Wissenschaft im Theater (Foto: ORF/Hans Leitner. Copyright: ORF)

Es gibt viele unterschiedliche Wege um Wissenschaft zu vermitteln. Die meisten davon richten sich an Menschen, die schon von sich aus ein Interesse an der Forschung haben. Sie lesen populärwissenschaftliche Bücher, gehen zu Tagen der offene Tür an Universitäten, zu öffentlichen Vorträgen, und so weiter. Wesentlich schwieriger ist es, wenn man Wissenschaft an die Menschen vermitteln will, die noch gar nicht wissen, dass sie sich für Wissenschaft interessieren. Unter anderem deswegen stehe ich so gerne im Theater auf der Bühne. Wenn ich mit meinen Kolleginnen und Kollegen der Science Busters Wissenschaftskabarett mache, dann besteht das Publikum natürlich auch zu einem großen Teil aus Menschen, die sich für Wissenschaft interessieren. Aber viele kommen auch einfach nur, weil sie sich einen lustigen Abend im Theater erwarten. Den kriegen sie auch – und darüber hinaus auch noch Wissenschaft!

Zu den wichtigsten Aufgaben der Wissenschaftskommunikation gehört es, die Vorurteile der Menschen zu überwinden. Wissenschaft sei kompliziert oder langweilig. Und so schwierig, dass man sowieso nichts davon versteht. Das denken tatsächlich viele Leute und die kommen gar nicht erst zu einem wissenschaftlichen Vortrag; lesen ein Scienceblog oder kaufen sich ein Buch über Wissenschaft. Wenn man den Leuten aber einen Kabarett-Abend im Theater anbietet, greifen die Vorurteile nicht – und man kann sie hinterrücks mit Wissenschaft konfrontieren und bevor sie es merken, sind sie schon fasziniert.

Die Wissenschaftskommunikation muss sich meiner Meinung nach viel stärker Gedanken darüber machen, mit welchen Formaten man die Zielgruppe erreichen kann, die denkt sie würde sich nicht für Wissenschaft interessieren. Zum Glück passiert das auch immer öfter und immer mehr Forscherinnen und Forscher experimentieren mit neuen Ansätzen.

Die Science Busters aus Österreich gibt es schon seit 12 Jahren; seit 5 Jahren bin ich ein Teil davon und habe enorm viel gelernt. Früher hab ich auch “nur” Bücher geschrieben oder Vorträge gehalten. Jetzt stehe ich auf Theaterbühnen und bastle aktuell DIY-Backöfen um damit einerseits Einsteins Biografie zu erklären, andererseits die Beobachtungsmethoden der Astronomie und am Ende hab ich im Ofen dann ein Grillhuhn zubereitet das vom Publikum verkostet werden kann. Ich erzähle von isländischen Wikingersagas und antiken Saufgelagen um zu erklären, wie der menschliche Verdauungstrakt funktioniert. Martin Moder, mein Kollege aus der Biologie, probiert den Weltrekord im Maßkrugtragen zu brechen und nutzt das um zu erklären, wie genetische Manipulationen funktionieren oder lässt sich von Martin Puntigam verprügeln um zu erklären, wie Energieformen ineinander umgewandelt werden können. Das alles sind Beispiel aus unserer aktuellen Show “Ozapftis! Die Naturwissenschaft des Oktoberfest (Version 2019)”, die man in den nächsten Wochen in österreichischen und deutschen Theatern ansehen kann. Wenn ihr Lust habt, kommt doch vorbei:

Ozapftis!

Ich hab erst durch die Arbeit bei den Sciencebusters erkannt wie enorm wichtig es ist, bei der Vermittlung von Wissenschaft einerseits auf eine Dramaturgie zu achten. Also nicht einfach nur vorzutragen was man zu sagen hat. Sondern sich eine Geschichte auszudenken, einen roten Faden; etwas, das es dem Publikum leichter macht dem zu folgen was passiert. Und andererseits habe ich den Wert der Bilder erkannt. Man darf nicht einfach nur reden. Es muss etwas zu sehen geben; es muss etwas passieren; es braucht Action, Experimente und andere Elemente die das, was man eigentlich vermitteln will, erst verdaulich machen. Nur die wirklichen Hardcore-Wissenschaftsfans hören sich 90 Minuten reinen Vortrag an ohne sich dabei irgendwann zu langweilen. Viel einfach wird es, wenn man die Wissenschaft mit Dingen kombiniert, die dem Alltag des Publikums näher stehen und das dann auch noch visuell ansprechend macht. Jede Show der Science Busters ist daher noch lange nicht fertig, wenn wir uns überlegt haben, was wir sagen. Mindestens ebenso viel Arbeit ist es herauszufinden wie man es sagt und vor allem welche Experimente und andere “Action-Elemente” mit auf die Bühne müssen, damit die Wissensvermittlung funktioniert. Es wird im Herbst auch noch andere Shows von uns geben, wo ihr euch das ansehen könnt:

  • 01.10.19: Hard, “Die Hard”, Tickets/Infos
  • 12.10.19: Wien: “Winter is coming RELOADED – Wie Game of Thrones wirklich enden sollte”, Tickets/Infos
  • 12.12.19: Wien: “Winter is coming RELOADED – Wie Game of Thrones wirklich enden sollte”, Tickets/Infos
  • 13.12.19: Linz: “Winter is coming RELOADED – Wie Game of Thrones wirklich enden sollte”, Tickets/Infos

Außerdem wird es im Herbst/Winter auch noch die Weihnachtsshow der Science Busters geben (“Jesus war ein Fliegenplilz”), es wird eine Silvestershow geben und im nächsten Jahr die große “Global Warming Party” mit der wir das ganze Jahr in Deutschland, Österreich und der Schweiz durch die Gegend touren. Aber dazu mehr zu einem späteren Zeitpunkt.

Das soll jetzt aber hier kein Werbetexte für die Science Busters werden (ok, nicht nur ein Werbetext). Es gibt auch andere die sich das Konzept der humoristischen Wissenschaftsvermittlung auf Bühnen zu nutze gemacht haben. Reinhard Remfort und Nicolas Wöhrl etwa, die die meisten sicherlich von ihrem Podcast “Methodisch Inkorrekt” kennen. Seit letztem Jahr sind die beiden auch live zu sehen und bringen eine wirklich wunderbare Wissenschaftsshow auf die Bühnen Deutschlands. Mit einem etwas anderen Ansatz als wir das bei den Science Busters tun aber nicht weniger sehenswert und unterhaltsam. Ich konnte mir die Show im letzten Jahr ansehen und kann allen nur raten, sich die “Rockstars der Wissenschaft” (wie sie sich nennen – bzw. ihr Management sie nennt). Ab nächster Woche sind Reinhard und Nicolas überall in Deutschland unterwegs und wenn sie in eure Nähe kommen, dann geht dort hin! Ihr lernt dort bei einem enorm coolen Experiment etwas über Statistik. Dinge werden angezündet, in die Luft gesprengt, es wird Bier getrunken, es gibt Musik, es gibt jede Menge Spaß und vor allem gibt es Wissenschaft so, wie sie vermittelt werden soll: Mitreißend und unterhaltsam!

Und zum Schluss will ich auch noch auf meine eigenen “Live”-Wissenschaftsvermittlungsaktivitäten hinweisen. Zum Teil natürlich auch hier aus PR-Gründen. Aber auch um meine Kolleginnen und Kollegen in der Forschung ein wenig zu motivieren: Auch wenn ihr alleine einen “normalen” populärwissenschaftlichen Vortrag haltet, könnt ihr kreativ sein! Es muss nicht immer die “Mensch steht vor der Leinwand und spricht zu Powerpoint”-Version sein! So etwas kann natürlich auch sehr gut sein (ist es aber leider sehr oft nicht). Anlässlich der Veröffentlichung meines neuen Buchs “Eine Geschichte des Universums in 100 Sternen” habe ich mir Gedanken gemacht, wie ich darüber diesmal anders reden kann als sonst. Es ist natürlich deutlich schwieriger, wenn man alleine eine “Show” auf die Beine stellen will. Bei den Science Busters haben wir einen VJ der sich um Technik und Bilder kümmert. Wir spielen in Theatern, die technisch passend ausgerüstet sind. Bei den Präsentationen meines Buchs stehe ich im Allgemeinen irgendwo in einer Buchhandlung oder einem anderen Mehrzweckraum und es gibt einen Beamer und ein Mikrofon. Aber mit ein bisschen guten Willen kann man auch das was machen. Bei den Präsentationen zu meinem Buch wird es daher zwar kein komplette Bühnenshow wie bei den Science Busters oder Methodisch Inkorrekt geben. Aber ich habe mir einige Experimente überlegt, die ich auch ohne großen technischen Aufwand durchführen kann. Ich werde euch zeigen, wie die Astronomie es schafft ein schwarzes Loch zu sehen. Und ich werde euch nicht nur zeigen, wo die Sterne euren Alltag ganz konkret in jedem einzelnen Moment eures Lebens beeinflussen sondern bei einem Experiment auch demonstrieren wieso wir nicht nur Teil des Universums sind sondern wie das Universum auch ein Teil von uns werden kann (und dabei auch noch sehr gut schmeckt).

Wenn ihr euch das ansehen wollt, könnt ihr das hier tun:

Mit einem Koffer voll Zeug (siehe links unten) kann man jede Menge coole Sachen machen!

Ich bin mir sicher, dass es neben den Science Busters und Methodisch Inkorrekt auch noch andere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im deutschsprachigen Raum gibt, die coole Bühnenshows auf die Beine stellen um Wissenschaft vorbei an den Vorurteilen zu vermitteln. All die Science Slams zum Beispiel, die immer wieder überall stattfinden und immer einen Besuch wert sind. Aber falls ihr noch Bühnenprojekte kennt, die ihr toll findet, dann würde ich mich sehr freuen, wenn ihr mir Bescheid sagt! Es kann nie genug Menschen geben, die Wissenschaft vermitteln!

Kommentare (8)

  1. #1 äynn
    17. September 2019

    Minkorrekt live sind auf jeden Fall sehenswert, die Sciencebusters müssen warten bis sie mal in meiner Nähe sind, werden dann aber definitiv besucht!

  2. #2 bote
    17. September 2019

    Ein dreimal Hoch auf FF und seine Mannen. Das ist der richtige Weg um Menschen für Wissenschaft zu interessieren.

  3. #3 Karl-Heinz
    17. September 2019

    @bote

    Ich auch hochleben lassen. 🙂

  4. #4 Joseph Kuhn
    Nicht auf der Wiesn
    18. September 2019

    Also, dass die Sciencebusters jetzt auch noch das Oktoberfest durch den Kakao ziehen, statt durchs Bier, schlägt dem Fass doch den Boden aus. Dem Oktoberfest hat man wissenschaftlich korrekt zu begegnen. Dieses Wiesnblasphemische Programm muss ich ich mir glatt mal ansehen. Wünsche viel Erfolg!

  5. #5 noch'n Flo
    Schoggiland
    19. September 2019

    Wenn es nach unseren Jungs (7 und 9 Jahre alt) geht, haben die Science Busters den Vergleich mit Methodisch inkorrekt haushoch gewonnen. Als wir mit den beiden vor 10 Monaten in Basel bei der Vorstellung von Florian & Co waren, waren unsere Söhne hochbegeistert (auch wenn wir der späten Uhrzeit Tribut zollen und wegen Müdigkeit der Kids die Vorstellung in der Pause verlassen mussten), vor allem die Demonstration der Funktionsweise eines schwarzen Loches hat die beiden glatt von den Stühlen gerissen (und die Nummer ist m.E. wirklich klasse!); bei der SkepKon Ende Mai in Augsburg fanden sie Methodisch inkorrekt hingegen eher öde und drängten schon nach knapp mehr als 10 Minuten zum Aufbruch.

    Okay, ich weiss, dass es hier nicht um einen populärwissenschaftlichen Schw… pardon: Nasenvergleich gehen soll, aber das Lob wollte ich den Science Busters trotzdem nicht vorenthalten. Und der Ehrenrettung halber sei gesagt, dass Muddi und ich Methodisch inkorrekt sehr unterhaltsam fanden, aber leider erforderte der Vortrag gerade zu Beginn (als es um “Wasserbeleber” ging) schon ein gewisses skeptisches Hintergrundwissen, um die Gags zu verstehen.

  6. #6 noch'n Flo
    Schoggiland
    19. September 2019

    @ FF:

    Ist eigentlich schon absehbar, wann Ihr das nächste Mal in die Schweiz im Allgemeinen bzw. nach Basel im Speziellen kommt?

  7. #7 Florian Freistetter
    20. September 2019

    @nnF: Für Januar oder Februar sind Termine in Zürich angesetzt. Von Basel weiß ich momentan nichts, aber da kommen wir sicher auch mal wieder hin.

  8. #8 noch'n Flo
    Schoggiland
    20. September 2019

    Hmmm, da ist ja auch ein Samstag dabei…

    Mal schauen, wann der Vorverkauf startet.