Die Renaissance lässt sich auch in der heutigen Zeit noch an vielen Orten spüren und erleben – mit den Augen jedenfalls. Vor allem in Italien und Frankreich kann man die (architektonischen) Schönheiten dieser Zeit noch mit den Händen greifen.

Die Renaissance -Aufbruch, Wiedergeburt und Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit. Während in manchen Teilen Europas zum Teil noch tiefstes Mittelalter herrschte, wehte in Italien schon ein anderer Wind. Eine Bewegung der Wiederbelebung antiker Ideale in Literatur, Philosophie, Wissenschaft, Malerei und der Architektur, die schließlich von Italien aus ganz Europa erfasste.

Auch heute noch kann man den Geist dieser Zeit hautnah erleben; bei einem Besuch in Italien oder Frankreich beispielsweise. Piacenza, Ferrara oder Terra del Sol – nicht nur bezaubernd italienisch, sondern vor allem beindruckende Zeugnisse der Schönheit der damaligen Architektur, genau wie zahlreiche Schlösser der Loire.


Gerade auf der Suche nach dem nächsten Reiseziel? Oder Lust, mit einem verlängerten Wochenende den Sommer noch ein bisschen auszudehnen? Wie wäre es denn zum Beispiel mit einer Reise in die Renaissance? Hier ein paar Tipps.

Terra del Sole

Das Land der Sonne, wie Terra del Sol übersetzt heißt, gilt als eine Perle der Renaissance-Architektur. Bis heute soll das im Jahre 1400 entworfene Städtchen in der Emilia-Romagna in seiner ursprünglichen Form erhalten geblieben sein. Kreiert wurde die Festungsstadt der Medici von einem der bekanntesten Baumeister dieser Zeit; Baldassare Lanci. Gelungen ist ihm eine perfekte Kombination aus Vollkommenheit und Harmonie; ein Ort, an dem man (angeblich) auch im 21. Jahrhundert noch den Geist der Renaissance spüren kann. Im einstigen Kerker der Medici befindet sich heute das Museum für Mensch und Umwelt -für den Fall, dass die Sonne im Land der Sonne vielleicht doch mal nicht scheinen sollte.

Piacenza
Eine weitere Renaissance-Schönheit, ist die in der lombardischen Ebene im Norden Italiens gelegene Stadt Piacenza, Hauptstadt der gleichnamigen Provinz.

Ein Ort, der von beeindruckenden und prachtvollen Bauwerken nur so überquillt. Zu nennen wären zum Beispiel der Palazzo Farnese mit seinem imposanten Renaissance-Innenhof, der heute mehrere Museen beherbergt oder die Klosterkirche San Giovanni Evangelista.

Vollendete Renaissance-Architektur zeigt auch die Kirche des Benediktinerklosters San Sisto (von Alessio Tramello); sie ist nicht nur selbst ein prachtvoller Renaissance-Bau, sondern beherbergte ehemals auch eines der berühmtesten Gemälde dieser Zeit – die Sixtinische Madonna. Geschaffen wurde das Bild für den Hochaltar von San Sisto in den Jahren 1512/1513 von Raffaelo Santi (Raffael) im Auftrag des Papstes Julius II. Im Jahr 1754 erwarb August III. das Bild für seine Gemäldegalerie in Dresden, wo es auch heute noch -in der Galerie der Alten Meister– bewundert werden kann.

Ferrara

Die prächtige Renaissance-Stadt gehört seit 1995 zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Ihren Höhepunkt erlebte die Stadt unter der Herrschaft des Hauses Este, einem der ältesten Adelsgeschlechter Italiens. Alberto V. d’Este gründete 1391 eine Universität an der unter anderem Kopernikus und Paracelsius studierten. Der Corso Ercole I. d’Este ist gesäumt von herrlichen Renaissance-Bauten und zählt angeblich zu einer der schönsten Straßen Europas. Besonders beeindruckend soll das Wohnhaus des Bankiers Giovanni Romei mit seinen typischen Renaissance-Elementen, wie zum Beispiel dem Portikus sein. Hier verbrachte auch die berühmte Lucrezia Borgia einen Teil Ihres Lebens.

Wer keine Lust auf Italien haben sollte, kann sich auch in Frankreich umsehen. Entlang der Loire stehen Kulturhungrigen nicht weniger als etwa 400 Schlösser aus den verschiedensten Epochen zur Wahl; darunter auch einige beeindruckende Bauwerke aus der Zeit der Renaissance. Überhaupt ist, wie ich persönlich finde, Frankreich immer eine Reise wert;-)

Chambord

Ein Meisterwerk der französischen Baukultur im Zeitalter der Renaissance ist beispielsweise Chambord. Das Schloss mit seinen 440 Zimmern und 365 Kaminen gilt als das größte, berühmteste und imposanteste Schloss seiner Zeit.

Mittelpunkt des Schlosses ist die vermutlich auf Leonardo da Vinci zurückzuführende freistehende Doppelwendeltreppe, auf der man gleichzeitig hinauf und hinunter gehen kann ohne sich zu treffen. Rund 2000 Maurer sollen 25 Jahre an der Fertigstellung dieses prachtvollen Gebäudes gearbeitet haben. Ein Bauwerk von beeindruckender Schönheit, das man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte (Wie ich selbst nach zwei Besuchen bestätigen kann …).

Azay & Ambois

Wer noch immer nicht genug hat, sollte auch Azay-le-Rideau besuchen, angeblich eines der schönsten Schlösser der Frührenaissance.

Sein Grundgerüst bilden zehntausend Eichenpfähle, die sieben Meter in die Tiefe gerammt wurden. Schon Honoré de Balzac schwärmte in seinem Roman “Die Lilie im Tal” von dem Schloss als:

“Un diamant taillé à facettes serti par l’Indre ” (Ein Diamant mit tausend Facetten, eingefasst vom Indre).

Auch Amboise ist immer einen Besuch wert; in dem Schloss, in dem Leonardo da Vincis einige Jahre lebte und schließlich auch starb, kann heute zudem eine umfangreiche Sammlung an Renaissance-Möbeln besichtigt werden.

Gute Reise also …

Quellen:

  • Langner, Ch.: Die Natur- und Kulturwunder der Welt. Chronik, Gütersloh 2006
  • Burckhardt, J.; Sieber, M. & Tauber, Ch.: Die Kunst der Malerei in Italien. Beck, München 2003
  • Hieber, L.: Technische Reproduzierbarkeit: zur Kultursoziologie massenmedialer Vervielfältigung. Transcript, Bielefeld 2007
  • Simonis, D.: Italien. Lonely Planet, Ostfildern 2006
  • Kugler, F.; Burckhardt, J. & Lübke, W.: Geschichte der Baukunst, Band 4. Nabu Press 2010
  • Lübke, W.: Geschichte der Renaissance Frankreichs. Ebner & Seubert, Stuttgart 1868
  • Balzac, H.: Die Lilie im Tal. Insel, Frankfurt 1996

Kommentare (2)

  1. #1 rolak
    September 29, 2010

    Da werden Erinnerungen an längst vergangene Urlaube wach 🙂

  2. #2 Liane Vorwerk-Gundermann
    September 29, 2010

    @rolak
    Oder man lässt sich einfach zu noch nicht gemachten Urlauben inspirieren;-))