Die letzten Tage habe ich wieder mal viel zu viel Zeit vor dem Fernseher verbracht. Der Grund: Vor einigen Wochen habe ich mir via Ebay die DVDs der Fernsehreihe “Cosmos” von Carl Sagan aus den USA bestellt. Und war wie vor 25 Jahren höchst fasziniert!

Diese Reihe lief in den USA Anfang der 80er Jahre, ein gekürzte Fassung sendete 1983 auch das ZDF in Deutschland. Wer Carl Sagan nicht kennt: Er war einer der brillantesten Astronomen des letzten Jahrhunderts und mindestens ebenso brillant als Wissenschaftskommunikator. (mehr hier bei Wikipedia oder dem Carl-Sagan-Portal)

Mit seiner Reihe “Cosmos” verfolgte er ein ehrgeiziges Ziel: Zu zeigen, wie wir als Menschen in die kosmische Evolution eingebunden sind und welchen zugleich unbedeutenden wie unglaublich wichtigen Platz wir darin haben. Wie gesagt: Die Reihe reflektiert das Wissen der 70er Jahre. Aber im Rahmen der Digitalisierung für die DVD (ca. 2000) wird in kurzen “Updates” zusammengefasst, was inzwischen durch neuere Erkenntnisse korrigiert oder erweitert werden musste.

Diese alten Filme wieder zu sehen, hat mich tief bewegt. Aus verschiedenen Gründen. Zum einen weil es Sagan gelingt, eine ungeheure Emotionalität mit logischem wissenschaftlichen Denken zu verbinden. Zum anderen, weil ich (Jg. 53) mich daran erinnert habe, wie wenig ich mir damals vorstellen konnte, dass die Diskussion rund um den Kreationismus noch einmal in dieser Form losbrechen könnte. Zu schlüssig war und ist mir das evolutionäre Weltbild. Zu sehr bietet es mir auch emotional die Möglichkeit zu staunen – wenn man so will also religöse Gefühle. Dass die Welt für viele Menschen wieder zur Scheibe werden könnte, kam mir nicht in den Sinn.

Sagan war da wohl schlauer (oder desillusionierter) als ich. In dem nach seinem Roman “Contact” gedrehten Film spielt die Auseinandersetzung zwischen den “Gottgläubigen” und Jodie Foster als Vertreterin der Wissenschaft eine entscheidende Rolle.

Übrigens: Diese Reihe zeigt auch wunderbar, wie sehr sich das Fernsehen in den letzten 25 Jahren verändert hat. Sagan spricht sehr elaboriert, manchmal pathetisch, und er verlangt von Zuschauer eine Stunde lang, mitzudenken und lässt ihm dazu auch die Zeit. So viel Zeit, dass sogar ich merke, wie ich mit meinen heutigen Sehgewohnheiten anfange, ungeduldig zu werden. Damals wurde “Cosmos” weltweit immerhin von als 500 Millionen Menschen gesehen!!

Carl Sagans “Cosmos” ist übrigens jetzt auch problemlos in Europa zu bestellen. Bisher gab es die sieben DVDs nur direkt aus den USA mit Regionalcode 1. Ab 4. Februar bietet Amazon die Kassette für 46 € als UK-Import an, inklusive deutscher Untertitel, was manchmal vor allem bei Fachausdrücken helfen mag. Im Netz gibt es einige Folgen u.a. bei stage6 und natürlich Ausschnitte bei Youtube.

Nachtrag: Ein spannendes Phänomen ist ja, dass diese alten Doku-Reihen jetzt wieder ausgegraben werden und offenbar ihr Publikum finden. Auch Kenneth Clark’s “Civilisation“ (BBC) von 1969 ist jetzt wieder als DVD zu haben!

Kommentare (1)

  1. #1 L. Carone
    Januar 26, 2008

    Carl Sagan war wirklich einer der ganz großen. Eines meiner Lieblingsbücher ist “pale blue dot” bzw. auf deutsch “Blauer Punkt im All” von ihm.

    Was mir an Contact nicht so gefiel. Am Schluß des Filmes hat die Wissenschaftlerin keine Beweise für ihre Reise. Worauf hin draußen Leute mit Transparenten stehen “Ellie wir glauben Dir!” Arrgh.

    Ich weiß gar nicht, ob das überhaupt im Originalroman so drinstand. Aber ich empfand das als sehr inkonsequent. So nach dem Motto: Die ewig zweifelnde Wissenschaftlerin ist jetzt, nachdem alle Stricke gerissen sind, selbst auf den Glauben angewiesen. Ätsch!

    Also naja…