3. Junge Schwalben zu Pulver gebrannt und mit Bibergeil und mit ein wenig Essig vermengt und eine Stunde über das Feuer gestellt, daraus soll man das Wasser auffangen. Dieses Wasser soll man aqua irundinea nennen. Dies Wasser mit Hyssopus officinalis läßt das Haar abfallen, wo man es einreibt und wächst nimmermehr. (British Museum, Hs. Sloane 345, fol. 59v-60r)

4. Du sollst Quecksilber nehmen und es so lange mit einem wenig Essig schlagen, das es sich mit dem Essig vermischt, das es aussieht wie eine Salbe und es dann auf Pergament oder auf ein Tuch streichen, das lässt sie ebenso verbrennen. (Stockholm, Königliche Bibliothek, HS X 113, fol. 2r)

5. Damit die Haare nicht wieder wachsen. Vermische Sandaraca, Iris und Saft vom Bilsenkraut zu gleichen Teilen und bestreiche den Ort, und die Haare fallen aus und kommen niemals wieder hervor. (Codex Bambergensis, Bayerische Staatsbibliothek München, Msc. med. 2 (L. III 6), fol. 23v-24r)

Inwieweit diese unappetitlichen und vermutlich auch nicht ganz geruchsneutralen Rezeptvorschläge tatsächlich angewendet wurden ist allerdings unklar. Die Beschaffung der Zutaten dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach aber einigen Aufwand verursacht haben und wäre in der heutigen Zeit allein schon aus Gründen des Tierschutzes kaum denkbar;-)

Augen wie Sterne so schön

Ebenfalls heiß begehrt und eines der zentralen Schönheitsmerkmale des Mittelalters waren -neben der weißen Haut, die blauen und vor allem strahlenden Augen.

War den Damen von Natur aus die blaue Augenfarbe nicht vergönnt, so sollten die Augen doch wenigstens möglichst strahlend erscheinen, um die Attraktivität zu erhöhen.

Heute greift man selbstverständlich zu Mascara und Eyeliner, um das gewünschte Resultat zu erzielen. Im Mittelalter standen derartige Hilfsmittel allerdings nicht zur Verfügung. Doch auch die Frau von damals wusste sich zu helfen, wenn auch das Mittel ihrer Wahl eine unangenehme Nebenwirkung mit sich brachte.

Schönheitsmittel mit Nebenwirkungen
So war es vor allem bei der feineren Gesellschaft Italiens in Mode, ein Extrakt aus den Blättern der Tollkirsche in Form von Augentropfen als Kosmetik zu benutzen. Die Inhaltsstoffe der Pflanze bewirken eine Erweiterung der Pupillen und lassen die Augen dadurch größer erscheinen. Eine Wirkung, die der Tollkirsche auch den Beinamen „Belladonna” (ital. Schöne Frau) einbrachte.

Die unangenehme Nebenwirkung des Mittels: Die Sehkraft der Augen ließ für einige Tage nach. Ein Umstand, der Frauen aber möglicherweise wenigstens dabei geholfen haben mag, fehlende Schönheitsattribute bei einigen Männern zu übersehen.

Quellen:

  • Dane, G.: Die heilsame Toilette: Kosmetik und Bildung in Goethes ‘Der
    Mann von fünfzig Jahren. Wallenstein, Göttingen 1994
  • Gnegel, F.: Bart ab. Zur Geschichte der Selbstrasur. DuMont
    Reiseverlag, Ostfildern 1998
  • Fontaine, F.: Zur kulturellen Bedeutung der Körperenthaarung bei Frauen.
    Grin, München 2009
  • Bartels, R. & Bartels, H.: Physiologie: Lehrbuch der Funktionen des
    menschlichen Körpers. Elsevier, München 2004
  • Lüllmann, H., Mohr,K. & Wehling, M.: Pharmakologie und Toxikologie.
    Thieme, Stuttgart 2002

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Kommentare (1)

  1. #1 S.S.T.
    September 24, 2010

    In seinem Buch ‘Historical Blunders’ beschreibt G. Reagan eine weitere Anzahl von Scheußlichkeiten in der Kosmetik. U.a. wird das Venetian cersuse (ungef.: venizianische Politur) erwäht, das aus Bleiweiß bestand. Elsisabeth I. soll das so dick aufgetragen haben, dass ihr Gesicht einer verwitterten Gallionsfigur eines Schiffes entsprach, von der die Farbe abblätterte. Als Rouge diente neben Ocker Quecksilbersulfid. Die schleichende Bleivergiftung führte zu einem katastrophlen Zahnstatus. Immerhin setzte sie damit die Maßsstäbe für ihren Hofstaat, dem allerdings noch weitere ‘Nettigkeiten’ einfielen, um ein ‘schönes’ bleiches Aussehen zu erzielen…