Wie versprochen hier das Interview mit dem Wissenschaftler, der herausgefunden hat, dass sich das Tragen von High-Heels nachhaltig auf die Anatomie des Fußes auswirkt.

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Robert Csapo (ab Freitag 31 Jahre alt) hat Sportwissenschaften studiert und forscht am Zentrum für Sportwissenschaften der Universität Wien.

Ich habe ihn per E-Mail zu seinem Forschungsergebnis über den Einfluss von Stöckelschuhen auf die Anatomie des Fußes befragt, auf die ich gestern hier einging.

BfS: Wie kamen Sie auf genau dieses Untersuchungsthema? Warum wollten Sie genau diese Frage beantworten?

Csapo: Das war reiner Zufall. Ich war zurzeit des Studienbeginns noch Doktorand an der Uni Wien und wollte auf den Bewegungsapparat angewandte Ultraschall-Untersuchungstechniken erlernen. Daher bin ich mit Herrn Prof. Narici (von der Manchester Metropolitan University) in Kontakt getreten, der als Vorreiter auf diesem Gebiet gilt. Die Untersuchungen an Stöckelschuh-Trägerinnen waren seine Idee. Ich war für die Durchführung der Studie hauptverantwortlich und konnte gleichzeitig sehr viel lernen.

BfS: Ich habe mehr als 500 Studien zum Thema Biomechanik und High-Heels gefunden. Müsste man da eigentlich nicht schon alles Wesentliche zum Thema beantwortet haben?

Csapo: Es stimmt tatsächlich, dass schon sehr viele gesundheitsorientierte und biomechanische Arbeiten zum Thema High-Heels publiziert wurden. Diese verfolgten allerdings durchwegs andere Zielsetzungen, wie bspw. die Dokumentation orthopädischer Probleme, die mit dem Tragen von Stöckelschuhen einhergehen oder die Untersuchung des Gangbilds in Abhängigkeit von der Absatzhöhe. Unsere Arbeit ist, soweit wir wissen, die Einzige, die morphologische Veränderungen an Muskeln und Sehnen dokumentiert und zusätzlich aufzeigt, welche funktionellen Konsequenzen diese haben.

BfS: Wie lange dauerte diese Studie, wie haben Sie ihre Probandinnen gefunden?

Csapo: Die Phase der Studienplanung, Probandenrekrutierung und Datenerhebung war in etwa sechs Monaten abgeschlossen. Die Auswertung der Ultraschall- und MRT-Bilder, die statistische Aufbereitung der Daten und das Schreiben des Abschlussberichts haben dann nochmals etwa ein Jahr gedauert. Die Probanden haben wir vorrangig über Inserate in lokalen Zeitungen (Manchester Evening News) erreicht. Das Echo war schon damals enorm, sowohl was die Berichterstattung in den Medien angeht als auch die Anfragen potenzieller Probandinnen.

BfS: Was bringt uns die Erkenntnis, dass sich durch Stöckelschuhe eine Sehne verkürzt und die Achillesferse verdickt und versteift?

Csapo: Die Arbeit zeigt eine sehr starke Anpassungsfähigkeit des Bewegungsapparats; i.e. von Muskeln und Sehnen. Wie aus unserer Untersuchung hervorgeht, können diese Anpassungsreaktionen nicht nur durch bewusste Trainingsmaßnahmen, sondern auch durch bestimmte Lifestyle-Bedingungen ausgelöst werden. Die durch die Stöckelschuhe ausgelösten Verkürzungen der Faszikeln in der Wadenmuskulatur wurden jedoch funktionell durch geänderte Sehneneigenschaften kompensiert (die Kraft, die wir unter statischen und dynamischen Bedingungen gemessen haben, war jener der Kontrollgruppe vergleichbar). Die Erhaltung der Funktion unter geänderten Umweltbedingungen scheint also immer das oberste Ziel des Organismus zu sein.

Kommentare (2)

  1. #1 Wb
    August 4, 2010

    Wb dachte eigentlich, dass das mit den Stöckelschuhen seit einiger Zeit bekannt wäre. Was nicht gut geht sind aber Schuhe, die letztlich grössenverändernd wirken, also keinen Platz lassen.

  2. #2 nihil jie
    August 4, 2010

    danke für den interessanten artikel 😉 da habe ich jetzt ein neues thema für meine weibliche bekanntschaften *gg ich sehe da jetzt kein ausweg… ich muss sie unbedingt mit diesen erkenntnissen traktieren 😉