Nach einem Jahr habe ich hier viele verschiedene Kommentatoren erlebt und kennengelernt. Einige davon schätze ich sehr und sie haben immer wieder zu Beiträgen von mir interessante, ergänzende, fehlende, bereichernde und/oder herausfordernde Dinge beigetragen und/oder hervorragende Fragen gestellt. Damit beschäftige ich mich, darüber freue ich mich, dafür bin ich dankbar. Ein, gemessen an der Kommentarzahl, recht „erfolgreicher”” Beitrag ist z.B. vor allem durch Kommentare einer bestimmten Kommentatorin hier, mit der ich übrigens keineswegs einer Meinung war, inspiriert worden.
Ich freue mich daher über jeden Leser, über Lob und konstruktive Kritik, denn ich sehe mich durchaus nicht als fertig an und schätze es, wenn ich dazulernen kann. Allerdings entscheide ich eben selber, was ich überzeugend, klug und memorierenswert finde und nicht der/diejenige, der/die mir etwas sagt. Ich lerne mithin, ohne mich belehren lassen zu müssen. Und ich entscheide auch, was ich schwachsinnig finde und zögere dann auch nicht, das die Entsprechendes äußernde Person wissen zu lassen. Meist passe ich meinen „Ton” dabei dem des/der Kommentierenden an (manchmal gelingt es mir auch nicht, das gebe ich zu, aber es gibt da einfach bestimmte “Trigger”….). Aber wer sich häufiger in den Kommentar”fäden” herumtreibt, weiß daß es hier auch Trolle gibt, einschlägig bekannte Haustrolle, aber auch immer wieder frisch dem Orkus entstiegene Neotrolle, die eine Diskussion bekanntermaßen überhaupt nicht suchen und der Allgemeinheit in ermüdender Redundanz ihre ewig gleichen und in ihren Augen ohnehin unantastbaren Sentenzen aufdrängen, entweder um zu provozieren oder in der Hoffnung, endlich ein Publikum zu finden.
Ich weiß inzwischen, daß es diese Leute unglaublich aufbringt, wenn jemand im Internet anderer Meinung ist als sie (ich nenne das mal “SIWOTIsm“) und sie darob eine weitere Chance zu Mission und Sendung wittern, aber ich habe weder Zeit noch Lust, sie auch noch zu legitimieren, indem ich sie ernst nehme und auf sie eingehe (außer für eine kleine Troll-Pi&#241ata, dann und wann :-)).

Ein paar letzte Bemerkungen noch zur Sprache, denn auch sie und der Schreibstil im Blog wurden immer wieder einmal diskutiert. Wie gesagt gibt es hier zwei Hauptkategorien von Beiträgen: die wissenschaftlichen und die Meinungsbeiträge. Für die wissenschaftlichen Texte ist die Verständlichkeit absolut wesentlich, da sie sonst nutzlos sind und ich bemühe mich nach Kräften, nachvollziehbar und zugänglich (und gleichzeitig nicht allzu trocken) zu schreiben und bin jederzeit für Kritik dankbar, wenn ich mich unverständlich ausgedrückt habe.
Auch bei den „Meinungsbeiträgen” bemühe ich mich nicht absichtlich um besonders geschraubte Formulierungen, finde aber auch, daß viele dieser Texte, die ich ja schreibe, weil mir das Thema (sehr) wichtig ist, an einer zu lapidaren, kraft- und schmucklosen Sprache leiden würden. Denn natürlich habe ich Spaß am Formulieren und an sprachlichen Experimenten und lese ja auch selber lieber Texte, in denen Sprache nicht nur als simples, graues Lasttier Informationen “schleppt”, sondern auch ein wenig tanzen darf und gefeiert wird.

Dabei mag es bisweilen passieren, und dafür wurde ich manchmal getatzelt, daß ich mir die sprachlichen Zügel etwas lockerer lasse und nicht bei jeder Formulierung ihre Leichtverständlichkeit an die erste ihre Auswahl begründende Stelle setze – was nicht heißt, daß es mir egal wäre, nicht verstanden zu werden. Dennoch ist genau diese Freiheit aber auch eine Voraussetzung dafür, Freude am Schreiben zu haben.
Da ich es ohnehin nicht allen recht machen kann, werde ich für die „Meinungstexte” weiterhin so schreiben, wie mir die Finger gewachsen sind und einfach hoffen, daß sich die Mühe, die der/die eine oder andere beim Lesen haben mag, vielleicht doch lohnt. Andererseits werde ich bei den Wissenschaft-Texten weiterhin alles daran setzen, gut und verständlich zu erklären.
/Redeschwall

Bleibt noch, mich bei allen, die mir die Erfahrung „Scienceblog” bis hierher ermöglicht, die mich hier begleitet, bestärkt und kritisiert haben, zu bedanken.

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Kommentare (10)

  1. #1 Claudia
    22/03/2012

    Herzlichen Glückwünsch! 🙂 Also, ich finde ja, daß die Mission durchaus erfolgreich war bisher und daß sich das alles gelohnt hat: ich habe jeden einzelnen Deiner Beiträge mit großer Freude gelesen. 🙂
    Ich hoffe, daß Du so weitermachst, ganz genau so, denn ich finde nach wie vor, daß Du hierhin gehörst. =)

  2. #2 Cornelius Courts
    22/03/2012

    vielen Dank 🙂

  3. #3 michael
    22/03/2012

    Also Lob von Claudia zählt ja wohl nicht, oder ?

    Was den Spachstil angeht: Kurz und knapp gefällt mir besser.

  4. #4 Claudia
    23/03/2012

    Hallo?! 😛 Selbstverständlich zählt Lob von mir! Wieso auch nicht? Und wenn ich schonmal dabei bin, setz’ ich noch einen drauf und konstatiere, daß ich den schön ausgeschmückten Sprachstil schön und wohltuend finde, können schließlich irgendwie nicht mehr viele. Und wenn ich dann Texte lese, die gespickt sind mit Versatzstücken, den immer gleichen Vokabeln, Floskeln und Rechtschreibfehlern, die überdies nach dem altbewährten S-V-O-Punkt-S-V-O-Punkt-Muster gestrickt sind, vergeht’s mir. Da dann lieber sowas hier. ;P

  5. #5 Andrea N.D.
    23/03/2012

    Vielleicht zählt ja ein Lob von mir. Ich finde die Artikel klasse – und zwar nicht nur, weil es glücklichweise noch ein paar Vereinzelte zu geben scheint, die verstanden haben, dass nicht in die Kirche rennen nicht bedeutet, die Denke des Christentums abgeschafft zu haben, oder die soziale Konstrukte von Biologie unterscheiden können. Und auch nicht nur, weil ich die Sprache witzig, erfrischend und als gelungen in dem wissenschaftlich-trockenen Einheitsbrei empfinde und es auch nicht als schlimm empfinde, wenn eine superblöde Bemerkung humoristisch pariert wird. Sondern vor allem, weil es noch nie jemand geschafft hat, mir pathologische oder forensische Themen interessant aufbereitet nahezubringen (und ich habe schon mehrere Obduktionen gesehen).
    Also Cornelius – vielen Dank und weiter so.

  6. #6 Cornelius Courts
    23/03/2012

    auch Dir, Andrea, vielen Dank 🙂

  7. #7 Gratulant
    23/03/2012

    Auch von mir Herzlichen Glückwunsch!
    Ich bin zwar nur ein stiller Mitleser, wollte an dieser Stelle aber doch meinen Dank und meine Anerkennung an Dich, gerade wegen Deines Sprachstils, zum Ausdruck bringen.
    Außerdem sprichst Du mir, einem eingefleischten Atheisten, absolut aus dem Herzen. Und auch sonst ist Dein Blog immer für Neues und Interessantes gut.
    Also auf ein weiteres Jahr voller spannender Artikel von CC.

  8. #8 Neuraum
    30/03/2012

    Offtopic: es wäre echt interessant zu erfahren, warum zum Gentest in Neubrandenburg nur die Männer zwischen 50 und 70 Jahren “eingeladen” wurden? In der Presse steht nichts über die Gründe für die Auswahl.

    https://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,824683,00.html

    Hängt das mit der möglichen Altersbestimmung über T-Zell-Rezeptor zusammen? Wie praktikabel ist das heute? Vielleicht gibt es auch andere mögliche Gründe, die außerhalb der Biologie liegen…

  9. #9 Cornelius Courts
    02/04/2012

    So. Bin zurück aus dem Urlaub 🙂

    “es wäre echt interessant zu erfahren, warum zum Gentest in Neubrandenburg nur die Männer zwischen 50 und 70 Jahren “eingeladen” wurden? ”

    entweder, es gibt im Artikel nicht beschriebene Ermittlungsergebnisse, die diese Einschränkung plausibel machen, oder es wurde tatsächlich eine Altersbestimmung der Spurenleger anhand der Spuren vorgenommen. Die T-Zell-Methode ist dafür in der Tat eine Möglichkeit, aber sie ist noch lange keine Routine-Methode und die Ergebnisse sind auch nicht sehr genau…

  10. #10 Radix
    04/04/2012

    ” Die Theologie hingegen produziert nur Entschuldigungen für das Fehlen derselben. Theologie als kreißenden Berg, der eine Maus gebiert, zu bezeichnen, wäre also schon eine unverdiente Hommage… sie ist vielmehr eine kreißende Maus, bei der doch am Ende nur ein kleiner Küttel rauskommt, denn die Theologie erfindet und preist in der Tat des Kaisers neue Kleider, beschreibt sie in feinstem Detail, kennt jede ihrer Falten, poliert, zählt und benennt ihre Knöpfe, kämmt ihr Garn, kontempliert jeden Saum, jede Bordüre, füllt ihre Taschen mit Gold, bürstet hingebungsvoll ihren Samt und zankt gar unter sich darüber, wie man ihre Farbe nennen sollte und ob der Schneider Katholik oder Protestant war.
    Und im Gegensatz zum Märchen mögen sogar die Kleider real sein… nur eben der Kaiser nicht.”
    Diese hochoriginelle und witzige Passage aus “Des Werwolfs neue Kleider” erfreut mich von Herzen. Ich lese sie immer einmal wieder. Man spürt so recht die Lust des Autors an der schönen (deutschen) Sprache. Einziger Einwand zu allen Texten: Ein paar Fremdwörter weniger täten meiner Leselust gut. Glückwunsch ansonsten zum Gehabten und weiter machen!