Schnell schaut hin, hier ist Wissenschaft an der Arbeit und Wissen im Entstehen! Das heißt vor allem, dass im Moment keiner so recht weiß was richtig ist und verschiedene Ergebnisse sich widersprechen – und zwar zeitlich wie räumlich. Was aussieht, als ob keiner Ahnung hat, ist in Wirklichkeit das geordnete Chaos – der Prozess bei dem man die Wahrheit mühsam herausfinden muss.
Wie Nature berichtet, gibt es neue Erkenntnisse zum Teil der kosmischen Strahlung bei ultrahohen Energien (über 1018 eV). Das stärkste beobachtete Teilchen hatte gar unvorstellbare 1020 eV – zig Millionen mal mehr als man je am LHC oder überhaupt je in einem Ringbeschleuniger erreichen wird. Allerdings sind diese Teilchen auch sehr selten und daher beobachtet man nur wenige Ereignisse pro Jahr.
2007 hatte die Pierre Auger Kollaboration in Science erste Ergebnisse veröffentlicht. Pierre Auger ist ein Observatorium, das sich dem Studium kosmischer Strahlung vom Erdboden aus widmet. Da die Teilchen in der Atmosphäre ganze Schauer von Sekundärteilchen auslösen, kann man diese mit einem Array von Detektoren, u.a. Wassertanks und Myonendetektoren beim Pierre Auger, am Erdboden auflösen und auf das Originalteilchen zurückrechnen. Zusätzlich beobachtet Teleskope die Lichtblitze, die den Schauer in der Atmosphäre begleiten. 2007 also berichtete man über erste Hände voll Teilchen mit über 1019 eV, denn das große Rätsel ist, wie überhaupt solche Energien zustande kommen; und wie diese Teilchen es bis zu uns schaffen (sie sollten mit dem Mikrowellenhintergrund reagieren und keine intergalaktischen Distanzen schaffen). Vor 3 Jahren wies die Statistik in die Richtung, dass Aktive Galaktische Kerne, also riesige Schwarze Löcher, der Beschleuniger seien.
Aber jetzt hat man mehr solche Ereignisse gezählt, und plötzlich ist die Verbindung sehr viel schwächer geworden. Jetzt deuten nur noch 40% der Ereignisse auf AGNs hin. Und die Kollaboration setzt noch einen drauf: Es sieht sogar so aus, als ob viele der kosmischen Teilchen gar keine Protonen seien, wie bei kosmischer Strahlung niedriger Energie, sondern Eisenkerne! Wer hat Eisenkerne bestellt? Das erhöht die Schwierigkeit der Erklärung, denn wie kann man Eisenkerne so stark beschleunigen, ohne dass sie zerreißen?
Damit nicht genug, ein weiteres Experiment, das fliegende Observatorium HiRes, hat in der nördlichen Hemisphäre 10 Ereignisse beobachtet und sagt: Protonen, aus zufälligen Richtungen.
Es bleibt also spannend um die kosmischen Strahlen. Stammen die in der südlichen Hemisphäre beobachteten Ereignisse aus anderen Quellen? Was wird eine bessere Statistik solcher Ereignisse zeigen?
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