Wettbewerbe, Misswahlen, Castingshows: Schönheit besitzt Unterhaltungswert, ist Einnahmequelle und Marketingmittel – und das seit über 100 Jahren.

Schönheitswettbewerbe sind aus unserer Zeit praktisch nicht mehr wegzudenken. Inzwischen gibt es sie quasi für (fast) alles: Neben der Wahl zur “Miss World”, “Miss Universum”, “Miss Internet” oder “Miss Frühling” gibt es auch Schönheitswettbewerbe für Homosexuelle, für Kinder, Verheiratete und Mütter, Transsexuelle und Schönheits-OP Junkies (Ungarn kürte im letzen Jahr seine erste “Miss Plastic”). Und in der italienischen Stadt Forcoli, in der Nähe von Pisa, findet beispielsweise seit mehr als 20 Jahren die Wahl zur “Miss und Mister Cicciona d’Italia” statt. Ein Ereignis mit Gewicht, denn wer hier nicht mindestens 100 Kilogramm auf die Waage bringt, hat bei der Wahl zur “Miss Mollig” keine Chance.

Schönheitswettbewerb mit Folgen
Der erste Schönheitswettbewerb der Gesichte wurde dagegen wohl eher ungeplant, bei der Hochzeit des Halbgottes Peleus und der Meeresgöttin Thetis, ausgetragen. Wie in der griechischen Mythologie berichtet wird, waren zahlreiche Götter als Gäste zur Hochzeit geladen. Eine Ausnahme bildete Eris, die Göttin der Zwietracht. Diese war dadurch so erzürnt, dass sie den Göttinnen Athena, Aphrodite und Hera einen golden Apfel zuwarf, der mit der Aufschrift “Der Schönsten” versehen war.

Es entbrannte Streit um den Apfel, denn natürlich wollte jeder der Göttinnen den Titel gerne für sich beanspruchen. Um den Streit zu beenden, bestimmte Zeus einen Schiedsrichter –Paris Sohn des trojanischen Königs Priamos und der Hekabe. Die drei Rivalinnen versuchten den jungen Prinzen durch Versprechungen für sich zu gewinnen und so seine Entscheidung zu beeinflussen. Aphrodite versprach dem Prinzen Helena, die schönste Frau Griechenlands und trug so den Sieg davon. Doch Helena war bereits verheiratet -mit Menelaos, dem König von Sparta. Paris entführt sie, floh mit ihr nach Troja und löste so letzten Endes einen Krieg aus, denn Menelaos war nicht gewillt ihm Helena kampflos zu überlassen.

Von Amerika nach Europa

So rau ging es bei den späteren Schönheitswettbewerben zum Glück nicht mehr zu. Diese fanden allerdings auch wesentlich später statt;-)

Der erste nachweisbare Wettbewerb soll im Jahr 1880 in Amerika in Rehoboth Beach, einem Badeort in Delaware ausgetragen worden sein. Die Misswahlen sollten die Region in der Öffentlichkeit bekannter machen und mehr Touristen anlocken. Die Wahlen erfreuten sich großer Beliebtheit und stellten seitdem quasi einen Höhepunkt der Sommersaison in den Küstenorten dar. Etwa acht Jahre später war der Schönheitswettbewerb auch in Europa angekommen. 21 Frauen traten im belgischen Kurort Spa bei den ersten europäischen Misswahlen gegeneinander an. Die jungen Damen waren aus 350 Fotoeinsendungen ausgewählt worden. Gewinnerin wurde Marthe Soucaret, ein 18-Jährige Kreolin aus Guadeloupe. Als Lohn für ihren Sieg erhielt sie 5.000 France und zierte das Titelbild der französischen Zeitung ” Le Journal illustré “.

1909 holte sich das erste Mal eine Deutsche eine Krone. In Hamburg setzte sich Gerda Sieg im Kampf um den Titel “Miss Universum” gegen Konkurrentinnen aus 36 Ländern durch. Neben dem Titel erhielt die damals 20-Jährige ein 20-Mark-Goldstück, wurde auf zahllosen Postkarten abgedruckt und startete eine Karriere als, Sängerin, Tänzerin und Schauspielerin.

Die erste Wahl in Deutschland
Die erste richtige Wahl zur “Miss Germany” sollte jedoch erst etwa 20 Jahre später stattfinden. Im Berliner Sportpalast wurde die 21-Jährige Hildegard Quandt am 5. März 1927 zur schönsten Frau Deutschlands gekrönt. Schon damals war die Schönheit ein einträgliches Geschäft. Die junge Frau erhielt angeblich nicht nur mehr als 200 Engagementangebote, sondern bekam zum Beispiel auch für eine Modenschau ein Honorar von 250 Reichsmark. Viel Geld, wenn man bedenkt, dass der durchschnittliche Wochenlohn eines Metallfacharbeiters damals rund 50 Mark betragen haben soll.

Seit 1927 wurde nun jedes Jahr eine deutsche Schönheitskönigin gewählt. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden die Misswahlen in Deutschland jedoch auf Eis gelegt, erst in den 50er Jahren erlebten sie einen neuen Aufschwung. Susanne Erichsen war 1950 die erste Miss, die nach 15 “schönheitslosen” Jahren, die Reihe der Schönheitsköniginnen wieder fortsetzte. Wirklich “öffentlich” wurden die Wahlen schließlich 1979 mit der ersten Liveausstrahlung der Misswahl. Die Wahl bei dieser “Fernsehpremiere” gewann die 19-Jährige Andrea Hontschik.

Misswahlen in der DDR
In der damaligen DDR waren Misswahlen bis Mitte der 80er Jahre verboten. Erst 1986 fand die erste öffentliche Misswahl statt. Die Mädchen durften allerdings nicht nur mit ihrer Schönheit glänzen, sondern angeblich in Showeinlagen auch ihre Talente unter Beweis stellen. Siegerin wurde die 24-Jährige Katrin Gawenda, sie erhielt damals den Titel “Miss Frühling”. Die erste, einzige und letzte “Miss DDR” wurde im September 1990 Leticia Koffke. Die 19-Jährige setzte sich gegen mehr als 3500 Mitbewerberinnen durch und gewann nur drei Monate später -bei der ersten gesamtdeutschen Wahl nach 57 Jahren- auch noch den Titel “Miss Germany”.

Kein “Misserfolg

Die Beliebtheit von Schönheitswettbewerben und Castingshows ist weltweit groß. Viele Mädchen hoffen auf eine Karriere als Model, im Film oder im Fernsehen. Liest man Namen wie Sophia Loren, Kim Basinger, Sharon Stone, Halle Berry, aber auch Veronika Feldbusch oder Petra Schürmann, sind diese Hoffnungen scheinbar nicht unbegründet. Denn diese Damen sind nicht nur bekannt aus Film und Fernsehen, sondern auch ehemalige Schönheitsköniginnen. Petra Schürmann schaffte es 1956 zur “Miss World”, Halle Berry erhielt 1986 den Titel “Miss Ohio”, Sharone Stone wurde mit 17 Jahren zur “Miss Pennsylvania” gewählt und Verona Feldbusch 1993 zur “Miss Germany”.

Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist heute die Schönste im ganzen Land? Wenn man die Frage auf Deutschland bezieht, ist das seit dem 13. Februar 2010, Anne Julia Hagen -eine 19-Jährige Studentin aus Berlin. Wer es im nächsten Jahr sein wird, wird sich in wenigen Monaten zeigen, nämlich dann, wenn am 12. Februar 2011 die neuen Wahlen zur “Miss Germany” ins Haus stehen.

Quellen: