Genau heute vor 50 Jahren, am 19. Juli 1969 um genau 18:22 mitteluropäischer Zeit ist das Raumschiff der Apollo-11-Mission mit Neil Armstrong, Buzz Aldrin und Michael Collins an Bord in einem Umlaufbahn um den Mond eingeschwenkt. Jetzt stand der nächste und schwierigste Punkt auf ihrer ToDo-Liste: Die Landung. Aber wo genau? Und wie wurde die Landestelle eigentlich ausgewählt? Das ist das Thema heute in meinem 50tägigen Artikelcountdown zum Mondlandungsjubiläum der mittlerweile schon bei der “2” angekommen und fast am Ende ist.

Der Mond ist groß und es gäbe genug Orte, an denen man landen könnte. Aber trotzdem kann man nicht einfach auf gut Glück hinfliegen und irgendwo runtergehen. Man hat sich lange vor und lange Zeit Gedanken um den passenden Landeplatz gemacht. Natürlich wollte man dass alles so sicher wie möglich abläuft. Man muss sich also einen Platz suchen, der halbwegs eben ist, damit die Landefähre auch landen kann. Und das ganze muss am Mondtag stattfinden, wenn es hell ist. Die Astronauten wollten ja nicht im Dunkeln herumstolpern. Man konnte auch nicht beliebig viel Treibstoff in die Landefähre packen und daher auch nicht beliebig weit fliegen. Und da die Umlaufbahn der Raumkapsel um den Äquator des Mondes führte, war der schnellste Weg der direkt nach unten. Also: Eben, in der Nähe des Äquators und zum Zeitpunkt der Landung im Sonnenlicht. Die Wahl anhand dieser (und noch anderer) Kriterien fiel auf das “Meer der Ruhe”.

Landebereich von Apollo 11 (Bild: NASA, gemeinfrei)

Das “Mare Tranquillitatis” ist natürlich kein echtes Meer, sondern eine große Ebene aus dunkler Lava die zur Entstehungszeit des Mondes aus seinem Inneren quoll und dann erstarrt ist. Das Meer der Ruhe hat einen Durchmesser von 875 Kolometern und man hat sich entschieden in seinem westlichen Bereich zu landen. Die Sonne war an der Landestelle 20 Stunden aufgegangen bevor die Astronauten eintreffen sollten. Da ein Mondtag mehr als 29 Erdtage dauert war es daher dort noch früher Morgen. Die Sonnenstrahlen fielen deswegen auch sehr flach ein, was die Unebenheiten auf der Mondoberfläche Schatten werfen ließ und für die Astronauten gut sichtbar machte.

Die fünf anderen Apollo-Missionen die am Mond gelandet sind, haben sich dann andere Plätze ausgesucht. Man wollte ja möglichst viele unterschiedliche Regionen sehen um möglichst viel über den Mond herauszufinden. Aber sie waren natürlich alle auf der Vorderseite des Mondes; die Rückseite wäre zwar auch interessant gewesen, aber da die eben nie von der Erde aus gesehen werden kann, kann man auch keine Funkverbindung zu den Astronauten aufbauen.

Landeplätze der Apollo-Missionen (Bild: NASA, LRO)

Eine Frage die viele Leute in diesem Zusammenhang immer interessiert ist: Kann man sehen, wo die Astronauten gelandet sind? Mit freiem Auge natürlich nicht. Da können wir von der Erde aus am Mond nix sehen was kleiner als 130 Kilometer ist, wie ich hier ausführlich erklärt habe. Das größte Ding das die Astronauten auf dem Mond zurück gelassen haben war allerdings nur wenig mehr als 4 Meter im Durchmesser; die Abstiegsstufe der Mondlandefähre die beim Rückflug nicht mehr gebraucht wurde.

Aber geht es mit einem Teleskop? Mit dem Hubble-Teleskop vielleicht? Das kann ja selbst Milliarden Lichtjahre weit entfernte Galaxien sehen; da müssen doch die Hinterlassenschaften der Astronauten am deutlich näheren Mond kein Problem sein? Nur dass der Hauptzweck eines Teleskop eben nicht die Vergrößerung von Dingen ist, sondern das Sammeln von Licht. Die fernen Galaxien kann Hubble einerseits sehen, weil es in der Lage ist auch noch das schwächste Licht das von ihnen ausgeht zu sammeln. Und andererseits ist so eine Galaxie halt auch DEUTLICH größer als 4 Meter… Nein, Hubble kann auf dem Mond keine Details auflösen, die kleiner als circa 90 Meter sind.

Um die Mondlandefähre am Mond von der Erde aus zu sehen bräuchten wir ein Teleskop mit einem Spiegel der deutlich größer als 25 Meter ist! Das ist mehr als doppelt so groß wie das derzeit größte Teleskop (das einen Durchmesser von 10 Metern hat). Und selbst dann wäre das Ding auf einem Foto nur so groß wie ein einziger Pixel! Man bräuchte noch ein viel größeres Teleskop um ein vernünftiges Bild zu erhalten. Wollte man dann auch noch die amerikanische Flagge sehen, die die Mission zurück gelassen hat, müsste ein Teleskop schon über 200 Meter groß sein. So etwas können wir in naher Zukunft nicht bauen. Aber wir können mit unseren Teleskopen näher an den Mond heran rücken. Und haben das auch schon getan: Der Lunar Reconnaissance Orbiter hat seit 2009 von einer Mondumlaufbahn die Oberfläche des Mondes in großem Detail kartografiert und dabei auch alle Landestellen der Apollo-Missionen fotografiert. In so hoher Auflösung, das man sogar die Fußspuren ihrer Spaziergänge erkennen kann.

Wer sich selbst auf die Suche nach den Landeplätzen begeben will und dafür ein halbwegs passendes Teleskop zu Hause hat kann sich in diesem Video erklären lassen, wo man am Mond suchen muss:

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Der komplette Countdown: 50 | 49 | 48 | 47 | 46 | 45 | 44 | 43 | 42 | 41 | 40 | 39 | 38 | 37 | 36 | 35 | 34 | 33 | 32 | 31 | 30 | 29 | 28 | 27 | 26 | 25 | 24 | 23 | 22 | 21 | 20 |19 | 18 | 17 | 16 | 15 | 14 | 13 | 12 | 11 | 10 | 09 | 08 | 07 | 06 | 05 | 04 | 03 | 02 | 01 | 0

Kommentare (2)

  1. #1 bote19
    19. Juli 2019

    Phantastisch ist die Ruhe, die von diesen Fotos ausgeht. Kein Ton ist zu hören, keine Bewegung wahrnehmbar.
    Dabei bewegt sich der Mond mit 3 600 km/h um die Erde, dreimal so schnell wie ein Düsenflugzeug, und die Erde fliegt mit 100 000 Km/h um die Sonne. Und da wackelt nichts dabei !

  2. #2 Aginor
    19. Juli 2019

    @bote19
    Naja, da wackelt schon einiges. Nur eben entweder so schnell oder so langsam dass der Mensch oft nicht in der Lage ist, es ohne Hilfsmittel zu erfassen.
    Man denke dabei an die Libration, Gezeiteneffekte, Mondbeben, Meteoriteneinschläge usw.

    Aber ja, das Weltall hat schon eine tolle Ruhe an sich. Und das nicht nur im Mare Tranquillitatis. 🙂

    Gruß
    Aginor