_________________________________________________

Frage 3: Kosten und Erlöse einer Blutspende.
Die größte Diskussion dreht sich um die Kosten des Blutspendens. Es gibt Spendedienste, bei denen der Spender eine Aufwandsentschädigung erhält – andere nennen es einen Spendeanreiz. Beim DRK gibt es diese nicht. Um es auf den Punkt zu bringen: Wie viel Geld steckt in der Blutspende?

Die Blutspendedienste des DRK handeln nach den Vorgaben des international vereinbarten Ethischen Kodex zu Blutspende und Bluttransfusion.

Für andere Blutspendeeinrichtungen gilt das unternehmerische Prinzip der Gewinnmaximierung,
siehe dazu: ATON.de mit der Zitatstelle:
[Das Zitat konnte ich nicht nachprüfen. Es steht mitten auf der Startseite]

„Mit dem Anlageziel des Vermögensaufbaus verbunden ist eine Renditeerwartung von ≥ 10% p.a. an die Portfolio-Unternehmen.“

Seit vielen Jahren nimmt die Frage nach dem Verdienst der DRK-Blutspendedienste eine besondere Rolle ein. Mitte der 1990er Jahre hat unser Blutspendedienst drei Jahre lang hintereinander die Jahresbilanz in einer Pressekonferenz in der Landeshauptstadt Düsseldorf vorgestellt. War die Resonanz  der Journalisten im ersten Jahr noch einigermaßen, so saßen im dritten Jahr die Verantwortlichen des DRK-Blutspendedienstes vor leeren Reihen. Für die Journalisten war, nach eigenem Bekunden, keine besondere Meldung in den Bilanzzahlen zu finden.

Seit seiner Gründung hat der DRK-Blutspendedienst in NRW jährlich den Jahresabschluss im Bundesanzeiger veröffentlicht. Seit der Umstellung auf den elektronischen Bundesanzeiger erfolgt die Veröffentlichung dort und ist damit für jeden Internetnutzer einsehbar. Obwohl dies nach den Richtlinien nicht gefordert ist, veröffentlichen wir darin auch die Bezüge der Mitglieder des Geschäftsführungsorgans. Wir sind eben transparent!

In einer einfacheren Form bieten wir im Internet jährlich auch einen Überblick über die Kosten und Erlöse je Vollblutspende. Für das Jahr 2012 betragen diese:

Kosten je Vollblutspende (in Euro)
1. Blutentnahme, Spenderwerbung, Terminorganisation  78,76
2. Herstellung, Präparation, Aufteilung in Komponenten  15,08
3. Laboruntersuchung, Qualitätskontrolle  18,71
4. Forschung und Entwicklung  0,88
5. Verwaltung  11,97
6. Lagerung, Vertrieb  7,12
Kosten je Vollblutspende gesamt 132,52

 

Erlöse je Vollblutspende (in Euro)
1. Erythrozytenkonzentrat  87,29
2. Thrombozytenkonzentrat  11,86
3. Therapeutisches Frischplasma  8,61
4. Plasma zur Fraktionierung  23,79
Erlöse je Vollblutspende gesamt 131,55

 

 Die von “#15” geäußerte Frage nach den Einnahmen aus der pharmazeutischen Verwendung sind unter Punkt vier der Erlöse zu finden. Fraktionierung ist der Fachbegriff für die weitere Auftrennung des Plasmas in die verschiedenen Proteine. Dazu wird der größere Teil des Plasmas aus Vollblutspenden an die pharmazeutische Industrie verkauft.

Eine Verwendung der Einnahmen für andere Rotkreuzaufgaben (außerhalb des Blutspendewesens) ist für die DRK-Blutspendedienste satzungsgemäß nicht möglich. Überschüsse werden demgemäß für notwendige Investitionen und Modernisierungen verwendet. Die Einhaltung dieser Vorgaben wird von dem zuständigen Finanzamt überwacht.

Das in Deutschland etablierte gemeinnützige Blutspendesystem hat zu höchster Sicherheit bei niedrigsten Kosten geführt. In anderen EU-Ländern kosten vergleichbare Blutpräparate zwischen 30 bis 50 Prozent mehr.

Achtung #11″: Umsatz ist nicht gleich Gewinn!  Es ist richtig, dass allein die DRK-Blutspendedienste einen jährlichen Gesamtumsatz über 500 Mio. Euro tätigen. Das lässt sich leicht aus den o.a. Zahlen ableiten, wenn man diese mit der Gesamtzahl der 2012 von den DRK-Blutspendediensten hergestellten Blutpräparate multipliziert.

Worüber in diesem Zusammenhang aber niemand spricht: auch die privaten Blutspendeeinrichtungen und die entsprechenden Einrichtungen an privaten, staatlichen und kommunalen Kliniken und Universitäten erzielen Erlöse. Bei den an/in Krankenhäuser integrierten Blutspendediensten fließen diese Erlöse in den Gesamthaushalt der Einrichtung und werden nur selten separat ausgewiesen. Die größte private Blutspendeeinrichtung s. o. weist in ihrer Bilanz für 2012 einen Gewinn von über 5 Mio. Euro aus und erzielt eine Umsatzrendite von annähernd 30 Prozent!

Zur Frage der Auftrennung der Vollblutspende in die einzelnen Bestandteile und deren Verwendung in der Hämotherapie nach Maß, siehe: Was passiert mit dem Blut nach der Spende? (DRK-Seite)

_________________________________________________

Frage 4: Freiwillig unentgeltliche Blutspende beim Roten Kreuz.
Warum verfolgt das Rote Kreuz den Weg der unentgeltlichen Blutspende?

Die Blutspendedienste des DRK folgen dem weltweit gültigen Ethischen Kodex zu Blutspende und Bluttransfusion, den wir auf unserer Webseite veröffentlicht haben.

1 / 2 / 3 / 4

Kommentare (7)

  1. #1 roel
    *****
    17. November 2013

    @Chevoja Danke für die vielen Informationen. Wie sieht das eigentlich mit Organ- und Knochenmarkspenden aus?

    • #2 Tomi
      17. November 2013

      Hi,

      immer wieder gern. Falls noch Fragen offen sein sollten, einfach melden.
      Was die Organ- und Knochenmarkspende angeht, gibt es da ein spezielles Thema?

      Viele Grüße

  2. #3 roel
    *****
    18. November 2013

    @Tomi “gibt es da ein spezielles Thema?” Ich habe mich hin und wieder mal nebenbei mit diesen Themen befasst, da ich in dem Zeitraum zwischen 1.1.1980 und 31.12.1986 mehrere Jahre in England gelebt habe. Mich interessiert da eigentlich alles – angefangen beim BSE bis zu den gesetzlichen Vorgaben. Aber natürlich auch BSE-unbahängig.

  3. #4 Hobbes
    18. November 2013

    Mich würde bezüglich der Organspenden mal interessieren, was von der “anschreibe Lösung” da geblieben ist. Hieß es nicht einmal jeder sollte da Post bekommen?

  4. #5 Tomi
    18. November 2013

    Hallo an alle,
    ich werde dann Fragen zum Thema Organspende hier sammeln und díesen dann nachgehen.

    Kommentare zum eigentlichen Thema sind natürlich aber auch gern gesehen 😉

  5. #6 Skeptikskeptiker
    Randpolen
    22. November 2013

    Hallo, habe den Hauptthread leider verpasst.
    Bin seit Jahren DRK-Stammspender, habe natürlich auch einen OSA und ´nen DKMS-Datenbank-Eintrag.
    Vor Jahren war ich zur Ehrung “50.Spende” eingeladen, und staunte ehrfurchtsvoll, da gab es welche, die hatten schon 100mal gespendet!!!.
    Vor kurzem war ich selbst zur 100sten eingeladen, und die 100ter vom letzten Mal hatten jetzt ihr 150 Jubiläum.
    Zu deutsch, und das bestätigt sich auch beim Blick in den Warteraum der BSZ, es sind immer die selben und die werden immer älter. Sicher wird man (ziemlich bald vermute ich) die Altersgrenze hochsetzen müssen, aber irgendwann werden die, äh wir, doch weggestorben sein. Und dann?
    Und die Jüngeren (Arbeitsumfeld, Bekanntenkreis)? Versuche schon das Thema immer mal wieder anzusprechen. Kein Interesse, es gibt zu viele (vermeintliche) Argumente dagegen, aber nur eins dafür.
    Naja, ist ja vielleicht nur bei uns so, unsere Region ist auch sonst von Überalterung geprägt.

  6. #7 Friedrich-Ernst Düppe
    Feithstr. 182, 58097 Hagen
    26. November 2013

    Hallo,
    wir haben in NRW, Rheinland-Pfalz und Saarland in diesem Jahr ein Programm gestartet, 50.000 Erstspender in 200 Tagen (also zwischen dem 14.06. und 30.12.) zu gewinnen. Der einzige Anreiz dabei ist ein Foto “ich bin dabei”. Und es scheint aufzugehen. Wir werden wohl die Zielmarke erreichen. Das ist ein echter Beweis, dass auch die junge und ältere Bevölkerung, die bislang abseits stand, bereit ist, sich für ihre kranken Mitmenschen zu engagieren.