Der baldnurnochzweitgrößte Teilchenbeschleuniger der Welt, der Tevatron im Fermilab bei Chicago, soll eigentlich nur noch dieses Jahre laufen. Aber jetzt hat das Energieministerium, dem in den USA die Großforschungseinrichtungen unterstehen, Geld dafür beantragt, den Beschleuniger bis 2011 weiterbetreiben zu dürfen.

Seit der LHC doch nicht in 2008 starten konnte, ist man am Tevatron umso heißer darauf, doch noch das Higgs zu finden. Hier im Graph sieht man, wie wahrscheinlich eine Entdeckung je nach Higgs-Masse wäre:

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Höhere Energiebereiche sind durch Quanteneffekte ausgeschlossen, und die niedrigeren sind schon durch LEP abgegrast. Auch den Bereich 160 bis 170 GeV schließt man mittlerweile aus, dort hat man am meisten Daten gesammelt. Aber bis 2011 könnte man es tatsächlich schaffen, auch in den übrigen Bereichen genug zu sammeln. Dann stünden die Chancen ungefähr 50:50, das Higgs doch schon am 26 Jahre alten Tevatron zu finden!
Die 20 Millionen Dollar, die die Verlängerung kosten würde, würden sicherlich auch vielen Wissenschaftlern, grade Doktoranden, zu Gute kommen, die auf Daten vom LHC warten und sich mittlerweile zum Tevatron umorientiert haben. Allerdings wäre das eine Verletzung von Paulis anderem Prinzip:

Fermions are discovered in the US, whereas bosons are discovered in Europe.

Kommentare (4)

  1. #1 H.M.Voynich
    10/29/2009

    Angenommen, es gibt kein Higgs: wie lange müßte der LHC dann laufen, um dies mit einigermaßener Sicherheit feststellen zu können?

  2. #2 Jörg
    10/29/2009

    Oh…ehrlich gesagt keine Ahnung, und ich weiß auch nicht wie ich das rausfinden soll. Gibt es bestimmt Rechnungen zu…

  3. #3 Anhaltiner
    10/29/2009

    Also wenn das Higgs-Teilchen nicht die Masse von 120-150GeV/c2 dann muss es schwerer sein als 170GeV/c2.

    Auf https://www.wissenschaft-online.de/astrowissen/lexdt_h03.html habe ich gefunden das die Masse zwischen 113 und 130GeV liegen muss. Das sieht mir ja nach einem richtigen Wettlauf aus. Und wozu braucht man dann 7TeV (bzw. 3,5TeV) je Beam?

  4. #4 Odysseus
    10/29/2009

    Und wozu braucht man dann 7TeV (bzw. 3,5TeV) je Beam?

    In der Regel wird ja nicht die gesamte Strahlenergie bei der Kollision umgesetzt, sondern nur ein Bruchteil davon. Und selbst wenn die beiden Protonen frontal kollidieren, geht immer noch ein Großteil der Energie in Hadronenschauer, Myonen etc.
    Die Wahrscheinlichkeit, massive Teilchen zu erzeugen, wächst sehr schnell mit höherer Energie, während man bei Energien, die nur knapp größer sind als die (doppelte) Ruhemasse, schon sehr viel Glück haben muss. Außerdem zählt bei Beschleunigern nicht nur die Energie, sondern auch die Luminosity, also die Ereignisrate. Und die ist beim LHC noch einmal deutlich größer (Zahlen habe ich gerade nicht im Kopf, müsste man aber finden können). Die Datenmenge, die das Tevatron in mehreren Jahren gesammelt hat, könnte der LHC so innerhalb von Monaten erbringen.