Wissenschaftsvermittlung ist wichtig. Und Podcasts sind eines der besten Werkzeuge dafür. Wer mich kennt und meine Arbeit verfolgt, wird von beiden Aussagen nicht überrascht sein. Dass ich es für wichtig halte, die Erkenntnisse der Wissenschaft mit so vielen Menschen wie möglich zu teilen bildet seit fast 10 Jahren die Grundlage meines Berufs. Und das Lob der Podcasts habe ich schon oft genug gesungen. Erst vor wenigen Tagen wieder: Da habe ich einen Workshop über Wissenschaftsbloggen gehalten; dabei aber auch darüber gesprochen, wie gut sich Podcasts eignen um Wissenschaft auf eine sehr intensive Art und Weise an eine sehr engagierte und begeisterungsfähige Zielgruppe zu vermitteln.

Und wenn dann die Wissenschaft auch mal zur Abwechslung genau das tut, von dem ich immer fordere, das es getan werden soll, freut mich das ganz besonders. Die Universitätssternwarte Wien – der Ort an dem ich studiert und früher auch gearbeitet habe – hat schon seit langer Zeit einen Forschungsschwerpunkt, der sich mit Infrarotastronomie beschäftigt. Franz Kerschbaum, einer der Professoren an der Sternwarte, leitet in diesem Bereich ein Projekt das vom österreichischen Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) finanziert wird. Das ist eigentlich noch nicht bemerkenswert; ein großer Teil der universitären Forschung in Österreich wird vom FWF gefördert. Durchaus bemerkenswert ist allerdings, dass ein Teil der Fördergelder auch für Wissensvermittlung eingesetzt wird. Und am allerbemerkenswertesten ist es, dass diese Wissensvermittlung durch einen Podcast stattfindet.

Wilhelm und Caroline Herschel (Bild: Wellcome Library no. 4183i
Photo number: V0002731
, CC-BY 4.0)

Der Podcast trägt den schönen Titel “Herschel und das unsichtbare Ende des Regenbogens”. Deswegen wunderschön, weil er auf sehr poetische Weise das beschreibt, was die Infrarotastronomie ausmacht. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts haben Astronomen (in dem Fall der Brite Wilhelm Herschel) entdeckt, dass es Licht gibt, das wir mit unseren Augen nicht sehen können. Man muss vielleicht ein wenig darüber nachdenken um zu verstehen, was das tatsächlich bedeutet. Bis dahin war “Licht” das, was sichtbar war. “Unsichtbar” war kein Wort der Wissenschaft. Man hat Instrumente wie Teleskope oder Mikroskope zwar benutzt, um Dinge sichtbar zu machen, für die unsere Augen nicht gut genug waren. Aber wenn wir schärfere/größere Augen hätten, dann könnten wir all die Dinge sehen, die uns die wissenschaftlichen Instrumente zeigen. Die Instrumente waren Hilfsmittel, mehr nicht. Aber das, was Herschel im Jahr 1801 entdeckte, war etwas, das wir prinzipiell nicht sehen können – egal wie gut unsere Augen sein mögen.

“Unsichtbares” Licht, aber trotzdem vorhanden. Und – wie man bald merkte – bei weitem nicht das einzige unsichtbare Licht. Nach der Infrarotstrahlung entdeckte man die Ultraviolettstrahlung, die Radiowellen, die Mikrowellen, und so weiter. Die Wissenschaft hat ein völlig neues Universum entdeckt bzw. einen völlig neuen Blick auf das Universum! Und all diese unsichtbaren Farben des Lichts sähe unser Wissen über den Kosmos völlig anders aus. Dank Infrarotstrahlung sehen wir, was in und hinter den riesigen Staubwolken im Universum stattfindet. Wir sehen, wie Sterne geboren werden und Planeten entstehen. Wir sehen wie Asteroiden kollidieren und was im Kern ferner Galaxien passiert.

Die Vergangenheit, Gegenwart und Bedeutung der Infrarotastronomie ist das Thema des Podcasts, den Daniel Meßner produziert hat. Podcasthörerinnen und -hörer werden den Namen kennen: Daniel ist Historiker und macht gemeinsam mit Richard Hemmer schon seit einigen Jahren den sehr empfehlenswerten Podcast Zeitsprung über Geschichte. In “Herschel und das unsichtbare Ende des Regenbogens” spricht Daniel mit verschiedenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über alles, was mit der Infrarotastronomie zusammenhängt.

Alle Farben des Regenbogens. Wirklich alle? (Bild: Sebastian Grabert)

Ich kann euch nur empfehlen, die Folgen – die im Laufe der nächsten Wochen veröffentlicht werden – anzuhören. Und das würde ich auch dann tun, wenn ich nicht selbst einer der Wissenschaftler wäre, die von Daniel interviewt worden sind (ich hab mit ihm über Wissenschaftsvermittlung gesprochen). Die erste Folge ist schon erschienen und ihr könnt sie gleich anhören:

Und wer die Folgen lieber im Podcatcher hat: Hier ist der Feed.

Um die Wartezeit auf die kommenden Folgen zu verkürzen, kann ich euch noch ein paar meiner Artikel zu den Themen des Podcasts empfehlen. Und zwar diese hier:

Kommentare (1)

  1. #1 Christian Berger
    11. Dezember 2018

    Der Podcast ist gut geworden.
    Für die die mal eine Komposition von Herschel hören wollen, die Britische Astronomiesendung “The Sky at Night” hat da kürzlich was gebracht: