Beispiel

„Daß AIDS nicht von HIV verursacht wird, ist doch inzwischen bekannt, das hat auch der Nobelpreisträger K. Mullis gesagt.“

 

Falsches Dilemma (falsche Dichotomie)

Struktur

Person A (setzt (implizit) voraus, daß entweder X oder Y sein muß): Nicht X, also Y!

Kritik

Beim falschen Dilemma ist die Voraussetzung eben nicht gegeben: wenn X und Y sich in Wirklichkeit nämlich nicht ausschließen oder auch beide falsch sein können (und ein ungenanntes Z richtig ist), dann gibt es kein Dilemma und aus X bzw. Nicht-X kann nicht auf Nicht-Y bzw. Y geschlossen werden. Hier wäre dann aufzuzeigen, daß ein falsches Dilemma einfach vorausgesetzt wurde, aber eigentlich nicht besteht.

Beispiel

„Ihr seid entweder für uns oder gegen uns.“

 

„Post hoc, ergo propter hoc“

Struktur

Beobachtung: X passiert nach Y.

Person A:  X ist wegen Y passiert.

Kritik

Bei diesem aufgrund unserer Wahrnehmungsgewohnheiten sehr verbreiteten Fehlschluss wird fälschlicherweise aus einer tatsächlich beobachtbaren Abfolge oder Anordnung von X und Y in der Zeit auf einen kausalen Zusammenhang zwischen X und Y geschlossen. Hier kann auf die nicht belegte und aus dem zeitlichen Zusammenhang keineswegs implizite Kausalität verwiesen werden.

Beispiel

„Bei mir sind die Kopfschmerzen von den Globuli aber weggegangen!“ (das einzige, was die Person hier wissen kann, ist, daß die Kopfschmerzen nach der Einnahme verschwunden sind)

 

„Strohmann verdreschen“

Struktur

Voraussetzung: X* ist eine verzerrte Version von X; zwar ist X ≠ X* aber X* ist X (sehr) ähnlich

– Person A: X!

– Person B greift X* an und behauptet oder suggeriert, X sei damit widerlegt.

Kritik

Die Bezeichnung dieses Scheinarguments rührt von der bildlichen Vorstellung her, daß man, statt den echten Gegner demonstrativ eine ihm grob nachempfundene aber eben unechte Strohpuppe, die sich nicht wehren kann, verdrischt: Indem eine verzerrte oder verfälschte Version oder Interpretation eines gegnerischen Argumentes widerlegt wird, kann das eigentliche gegnerische Argument aber nicht widerlegt werden. Wichtig bei der Abwehr ist hier, deutlich zu machen, daß das, was der Gegner angreift, nicht das ist, was man wirklich vertritt, was kompliziert sein bzw. viel Fachwissen voraussetzen kann, wenn das angegriffene Strohmann-Argument gut gewählt wurde.

Beispiel

„Daß die Vielfalt des Lebens auf der Welt durch reinen Zufall entstanden sein soll, ist so wahrscheinlich, wie daß eine 747 bei einem Wirbelsturm auf dem Schrottplatz entsteht! Die Evolutionstheorie ist also Unsinn!“ (Die Evolutionstheorie behauptet keineswegs, daß die Vielfalt des Lebens durch reinen Zufall entstanden ist.)

 

Natürlichkeitsfehlschluss

Struktur

Voraussetzung:  Etwas, was als “nicht natürlich” angesehen wird, wird als schlecht aufgefasst.

Person A: „X ist schlecht, denn X ist nicht natürlich!”

Kritik

Es gibt keine rationale Definition von Natürlichkeit aber selbst wenn es sie gäbe, würde aus der „Natürlichkeit“/“Unnatürlichkeit“ einer Sache/Handlung nicht logisch folgen, daß die Sache/Handlung gut und richtig/falsch und schlecht ist. Hier kann man einen Gegner bisweilen schön demaskieren, wenn man ihn um seine Begründung bittet, warum X angeblich (nicht) natürlich sein soll.

(Der Natürlichkeitsfehlschluss wird manchmal verwechselt mit dem naturalistischen Fehlschluss und mit „Humes’ Guillotine“*.)

Beispiel

„Ich lehne Impfungen ab, denn sie rauben dem Körper die Möglichkeit, auf natürliche Weise immun zu werden.“

Weitere Beispiele habe ich in einem anderen Artikel diskutiert, woraus auch ersichtlich wird, wie gefährlich dieses Scheinargument sein kann.

[*  Trotz enger Verwandtschaft (aus beiden folgt die Unzulässigkeit des Schluss von Sein auf Sollen) sind der naturalistische Fehlschluss und Humes Gesetz zu unterscheiden. So ist Humes Gesetz („there is no ‚ought’ from an ‚is’: also kein Übergang von deskriptiven zu normativen Aussagen) eine These über die logische Struktur ethischer Begründungen, während der naturalistische Fehlschluss die Semantik des Adjektivs „gut“ betrifft. Dieses sei nämlich undefinierbar und somit auch nicht auf naturalistische Begriffe reduzierbar.]

 

Fehlschluss-Fehlschluss (Skeptikers Liebling)

Struktur

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Kommentare (19)

  1. #1 rolak
    02/04/2014

    Schön – die Version zum Mitnehmen und Weitergeben…

    Fehlt nur noch der mööööööp-Clown, repräsentierend den Weg zu bovinen Exkrementen.

  2. #2 Bloody Mary
    02/04/2014

    @rolak
    Hättest mal mein dreckiges Lachen eben hören sollen – zwei Leute, ein Gedanke (das mit dem möööp-Clown).

    Right, die Version zum Mitnehmen und Weitergeben…und um mich selbst ab und an wieder an die feine skeptische Art zu erinnern…

  3. #3 Dr. Webbaer
    02/04/2014

    Es wäre vielleicht günstiger zwischen Argumention und Streit (der die Polemik einschließt) auf der einen Seite und Empörung und Herabsetzung auf der anderen zu unterscheiden.
    Die typischen bundesdeutschen politischen Auseinandersetzungen sind von der Empörung geprägt und von der Fragestellung, wer was sagen darf; konditioniert wird dann per Herabsetzung.
    Argumentation und Streit finden insofern in den o.g. Auseinandersetzungen oft nur hintergründig statt, wäre für den argumentativ Interessierten jeweils aus dem medialen Auseinandersetzungs-Wust herauszulesen oder -lösen.
    In D hat sich diesbezüglich in den letzten vier Jahrzehnten einiges zum Ungünstigen gewandelt.
    MFG
    Dr. W

  4. #4 Phil
    02/04/2014

    Bei ratioblog gibt es eine schöne Übersicht über die gängigen Fehlschlüsse (aktuell 32): https://www.ratioblog.de/archive/Fehlschl%FCsse
    Am besten bei #1 anfangen.

  5. #5 DieMutterAllerArgumenteFehlt
    03/04/2014

    Es fehlt leider das ultimative Argument: “Da gibt es aber einen Film bei youtube”…. gegen DAS Argument ist man machtlos – denn es ist doch allgemein bekannt, das bei youtube IMMER nur richtige Dinge gezeigt werden…

  6. #6 Ranthoron
    03/04/2014

    Passend dazu auch das heutige Plonquez:

  7. #7 Bloody Mary
    03/04/2014

    # 3

    Auseinandersetzungen sind von der Empörung geprägt und von der Fragestellung, wer was sagen darf; konditioniert wird dann per Herabsetzung.

    Unsere Fachkraft für homöopathisches Denken mal wieder… keinen blassen Dunst, was “Konditionierung” bedeuten könnte, und auch sonst nur Bullshit im Flintenlauf.

    Dass Ihr freiheits- und menschenfeindliches Gehetze ab und an noch auf so was wie Empörung trifft, spricht für alle meine empörten Mitmenschen, denen Freiheit und andere Menschen was wert zu sein scheinen.

    Ihr verlogenes und selbstmitleidiges Gewinsel, Sie dürften hier nicht Ihre Meinung sagen, wird seit Jahren 100%ig und immer wieder aufs Neue durch die Realität widerlegt,

    Es ist auch keine “Herabsetzung”, wenn Sie immer wieder dazu aufgefordert werden, Argumente auf den Tisch zu legen; oder Ihr jedesmal daraufhin reflexartig erfolgendes patziges und sinnentleertes Herumgepöbel mit deutlichen Worten zurück gewiesen wird.

  8. #8 Cornelius Courts
    03/04/2014

    @DieMutterAllerArgumenteFehlt ““Da gibt es aber einen Film bei youtube”…. gegen DAS Argument ist man machtlos –”

    Aber nein! Das argumentum ad youtubem läßt sich mit sich selbst kontern, denn man muß ja nur ein Video finden, daß das erste Video widerlegt 🙂

  9. #9 Dr. Webbaer
    03/04/2014

    Bei Ihrem Natürlichkeits-Fehlschluss (‘Es gibt keine rationale Definition von Natürlichkeit’) bleiben Sie?

    MFG
    Dr. W

  10. #10 Cornelius Courts
    03/04/2014

    “Bei Ihrem Natürlichkeits-Fehlschluss (‘Es gibt keine rationale Definition von Natürlichkeit’) bleiben Sie?”

    Ja und das ist auch nur die Hälfte des Fehlschlusses. Denn selbst WENN es eine begründbare Definition von Natürlichkeit GÄBE, folgte daraus keineswegs, daß das Natürliche das Gute ist (das wäre dann der naturalistische Fehlschluss).

  11. #11 Dr. Webbaer
    03/04/2014

    Loge! [1] Es gibt halt die Definition, dass natürlich ist, was in der Natur vorkommt. Ansonsten wäre man schnell beim sogenannten Naturalistischen Fehlschluss, dem der Schreiber dieser Zeilen grundsätzlich (oder -vielleicht besser- auf die Praxis bezogen: oft) als falsch zustimmt, der aber aus verschiedenen Gründen alles andere als klar ist, wenn Ethiker unterwegs sind, also nicht nur Verhalten Beschreibende.
    MFG + weiterhin viel Erfolg!
    Dr. W

    [1] im Sinne von Word!

  12. #12 Bullet
    04/04/2014

    Da auch Computer in der Natur vorkommen und gemeinhin nichts existierendes nicht in der Natur vorkommt, ist eine Definition dieser Art vollkommen sinnlos, denn es hieße, daß nur unmögliche Dinge unnatürlich sind.
    Ähm ja.

  13. #13 LasurCyan
    04/04/2014

    @Bullet
    Ähm ja. Damit wäre die Begrifflichkeit “Natürlichkeit” dann auch vom Tisch. Imho nur eine zutiefst romantische Vorstellung von etwas NICHTexistentem, das nur dazu dient, Ideologien argumentatorisch zu unterfüttern. Oft blüht der Enzian dann braun…

  14. #14 LasurCyan
    04/04/2014

    @myself
    es muss *natürlich* “…DIE nur dazu dient” heissen…

  15. #15 Dr. Webbaer
    04/04/2014

    Es gibt schon sehr brauchbare Adjektivierungen mit ‘natürlich’, werden Beispiele benötigt?
    MFG
    Dr. W

  16. #16 Bloody Mary
    04/04/2014

    # 15

    Natürlich nicht.

  17. #17 Bloody Mary
    08/04/2014

    Ausgerechnet die FAZ (:-)) beklagt reaktionäres Gedankengut, sie benennt “normal” und “natürlich” als “faule Kampfbegriffe”:
    https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/der-populismus-des-akif-pirincci-wie-sarrazin-auf-speed-12881608.html

  18. #18 Cornelius Courts
    09/04/2014

    @BM: ja, ironisch, in der Tat 🙂
    Wobei ich den Artikel selbst recht in Ordnung finde…

  19. #19 Phung Concilio
    07/12/2015

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