Käffchen?

Braucht Ihr noch einen Grund, Eure fünf Tassen Kaffee am Tag zu rechtfertigen? Ich weiß einen: sie könnten vielleicht dazu beitragen, Euer Leben zu verlängern 🙂

Das ist jedenfalls ein (Neben)befund einer Studie in Nature Medicine [1], die sich mit der Expression von Entzündungsgenen befaßt hat. In dieser Studie wird von einem genetischen Mechanismus berichtet, der für die Auslösung chronischer Entzündungsprozesse verantwortlich ist, wodurch sich in der Folge eine altersabhängige kardiovaskuläre Erkrankung entwickelt. Chronische Entzündungen sind an fast allen Erkrankungen des Alters beteiligt, wie Bluthochdruck, Krebs und vielen neurologischen Erkrankungen und in ihrer Studie beschreiben die Autoren um D. Furman, daß einige Gennetzwerke (Gene die gemeinsam bzw. in einem Zusammenhang exprimiert werden), die normalerweise eine Rolle bei der Reaktion auf Infektionen spielen, auch an der Regulation chronischer Entzündungsprozesse beteiligt sind.

8 Jahre lang hatten Furman et al. Fragebögen, Blutproben und medizinische Vorgeschichten von insgesamt 100 Probanden ausgewertet, davon eine Gruppe zwischen 20 und 30 Jahre, eine andere über 60 Jahre alt war. Sie verglichen die Genexpression zwischen beiden Gruppen und konnten so in der älteren Gruppe zwei hochaktive Gennetzwerke identifizieren, die mit der Produktion eines hochwirksamen Entzündungsproteins, IL-1-beta, in Verbindung stehen. Etwa die Hälfte der älteren Gruppe wies sowohl hohe Mengen IL-1-beta auf, als auch Nukleinsäure-Metaboliten, die Entzündungen verstärken und die Produktion von IL-1-beta erhöhen. An Mäusen konnte gezeigt werden, daß diese Metaboliten systemische Entzündungen und hohen Blutdruck auslösen.

Die meisten der Probanden mit hohen IL-1-beta-Werten litten auch unter Bluthochdruck und Arteriosklerose. Um das zu verstehen, wurde Metabolomics (Methoden/Techniken zur Untersuchung des Metaboloms) eingesetzt und man fand, daß es sich bei einem der Metaboliten, der besonders abundant in den Probanden mit Entzündung vorhanden war, um Adenosin handelte. Man wußte, daß Koffein ein besonders wirksamer Adenosin-Antagonist ist und befragte die Probanden daher, ob und wieviel Koffein, also Kaffee, sie zu sich nahmen. Dabei stellte sich heraus, daß diejenigen mit hohen Entzündungswerten und hohem Adenosin-Spiegel typischerweise keinen Kaffee tranken, wohingegen die meisten Probanden mit niedrigen Entzündungswerten Kaffeetrinker waren.

Um Ihre Entdeckung zu bestärken, testeten die Autoren die Wirkung von Koffein auf Immunzellen in einer Zellkultur, zu denen sie zuvor die o.g. Metaboliten gegeben hatten und sahen, daß Koffein den entzündungsfördernden Effekt der Metaboliten auf die Zellen blockierte. Dieser Effekt war sehr deutlich und die Forscher berechneten die Wirkung von Kaffee in Milligramm pro Woche und erhielten einen linearen Wirkzuwachs mit besonders guter Wirkung für diejenigen, die 4-5 Tassen Kaffee am Tag trinken!

Das Probandenkollektiv soll nun auf 1000 Personen vergrößert und die Fragestellung um weitere Erkrankungen erweitert werden.

Bleibt noch zu sagen, daß natürlich (!) das Trinken von 5 Tassen Kaffee am Tag keine Garantie für ein langes Leben ist und daß Koffein natürlich (!) nicht die einzige Komponente ist, die Entzündungsreaktionen beeinflußt (und man es mit Koffein definitiv auch übertreiben kann), aber in einigen Fällen kann es offenbar ganz nützlich sein.

In diesem Sinne, ich mach mir jetz’n Kaffee 🙂

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Referenz:

[1] Furman, D., Chang, J., Lartigue, L., Bolen, C. R., Haddad, F., Gaudilliere, B., … & Daburon, S. (2017). Expression of specific inflammasome gene modules stratifies older individuals into two extreme clinical and immunological states. Nature medicine, 23(2), 174.

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Bildquellen

Titelbild: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:1-1267462282CoNq.jpg,  By Petr Kratochvil [CC0], via Wikimedia Commons

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Kommentare (17)

  1. #1 RPGNo1
    07/06/2018

    5 Tassen Kaffee pro Tag? Da muss ich mich aber noch anstrengen. 3 Tassen bzw. 2 Kaffeebecher sind mein Standard. 🙂

  2. #2 rolak
    07/06/2018

    5-3-2

    Bei mir sinds von ganz seltenen Ausnahmen abgesehen ganze zwei Portionen an einem Tag, RPGNo1, allerdings faßt dieser grinsende Eimer (etwa so, nur babyblau, große Augen und 3D-KnubbelNase, also ganz anders) 0.4L, was bei der üblichen Tassengröße von 1/8L in etwa sechseinhalb Tassen entspricht. Paßt.

  3. #3 René
    07/06/2018

    Ich kann die Studie anekdotisch bestätigen. Ich trinke viel Kaffee und lebe schon lange. ツ

  4. #4 hmann
    07/06/2018

    5 tassen pro Tag. Ich trinke nur 2 Tassen dafür groß und stark. Eine genaue Mengenangabe in Gramm wäre hier sinnvoll.

  5. #5 René
    07/06/2018

    Eine genaue Mengenangabe in Gramm wäre hier sinnvoll.

    Ähm ja, genau! Und eine Angabe des zu erwartenden Alters pro Gramm. Ach, und natürlich abhängig vom Koffeingehalt der jeweiligen Kaffeesorte. ;o)

  6. #6 Holger
    07/06/2018

    sind bei der Mengenangabe solch klitzekleine Tassen gemeint wie in der Abbildung?

    also Mengenangabe in ltr bringt hier eher Vorteile.
    Danach komme ich auf durschnittlich 0,9 bis 1,2ltr Kaffee am Tag.

    gibt es Unterschiede nach Herstellung?
    Also Espresso, Brüh- oder Löslicher.

  7. #7 hmann
    08/06/2018

    René
    in der Werbeindustrie wärst du der Bringer.
    Dann könnte man werben , “ein Gramm Johann’s jeden Tag und dich trifft nicht der Schlag!” (do it better)
    Oder “One litre Johann’s a day keep the doctor away”

  8. #8 user unknown
    https://demystifikation.wordpress.com/tag/espresso/
    08/06/2018

    Bei der Umstellung von Frenchpress auf Espresso habe ich nachgemessen und festgestellt, dass die Menge von Kaffeepulver in g pro Tasse bei mir etwa gleich geblieben ist, auch die Tassenanzahl (6-12 bzw. 3-6 doppelte), nur die Größe der Tasse und die Wassermenge haben sich geändert.

    Allerdings ist bauartbedingt die Menge Kaffeepulver in der Espressomaschine ziemlich fix, während man bei Frenchpress oder Filterbrüher eine ziemliche Variationsbreite vorfindet. Ich muss also wohl angeben, dass ich auch vorher schon sehr starken Kaffee getrunken habe; nicht extrem, aber halbwegs. Ich schätze 90% trinken den Kaffee nicht stärker als ich.

    Ich sollte einfach mal die Einkäufe protokollieren – ich denke 2 Pfund pro Monat schlürf ich weg.

    Dazu kommen aber auch noch Kolaeskapaden und so eine 1.5 l – Flasche ist es dann auch meist am Tag – dann trinke ich zwar weniger Kaffee, aber ob in Coffeineinheiten äquivalent – ich vermute nein.

  9. #9 hmann
    08/06/2018

    user unknown
    du kannst davon ausgehen, dass du koffeinsüchtig bist.
    Ich war es auch. Dann habe ich 1 Jahr gar kein Koffein zu mir genommen. Das merkst du, du wirst zitterig mit Schwindelanfällen. Jetzt ist wieder alles im Lot.

  10. #10 René
    08/06/2018

    Es schien ein lustiges Gefeixe über die exakten lebensverlängernden Parameter des Kaffeekonsums zu werden. Da ich aber nebenan gerade vom Blogautor beleidigt werde, ziehe ich mich hier lieber auch wieder zurück. Viel Spaß noch!

  11. #11 Alexander
    08/06/2018

    Wurden die Probanden auch gefragt, ob sie den Kaffee mit Milch oder Zucker trinken?

  12. #12 Laie
    08/06/2018

    @user unknown und @hcmann
    Man kann den Prozess weiter optimieren, indem man Koffein in konzentrierter Form als Tablette zu sich nimmt. (Aus der Apotheke). Ich wär ja dafür, Kaffein gleich ins Salz zu mischen, so wie beim Jod, das hat sich bewährt. Wahrscheinlich fällt bei der Produktion von koffein freien Schonkaffee viel Koffein an, das dann für das Salz ausreicht.

  13. #13 user unknown
    08/06/2018

    @Laie:

    Es gibt auch Eiscreme Cappuchino, Schokolade (Mokka), Energydrinks und Espressodrops. Wenn man jetzt auch noch Coffein ins Salz mixt bekommen Leute wie ich wieder zu viel ab oder ich muss den Kaffeekonsum zügeln, was ich ungern tue, da ich Kaffee nicht als Medikament sondern als Genussmittel so hoch dosiere.

  14. #14 Laie
    08/06/2018

    Verständlich.

    Daher wird es auch entkoffeiniertes Salz geben (müssen), sodass man sich seinen Genuss – je nach gewünschtem Optimierungsgrad – zusammenmixen kann.

  15. #15 Dr. Webbaer
    10/06/2018

    Mal eine gute Nachricht von Ihnen, Herr Dr. Courts, vermutlich ist der (gelenkkranke) Webbaer nicht ohne Grund vor vielen Jahren von einer Flasche gutem Cognac oder Whisk(e)y taeglich auf Kaffee (instant, “3 in 1”) umgestiegen.
    Neben gelegentlichem Konsum von tschechischem Leichtbier, Stammwuerzegehalt 8 bis 10 Grad, natuerlich.

    MFG
    Dr. Webbaer (der kuerzlich, nach la-anger Zeit, mal wieder in der BRD war, auch bspw. bei Pegida und so geprueft hat, lol – abaer das waere dann was fuer den “OLT”)

  16. #16 Bullet
    13/06/2018

    What about Cola? Ich muß mir ja immer anhören, daß das Zeug angeblich sooooooooo schlecht wär.

  17. #17 zimtspinne
    13/06/2018

    Ich auch und auf Fam.-Geburtstagen, wo wirklich jeder sein Lieblingsgesöff (einschließlich Alkoholika!!!) kredenzt bekommt, konnte ich bisher meine Cola nicht durchgesetzt bekommen. Nicht mal die Zero….nix zu machen.
    Mit der Colafeindlichkeit wirst du leben müssen 😀

    @ shader
    es dauert bis heute Abend mit der Antwort, bitte etwas Geduld.