz, und es ist seit langem bekannt und auch verhaltensbiologisch gut erforscht, dass Raubtiere “ungern” andere Raubtiere jagen, da Ressourcenverschwendung. Viel zu hohe Verletzungsgefahr.
    Ausnahmen gibt es natürlich immer wieder, so jagen ausgewachsene Schleiereulen auch mal ein junges Kätzchen oder eine ausgewachsene Katze fängt sich eine junge Schleiereule, es kommen sogar Katzen vor, die mit Eulen befreundet sind
    https://www.einfachtierisch.de/tierisch/videos/tierfreundschaft-suesse-katze-spielt-mit-eule-id41158/

    aber anders betrachtet, können Wildschweine für den Menschen durchaus gefährlich sein und noch anders betrachtet, sind auch viele Haustiere für Menschen nicht ungefährlich und ich spreche jetzt nicht von Würgeschlangen, die ausbüxen…. sondern von Hunden zB.
    Bären, die sowieso Allesfresser sind und sich überwiegend von pflanzlicher Nahrung ernähren, sind auch eher eine Gefahr, weil sie den Menschen als Eindringling und Rivalen wahrnehmen und nicht so sehr als potenzielles Abendmahl.
    Da muss der Mensch eben lernen, sich entsprechend zu verhalten.
    Würde ich begrüßen, wenn zukünftig im Wald nicht mehr dumm in der Gegend rumgetrötet, gemüllt und gelatscht wird, sondern sich jeder wie ein umsichtiger Besucher des Waldes verhält. Ein Lebensraum, der ihm nicht gehört, sondern Lebensraum anderer Lebewesen ist.

  27. #27 DH
    6. Juni 2018

    Wer den Waldrapp häßlich findet, sollte öfter durch eine durchschnittliche deutsche Innenstadt laufen.
    Die Spiegel-Idee ist gut, aber vielleicht ganz gut, sie nicht umgesetzt zu haben, wer weiß, wie die betreffende Person abgegangen wäre.

  28. #28 knorke
    6. Juni 2018

    @zimtspinne
    Was ist daran eigentlich so schwierig zu verstehen in einem Wissenschaftsblog? Soll ich “externe Validität” schreiben, damit ich verstanden werde? Es ist eben NICHT gut erforscht, was passiert, wenn in einem so dicht besiedelten Land der Wolf heimisch wird und nicht, wie anno dazumal bejagt wird. Märchen/Erzählungen aus dem frühen 19. Jahrhundert oder früher taugen nicht sehr gut als Quelle. Die Erfahrungen aus Osteuropa oder Asien oder sonstwo geben eine gewisse Grundlage, sind aber nicht zwingend 1:1 übertragbar (weil dort z.B. auch mal – Gesetz hin oder her – der Wolf geschossen wird, durchaus also Wolf weiß, dass Mensch=oft Gefahr, was in Deutschland sehr viel schwieriger ist, wenngleich nicht unmöglich ist, es sei denn, es ist ein “Problemtier”).
    Und wie ich schon hundertmal schrieb, muss man es nicht dramatisieren, sollte aber auch nicht in naturromantische Verklärung verfallen.

    Ganz praktisches problem übrigens im Hinblick auf Akzeptanz des Wolfes: Kein Mensch käme auf die Idee, alle Wildscheine abzuknallen, wenn eines mal einen Spaziergänger zerfetzt. Wenn ein Wolf das macht, kann ich Dir garantieren, schlägt das wesentlich höhere Wellen. Auch das ist etwas worauf man sich in vielerlei Hinsicht gut vorbereiten muss, und wir stehen gerade erst am Anfang der Wiederetablierung. Ich hoffe auch das das ganze gelingt und langfristig genug Akzeptanz besteht.

    Zum Verhalten im Wald: Inwiefern übrigens menschlicher Publikumsverkehr im Wald wirklich das Wild stört bzw. wie schlimm diese Störung ist, ist auch nicht so eindeutig geklärt wie man denken könnte. Im Winter ist es sicherlich am unumstrittensten problematisch, aber da latschen ja eh nicht soviel durchs Gemüse. Generell sollte man sich aber natürlich an die guten Waldsitten und eventuelle Beschränkungen in Naturschutzgebieten oder ähnlichen Zohnen halten. Wer eine volle Flasche IN den Wald schafft hineiztragen, der hat auch genug Kraft, sie leer wieder rauszutransportieren.
    Meinerseits jetzt genug davon. Lest euch doch einfach mal etwas in die Materie ein, ich habe das früher auch weniger differneziert gesehen.

  29. #29 Cornelia S. Gliem
    7. Juni 2018

    #21 ad knorke: das mit den 40 toten Schafen (was du schon recht gut relativiert/erklärt hast) – da habe ich zudem gelesen, das ein teil der tiere nicht direkt durch den Wolf starben, sondern vor Panik in über einen bach (?) stolperten und sich tödlich verletzten bzw. eingeschläfert werden mussten.
    Immer noch schlimm – aber eben andere Situation.

    unabhängig davon: auf die titelfrage zu antworten – ja muss man. schützen, die hässlichen die gefährlichen die störenden und alle anderen …

  30. #30 Bullet
    7. Juni 2018

    @Romy Clement:

    […] da wollte ich eigentlich als Antwort nur noch einen Spiegel zücken.

    Passenderweise vielleicht auch einen Hohlspiegel. Aber ja: sich da zu beherrschen, ist schwer. Schöner Artikel, btw.

  31. #31 Captain E.
    7. Juni 2018

    @knorke:

    Das ist sicher nicht ganz falsch, aber Wildschweine dürfen immerhin bejagt werden und das wird durchaus weiter intensiviert, weil die wirtschaftlichen Schadfälle zunehmen. Außerdem suchen Wildschweine nicht die Nähe des Menschen, bei Füchsen ist das anders und bei Wölfen nicht ausgeschlossen (irgendwie muss ja auch der Hunddomestiziert worden sein), sodass man das auch nicht 1:1 gleichbehandeln kann.
    Letztlich kann man zudem sagen, beim Wildschwein wissen wir was uns blüht, beim Wolf ist da nicht alles so klar, weil da teils die Erfahrungswerte fehlen.

    Das hört sich nach Legendenbildung an. Die Schweine sind anscheinend schlau genug, um sich inzwischen zusammengereimt zu haben, dass die Typen in den Tarnklamotten, die mit langen Rohren duch den Wald schleichen, eine Gefahr darstellen, die es zwischen Häusern praktisch nicht gibt. Und Gärten sind voll mit leckeren Dingen, wenn man sie mit Schweineaugen betrachtet.

    Anders gesagt: Die Wildschweine rücken uns Menschen immer dichter auf den Pelz, mit bekannten Folgen. Wer uns übrigens auch auf den Pelz rückt, sind Waschbären. Da könnten uns die Wölfe geradezu helfen, da der kluge Waschbär das Weite sucht, wenn er einen Wolf bemerkt.

    Bejagen ist beim Wolf im Übrigen momentan weder vorgesehen noch ohne weiteres juristisch umsetzbar und würde zudem die Population, anders als beim Wildschwein, direkt unter Stress setzen. Ich glaube, lediglich Problem-Tiere dürften geschossen werden, und das ist im Moment auch situationsadequat, kann sich aber zukünftig ändern, wenn auch nicht so leicht.

    Ist jedenfalls eine weitere Baustelle im zusammenleben mit dem Wolf, die dann nicht nur Schadensersatz und Aufklärung betrifft, sondern sogar die Gesetzgebung.

    Gerade heute stand die Forderung der Jäger in der Zeitung, den Wolf auf die Liste des jagdbaren Wildes zu setzen. Und wenn man die Mecklenburger Bauern fragt, sollten die Nandus vermutlich gleich dazu kommen. Das macht rein rechtlich sogar Sinn, da jagdbares Wild auch eine ganzjährige Schonzeit haben kann. Nur werden Schäden, die von Wildtieren angerichtet werden, gemäß den Jagdgesetzen reguliert. Eine Art, die nicht auf der Liste steht, darf also weder bejagt werden noch können ihre Schäden reguliert werden.

    Klar ist, dass gerade der Wolf aufgeladen ist mit legendenbasierten Vorurteilen. Die Jäger sehen eine Konkurrenz in ihm (90 % seiner Beute sind selbst in Deutschland Wildtiere) und andere denken an sein Auftreten in den Märchen. Dazu fällt mir auch die “Befürchtung” einer Frau ein, die vor einigen Monaten in eine Kamera gefragt hat, was denn mit durch Wölfen schwer verletzten Rehen geschehen sollte, die alleine im Wald verenden. Objektiv betrachtet stellt sich die Gegenfrage. Was schon? Entweder erholen sie sich und leben weiter oder sie sterben und werden danach aufgefressen, und zwar von Wölfen, Füchsen, Waschbären, Wildschweinen, Raben, Adler, Eulen, Krähen oder welchen Tieren auch sonst immer.

    Anfüttern ist aber natürlich eine ziemlich dumme Idee. Das ist falsch verstandene Tierliebe, die das Leben des so misshandelten Tieres zweifelsohne um einiges verkürzen dürfte. Die Bundeswehr sollte besser in Zukunft keine Truppenübungsplätze aufgeben. Durch die Zäune und Warnschilder sind die Wölfe vor ihrem schlimmsten Feind tatsächlich fast optimal geschützt. 😉

  32. #32 zimtspinne
    7. Juni 2018

    Das Thema Jagd hättet ihr man besser jetzt hier nicht eingeworfen^^
    Damit hatte ich mich gerade erst eben im Zuge einer Diskussion bei CC näher befasst und das dann rasch beendet, da dort soviel Schindluder getrieben wird (was übrigens sogar Jäger selbst bemeckerten auf ihren Seiten – zB das “Mästen” der jagbaren Tiere) und zudem Deutschland eins der jagdintensivsten europ. Länder ist, was wiederum Jagdtouristen aus Länder anzieht, bei denen großflächig die Freizeitjagd bereits verboten ist (zB NL).
    Meine Meinung ist da ganz klar, gerade auch nach intensiverer Beschäftigung damit: Freizeitjägern das Wolfsmanagement zu überlassen, ist einfach keine gute Idee, da die viel zu stark ihre eigenen Interessen einfließen lassen. Ist ja auch logisch.
    Dann lieber keine Ansiedlung von Wölfen, Elchen, Wisents und gar Bären, wenn deren Bestand von Hobbyjägern reguliert wird.

  33. #33 tomtoo
    7. Juni 2018

    Nach dem mein Kommentar von gestern mal wieder in den Untiefen von WP verschollen gegangen ist.

    Viele Dank für den Artikel, hat mir sehr gut gefallen.
    Hab mir dann aus Neugier die Doku reingezogen

    https://m.youtube.com/watch?v=WDNIqAtjJnE

    Echt beachtenswert was die Biolginnen da auf sich nehmen.
    Charackterkopf aber schnieker Dress. Muss man mögen.

  34. #34 tomtoo
    7. Juni 2018

    @FF
    Kannst du mal bitte schauen, warum da alles von mir verschwindet?

  35. #35 Omnivor
    Am 'Nordpol' von NRW
    7. Juni 2018

    Dazu fällt mir auch die “Befürchtung” einer Frau ein, die vor einigen Monaten in eine Kamera gefragt hat, was denn mit durch Wölfen schwer verletzten Rehen geschehen sollte, die alleine im Wald verenden.

    Man sollte wirklich den “bösen, bösen” LIEBEN GOTT wegen Tierquälerei verklagen, weil er bei der Schöpfung keine Wärmehütten für die süßen Bambis in den Wald gestellt hat. Oder auf die Vorteile der Massentierhaltung und -tötung verweisen. Im Schlachthaus wäre das Reh nicht alleine.

  36. #36 knorke
    7. Juni 2018

    @Captain E.
    Doch, Schäden die von Wildtieren angerichtet werden, können u.U. auch dann beglichen werden, wenn es Tiere sind, die nicht als jagdbares Wild gelten. Das ist dann nur nicht über die Schadenersatzzahlungen der verantwortlichen Jagdreviere, sondern aus irgendwelchen Sonderöpfen. So wurde zum Beispiel der Eigentümer der 40 vom Wolf gerissenen Schafe entschädigt, soweit ich das mitbekommen habe.

    @zimtspinne
    Das sind eben die Probleme, wenn Jagd als Freizeitbeschäftigung fungiert und trotzdem im Dienste von Behörde und Gesellschaft stattfinden. Da gibt es natürlich Interessenkonflikte.
    Dass hier so viel gejagt wird, hat übrigens auch ganz profane Gründe: Der Schaden durch Verbiss tendiert dazu zu steigen, das betrifft die Landwirte und auch die Forstwirtschaft, somit entsteht da auch politisch/wirtschaftlich entsprechender Druck zur Bejagung. Deutschalnd hat ja sogar eher zu viel Wild – insebsondere Wildschwein – und das hat damit zu tun, dass es in Deutschland sehr hohe Besiedlungsdichte, sehr zersplitterte Waldflächen und sehr viel Landwirtschaft gibt. Und damit, dass Wildschweinjagd wegen der Schweinepest gesteigerte behördliches Aufmerksamkeit erhalten. Man darf nie vergessen: Jagd in Deutschland ist – neben Freizeitbeschäftigung – Wirtschaftsschutz.

    Wenn Wolf jadbares Tier werden würde, hätte man kaum eine andere Chance, als auf dasselbe Klientel zu setzen, dass heute schon alles andere jagt. Und ganz ehrlich: Wenn ein Jäger nen Wolf schießt den er nicht schießen darf: Verbuddeln und vergessen. Erfährt im Leben keiner. Wenn einer was verbotenes machen will, lässt sich das kaum verhindern.

  37. #37 Captain E.
    7. Juni 2018

    @knorke:

    Doch, Schäden die von Wildtieren angerichtet werden, können u.U. auch dann beglichen werden, wenn es Tiere sind, die nicht als jagdbares Wild gelten. Das ist dann nur nicht über die Schadenersatzzahlungen der verantwortlichen Jagdreviere, sondern aus irgendwelchen Sonderöpfen. So wurde zum Beispiel der Eigentümer der 40 vom Wolf gerissenen Schafe entschädigt, soweit ich das mitbekommen habe.

    Tja, nur das genau das in Mecklenburg-Vorpommern eben nicht hinhaut. Nandus sind große Vögel mit viel Appetit, aber Schadensersatz gibt es nicht – sie sind kein jagdbares Wild. Bejagen darf man sie auch nicht – sie sind kein jagdbares Wild.

    Das sind eben die Probleme, wenn Jagd als Freizeitbeschäftigung fungiert und trotzdem im Dienste von Behörde und Gesellschaft stattfinden. Da gibt es natürlich Interessenkonflikte.
    Dass hier so viel gejagt wird, hat übrigens auch ganz profane Gründe: Der Schaden durch Verbiss tendiert dazu zu steigen, das betrifft die Landwirte und auch die Forstwirtschaft, somit entsteht da auch politisch/wirtschaftlich entsprechender Druck zur Bejagung. Deutschalnd hat ja sogar eher zu viel Wild – insebsondere Wildschwein – und das hat damit zu tun, dass es in Deutschland sehr hohe Besiedlungsdichte, sehr zersplitterte Waldflächen und sehr viel Landwirtschaft gibt. Und damit, dass Wildschweinjagd wegen der Schweinepest gesteigerte behördliches Aufmerksamkeit erhalten. Man darf nie vergessen: Jagd in Deutschland ist – neben Freizeitbeschäftigung – Wirtschaftsschutz.

    Nun ja, die Jagd hat sicherlich ihre wirtschaftlichen Aspekte, verkaufen doch Jäger ihre Jagdbeute den Metzgern. Die hohe Wilddichte und die daraus resultierenden Verbissschäden resultieren allerdings aus Fütterungsmaßnahmen der Jägerschaft – man will schließlich etwas zum Schießen haben. Und überraschenderweise sind Rehe und Hirsche auch keine echten Waldbewohner. Die würden sich viel lieber auf Wiesen und Weiden aufhalten und Gras und Kräuter fressen. Nur wer das tut, wird flugs abgeschossen, also bleiben die Tiere lieber tief im Wald.

    Wenn Wolf jadbares Tier werden würde, hätte man kaum eine andere Chance, als auf dasselbe Klientel zu setzen, dass heute schon alles andere jagt. Und ganz ehrlich: Wenn ein Jäger nen Wolf schießt den er nicht schießen darf: Verbuddeln und vergessen. Erfährt im Leben keiner. Wenn einer was verbotenes machen will, lässt sich das kaum verhindern.

    Das macht nun wirklich keinen großen Unterschied. Heutzutage ist der Wolf streng geschützt, und trotzdem finden die Wolfsschützer immer wieder erschossene Tiere. Dasselbe gilt übrigens auch für Luchse. Es hat sich also was mit “Verbuddeln und Vergessen”! Klar ist, wer das tut, sollte mit Fug und Recht seinen Jagdschein auf Lebenszeit entzogen bekommen. Wer zu blöd oder zu blind ist, einen Wolf von einem Hund zu unterscheiden oder Probleme hat, sich an geltende Gesetze zu halten, der hat einfach kein Anrecht darauf, mit einer scharfen Waffe durch den Wald laufen zu dürfen.

  38. #38 Cornelia S. Gliem
    8. Juni 2018

    #35: wenn sich die Frage der Frau nach dem verendenden allein gelassenen Reh im Wald auch romantisch-naiv anhört: sie ist berechtigt. Wenn der Mensch eingreift indem er den Wolf wieder ansiedelt, ist er für die Folgen “mehr” verantwortlich als beim verletzten Reh durch wasweissich Fuchs.
    tierethisch wird ja auch diskutiert inwiefern wir etwa kontrkontrollieren sollten was raubtiere in Reservate fressen/jagen/töten.
    Kar wir haben erstmal ganz andere Probleme mit Tieren tierschutz Ökologie zu klären und in Angriff zu nehmen (=was etwa ganze Tierarten wie den waldrapp zu schützen betrifft); aber wer als Gesellschaft über Förster bzw. Jäger jagd bares wild im Winter gezielt anfüttert, sollte die mitleidige frage nach dem Reh nicht so abschätzig abtun.

  39. #39 Captain E.
    8. Juni 2018

    @Cornelia S. Gliem:

    wenn sich die Frage der Frau nach dem verendenden allein gelassenen Reh im Wald auch romantisch-naiv anhört: sie ist berechtigt. Wenn der Mensch eingreift indem er den Wolf wieder ansiedelt, ist er für die Folgen “mehr” verantwortlich als beim verletzten Reh durch wasweissich Fuchs.
    tierethisch wird ja auch diskutiert inwiefern wir etwa kontrkontrollieren sollten was raubtiere in Reservate fressen/jagen/töten.

    Wieso ist die Frage denn berechtigt? Das Reh kann ja auch von einem Luchs oder einem Wildschwein attackiert worden sein, und die gibt es schon eine ganze Weile bzw. immer in Deutschland. Was ändert sich also durch den Einzug des Wolfs in einen Wald? Übrigens wird der Wolf keineswegs vom Menschen angesiedelt, sondern tut dies völlig eigenständig. Der Mensch schreitet lediglich (bislang) nicht ein, sondern begleitet die Wiederansiedlung wissenschaftlich.

    Kar wir haben erstmal ganz andere Probleme mit Tieren tierschutz Ökologie zu klären und in Angriff zu nehmen (=was etwa ganze Tierarten wie den waldrapp zu schützen betrifft); aber wer als Gesellschaft über Förster bzw. Jäger jagd bares wild im Winter gezielt anfüttert, sollte die mitleidige frage nach dem Reh nicht so abschätzig abtun.

    Für mich ist diese Frage einfach nur falsch verstandene Tierliebe. Die Welt funktioniert eben nicht so, wie manche Leute sich das vorstellen. Das kleine süße Bambi ist in Wahrheit ein zäher Kämpfer, der jeden Tag um sein Leben ringen muss – auch wenn vielleicht nicht jeden Tag ein potenziell tödlicher Angriff eines Beutegreifers erfolgt. Der gefährlichste von allen tötet ohnehin getarnt und aus der Ferne – und viel zu oft verwundet er ein Tier nur, so dass es elendiglich zugrunde gehen muss. Die Tierkörperbeseitigung sollte im Wald dagegen recht gut funktionieren, denn da gibt es ausreichend Ohren, Augen, Nasen, Zähne und Mägen, die sich um offen daliegendes Frischfleisch kümmern können.

    Was die Anfütterung angeht, so muss man sich ernsthaft die Frage beantworten: Tut man dies, um die Wilddichte hoch genug zu halten und damit genug zum Jagen zu haben? Oder gleicht man die Energieverluste aus, die das Wild durch das Aufschrecken durch Wanderer oder Sportler zu erleiden haben? Die größeren Pflanzenfresser in unseren Wäldern kommen nämlich recht gut durch den Winter, es sei denn es wären zu viele oder sie müssten zu oft ihren Organismus in den Fluchtmodus hochfahren.

    Übrigens: Im selben Artikel, in dem der Wolf als Jagdbeute gefordert wird, verlangt die Jägerschaft auch das Ende des Verbots von Bleimunition, die die Tiere viel schonender töten könnte. Der Verbleib von Fehlschüssen in der Umwelt wird dabei leider ausgeblendet. Blei ist weich und schmeckt süß und wird daher natürlich gefressen. Somit führt Bleimunition logischerweise zu Bleivergiftungen bei Wildtieren.

  40. #40 Cornelia S. Gliem
    8. Juni 2018

    #39 Ad captain E: dass mit dem ansiedeln der Wölfe habe ich falsch ausgedrückt (=dachte da wohl an Tierarten die gezielt azsgewildert werden); aber mein Argument bleibt: es lässt sich graduell Einflussnahme und damit Verantwortung konstatieren. Sehr allg. Einfluss dadurch dass wir weltweit aber vorallem in unserer europäischen Kulturlandschaft (=echte wildnis gibt es nicht mehr) bis zur direkten absichtsvollen beeinflussung/eingriff etwa durch Jäger oder Einsatz von Gift. Dazwischen wäre das “zulassen” der Rückkehr der Wölfe und ihr Schutz zu positionieren.
    Übrigens auch das füttern von rotwild im Winter oder der (nicht sehr effektive) Abschuss von schwarzwild wegen nicht-tier/-umweltschutz-bezogenen gründen (=um Ackerflächen zu schützen, was ich im übrigen sehr gut nachvollziehen kann).
    Die “Tierregulierung” sollte allerdings wirklich nicht mehr privatwirtschaftlichen/ständischen Gruppierungen wie den Jägern überlassen werden: Förster und öffentlich-rechtliches Wildtiermanagement sollte diese wichtige ethische ökologische juristische (!) Aufgabe übernehmen.
    staatliches GewaltMonopol sozusagen. ..

  41. #41 anderer Michael
    9. Juni 2018

    Waldrapp in Deutschland wieder heimisch. Den Weg mit Ultraleichtflugzeugen über die Alpen den Vögeln zeigen! Wenn das klappt, hollywoodreif. Ich drücke alle Daumen.

  42. #42 tomtoo
    10. Juni 2018

    @aM
    Und gut schmecken sollen die auch. ; )

    @all
    Was ich leider echt schade finde, das es kein Feedback von den Autoren gibt.
    Für mich ist das echt wichtig, halt der Unterschied zwichen xyz Artikel und Blog.