Der Mai ist vorbei; fast zumindest. Heute ist Feiertag und wer nicht irgendwo stark alkoholisiert durch die Gegend wandert kann ja ein paar Bücher lesen. Zum Beispiel die, die ich euch in der monatlichen Buchempfehlung vorschlage. Die ist diesmal ziemlich nerdig; es geht um Comics, Science-Fiction und Fantasy. Aber ein paar interessante Romane und Sachbücher sind natürlich auch dabei.

Superhelden aus Österreich

Angesichts der aktuellen politischen Situation in Österreich könnten wir hierzulande vermutlich den einen oder anderen Superheld gut gebrauchen. Gibt es aber nicht, wir haben nur einen ganz OKen Bundespräsidenten der das Land am Laufen hält bis die nächste Charge an korrupten und rechtsextremen Politikern an die Macht gewählt wird… In der fiktiven Welt der Comics sieht das aber ganz anders aus. Da gibt es die Austrian Superheroes (ASH)!

Ich habs ja bis jetzt nicht so mit Comics gehabt. Nicht dass ich da irgendeine explizite Abneigung hätte. Aber ich hab irgendwie nie den richtigen Zugang zu diesem Medium gefunden. Das, was ein Schwung Comiczeichnerinnen und -zeichner aus Österreich da aber seit einiger Zeit produzieren hat das geändert. Sie haben die Superhelden aus Österreich erfunden und wenn das jetzt lächerlich klingt, hat man definitiv die falsche Vorstellung. Es steht ja nirgendwo geschrieben, dass Superhelden aus den USA zu kommen haben; auch andere Ländern haben das Recht auf ihre mutierten Gestalten mit Superkräften!

In der Welt von ASH sind das vor allem die “Wiener Wächter” unter der Führung von “Captain Austria”. Das erinnert ein wenig an “Captain America” und zu Recht. So wie beim amerikanischen Pendant ist auch der österreichische Captain das Resultat seltsamer wissenschaftlicher Experimente der amerikanischen Regierung. Schon während des 2. Weltkriegs sind überall Menschen mit Mutationen und Superkräften aufgetaucht und danach erst Recht (die ganze Radioaktivität…). Im kalten Krieg haben die USA daher in den verbündeten Ländern Superheldenteams unter der Leitung lokaler “Captains” installiert um die Superhelden des Ostblocks zu bekämpfen. Die eigentliche Handlung, abgesehen von diversen Rückblenden, spielt aber in der Gegenwart. Und da ist es der Sohn des originalen Captains (der ein paar Kräfte geerbt hat), der die “Wiener Wächter” wieder aktiviert um ein paar seltsame Bösewichte zu bekämpfen. Die Vielfalt der österreichischen Heldinnen und Helden muss sich vor den amerikanischen Pendants aber nicht verstecken. Es gibt Leute mit Hulk-artigen Superkräften – zum Beispiel “Lady Heumarkt”. Mystische Wesen wie das “Donauweibchen”, das Wasser kontrollieren kann oder den Weingeist “Uhudler”. Es gibt Helden deren Kräfte auf Technik basieren, wie zum Beispiel den “Roten Adler” aus Tirol. Und es gibt den “Bürokrat”, einer meiner Favoriten: So eine Figur gab es bis jetzt noch nirgends in der Superheldenliteratur (behaupte ich jetzt einfach mal). Der Bürokrat kann Funkwellen hören; hat quasi Internet im Kopf und kann alle Daten blitzschnell verarbeiten. Und noch dazu jede Menge nerviges graues Zeug aus den Fingern schießen um etwaige Geger aufzuhalten…

Im Laufe der bisher erschienenen 18 Hefte bekommt fast jedes österreichische Bundesland seinen eigenen Auftritt, inklusive passender Heldinnen und Helden. Es gibt eine sich durch alle Hefte ziehende Rahmenhandlung (die Aufklärung des Endes der alten Wiener Wächter und die Auseinandersetzung mit den vom kalten Krieg übrig gebliebenen Ostblockhelden). Und jede Menge einzelne Geschichte die die Genese der jeweiligen Figuren erklären; plus Hintergrundmaterial zum Beispiel zur Theorie der Epigentischen Mutation die für die Superkräfte sorgt.

Die österreichischen Helden sind nicht nur in der Comicwelt in ein großes Netzwerk europäischer Superheldentruppen eingebettet, sondern auch in der Realität. Denn in Deutschland erscheint seit einiger Zeit die Comics der Liga Deutscher Helden (LDH), die nicht minder großartig sind. Auch führt ein Captain die Truppe an; im Kernteam unterstützt von “Gamsbart”, einem bayrischen Haudrauf, “Jeck”, der aus Köln kommend die Bösewichte mit seinen karnevalsbasierten Superwaffen bekämpft oder “Lorelei”, einer weiteren Angehörigen des mysteriösen Wasservolks. Und es gibt – mein absoluter Favorit was die Namensgebung angeht! – einen Robter mit dem grandiosen Namen “Die Deutsche Einheit”. Die Abenteuer der österreichischen und der deutschen Helden überschneiden sich teilweise; in Heft 17 von ASH wird beispielsweise erzählt wie Österreich und Deutschland gemeinsam lange vor der NASA zum Mond fliegen um dort ein paar mysteriöse Dinge aufzuklären… und in allen Geschichten tauchen auch Superhelden aus Frankreich auf, aus Italien, den Niederlanden, und so weiter, die vermutlich im Laufe der Zeit auch noch enger mit ihren deutschsprechenden Pendants verwoben werden.

Die Comics von ASH/LSH sind einerseits lustig genug um sich selbst nicht zu ernst zu nehmen, andererseits aber auch ausreichend ernsthaft um das Genre nicht durch den Kakao zu ziehen. Ich finde die Superhelden mit Lokalkolorit absolut großartig und kann euch nur empfehlen, selbst mal einen Blick auf diese Welt zu werfen. Die Comics kann man direkt auf den oben verlinkten Seiten bestellen und vermutlich auch in den guten Comicläden beziehen. Und wer gerne sammelt: Hier kann man noch problemlos einsteigen – mit knapp 2 Dutzend Heften hat man das Gesamtwerk von ASH/LSH beisammen.

Asteroidenbergbau und Weltraummilliardäre

Einige Bücher von Daniel Suarez habe ich ja früher schon mal vorgestellt. Sein aktuelles Buch heißt “Delta-V” (auf deutsch: “Delta-V”, ab 17.12.2019) und mir war sofort klar, dass ich es unbedingt lesen muss,

Immerhin geht es um Asteroiden und Asteroidenbergbau; zwei Themen die mich selbst sehr interessieren. Die Geschichte spielt in der nahen Zukunft; die Raumfahrt wird immer mehr kommerzialisiert und von stinkreichen Mäzenen betrieben. Sie wollen das, was ihre realen Vorbilder jetzt auch schon wollen: Zum Mars, ein Hotel im Orbit bauen, und so weiter. Einer von ihnen träumt aber davon, der Menschheit eine echte Möglichkeit zu geben sich im All auszubreiten. Dazu braucht es, seiner Meinung nach, ersten Ressourcen und zweitens eine weltraumbasierte Wirtschaft. Er steckt also all sein Geld in eine Mission wie sie bis dahin niemand für möglich hält: Ein Flug von Menschen, tief hinaus ins All um dort einen Asteroid per Bergbau um seine Ressourcen zu erleichtern. Die ganzen Rohstoffe sollen beim Mond geparkt und dort die Grundlage einer lukrativen Weltraumwirtschaft werden. Nur so können wir uns dauerhaft im All etablieren, meint der Milliardär und ist für dieses Ziel auch bereit, sich über alle Regeln hinweg zu setzen.

Der erste Teil der Geschichte folgt der Rekrutierung der Besatzung des Bergbauschiffs, der zweite Teil erzählt von dem was im All passiert. Das schöne an dem Buch ist sein Realismus. Echter Asteroidenbergbau ist enorm kompliziert und wird noch lange nicht Realität werden. So einfach wie manche der real existierenden Start-Ups das bei ihrem Crowdfounding darstellen ist die Sache bei weitem nicht. Wie aufwendig es ist, einem Asteroid seine Rohstoffe zu entlocken wird in Suarez’ Buch in jeder Menge technischer Details erklärt. Auch der Asteroid um den es im Buch geht, ist real und wir sind dort sogar schon gelandet (ohne Menschen).

Was man ebenfalls im Buch sehr gut sieht, sind die Probleme die man sich einhandelt, wenn man komplexe Raumfahrtprojekte den Launen reicher Menschen überlässt. Denn natürlich gibt es Probleme bei der ganzen Angelegenheit und nicht jeder der ins All fliegt kommt auch wieder zurück. Ich kann “Delta-V” nur sehr empfehlen. Wenn ihr ein ideales Buch für den Urlaub sucht, dann nehmt dieses!

Tourismus in der Fantasy-Welt

Nach guter Science Fiction braucht es jetzt auch noch gute Fantasy. Die Bücher von Diana Wynne Jones sind zwar schon etwas älter; wer “Dark Lord of Derkholm” und “Year of the Griffin” (auf deutsch “Fauler Zauber”, der zweite Teil wurde nicht übersetzt) allerdings noch nicht kennt, sollte das ändern!

Fantasy ist eigentlich leicht. Man nimmt einen Schwung Hexen und Zauberer, ein paar Ritter, Könige, Prinzessinnen, und so weiter. Dazu noch ein paar Fabeltiere und die üblichen nichtmenschlichen Wesen wie Elfen und Zwerge und fertig ist das Buch. Das schlechte Buch, denn wenn man nicht einfach nur Fantasy schreiben will sondern gute Fantasy, muss man sich ein wenig mehr anstrengen. “Dark Lord of Derkholm” ist gute Fantasy und von der sehr originellen Sorten. Die Fantasywelt um die es geht sieht auf den ersten Blick so aus wie die 0815-Schablone die ich gerade aufgezählt habe. Es gibt allerdings einen Unterschied: Touristen! Irgendwie hat es ein Typ aus einer anderen (vermutlich unserer) Welt geschafft, einen Dämon zu überzeugen ein Portal zwischen den Welten zu öffnen. Und mit nämlichen Dämon auch die Bewohner der Fantasywelt gezwungen, für ihn und seine Reisegruppen die Darsteller in einer Abenteuerreise der besonderen Art zu spielen.

Jedes Jahr muss einer der Zauberer den “Dunklen Lord” spielen, der von den Touristen am Ende besiegt werden darf. Der ganze Rest der Welt wird eingeteilt, die üblichen Schlachten zu schlagen, mysteriöse Rätsel werden ausgelegt, und so weiter. Wenn aber eine ganze Welt damit beschäftigt ist, ein Fantasyabenteuer zu organiseren, ist das für die Welt selbst nicht sonderlich gut. Nach der Reisesaison ist die ganze Welt von den Schlachten verwüstet und niemand kriegt irgendwas auf die Reihe, weil schon wieder die nächste Saison organisiert werden muss. Es gibt also, kurz gesagt, Widerstand. Was aber tun gegen jemanden mit dämonischer Macht?

Das ist die Ausgangslage und daraus entspinnt Wynne Jones ein hervorragendes Abenteuer. Es ist enorm lustig, aber trotzdem nicht mit der Art von humorvoller Fantasy zu vergleichen die etwa Terry Pratchett geschrieben hat. Es ist aber auch keine reine Parodie, sondern durchaus ernst gemeinte Fantasyliteratur. Das gilt auch für den zweiten Teil, in dem ein weiteres typisches Element des Genres (Ausbildung junger Zauberkundiger) aufgenommen wird. Auch hier klingt das ganze ein wenig so als hätte man es mit etwas Harry-Potter-artigen zu tun; ist aber viel origineller und ausgeklügelter. Wynn Jones hat viel für Kinder und Jugendliche geschrieben und auch in diesen beiden Büchern sind junge Leute die hauptsächlichen Protagonisten. Aber ich würde das Buch ohne zu zögern als absolut erfreulich für junge und alte Leser einstufen!

Was ich sonst noch gelesen habe

  • “Herr Sonneborn geht nach Brüssel. Abenteuer im Europaparlament” von Martin Sonneborn: Vielleicht ein wenig spät um dieses Buch jetzt zu erwähnen, da die EU-Wahl ja schon vorbei ist. Aber die Lektüre lohnt sich immer noch. Man erfährt überraschend gut, wie das EU-Parlament funktioniert und auch wenn Sonneborn natürlich für keine Sekunde seine satirische Rolle verlässt lernt man einiges über das was in Europa schief läuft und das (überwiegende) was diese Institution so wichtig macht. Gutes Buch.
  • “The Psychology of Time Travel” (auf deutsch nicht erhältlich) von Kate Mascarenhas: Über Zeitreisen sind enorm viele Bücher geschrieben worden und man muss sich anstrengen, wenn man was neues schreiben will. Mascarenhas ist das gelungen; fast auf jeden Fall. Sie hat das Thema natürlich nicht neu erfunden aber doch ganz neu dargestellt. Es geht um eine Welt in der Zeitreisen eher normal sind und von einer Art überstaatlichen Behörde organisiert werden. Zeitreisender ist ein ganz normaler Job; man macht das aus archäologischen Gründen, um Verbrechen aufzuklären, und so weiter. Und es gibt keine Paradoxa! Man kann sich gerne selbst treffen; mit sich selbst reden, sich selbst Dinge über die Zukunft verraten und gerne auch mit sich selbst ins Bett gehen. Was all das mit der Psyche der Menschen in so einer Welt macht ist genau das, was Mascarenhas in ihrem Buch thematisiert und bildet den zweiten Handlungsstrang neben der Haupthandlung die der Aufklärung eines seltsamen Mordes folgt. Teilweise ist das Buch ein wenig anstrengend aber insgesamt sehr gut.
  • “Vorstadtprinz” von Matthias Egersdörfer: Den Kabarettisten und Schauspieler aus Franken werden viele kennen; als Romanautor hat sich Egersdörfer bis zu diesem Buch aber noch nicht versucht. Ich bin ein wenig hin und her gerissen. Auf der Bühne finde ich ihn absolut großartig. Mit dem Buch hatte ich ein paar Probleme. Der Roman erweckt den Anschein die Kindheit des Autors zu schildern; ist aber natürlich keine echte Autobiografie. Sondern ein Vehikel um jede Menge seltsame Geschichten über die seltsame Vorstadtwelt des späten 20. Jahrhunderts in Franken und ihrer Bewohner zu erzählen. Mir persönlich ist der Roman zu sehr der Form verhaftet; ein bisschen echte Handlung hätte ich besser gefunden als all die sehr, sehr, sehr detailliert und mit absurden Humor beschriebenen Kindheitsszenen. Aber so wie auf der Bühne ist Egersdörfer auch als Autor auf jeden Fall eines: Gewöhnungsbedürftig und polarisierend. Probiert das Buch also durchaus mal aus.
  • “Starlight Detectives: How Astronomers, Inventors, and Eccentrics Discovered the Modern Universe” (auf deutsch nicht erhältlich) von Alan Hirshfeld: Ein schönes Buch dem ich mich eigentlich gerne ausführlicher gewidmet hätte. Hirshfeld widmet sich der astronomischen Geschichte des 19. Jahrhunderts (mit kleinen Ausflügen uns 18. und 20.) – einer extrem spannenden Zeit. Genau der Zeit nämlich, in dem die Astronomie zu dem wurde, was sie heute ist. Davor blickte man mit freiem Auge durchs Teleskop und zeichnete im Wesentlichen nur Position und Helligkeit der Sterne auf. Danach wurde die Astronomie zu der komplexen Wissenschaft die sie heute ist. Dazwischen zogen die Astrofotografie und die Spektroskopie in die Astronomie ein und wie das abgelaufen ist erklärt Hirshfeld im Buch sehr spannend, sehr ausführlich und sehr informativ. Wer immer schon mal wissen wollte, welche Menschen verantwortlich dafür waren, dass die Astronomen nicht mehr nur durchs Teleskop schauen sondern dauerhafte Bilder machen können: Lest das Buch! Lest es alle – jeder der die Geschichte der Astronomie verstehen will, sollte auch diese spezielle Phase verstanden haben.
  • “Lake Success” (auf deutsch: “Willkommen in Lake Success”) von Gary Shteyngart: Ein Roman, der gut ist, bei dem es mir aber schwer fällt, ihn zu beschreiben. Ein reicher Investmentbanker ist mit seiner Ehe unzufrieden, haut ohne Geld von zuhause ab und reist per Bus durch Amerika, auf der Suche nach der Vergangenheit. Was er trifft ist allerdings die Gegenwart in Form der von Trump gespaltenen USA. Ich hab das Buch gerne gelesen.
  • An Abundance of Katherines” (auf deutsch: “Die erste Liebe (nach 19 vergeblichen Versuchen”) von John Green: Diesen Roman habe ich vor allem wegen des Titels und des Klappentextes gelesen. Es geht um einen Jugendlichen der früher mal hochbegabt war und jetzt Angst hat, mit seiner Begabung nichts anzufangen. Außerdem verliebt er sich ausschließlich in Mädchen die “Katherine” heißen. Nachdem die aktuelle Katherine mit ihm Schluss gemacht hat, schleppt in sein Freund auf einen Roadtrip in die tiefste Provinz. Dort passieren amüsante Dinge und dort probiert er auch eine mathematische Formel zu finden, um den Verlauf von Liebesbeziehungen vorherzusagen. Das Buch selbst ist gut und ich kann es nur empfehlen. Die Sache mit der Mathematik (es gibt sogar einen mathematischen Anhang!) hätte man sich aber sparen können. Wer auch nur ein bisschen Ahnung von Mathe hat sieht sofort, dass die ganzen Mathe-Gespräche im Buch komplett sinnfrei sind. Bzw. halt absolut triviale Dinge und Erkenntnisse in einer Ernsthaftigkeit und mit einem Drama präsentiert werden, die das alles sehr unglaubwürdig machen.
  • “Liebe auf Japanisch” von Kerstin und Andreas Fels: Hab ich mal im Zug gelesen weil nix anderes da war. In einem von romanhaften Szenen durchsetzen Sachbuch erklären die Autoren, wie Liebe, Sex und Beziehungen in Japan ablaufen. Kann man lesen. Oder auch nicht. Je nachdem ob man das dringend wissen möchte.

Das war der literarische Mai. Ich bin derzeit noch dabei dafür zu sorgen dass dieses Buch hier tatsächlich pünktlich erscheint. Werde daneben aber natürlich auch die Werke anderer lesen. Und freue mich nicht nur über Urlaubslektüretipps sondern hoffe, euch Ende Juni auch genau diese hier im Blog präsentieren zu können. Bis dann!

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Kommentare (9)

  1. #1 Kerberos
    30. Mai 2019

    Hallo,
    wie stellen sich eigentlich diese Weltraum-Bergleute
    den “Abstieg” ihrer Produkte zum Mond bzw Erde vor?
    Selbst wenn ich mal nur von den sog. “erdnahen Asteroiden” ausgehe,
    dürfte das viel Treibstoff kosten.
    (Den man erst mal nach oben bringen müsste.)
    Wieviel von dem Gebrösel, das beim Abbau entsteht,
    könnte/würde auf die Erde fallen als Meteoriten?
    Wer zahlt für die Schäden an Satellitensystemen oder
    am Boden?
    Es gibt doch bereits genug Weltraumschrott!
    Hier eine schöne Illustration des Grundproblems:
    https://xkcd.com/681/
    Was anscheinend oft vergessen wird, ist der Umstand,
    daß abwärts genau so viel Energie kostet wie aufwärts.

  2. #2 Florian Freistetter
    30. Mai 2019

    @Kerberos: “wie stellen sich eigentlich diese Weltraum-Bergleute
    den “Abstieg” ihrer Produkte zum Mond bzw Erde vor?”

    Normalerweise gar nicht. Weil man – vernünftigerweise – die Ressource nicht zur Erde bringen will sondern sie im All verwendet um dort Zeug zu bauen, das man nicht bauen könnte weil es zu aufwendig wäre das ganze Material von der Erde hinauf zu bringen. Ziel von Asteroidenbergbau ist (in der Realität wie im Buch) nie die Menge an Rohstoffen auf der Erde zu erhöhen sondern eine Industrie direkt im All zu ermöglichen.

  3. #3 Kerberos
    30. Mai 2019

    Hallo Florian,
    Nutzung “vor Ort” sieht schon besser aus, bleiben aber
    die Probleme mit der Verfahrenstechnik ( z.B. Aluminium-Schmelzflußelektrolyse) ohne Schwerkraft.
    Was halbwegs gehen dürfte, wäre Umschmelzen von
    Nickeleisen, aber Leichtmetalle wären besser…
    Die Fabriken müsste man als Zentrifugen bauen,
    um die fehlende Schwerkraft zu ersetzen.
    Noch ein Problem: die meisten unserer Erze sind
    in langsamen chemophysikalischen Prozessen
    in Erdkrustengängenl separiert bzw angereichert worden.
    Ich sehe nicht, wie vergleichbares in Asteroiden
    ablaufen könnte.
    Ab Kleinplanet kann evtl ein NiFe-Kern separiert worden sein sein,
    aber der ist dann schwer erreichbar. .
    Ich bin skaeptisch :=)

  4. #4 Florian Freistetter
    30. Mai 2019

    @Kerberos: Ich empfehle die Lektüre des Romans – ich hab nicht umsonst gesagt, dass die Dinge da sehr detailliert beschrieben worden sind…

  5. #5 Christian Berger
    30. Mai 2019

    Ob es da mal ein Crossover mit Tracht-Man geben wird?

  6. #6 rolak
    30. Mai 2019

    Tracht-Man

    ^^Gastauftritt im Comic für PlatinFancluber* mit Ausdauer, Sachen gibts…

    Schönen Dank für die ComicTipps; vielleicht kommt ja mal irgendwann wieder etwas heraus, bei dem man auf die nächste Ausgabe wartet. Lange her…

  7. #7 Gelmir
    30. Mai 2019

    @Kerberos: “Selbst wenn ich mal nur von den sog. “erdnahen Asteroiden” ausgehe,
    dürfte das viel Treibstoff kosten.
    (Den man erst mal nach oben bringen müsste.)”

    Den dafür erforderlichen Treibstoff stellt man natürlich vor Ort her – aus dem Wasser(eis), das in den Asteroiden vorhanden ist. Und die geförderten Rohstoffe werden natürlich auch nicht als einzelne “Brösel” ins innere Sonnensystem geschossen, sondern als Fracht einer Transportkapsel mit Treibstofftanks und Triebwerken, die natürlich auch vor Ort hergestellt werden und am Ziel dann selbst als Rohstoff verwertet werden können.
    Meine Meinung – auch ohne das Buch gelesen zu haben…

  8. #8 amb
    31. Mai 2019

    @Kerberos

    da sind noch viele fragen offen aber es wird schon ernsthaft daran gearbeitet, in theory.

    https://www.csmspace.com/events/srr/

  9. #9 Captain E.
    5. Juni 2019

    Ja, die gute Diana Wynne Jones – sie hat schon ihren ganz eigenen Humor. Das hier erwähnte Buch gehört meines Wissens nach nicht ausdrücklich zum Chrestomanci-Zyklus, zumindest taucht dieser Zauberer nie auf. Meiner Meinung nach sind die Bücher ohne ihn aber sogar noch besser.

    Auch nicht schlecht war “Plötzlich war da wilder Zauber” (A Sudden Wild Magic) mit seinen Parallelwelten und der Minidimension, die der einen als Beobachtungskanzel zur Überwachung der anderen dient. (Wie sich herausstellt, waren diese Beobachter, so eine Art Orden, völlig unfähig. Ihre Observation ist rudimentär, und ihre Eingriffe schaden beiden Dimensionen zugleich.) Für mich unvergesslich der Auftritt des Königs, der beim Aufruhr vor seinem Palast von der Besucherin aus der anderen Dimension angesprochen wird und ganz überrascht ist, dass die ihn überhaupt sehen kann. Der König, ein kleiner, unscheinbarer Mann, der ein Einkaufsnetz mit Orangen trägt – und eigentlich unsichtbar sein sollte. (Nach dieser für ihn etwas peinlichen Szene greift er dann zum Glück durch.)

    Der “Dunkle Zauberer” aus dem hier erwähnten Buch wäre eigentlich auch ein guter Kandidat für einen bösen Charakter, führt er doch gentechnische Experiment durch und baut menschliches Erbgut (sein eigenes und das seiner Frau) in mythische Monster (Greifen?) ein. Tatsächlich ist er aber der etwas zerstreute Forscher und zugleich liebenswertes Oberhaupt einer Großfamilie mit jeder Menge menschlicher und nicht menschlicher Kinder. Und der Verstand gerät ins Wanken ob der Vorstellung eines Greifen-Hausmütterchens, die sich am liebsten darauf beschränken würde, ihren Eltern den Haushalt zu führen. 🙂