Angesichts des extremen Erdbebens von gestern, den noch nicht abschätzbaren Folgen (aber auch – das muss man erwähnen – den durch Forschung, Ingenieurskunst und strenge Bauauflagen vielleicht Millionen verhinderten Verletzten und Toten) ist es schon sehr schwierig, sich ordentlich zu informieren. Leider befinden sich zwei Atomkraftwerke in der Fukushima-Region in kritischem Zustand, und bei einem ist sogar das Außengebäude explodiert.
Leider ist es sehr schwierig, an gute Informationen zu kommen. Gerade die deutschen Medien scheinen begierig Greenpeace-Meinungen zu verbreiten. Diese überschlagen sich seit gestern in ihrer Schwärze und scheinen grad den Weltuntergang herbei zu schreien. Diese Instrumentalisierung der Katastrophe für primitive Anti-Atompropaganda finde ich einfach nur noch widerlich. Ehrlich, egal was dort passiert, wer nach dieser Panikmache noch zu Greenpeace hält ist nicht mehr mein Freund.
Stattdessen wäre es wichtiger denn je, ordentliche Informationen zu sammeln. Ich bin auch kein Experte und auch dieses Wochenende vermutlich wenig am Computer, aber vielleicht ist es ganz gut, hier Links zu echter Information zu sammeln.

Was z.B. nicht passieren kann ist eine Explosion wie in Tschernobyl, da der Reaktorkern (Graphitkern) brannte und deutlich schlechter eingepackt war. Bessere Vergleiche hört man zu Three Mile Island, wo es 1979 tatsächlich eine teilweise Kernschmelze gab, die aber mit Mühe und Glück in den Griff zu bekommen war.
In den Fukushima-Kraftwerken arbeiten die Leute auch noch und versuchen, die Situation in den Griff zu bekommen. Nochmal: Die Situation ist sehr ernst und kann Menschenleben kosten, aber Panikmache ist fehl am Platz und die Instrumentalisierung für Anti-Atomkraft-Stimmung ist absolut daneben.

Also, wenn ihr Links zu echten Informationen und Einschätzungen habt, ladet die doch bitte hier ab; ich werde versuchen den Beitrag unregelmäßig upzudaten. Vielleicht schaffen wir es gemeinsam, ein bisschen Einordnung zu betreiben.

Bei Nature’s The Great Beyond gibt es eine Übersicht zur Situation. Kritisch sind zwei Reaktoren in Fukushima Daiichi und einer in Fukushima Daini. Die Explosion hat sich in Daiichi 1 ereinigt, es ist unklar ob der Behälter beschädigt wurde, was von der Regierung aber als unwahrscheinlich angegeben wird.
Die Sueddeutsche hat eine gute FAQ-Sektion zur möglichen Lage in Fukushima.
World Nuclear News hat eine längere Einschätzung, aber die Seite ist überlastet.

Also, bitte, wenn ihr aktuellere Links habt her damit; wenn ihr echte Fragen habt her damit, es findet sich hoffentlich hier eine Antowrt dazu. Bitte postet mit Augenmaß.

Update 12:35:
Gute Berichterstattung gibt es grundsätzlich beim englischsprachigen Al Jazeera, das man online ansehen kann.

Update 13:20: Viele Informationen über Sicherheitskonzepte und Maßnahmen im Störfall hat arclight getwittert.

Update 13:30: Modellierungen der Windrichtungen ab Fukushima – aufs Meer hinaus.

Auch wenn sie “AntiAtompiraten” heißen, sie sammeln mit Augenmaß Nachrichten.

Vielleicht ganz interessant, hab ich mal vor ein paar Jahren geguckt, eine Dokumentation, wie die Katastrophe in Tschernobyl zustande kam (ist vierteilig, Link geht auf den ersten Teil).

Update 13:45: Die Meldungen sind uneins, zwischen Kernschmelze und “Es gab gar keine Explosion” in Daiichi ist alles dabei. Der letzte Stand war meines Empfindens weiterhin, dass der Reaktorbehälter unbeschädigt ist aber das Gebäude drumherum. Ich denke, es hilft jetzt nur mal eine halbe Stunde zu warten.

Wegen Überlastung der Server verteilt die IAEO auch auf Facebook Informationen.

Update 14:00: Unbedingt lesen! Wie Dampf- und Siedewasserreaktoren funktionieren im physikBlog.

Update 14:30Al Jazeera zitiert den Kabinettsprecher Yukio Edano:

The nuclear reactor is surrounded by a steel reactor container, which is then surrounded by a concrete building.

The concrete building collapsed. We found out that the reactor container inside didn’t explode.

Also, es stimmt, der Reaktorbehälter ist nicht beschädigt (ein Stahlcontainer), aber das Betongebäude drumrum ist kollabiert.

Anscheinend plant man Seewasser einzuleiten um den Kern zu kühlen. Das würde fünf bis zu Stunden dauern und insgesamt 10 Tage.
Die Explosion war eine Knallgasreaktion durch Wasserstoff, der durch den fallenden Kühlwasserspiegel entwichen ist.

Update 14:40: Hier kann man die Unterschiede zwischen dem Tschernobyl-Reaktor und Siedewasserreaktoren ansehen. Der hatte vor allem keinen Sicherheitsbehälter – eben der in Fukushima noch intakt ist.

Update 17:30: Keine neuen Nachrichten, auch die Fernsehberichte geben jetzt eigentlich den Stand von 14:30 wieder. Das CNN-Liveblog bietet auch eine gute Übersicht über alle Geschehnisse rund um die Naturkatastrophe.
Hier sieht man angeblich die Strahlungsmessungen um Fukushima. Weiß jemand mehr ob die angegebene Energiedosis größenordnungsmäßig Sinn macht?
Die Kommentare hab ich aufgegeben, poste meinetwegen jeder was er will für oder gegen Greenpeace und darüber was für eine Schande für die Scienceblogs ich bin.

Dass es immer noch heftige Nachbeben gibt kann man sich beim US Geological Survey ansehen, der sowieso zu allen Aspekten von Erdbeben tolle Informationen und Datenbanken bietet.

Wenn auch solche Katastrophen ein guter Anlass sind, etwas an Hilfsorganisationen zu spenden: Denkt dran dass z.B. Chile noch lange nicht mit den Folgen des Erdbebens vom letzten Jahr fertig geworden ist; wenn ihr spendet schickt es doch allgemein an eine Hilfsorganisation und nicht zweckgebunden, die wissen besser wie sie das Geld einsetzen sollten.

Schließlich noch eine Einschätzung beim Physikblog.

Update 17:50: Al Jazeera bringt jetzt (in ihrem Blog) leider auch mehr Spekulationen, aber ohne Belege.

Update 18:10: Etwas zur Kontroverse um die Analysen der Stabilität des Brennstoffes und des Sicherheitsbehälters bei Reuters, was aber kaum einzuschätzen ist, weil nicht dabei steht wie die verschiedenen Experten zu ihren Schlüssen gekommen sind. Ich würde eher konservativ sagen: Wer nicht vor Ort ist kann nur mutmaßen – also weiter Geduld.

Ein Querschnitt durch den einen Reaktor mit ähnlichem Sicherheitsbehälter.

Update 21:30: Auch der Internationalen Atomenergiebehörde ist gemeldet worden, dass die Explosion außerhalb des Sicherheitsbehälters stattfand und dieser unbeschädigt sei. Es wird auch bestätigt, dass bereits mit Seewasser gekühlt wird. In der Nähe des Kraftwerks seien die radioaktiven Substanzen Caesium-137 und Iod-131 gemessen worden und erhöhte Level an Radioaktivität, aber mit abnehmender Stärke.
Auf der Internationalen Skala für nukleare Zwischenfälle INES wird der Unfall als Stufe 4 (‘Accident with Local Consequences’) eingestuft. Die Skala läuft von 0 bis 7; Three Mile Island war 5, Tschernobyl eine 7.

Update 22:00: Prof. Paddy Regan hält die gemessenen Isotopen (Caesium-137 und Iod-131) für konsistent mit geringer Leckage durch Ablassen von Dampf aus dem Reaktor. Hinter dem Link gibt es weitere Informationen und Einschätzungen von Physikern, die konsistent mit den bisherigen Informationen sind.

Warum man Iodtabletten gibt – um durch die Iodblockade zu verhindern, dass radioaktive Iod-Isotopen in der Schilddrüse angereichert werden und dort Krebs verursachen kann.

Update 22:50: Anscheinend spricht grad ein Offizieller, BBC und Al Jazeera melden übereinstimmend, dass auch in Daiichi 3 die Notkühlung ausgefallen sei (1, dessen Hülle explodiert ist wird ja bereits mit Seewasser gekühlt). Außerdem wurde bekannt, dass bis zu 160 Personen verstrahlt sein könnten und bei 9 erhöhte Strahlung festgestellt wurde.

Sonntag, 13. März 2011, 10:55Eine sehr übersichtliche animierte Grafik bei der New York Times erklärt, was bislang passiert ist.

Der IAEA wurde gemeldet, dass wenigstens an den drei Daini-Reaktoren keine Notablassungen von Dampf vorgenommen werden mussten. Acht Arbeiter in Daiichi wurden verletzt: vier bei der Explosion, drei in anderen Unfällen, ein weiterer bekam eine erhöhte Strahlendosis ab. In Daini wurde ein Arbeiter bei einem Kranunfall getötet und vier weitere verletzt.

Update 11:05: Einige Überlegungen zu Strahlenschutzanzügen der Arbeiter.

Update 11:10BBC meldet in ihrem Live-Blog, dass die japanischen Behören in Daiichi 3 keine Kernschmelze annehmen, wie vorher behauptet wurde. Aber in 1 wird jetzt wohl offiziell eine partielle Kernschmelze angenommen – das würde wohl heißen dass die Messungen der Caesium- und Iod-Isotopen dies bestätigt haben müssen. Bleibt nochmal drauf hinzuweisen dass eine (partielle) Kernschmelze noch nicht unbedingt das Austreten aus dem Sicherheitsbehälter bedeutet (siehe auch Three Mile Island) oder eine gewaltige Explosion wie in Tschernobyl. Bleibt wohl aber auch wieder nur darauf zu warten, dass die IAEA die Meldung bestätigt.

Mehr als 2,5 Millionen japanische Haushalte sind ohne Strom und 1 Million ohne Wasser. Das ist die größere Gefahr für die Japaner, also ich befürchte, dass meine Sorgen um den Atomunfall sich vor allem um mich drehen und nicht um die Japaner!

Update 11:30: Eine Übersicht über die Geschehnisse in Three Mile Island. Fünf Tage hat es dort gedauert und 50% des Kerns schmolzen dabei.

Update 11:40: Auch in Daiichi 3 wurde Dampf abgelassen und jetzt wird mit Seewasser gekühlt, meldet World Nuclear News unter Berufung auf die Betreiber TEPCO. Weiß jemand wie die Kühlung mit Seewasser eingeplant war, war das immer als Notfallmaßnahme vorgesehen/vorbereitet?

Update 12:40: Ob die Kühlung mit Seewasser immer vorgesehen war habe ich nicht herausgefunden, aber warum man es nicht immer tut und wieso jetzt doch:

Saltwater is corrosive and can damage pipes so it has never been used for cooling a nuclear core, experts said. But when the explosion destroyed the system for circulating freshwater through the core, company officials thought they had little choice left but to inject cold seawater into the containment vessel. At this point, damage to the pipes is inconsequential.

von hier (Detroit Free Press/Los Angeles Times). Salzwasser kann die Rohre korrodieren, daher kann man es nicht immer einsetzen, aber jetzt wo die Kiste eh kaputt ist und nichts anderes mehr geht ist es folgenlos wenn die Rohre beschädigt werden.

Update 16:15: Um das Kraftwerk Onogawa, 155 km von Fukushima entfernt, wurden erhöhte Level Radioaktivität festgestellt, man sucht nach der Quelle. Es ist noch nicht klar, ob dies bedeutet dass der Reaktor in Gefahr ist.
Ein Diskussionsbeitrag von Josef Oehmen (der leider jetzt nach Astroturfing riecht, Nachtrag 15.03., 13:00), der ziemlich anschaulich und ruhig erklärt was vorgefallen ist und wie man vorgeht. Er ist der Ansicht, dass die Kühlung mit Seewasser klappt und da die Reaktoren ja abgestellt sind, es auch dabei bleiben wird; wo die gemessenen Isotopen Caesium und Iod herkommen (teilweise beschädigte Brennstäbe). Eine genaue Inspektion des Reaktors und der Brennstäbe wird 4-5 Jahre dauern.
Die Einleitung von Meerwasser war wohl laut Pressekonferenz gestern nicht vorgesehen gewesen.

Update 18:00: Es wird gemeldet, dass eine Pumpe in einem dritten (!) Reaktorkomplex, Tokai, ausgefallen sei. Das hieße aber dass die Notpumpen noch funktionieren/existieren?

Update 18:15 Tagesschau Newsticker:
“Der Betreiber des Atomkraftwerks Tokai hat Berichten über technische Probleme mit dem Kühlsystem dementiert. Zwar seien zwei Dieselgeneratoren, die Kühlpumpen antreiben, ausgefallen. Der dritte Generator laufe aber störungsfrei. Damit sei die Kühlung des Reaktorblocks 2 ausreichende gesichert. ”

Danke MartinB.
Also Vorsicht vor dem Reporting Bias, jetzt wird leider alles gemeldet was irgendwie in die Richtung geht, und vielleicht ohne ausreichende Prüfung.

Update 18:25: Noch zwei interessante Links aus der Mail gefischt, danke:

Wie entstand eigentlich der Wasserstoff der die Explosion der Außenhülle ausgelöst hat? Das findet sich in Kapitel 3 dieser Dissertation. Kurz: Der Wasserspiegel sinkt und legt Teile der Brennstäbe frei, und Wasser reagiert mit dem Zirkon der Hülle und wird reduziert.

Und bei Joe drüben auf den SciLogs gibt es Infos zur Bewertung des gesundheitlichen Risikos.

Update Montag, 14.03.2011, 09:25: Die Außenhülle ist explodiert aber der Sicherheitsbehälter intakt, bei der SB-Datenbank wie auch bei Daiichi Reaktor 3. Die SItuation schien ähnlich zu sein wie in Daiichi 1: Es ist Wasserstoff in der Außenhülle explodiert. Es wurden sechs Personen verletzt, aber der Kontrollraum blieb intakt, man kann vermuten dass es ähnlich wie bei Einheit 1 weiter geht mit der Seewasserkühlung; das klang wenigstens gestern abend vorsichtig positiv: Der Druck war im Reaktor gefallen, aber man war nicht sicher ob die Wasserstandsanzeige funktioniert.
Was mir noch nicht klar ist, wie der Wasserstoff aus dem Behälter in die Außenhülle gelangt, hängt das mit dem Druck ablassen zusammen? Hat da jemand etwas zu?

In Onogawa hat man keine Schäden am Reaktor gefunden, und vermutet dass die kurzfristig erhöhten Strahlenmessungen aus Fukushima stammen? Das kann schon sein da man ja Wind nach Nordosten erwartete und Onogawa nördlich von Daiichi liegt, aber immerhin 155 km!

Update 11:25: Mehr zum Aufbau des Reaktors und der Timeline der Geschehnisse. Ja, der hat ein “Atomkraft – Ja bitte”-Badge. Das finde ich genauso albern wie “Anti Atomkraft”-Sticker, aber der Artikel enthält doch gute Informationen. Und wo wir dabei sind: Der CDU/CSU-Twitteraccount hat hierher verlinkt, schön mit genehmen Zitat. Alles was die grad twittern ist Beschönigung in die andere Richtung. Auch nicht weniger widerlich.

Leider meldet jetzt auch Einheit Daiichi 2 Verlust der Kühlfunktion.

Update 11:40: Offizielles PDF mit dem aktuellen Status der Fukushima-Reaktoren.

Wie und wo der Wasserstoff herkam, scheint nicht ganz klar zu sein!

Update 13:25: Eine kleine Sammlung an Informationen des Bundesamt für Strahlenschutz.

An Daiichi 2 herrscht plötzlich Aufregung und sogar Vermutungen dass gar kein Wasser mehr im Reaktor sei und die Brennstäbe exponiert seien. Aber die Meldungen sind noch nicht einig und wahrscheinlich hilft wieder nur Warten, was tatsächlich vorliegt.

Update 17:00: Die offizielle Meldung an die IAEA bezüglich Reaktor 2 ist wenig ergiebig aber auch weniger dramatisch als manches was in der ersten Unsicherheit herumgeisterte (und vielleicht auch zu früh gemeldet wurde). Lediglich dass der Wasserstand abgesenkt vorgefunden wurde und mit Seewasser nachgefüllt wird. Es bleibt abzuwarten, wie so vergleichsweise plötzlich aus ersten Pumpenproblemen ein möglicher vollständiger Trockenlauf wurde.
Aber neu ist, dass gestern kurz der Seewasser-Vorrat für Einheit 1 und 3 knapp wurden – und die Einspeisung unterbrochen wurde, aber inzwischen wieder aufgeholt wurde.
Außerdem gibt es eine Liste der evakuierten Ortschaften. Etwa 185000 Einwochner wurden evakuiert.

Update 18:00: Die Situation in Einheit 2 scheint wirklich ernst gewesen zu sein, die Brennstäbe müssen je nachdem wo man liest ganz oder teilweise freigelegt worden sein; weil eine Seewasser-Pumpe kein Benzin mehr hatte. Man hat Druck abgelassen, und dann erhöhte Strahlungslevel gemessen die auf eine wenigstens teilweise Beschädigung der Brennstäbe schließen lassen. Wie stark die gemessene Strahlungsdosis war wird vielleicht im nächsten IAEA-Report stehen.

Update 18:35: Nature berichtet über das globale Radioaktivität-Messnetzwerk, das die Daten permanent bereitstellt, aber nur den Mitgliedsstaaten direkt. Nach dem Tsunami 2004 wurden die Erdbebendaten frei verfügbar, aber die Mitgliedsstaaten stellen die Radioaktivitätsmessungen leider noch nicht zur Verfügung!

Update 19:10: Snopes enttarnt die gefälschte Karte der Verbreitung möglichen Fallouts.

Dienstag, 15. März, 7:50: Leider ist die Situation über (unsere) Nacht eskaliert, und in Daiichi 2, in dem gestern der Wasserspiegel stark abfiel (und spätere Berichte noch angaben auch nicht schnell zum Steigen zu bewegen war) ist der Sicherheitsbehälter anscheinend beschädigt worden. (Nachtrag: Klar ist nicht dass er beschädigt wurde, da ja durch den Brand in 4 Radioaktivität austrat und dort lokal die Strahlungsdosis sehr viel höher war). Es gab eine Explosion um 18:20 Uhr Ortszeit.
Zudem ist auch noch das Lager für verbrauchte Brennstäbe (?) beim eigentlich abgeschalteten Reaktor 4 in Brand geraten (mittlerweile gelöscht) und Radioaktivität sei frei geworden! Um das Kraftwerk 4 stieg kurzzeitig die Strahlendosis auf lebensgefährliche 400 Millisievert pro Stunde, zwischen 2 und 3 auf 30. Normalerweise wird eine Höchstdosis von 10 Millisievert pro Jahr erwartet, wer also noch in Fukushima arbeitet dürfte verstrahlt worden sein. Ich hoffe, dass Karten öffentlich gemacht werden wie sich die Strahlung verteilt und wie schnell sie abnimmt.

Nachtrag: Es ist gar nicht klar dass Behälter 2 beschädigt ist; die Quelle der Strahlung war vor allem der Brand bei Kraftwerk 4.

Update 9:35: Nach den Angaben von Nature spricht doch mehr für eine Beschädigung des Behälters 2, da die höchste Dosis bei Einheit 3 gemessen wurde, nicht 4; wobei wenn die Tabelle mit den Werten vom Tor der Anlage stimmt (die ist plötzlich in Mikrosievert), die Dosis mit 0.5-8 mS/h doch schon einen Faktor hundert niedriger war. Die Übersicht über Strahlenmessungen in Japan zeigt nur ein unbefriedigendes “under survey”. Ein kohärenteres Bild lässt sich nicht zusammenbasteln bis jetzt, leider.

Update 13:00: Lars bloggt zur Gefahr durch die abgebrannten Elemente in den Abklingbecken.

Der IAEA wurde gemeldet, dass die Strahlendosis vor Ort wieder stark gefallen ist.
Nachtrag: Das ist der Stand von heute morgen um 8 (unserer Zeit).

Update 19:15: Ein Beitrag zu Gesundheitsrisiken und Strahlendosen

Eine ziemlich geniale Zusammenfassung von allem, was wir bisher wissen im Economist.

It is too early to say how Fukushima fared with the calamity, all things considered. Much of the damage seems to have been caused by the tsunami wrecking the diesel generators–a single failure that resulted in a series of others, and was, in turn, compounded by them. Surely, though, planning for such contingencies can reasonably be considered part and parcel of the technology writ large. And this failed on too many fronts. Switching rooms were flooded. Auxiliary power systems failed. And that is before the full extent of the damage suffered by the reactors is known for sure. True, in accordance with safety regulations, these were designed to withstand tremors of magnitude 8.2. That they survived relatively unscathed through a magnitude 9.0 earthquake–ie, one that, given the scale’s logarithmic nature, was approximately 15 times more powerful–seems remarkable. But an expensive installation was ruined, lives were lost and hazardous levels of radiation leaked into the atmosphere. If no further harm is done, an amount of damage comparatively small when set against the many thousands of lives lost across all affected areas might be seen as a victory–but hardly one to celebrate.

Und auch Geoff Brumfiel hat in Nature News ein kritische Zusammenfassung der Geschehnisse und der (möglichen) Konsequenzen.

Ihr solltet auch nicht die Stellungnahme des DPG-Präsidenten drüben bei Christian übersehen.

Update 20:50: Ich habe mal versucht herauszufinden, wie stark das Erdbeben denn in Fukushima selbst war. Denn man liest ja immer, dass das Kraftwerk bis 8.2 ausgelegt war aber das Erdbeben 8.9 betrug (mittlerweile auf Magnitude 9.0 korrigiert). aber natürlich liegt Fukushima nicht im Epizentrum und hat daher ein Erdbeben geringerer Magnitude erfahren.
Der US Geological Survey bietet die Möglichkeit, selbst erlebte Erdbeben einzutragen und stellt die ausgewerteten Daten bereit. Die Meldungsdichte zum Erdbeben vom Freitag in Japan ist verständlich gering, was die Auswertung nicht sehr genau macht. Es finden sich nur vier Meldungen für die Region Fukushima, die auch auf ganze Intensitäten (Mercalliskala, da aus Beobachtungen) gerundet sind. In diesem Intensity Summary aber wird eine Intensität von 7.9 angegeben. Aber zudem sind Mercalliskala und die gemessene Momente-Magnituden-Skala auch nicht direkt umrechenbar.

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In diesem Plot sind alle gemeldeten Beobachtungen eingetragen. Da lässt sich leider aus der Punktwolke auch wenig entnehmen, die Linien die da reingefittet sind…naja…

Aber Fukushima liegt 178 km entfernt. Wenigstens dass die Magnitude wohl in dieser Entfernung näher an 8 als an 9 liegt kann man vermuten. Ich hoffe, jemand kennt Quellen für bessere Karten der Stärke, dann bitte melden per Mail, Twitter, Facebook oder Briefschildkröte.

Update 16.03., 16:30: Eine Google Map mit einer Übersicht über Zeitserien an Strahlungsmessungen, zum Großteil inoffizielle Messungen (von Privtaleuten).

Und eine genauere Analyse und Darstellung der offiziellen Daiichi-Daten.

Eine Sammlung aller Nature-Artikel zum Thema.

Ein geleaktes Protokoll von 2008, in dem die IAEA die Erdbebensicherheit in Japan in Frage stellte.

Update 19:35: Das mit den 178 km vom Epizentrum stimmt nicht, die nächsten Stationen hier sind MYG012 und MYG013, und da war die Intensität schon 9.

Update 20.03., 15:00: In den letzten Tagen scheint die Kiste kurz vorm Abgrund abgebremst worden zu sein. Die Reaktoren sind einigermaßen stabilisiert. Die Hauptsorgen haben die Abklingbecken gemacht, weswegen auch die Wasserwerfer- und dann Feuerwehraktionen nötig wurden. Zunächst wurde – scheinbar wenigstens etwas erfolgreich – das Abklingbecken von Reaktor 3 wieder aufgefüllt (nicht der Reaktor, der wird doch mit Seewasser gekühlt). Die Wasserwerfer waren nicht kräftig genug, aber die Feuerwehr-Aktion scheint etwas Erfolg gehabt zu haben. Abklingbecken 4 soll folgen, worin übrigens nicht nur abgebrannte Brennstäbe lagen, nicht nur einzelne aktive, nein der GANZE VERDAMMTE KERN von Reaktor 4 liegt da drin m(
Positiver ist da, dass die externe Stromversorgung teilweise wiederhergestellt ist und wenigstens 5 und 6 wieder gekühlt werden.

Im japanischen Fernsehen hat man niedliche Dioramen der Reaktoren.

Einige Bemühungen gibt es, die Strahlenbelastung zu veranschaulichen. Hier etwas von BoingBoing, aber richtig richtig gut ist die Grafik von xkcd, und hier ist eine weitere crowdsourced Strahlungskarte.

Die Unfälle haben jetzt auf der INES-Skala teilweise Level 5 erreicht, den Status von Three Mile Island.

Update 21.03., 21:50: Die Zusammenfassung to end all Zusammenfassungen im physikBlog.

Kommentare (623)

  1. #1 Gebinsel
    03/12/2011

    #Yokosonews Berichtet auch sehr sachlich und übersetzt das japanische Fernsehen seit gestern (ins Englische) und hat sogar Twitter- und Facebookplattformen eingebunden. Hauptaugenmerk liegt zwar auf der Katastrophe allgemein, aber zwischen durch geht er immer mal wieder auf den AKW Vorfall ein:
    https://www.ustwrap.info/multi/foxtokimekitonight::tbstv::yokosonews

  2. #2 lab
    03/12/2011

    Jemand von Gruppe A hat etwas Böses/Unseriöses/Falsches/nicht meiner Meinung entsprechendes gesagt. Ich sage aber nicht wer es war, was er gesagt hat oder wann. Aber es war so schlimm, dass niemand mehr den Namen A erwähnen darf. Und wer A immer noch nicht so schlecht findet wie ich, ist nicht mehr mein Freund.
    So. Basta.
    Es geht doch nichts über den gelebten Geist freier Wissenschaft…

  3. #3 obi
    03/12/2011

    @andreas: manchmal ja, bin ich der meinung…und in der politik wird das sowieso ständiig und ununterbrochen gemacht…

  4. #4 Frank Lübberding
    03/12/2011

    Sie haben einen interessanten blog, der tatsächlich versucht das Geschehen sinnvoll einzuordnen. Wenn auch das bashing bisweilen nicht gnaz berechtigt ist. Aber eine Frage habe ich dann doch: hätten Sie dieses Ereignis am Mittwoch für möglich gehalten?

  5. #5 Hel
    03/12/2011

    Nix Genaues weiß man immer noch nicht.

    Die “Süddeutsche” schreibt etwas über den für Fukushima verantwortlichen, privaten Kraftwerkbetreiber Tepco, siehe https://www.sueddeutsche.de/wissen/hintergrund-atomkraftwerks-fukushima-jahre-alter-meiler-mit-unruehmlicher-vergangenheit-1.1071229

  6. #6 BreitSide
    03/12/2011

    Also ich hab jetzt (zwischen ntv und n24 zappend) zwei Interviews mit Experten gehört: einer von G…(deren Namen man nicht sagt), einer von der G..(einer Einrichtung des Bundes).

    Und ich muss sagen, der Experte von der G.. klang wesentlich besorgter als der von G….. Er sprach zB von “Handlungsunfähigkeit” in Japan und recht sarkastisch über die Meerwasserkühlung, obwohl sie “logisch” sei.

  7. #8 radicchio
    03/12/2011

    das erbeben hat nicht bewiesen, wie gefählich atomkraft ist.
    es hat bewiesen, wie gefährlich erdbeben sind.

  8. #9 Juergen
    03/12/2011

    Zu Energiefragen immer bei The Oil Drum nachlesen! Zu diesem Thema:

    https://www.theoildrum.com/node/7636#comment-775057

    Dort sind regelmässig Leute, die ernsthaft Ahnung haben. Natürlich kann
    auch da die Diskussion “explodieren”…

    Juergen

  9. #10 noch'n Flo
    03/12/2011

    Ich möchte doch mal die Atomkraftgegner bitten, genau zu erklären, wie sie sich diese Welt (und vor allem die Industrieländer) ohne Atomstrom vorstellen. Wie die grossen Mengen Energie, die diese Länder verschlingen, alternativ erzeugt werden sollen. Bzw. wie an anderer Stelle in wirklich grossem Stil Energie eingespart werden soll und wer die ganzen notwendigen Umrüstungen bezahlen soll.

    Hehres Herumgeschwafel klingt immer erstmal ganz toll, aber wenn es darum geht, brauchbare Lösungen zu erarbeiten, sind die entsprechenden Herrschaften dann meistens ganz schnell verschwunden.

  10. #11 HMue
    03/12/2011

    ‘Ehrlich, egal was dort passiert, wer nach dieser Panikmache noch zu Greenpeace hält ist nicht mehr mein Freund.’

    Ich glaube nicht, daß ich das überhaupt sein möchte.

  11. #12 BreitSide
    03/12/2011

    radicchio·
    12.03.11 · 16:28 Uhr

    das erbeben hat nicht bewiesen, wie gefählich atomkraft ist.
    es hat bewiesen, wie gefährlich erdbeben sind.

    Tja, daran hätte man halt denken können, als man die AKWs gebaut hat, oder?

    Ein Fall von einem Hochhaus ist auch nicht gefährlich. Gefährlich ist nur die Landung.

  12. #13 cheeseman
    03/12/2011

    also wissenschaftlicher Diskurs sieht anders aus, hier ist es ja nur mehr unsachlich. schwach!

    Hier wird über Greenpeace geschimpft, nur um davon abzulenken, dass wir uns etwas anderes nicht eingestehen wollen – nämlich dass wir uns die Erde mittels Technik nicht Untertan machen können.

    Genau aus diesem Faktum heraus, bin ich gegen jede hochriskante Technologie die Menschenmassen gefährdet (ins besondere wenn diese übernationale Folgen hat), egal welchen Nutzen sie hat. Wenn eine Technologie zum Tod vieler Menschen führen kann. dann hat sie ihre Kernaufgabe nicht erfüllt, nämlich dem Menschen zu dienen, zu helfen. Ökonomen würden wohl sagen, die Kosten haben die Nutzen überschritten. Und dies kann für mich sogar so weit führen, dass der Mensch sogar auf gewisse Annehmlichkeiten verzichten muss. Lieber gesund am Leben, als Tod mit Computer.

    Energieversorgung ist ein sehr sehr kompliziertes Thema mit vielen unterschiedlichen Ebenen, nur Wind oder nur Öl wird hier sicher nicht die Lösung sein, aber das aktuellen System ist nicht nachhaltig und wird enorme negative Folgen mit sich bringen.

    Und um ein paar Fragen gleich abzufangen:
    AKWs in geologisch hochaktiven Gebieten sind sehr riskant, aber auch AKWs auf relativ sicherem Festland haben immer ein Restrisiko, sowohl von geologischer als auch antropogener Perspektive. Also wenn es möglich ist, sollte auch in Deutschland Atomstrom wegfallen, denn auch hier kommt es immer wieder zu kritischen Zwischenfällen, zumeist sogar ohne externen Einfluss. Und es gibt viele Alternativen!

    Ein Super-GAU, egal ob jetzt in Japan oder ein anderes Mal, ist unausweichlich, wir können mittels Technik lediglich die Wahrscheinllchkeit verringern!

    Zur Medienberichterstattung: Der Großteil der Medien berichtet sachlich zu dem, was sie an offiziellen Informationsquellen erhalten. Das diese oftmals wiedersprüchlich sind, kann nicht den Medien vorgeworfen werden. Und das wir sie oftmals in subjektive Zusammenhänge bringen, schon gar nicht.

    Aber es ist natürlich das Wichtigste im Moment, einzelne Personen einer ungeliebten Organisation zu suchen, die überzogen reagieren. Genau das ist ja unser Problem, Ökos die freie, sichere Technologien fordern.

    Weiter zu einem Poster oben, der sich so über die nationalen Interessen von Deutschland beschwert hat: Ich bin Österreicher und bei weitem kein national denkender Mensch, aber aus irgendeinem Grund interessiert es mich auch, welche Auswirkungen das ganze auf Österreich haben könnte. Sowohl gesundheitlich, als auch wirtschaftlich.

    Die wissenschaftlichen Details werden erst im nachhinein sichtbar werden und werden dann hoffentlich genauestens analsysiert und Konsequenzen gezogen.

    Finde das Ganze aber gerade aus sozialwissenschaftlicher Perspektive am aller interessantesten. Wir können live vor Inet und TV mitverfolgen und abwarten, ob es und wenn ja, wann es zu einer riesigen Katastrophe kommt. Unglaubliche Gleichschaltung der Gesellschaft. Und zweitens, wie sich die Menschen in Japan verhalten. Ich wäre ja sofort weggeflogen, doch davon höre ich bis dato noch kaum was.

    Und um mein Posting in Kontext zu setzen: Bin noch Umweltsystemwissenschafts-Student in Graz mit Schwerpunkt Geografie und Umweltschützer aus der freien Szene und war bis gestern gegenüber Atomkraft unter bestimmten Rahmenbedingungen noch ein wenig offen, da ich selber Elektrotechniker bin. Das hat sich für mich geändert, denn die ominöse Sicherheit gibt es nicht! Somit sollten wir zuerst einmal die nachhaltigen Technololigien nutzen, und danach können wir über Komplementärtechnologien reden, die nicht ökologisch, riskant oder undemokratisch sind.

    Hier noch ein Link zum Erdbeben vom USGS, wenn auch vermutlich schon bekannt:
    https://earthquake.usgs.gov/earthquakes/eqinthenews/2011/usc0001xgp/#details

  13. #14 Frida
    03/12/2011

    Ganz gleich, wie ich persönlich zu dem Thema Atomkraft stehe – ich bin vollkommen Ihrer Ansicht, die Berichterstattung und Ausbeutung dieser Katastrophe ist widerlich.

    Ich bin schockiert, wie wenig Pietät, Mitgefühl und Empathie mit der japanischen Bevölkerung gezeigt wird. Statt (moralisch) zu helfen, und sei es nur mit Spenden, einfühlsamen Worten oder mit Menschenketten im Angedenken an die japanischen Opfer, organisiert sich eine best gelaunte Truppe zu “AntiAtomkraftKetten” (“die Stimmung ist gut” ), überall wird fast hämisch über die ach so vorhersehbaren Folgen referiert und belehrt (“selbst schuld, wie kann man nur in einem Erdbebengebiet AKW’s bauen? “), die Politik und auch Greenpeace profilieren sich und lenken die Diskussion auf unser Land, sensationsgeil wird in den Kommentaren eine Panikmeldung nach der anderen verbreitet usw.
    Ist jetzt wirklich der Zeitpunkt dazu? Ich denke: NEIN. Ich finde es einfach nur beschämend.

    Hier noch ein brauchbarer Link, falls nicht schon vorhanden:
    CNN Blog mit aktuellen Nachrichten
    https://news.blogs.cnn.com/category/world/japan/2011-tsunami/

  14. #15 Hel
    03/12/2011

    @Flo

    Ich möchte doch mal die Atomkraftgegner bitten, genau zu erklären, wie sie sich diese Welt (und vor allem die Industrieländer) ohne Atomstrom vorstellen.

    Meinste nicht, dass dies in einem gesonderten Thread besser aufgehoben wäre? Ich als Atomkraft-Gegner jedenfalls widerstehe hier und jetzt der durchaus verlockenden Versuchung 😉 Nee, aber im Ernst: Sollten wir, egal ob Atomkraftbefürworter oder -gegner, nicht lieber bei diesem Vorfall (dessen Ausmaß immer noch nicht klar ist) bleiben, bevor wir nach der G…-Debatte noch eine weitere Grundsatzdebatte anfangen? Peeaaace, Flo… Pleeaaase…

  15. #16 Dietmar Hilsebein
    03/12/2011

    @ noch’n Flo

    Ich denke, daß beginnt im kleinen, beim Einzelnen: was sind die wahren Bedürfnisse des Menschen? Wie viel wird beworben, produziert, was nicht benötigt wird? (E.Fromm: Haben oder Sein)

  16. #17 Frida
    03/12/2011

    Ganz gleich, wie ich persönlich zu dem Thema Atomkraft stehe – ich bin vollkommen Ihrer Ansicht, die Berichterstattung und Ausbeutung dieser Katastrophe ist widerlich.

    Ich bin schockiert, wie wenig Pietät, Mitgefühl und Empathie mit der japanischen Bevölkerung gezeigt wird. Statt (moralisch) zu helfen, und sei es nur mit Spenden, einfühlsamen Worten oder mit Menschenketten im Angedenken an die japanischen Opfer, organisiert sich eine best gelaunte Truppe zu “AntiAtomKetten” (“die Stimmung ist gut” ), überall wird fast hämisch über die ach so vorhersehbaren Folgen referiert und belehrt (“selbst schuld, wie kann man nur in einem Erdbebengebiet AKW’s bauen? “), die Politik und auch Greenpeace profilieren sich und lenken die Diskussion auf unser Land, sensationsgeil wird in den Kommentaren eine Panikmeldung nach der anderen verbreitet usw.
    Ist jetzt wirklich der Zeitpunkt dazu? Ich denke: NEIN. Ich finde es einfach nur beschämend.

    Hier noch ein brauchbarer Link, falls nicht schon vorhanden:
    CNN Blog mit aktuellen Nachrichten
    https://news.blogs.cnn.com/category/world/japan/2011-tsunami/

  17. #18 obi
    03/12/2011

    @noch n floh: es gibt durchaus sehr solide konzepte, die ohne atomstrom auskommen, sie sind vielleicht nicht ganz so rentabel, aber wenigtens sicher…solarstrom ist zwar in der erstanschaffung teuer, aber auf lange sicht rentiert es sich auf jeden fall…niemand sagt das man von heute auf morgen auf regenerative energien umschalten kann, aber länder wie japan machen ja sogar genau das gegenteil, und planen weiter fröhlich den bau neuer meiler…
    guck dir italien an, auch industrieland, die haben auch den ausstieg geschaft…finnland australien, habens noch nie gebraucht, die haben auch alle konzepte…aber in deutschland istmomentan die atomlobby noch zu stark, das heißt aber nicht da es unmöglich ist ohne AKW auszukommen!

  18. #19 cheeseman
    03/12/2011

    Mir scheint als ob auf Jene, die helfen wollten, nicht gehört wurde und sich die Tauben jetzt in selbstgerechter Mitleids-Tour vereinen!

  19. #20 Kasriel
    03/12/2011

    Mal eines Vorweg.
    Wer bei sollchen Berichten Erwartet das Wahrheitsmäßig berichtet wird, sollte mal das Brett vorm Kopf abnehmen. Warum.
    Worum geht es wohl. Um Geld und um viel viel Geld
    Regress und Versicherungsansprüche. Aus diesem Grund werden gerade in Japan deutlich zu sehen, die Auswirkungen und der Unfall runtergespielt.
    Diese Meinungsmanipulation ist nichts neues. Das ist in Kriegszeiten und anderen großen Unglücken auch so. Irak Krieg, 11 Sep, Euro Umstellung, Wiedervereinigung usw usw.

    Mit Sicherheit Beweisen gerade die Verniedlichungen der AKW Katastrophe, das das Problem gößer ist, als wir uns Vorstellen mögen.

    Desweitern ist klar ersichtlich, das ein AKW nicht mehr Steuerbar ist in Krisenzeiten, Egal durch was. Jeder der immer noch nicht verständen hat was das für eine Gefährliche Technologie ist, sollte sich mal schlau machen. Wenn dort etwas Passiert , gibt das Auswirkungen auf die nächsten 40- bis 100 jahre, die Bodenvergiftung und dadurch Grundwasser Vergiftung usw. Kontaminierter Regen Menschen sterben an inneren Blutungen, Krebs, Leukemie, Missbildung usw. Und das über Jahrzehnte.
    Ein Risiko besteht bei jeder Technologie, Nur das Risiko, Beraubt uns uns und unserern Kinder / Kindern die Lebensgrundlage unwiederbringlich.

    Was das leben ohne Atom angeht, ist recht einfach. Alle Geräte werden wieder mit an uns aus Knopf sein, dann Verbrauchen sie kein Strom, Energiesparmöglichkeiten sind immens. Nur müssen wir sie auch nutzen.

  20. #21 buzzti
    03/12/2011

    Folgende Karte zeigt die Strahlenbelastung in der Kraftwerksumgebung. Weiß die aktuellen Werte, grau die Spitzenwerte. Die Werte sind in nano-Gray pro Stunde [nGy/h]

    https://www.atom-moc.pref.fukushima.jp/dynamic/C0002-PC.html

    (via “Datenschreck” auf Twitter)

    Keine Ahnung ob das wirklich aktuelle Werte sind, da sie mir doch relativ niedrig erscheinen. Auf ein Jahr hochgerechnet wären 100 nGy/h ja kaum ein Milli-Sievert. Der Twitter-User meint es handele sich um mikro-Sievert, aber unten steht doch nGy/h?

  21. #22 Christian Berger
    03/12/2011

    @pablo Die NHK produziert jede Stunde eine Live-Sendung auf Englisch zu dem Thema. In der restlichen Zeit zeigen die entweder:

    1. Einen japanischen Nachrichtenkanal mit Live-Bildern aber im Ton laufen Tsunami-Warnungen in verschiedenen Sprachen.

    2. Den japanischen Nachrichtenkanal mit Simultandolmetscherinnen.

    3. Die Wiederholung der Live-Sendung.

    Im Moment sind die im Modus 3.

    Die Live Sendung wird immer zur vollen Stunde produziert.

    In Modus 1 und 2 blenden die noch ein, wann die nächste Live-Sendung kommt. Zur Zeit sind aber auch die Live-Sendungen ziemlich ähnlich. So viel tut sich ja jetzt auch nicht mehr. Da drüben ist jetzt Nacht.

  22. #23 hvoel
    03/12/2011

    Ich schau mir das Hin und Her um die Atomenergie jetzt schon gute 50 Jahre an. Als junger Mann hat mir ein Onkel (Dipl.Ing.) einmal dargelegt, wie sicher diese Energieform ist. Dass das auf lange Sicht nicht stimmt, wurde seitdem zur Genüge bewiesen. Allerdings sehen das einige Leute anders. Mit ihnen darüber zu diskutieren ist zumeist sinnlos. Selbst Leute vom Fach sind manchmal unbelehrbar. Ich setze auf vernünftige Mehrheiten und hoffe weiter auf die Stimme der Vernunft.

    Maulkörbe an Tagen wie gestern und heute auszuteilen ist für mein Empfinden nicht angebracht. Es geht ja in dieser Frage nicht allein um die Betroffenen von heute sondern auch um die von morgen und das könnten meine Enkel sein.

  23. #24 cheeseman
    03/12/2011

    weiß eigentlich wer alternativen für Atomstrom in Japan?
    Solarthermie und Wasserkraft würden mMn nicht reichen, Stromimport wäre dann meine nächste Wahl.

    Bin da nicht der Experte dazu, würde aber gerne genaueres dazu wissen, da die Atomenergie für Japan gerne als alternativlos hingestellt wird.

  24. #25 Gebinsel
    03/12/2011

    *AUF DEN TISCH SCHLAG*
    Boah Kinders. Sacht mal. Schafft ihr den Synthetischen Schritt nicht einzusehen dass beide Recht haben?! Das viele der Toten in Japan durch das Erdbeben bedingt sind, was von der Atomgegnerseite etwas vorschnell als Beweis für die verheerende Kraft von Atomenergie gefeiert wurde, um nun den ständigen Verharmlosungen und “muss so seins” der Atomlobby mal etwas entgegen zusetzten. Gleichzeitig aber Kernkraftwerke ein unkalkulierbares Risiko darstellen, da immer etwas unvorhergesehenes wie Umweltkatastrophen geschehen können, welches die ganzen provitmotivierten Sichherheitsversprechungen als oberflächliche Zusage zwecks Kundenaquise entlarven, wie sie in Japan auch offiziell von der japanischen Regierung bestätigt schon über 90 Menschen das Leben gekostet hat?!
    Die Motivation der Seite war / ist es Sachliche Informationen zusammenzutragen, auch wenn vielleicht vom Seitenbetreiber ein paar kritisch wissenschaftlich arbeitende Greenpeace Mitarbeiter zu unrecht gebashed wurden, dann bitte links zu deren Sachanalysen und keine groben Unterstellungen. Wenn ihr das wirklich ausramboen wollt, wer argumentativ den Längeren hat, warum nicht in einem andren Forum? Hier Links zur Sachlage bitte. Wenn da Wikileaks Dokumente zu nem geplanten Versicherungsbetrug oder Finanzanalysen zum Aufbau und mangelnder Versicherung von TEPCO dabei sind, gerne her mit. Aber so grobe Meinungsbilder bitte wo anders.
    Genervte Grüße
    Gebinsel

  25. #26 Hel
    03/12/2011

    @Dietmar Hilsebein

    *Ironie-Modus an* Mein iPhone funzt auch ohne Atomstrom! *Ironie-Modus aus*

    @all

    Leute… Hier gehts um Japan, das nach einem gewaltigen und mehreren mittleren Folge-Erdbeben, einem 10 Meter-Tsunami, Raffinerie-Bränden und vermutlich eher fünfstelligen Totenzahlen zurzeit noch eine Nuklearkatastrophe befürchten muss.

    @Cheeseman

    Ach, ist doch alles bloß eine Frage der landesindividuellen technischen Möglichkeiten, ökonomischen Sachzwänge und des politischen Willens… Soll heißen: Einfache Antworten gibts dazu nicht.

    @Gebinsel

    Stimme vollumfänglich zu.

  26. #27 noch'n Flo
    03/12/2011

    @ Kasriel:

    Was das leben ohne Atom angeht, ist recht einfach. Alle Geräte werden wieder mit an uns aus Knopf sein, dann Verbrauchen sie kein Strom, Energiesparmöglichkeiten sind immens. Nur müssen wir sie auch nutzen.

    Also dass allein der Verzicht auf stand-by-Funktionen schon alle AKWs überflüssig machen soll, wage ich doch ernsthaft zu bezweifeln.

  27. #28 Dietmar Hilsebein
    03/12/2011

    @ Hel

    Trotz Ironie: sind iPhones, die ja produziert werden müssen, irgendwie wichtig? Gewiß, der Mensch ist ein soziales Wesen, das kommunizieren möchte -dagegen ist nichts zu sagen. Aber: ist die Kommunikationsfähigkeit des Menschen dabei gewachsen?

  28. #29 BreitSide
    03/12/2011

    Wenn ich das richtig verstanden habe, ist dies hier ein treffendes Beispiel für das so Vielen (Churchill, Woody Allen etc) zugeschriebene Bonmot von der Schwierigkeit von Vorhersagen, falls diese die Zukunft betreffen sollten.

    Das AKW war, wie ich hörte, für ein Beben von 8,0 geplant, und hier waren es 8,9. Erheblich mehr, das das ja mW eine logarithmische Skala ist.

    Und dann noch ein Tsunami, damit hatte offensichtlich gar keiner gerechnet. Der hat ja offensichtlich die Notstromaggregate lahm gelegt.

    Beim Blick von oben sieht es ja so aus, als ob die Anlage praktisch im Meer läge.

    Hat natürlich den Vorteil, dass relativ leicht mit Meerwasser gekühlt werden kann, dann geht halt alles ins Wasser und nicht in die Luft.

    Besonders tragisch ist ja, dass das AKW offensichtlich in ein paar Wochen oder Monaten eh hätte abgeschaltet worden.

  29. #30 Frank Lübberding
    03/12/2011

    Gebinsel

    Sachinformationen sind immer nützlich. Nur ist das wie nach dem 8. August 2007. Da wusste jeder, der sich kritisch mit Finanzmärkten beschäftigt hatte, dass unser Bankensystem Pleite war. Es ging dananch nur noch um die Rettung des Kapitalismus angesichts rauchender Trümmer. Natürlich hat das die Politik, mit einer Mischung aus Interesse und schlichter ökonomischer Igonranz, nicht in der Weise thematisiert wie Leute wie Thomas Strobl (um nur meinen Co-Blogger zu nennen).

    Mich erinnert die heutige Debatte an den 9. August 2007. Nur stehen dieses Mal nicht unsere neoklassisichen Ökonomen im Blickpunkt … . Man hat den Eindruck, es betrifft Naturwissenschaftler.

  30. #31 Tomtom
    03/12/2011

    Der verbaute Sicherheitsbehälter (an dem scheinbar alles hängt) ist offenbar ein “General Electric Mark 1”. Beschrieben wird das Design hier:
    https://www.nrc.gov/reading-rm/basic-ref/teachers/03.pdf

    Schwächen des Designs kann man hier nachlesen:
    https://www.nirs.org/factsheets/bwrfact.htm

    Angeblich hat sich auch Harold Denton, NRC-Direktor für Reaktorsicherheit wird (leider ohne Quelle) oftmals so zitiert:
    “Mark I containment, especially being smaller with lower design pressure, in spite of the suppression pool, if you look at the WASH 1400 safety study, you’ll find something like a 90% probability of that containment failing.”

    Tomtom

  31. #32 BreitSide
    03/12/2011

    noch’n Flo·
    12.03.11 · 17:18 Uhr

    @ Kasriel:

    Was das leben ohne Atom angeht, ist recht einfach. Alle Geräte werden wieder mit an uns aus Knopf sein, dann Verbrauchen sie kein Strom, Energiesparmöglichkeiten sind immens. Nur müssen wir sie auch nutzen.

    Also dass allein der Verzicht auf stand-by-Funktionen schon alle AKWs überflüssig machen soll, wage ich doch ernsthaft zu bezweifeln.

    Bitte jetzt keine Strohmänner aufbauen! Es ist schlimm genug.

  32. #33 Milan
    03/12/2011

    “das erbeben hat nicht bewiesen, wie gefählich atomkraft ist.
    es hat bewiesen, wie gefährlich erdbeben sind. ”

    Und das die Menschheit noch immer nicht in der Lage ist zu 100% sichere Atomkraftwerke zu bauen.
    Der Schluß daraus sollte der gleiche sein: weg mit der Atomkraft!

  33. #34 BreitSide
    03/12/2011

    obi·
    12.03.11 · 16:56 Uhr

    @noch n floh: es gibt durchaus sehr solide konzepte, die ohne atomstrom auskommen, sie sind vielleicht nicht ganz so rentabel, aber wenigtens sicher…solarstrom ist zwar in der erstanschaffung teuer, aber auf lange sicht rentiert es sich auf jeden fall…niemand sagt das man von heute auf morgen auf regenerative energien umschalten kann, aber länder wie japan machen ja sogar genau das gegenteil, und planen weiter fröhlich den bau neuer meiler…
    guck dir italien an, auch industrieland, die haben auch den ausstieg geschaft…finnland australien, habens noch nie gebraucht, die haben auch alle konzepte…aber in deutschland istmomentan die atomlobby noch zu stark, das heißt aber nicht da es unmöglich ist ohne AKW auszukommen!

    Atomkraft ist doch nur rentabel, wenn der Staat (also der Steuerzahler) die gesamten Risiken übernimmt.

    Heutige(!) Windenergie ist ja schon fast so billig wie abgeschriebene(!) AKWs, mit deren Billigkeit ja immer so gerne geworben wird. Neue AKWs können da nie und nimmer konkurrieren.

  34. #35 Rüdiger Kladt
    03/12/2011

    Was für Dogmatiker sind denn hier am Werk.

    Im Moment sieht es doch so aus, als ob Japan eine der größten Naturkatastrophen seiner Geschichte dank guter Vorbereitung relativ glimpflich hinter sich bringen könnte. Mit dieser Aussage möchte ich nichts verharmlosen und es wäre wünschenswert, wenn keine Menschen dabei ihr Leben hätten lassen müssen. Mein Mitleid und meine Anteilnahme gilt allen Betroffenen. Trotzdem ist vorstellbar, dass Japan die Folgen dieser Katastrophe in einigen Jahren mit einigen 100 Milliarden Dollar in den Griff bekommen kann.

    Wenn es die AKWs nicht gäbe. Im Moment ist durchaus denkbar, dass eine viel größere und nachhaltigere Gefahr von diesen ausgeht – wenn man die aktuellen Probleme nicht in den Griff bekommt – was ich für die Japaner sehr hoffe.

    Und da finde ich es durchaus angebracht, wenn der Mensch als politisches Lebewesen für sich und die Gesellschaft in der er lebt, angesichts derartiger Ereignisse darüber nachdenkt, ob der eingeschlagene eigene Weg der richtige ist.

    Darüber hinaus ist es grundgesetzliche Aufgabe der Parteien, an der politischen Willensbildung des Volkes mit zu wirken. Oder soll man das den Lobbyisten der Atomindustrie, kapitalgesteuerten Medien oder den “Schluss-aus-Punkt-Patrioten” in diesem Blog überlassen?

  35. #36 BreitSide
    03/12/2011

    radicchio·
    12.03.11 · 16:28 Uhr

    das erbeben hat nicht bewiesen, wie gefählich atomkraft ist.
    es hat bewiesen, wie gefährlich erdbeben sind.

    Noch Eins dazu: die Rettungsmannschaften mit ihren Suchhunden stecken fest, weil sie wegen der Strahlung nicht in die Katastrophengebiete dürfen. Eigenschutz geht bei Rettern immer vor.

    Also hat das Erdbeben sehr eindrucksvoll bewiesen, wie gefährlich Atomkraft ist.

  36. #37 noch'n Flo
    03/12/2011

    @ BreitSide:

    Bitte jetzt keine Strohmänner aufbauen! Es ist schlimm genug.

    Ja, es ist schlimm. Aber meine Aussage war bestimmt kein Strohmann – ich habe nur entgegnet auf eine aus mE falsche Behauptung.

    Es ist derzeit unvermeitlich, in der laufenden Diskussion dem Thema “Pro/Anti Atomkraft” aus dem Weg zu gehen. Das hat bereits der nächstfolgende Kommentar wieder deutlich gezeigt:

    Der Schluß daraus sollte der gleiche sein: weg mit der Atomkraft!

    Und diese Argumentation erfolgt mE unnötig hysterisch, zumal uns eben die Alternativen zu den AKWs fehlen. Noch mehr Kohle-, Öl- oder Gaskraftwerke können ja wohl auch nicht die Lösung sein.

    Und wo will man dann den ganzen Strom hernehmen, wenn in den 2030ern schliesslich alle deutschen AKWs vom Netz sind? Aus der Windkraft: lächerlich, da müsste man die BRD ja nahezu flächendeckend mit Windrädern zupflastern. Und die Nordsee alleine reicht auch nicht aus. Solarkraft? Kannste in Mitteleuropa echt vergessen. Wasserkraft? Nö, ist praktisch alles bereits ausgereizt. Gezeitenkraft? Noch nicht weit genug entwickelt. Und ob diese ausreicht, selbst bei intensiver Forschung in den nächsten 20 Jahren, ist nicht einmal sicher.

    Ein anderes Problem wäre: bei so viel Stromerzeugung an der Küste müssten jede Menge neue Freilandleitungen quer durch die Republik gebaut werden. Was vielen Menschen nicht gefallen wird, schliesslich möchte doch niemand so einen Strommast neben seinem haus stehen haben. Was allerdings nicht unwesentlich an der allgemein herrschenden Elektrosmog-Hysterie liegt.

    Ich kenne Fälle, wo Bürgerinitiativen bereits seit über 10 Jahren den Bau neuer Leitungen blockieren. Diese sind dann u.a. auch der Grund, warum es in den letzten Jahren immer häufiger zu Netzinstabilitäten kommt.

    Fazit:
    Wenn es um Strom und seinen Verbrauch geht, werden viele Menschen extrem inkonsequent. Verbrauchen? Ja gerne. Erzeugen? Leiten? Ja, aber nur ökologisch korrekt und auf keinen Fall bei mir in der Nachbarschaft.
    Und manche argumentieren ja nur noch auf dem Niveau: “AKWs? Wieso, bei mir kommt der Strom doch aus der Steckdose…”

  37. #38 ali
    03/12/2011

    Der chinesische Aussenminister unter Mao, Zhou Enlai hat angeblich nach den Auswirkungen der französischen Revolution befragt, einmal geantwortet, es sei noch zu früh um zu urteilen. Nach diesem Kriterium ist es schon etwas voreilig, die Nuklearenergie auf der Basis eines noch nicht stattgefundenen Unfalls zu kritisieren.

    So gesehen kann ich Jörgs Gereiztheit nachvollziehen, da politische Stimmung auf der Basis von (teilweise durchaus berechtigten Ängsten) gemacht wird und das ganze im Mäntelchen des Expertentums daherkommt.

    Soweit ich das im Moment beurteilen kann, haben mehre Schichten an Sicherheitsmassnahmen versagt und man ist im Moment bei Plan D. Trotzdem ist die Katastrophe noch nicht eingetreten. Bis jetzt scheinen die Dämme also zu halten und die Sicherungen mehr oder weniger funktioniert. Hoffen wir es bleibt so. Für eine Analyse der Fakten und eine darauf basierende politische Diskussion haben wir später dann immer noch Zeit wenn wir genauer wissen was passiert ist und ein Unfall (nicht) stattgefunden hat. Eine solche Debatte sollte sich dann auf Risiken konzentrieren und abwägen welche man für welchen Gewinn bereit ist einzugehen. Null-Risiko gibt es kaum und man kann sich vermutlich nicht gegen jedes extreme Ereignisse absichern (wohlgemerkt, dies bemerke ich ganz allgemein und nicht als Argument für die Nuklearenergie). Dies ist ein Entscheid der zwar auf der Basis von Fakten gefällt werden kann aber ein Stück weit Ermessenssache ist und wohl auch von der individuellen Risikobereitschaft abhängt. Darum braucht es eben eine politische Diskussion.

    P.S. Es fällt mir auf wie die Probleme mit den Reaktoren in den deutschsprachigen Medien viel prominenter diskutiert werden als in englischsprachigen. Es gibt da eindeutig ein unterschiedliches Wahrnehmungsphänomen.

  38. #39 Hannes
    03/12/2011

    “Nach diesem Kriterium ist es schon etwas voreilig, die Nuklearenergie auf der Basis eines noch nicht stattgefundenen Unfalls zu kritisieren.”

    Ach so siehts aus. Eine teilweise Kernschmelze ist noch kein Unfall? Wenn es erst wieder zum Super-GAU kommen muss, damit man über die Gefahren diskutieren darf, dann hoffe ich, dass dieser schon bald Eintritt. Wer nicht hören will muss halt fühlen. 😉

  39. #40 Geza
    03/12/2011

    @ Jörg, du willst Fakten? Hier was offizielles.
    https://www.nisa.meti.go.jp/english/files/en20110312-4.pdf
    Grenzwert in EU:
    – Dosisleistung 6 mSv pro Jahr = 3 μSv/h (bei 2000 Arbeitsstunden), Kategorie B
    – Dosisleistung 20 mSv pro Jahr = 10 μSv/h (bei 2000 Arbeitsstunden), Kategorie A

  40. #41 Rüdiger Kladt
    03/12/2011

    Wenn wir also beim Risiko sind:
    Risiko ist die Eintrittswahrscheinlichkeit eines Ereignisses multipliziert mit dem zu erwartenden Schaden in Geldeinheiten. Demgegenüber steht der Nutzen, den man auch in Geldeinheiten messen kann. Versicherungen können damit sehr gut umgehen. Also sollte man doch einfach den Betreibern zur Auflage machen, den zu erwartenden Schaden abzusichern.

    Im Moment ist die gesetzliche Haftungsgrenze für AKW in Deutschland insgesamt 2,5 Mrd. EUR. Warum eigentlich? Scheuen hier die AKW-Befürworter unabhängige Risikobewertungen durch mathematisch und betriebswirtschaftlich korrekt kalkulierende Versicherungen?

  41. #42 ali
    03/12/2011

    @Hannes

    Eine teilweise Kernschmelze ist noch kein Unfall?

    Mein Eindruck im Moment ist, dass es kaum gesicherte Informationen gibt. Du basierst dein Argument auf der Prämisse, dass X stattegefunden hat und Effekt Y hat. Ich kann das schlicht noch nicht beurteilen. Entweder lesen wir nicht die gleichen Quellen (dann sollte man vielleicht zuerst über diese diskutieren) oder du pickst dir einfach heraus was deine Argumentationslinie bestätigt. Ich halte da nicht dagegen, ich finde es nur ehrlicher, bei meinem Wissensstand noch keine Schlüsse zu ziehen.

    Es ist übrigens auch eine Unterstellung, dass man nicht “diskutieren dürfe”. Ich habe kein Verbot ausgesprochen, sondern gesagt es sei voreilig. Mehr als ein feiner Unterschied.

  42. #43 Jörg
    03/12/2011

    @ Jörg, du willst Fakten? Hier was offizielles.
    https://www.nisa.meti.go.jp/english/files/en20110312-4.pdf
    Grenzwert in EU:
    – Dosisleistung 6 mSv pro Jahr = 3 μSv/h (bei 2000 Arbeitsstunden), Kategorie B
    – Dosisleistung 20 mSv pro Jahr = 10 μSv/h (bei 2000 Arbeitsstunden), Kategorie A

    Ok, dann zeigen die Messungen wohl keine dramatisch erhöhten Werte?

  43. #44 BreitSide
    03/12/2011

    Flo2: klar, einfach alle AKWs abschalten geht nicht so einfach. Obwohl, die Japaner haben das gerade gemacht…

    Dein Strohman war “durch Abschaltung der Stand-by-Schaltungen können alle AKWs eingespart werden”. Das ist natürlich Unsinn.

    Aber ganz kurzfristig könnten die Haushalte sehr wohl ca. ein Viertel ihres Stromverbrauchs einsparen. Mittelfristig ein Drittel, lnagfristig die Hälfte.

  44. #45 Mario
    03/12/2011

    @Hannes
    Ah ja, du hoffst also, dass in Japan bald ein Super-GAU eintritt. Geht’s noch oder hat man dich zu heiß gebadet? Also echt. Volldodel.

  45. #46 Tomtom
    03/12/2011

    @noch’n Flo:
    Obwohl Krümmel und Brunsbüttel nicht laufen, exportiert Deutschland Strom. Schalten wir doch einfach Biblis A und B, Neckarwestheim I, Isar 1, Philippsburg 1 und Grafenrheinfeld ab – ersatzlos und ohne Stromlücke.

    Das Ersetzen der anderen geht leider nicht so schnell. Ich setzte dabei auf Energiesparen und die Techniken, die Du ohne Argumente abkanzelst.

    Etwa Photovoltaik: Es rechnet sich energetisch und es gibt noch genug Süddächer, die noch frei sind. Offshorewindkraft, Biogas hat auch noch viel Potential.

    Und auf die Stromfühligen bzw. Elektrosmoghysteriker nehm ich so viel Rücksicht wie auf Astrologen und Homöopathen, sorry!

    Und bevor Du mit dem Preisargument kommst: Wenn Du EIN Endlager durch EINE Person rund um die Uhr bewachen lassen willst (z.B. Pförtner), dann kostet uns das sicher 140.000 EUR Lohn pro Jahr. Das müssen wir 1.000.000 Jahre machen, so dass die Pförtnerkosten für ein Endlager 140.000.000.000 EUR sind – genug für 10.000 MW Photovoltaik.

    Mit dem Preis eines Pförtners kannst Du also praktisch alle KKWs abschalten.

    Tomtom

  46. #47 BreitSide
    03/12/2011

    Als anti-AKW darf man also nie was sagen:

    – wenn noch nichts passiert ist, sind das alles theoretische Luftnummern,
    – wenn was passiert ist, darf man es nicht “instrumentalisieren”.

    Ja was denn nun?

    Eben kam Heiner Bremer: man solle doch gefälligst Japan helfen anstatt über Atomkraft zu diskutieren.

    Sollen jetzt 80 Millionen Deutsche nach Japan fliegen und Aufbauhilfe leisten? Wo sogar das THW an den Flughäfen festhängt?

    Also warten wir ab, bis sich die Lage einigermaßen entspannt hat? Dann war es wieder ein “bedauerlicher Einzelfall”, die nie und nimmer bei uns passieren kann. Ganz sicher! Hand drauf! Wenn ich´s doch sage! Mit meinem Ehrenwort!

    Bis zum nächsten Zwischenfall…

  47. #48 ali
    03/12/2011

    @BreitSide

    Ich weiss nicht ob du deinen Kommentar auf meine Bemerkungen oder die von Jörg bezogen hast.

    Ich habe nicht gesagt, man dürfe als KKW Gegner nie etwas sagen. Ich finde nur, dass es zu früh ist Fukushima als Argument zu benutzen, da dies zum jetzigen Zeitpunkt tendenziell eher Propaganda ist, als faktisches Argumentieren. Wie der Zeitpunkt der Diskussion einen Unterschied macht ob es als “Einzelfall” dargestellt werden kann oder nicht, erschliesst sich mir nicht.

  48. #49 BreitSide
    03/12/2011

    Mario·
    12.03.11 · 18:24 Uhr

    @Hannes
    Ah ja, du hoffst also, dass in Japan bald ein Super-GAU eintritt. Geht’s noch oder hat man dich zu heiß gebadet? Also echt. Volldodel.

    Geht´s noch? Hast Du noch dämlichere Unterstellungen auf Lager?

  49. #50 Thomas R.
    03/12/2011

    Vorsicht bei den Begriffen: In Japan ist bereits ein Super-GAU eingetreten. Da scheinen erstaunlich viele die Wortbedeutungen nicht zu kennen.

    Ein GAU ist der größte anzunehmende Unfall, “für den die Sicherheitssysteme noch ausgelegt sein müssen. Die Sicherheitssysteme müssen in einem solchen Fall gewährleisten, dass die Strahlenbelastung außerhalb der Anlage die nach der Strahlenschutzverordnung geltenden Störfallgrenzwerte nicht überschreitet.” (Wikipedia)

    Super-GAU bezeichnet dann einen Störfall, der so schwerwiegend ist, dass die vorgesehenen Sicherungssysteme nicht mehr ausreichen, um zu verhindern, dass Strahlung jenseits der gesetzlichen Höchstwerte austritt. Das ist in Japan passiert, die Kriterien eines Super-GAU sind erfüllt.