Wissenrockt berichtet in einem lesenswerten Artikel über eine Beschwerde, die der Europäische Humanistenverband, die European Humanist Federation (EHF) beim Ombudsmann der EU eingereicht hat. Nach Versuchen, ohne offizielle Beschwerde zu erreichen, dass die im Vertrag von Lissabon festgelegte Möglichkeit, dass auch nichtreligiöse Verbände Zugang zu EU-Repräsentanten erhalten. Im Gegensatz zu religiösen Gruppen, die munter Gesprächs-Seminare mit der EU abhalten, werden Humanisten und Atheisten konsequent ausgebremst.

“Die unverständliche Ausrede der Kommission lautet, wir würden über Religion und Philosophie sprechen wollen, also über Themengebiete, die außerhalb des Zuständigkeitsbereichs der Kommission liegen”, so EHF-Präsident Pollock. Im Abkommen heißt es allerdings, dass die Europäische Union zu einem „regelmäßigen, offenen und transparenten Dialog” mit unter anderem „philosophischen und nicht-konfessionellen Organisationen” verpflichtet ist.

Ja, man muss leider feststellen, dass gegen Konfessionslose, Atheisten und Humanisten diskriminiert wird, besonders betroffen macht wenn dies auch von der EU ausgeht. Da spiegelt sich das Privileg der Religiösen wieder, die pure Selbstverständlichkeit mit der Religion Teil des Lebens ist und geradezu eine Verachtung oder wenigstens völliges Unverständnis gegenüber Mitmenschen die keinen Glauben brauchen. Ich kann zwar auch nicht verstehen wie jemand glauben kann; aber wenn denn Gläubige sich organisieren möchten dürfen sie natürlich auch erwarten, von ihren offiziellen Vertretern gehört zu werden. Diese Erwartung steht auch im Lissabon-Vertrag, aber auch ausdrücklich dass ein Dialog mit philosophischen und nicht-konfessionellen Organisationen verpflichtend ist

Pollock: „Was wir diskutieren wollen sind nicht Fragen der Religion, sondern der Menschenrechte, der Gleichheit und der Nichtdiskriminierung – Themen, die zweifelsohne in den Zuständigkeitsbereich der Europäischen Kommission fallen.” Doch die Kommission brachte die gleichen ins Leere führenden Argumentationen bereits in Jahren zuvor im Zusammenhang mit einer in Aussicht gestellten Konferenz vor, die aber nicht durchgeführt wurde.

Bis eine breite Akzeptanz in zementiert-traditionellen Kreisen für die schlichte aber bezaubernd echte Weltsicht des Humanismus und/oder Atheismus da ist, wird wohl noch einige Zeit vergehen…und einige Prozesse geführt werden. Pollock vermutet entweder Inkompetenz oder fürchtet eher die Verteidigung religiöser Privilegien. Letzteres liegt doch nahe, wenn unsere Regierungspartei das religiöse Privileg der Wahl schon an erster Stelle im Namen trägt.
Schreiben an Barroso blieben ohne Antwort.

„Sogar mit den europäischen Freimaurern wird mehr gesprochen als mit uns.”

So bleibt also nur die Beschwerde. Es folgt entweder eine Schlichtung oder ein Sonderbericht beim EU-Parlament, damit das Parlament den Fall vor den EU-Gerichtshof bringen kann.
Der Humanistische Verband Deutschland hat eine deutliche Stellungnahme gegenüber der Bundesregierung angekündigt.



Flattr this

Kommentare (4)

  1. #1 Bullet
    10/20/2011

    Jörg, du lebst unter Anglophonen:

    Ja, man muss leider feststellen, dass gegen Konfessionslose, Atheisten und Humanisten diskriminiert wirdGibs zu: du schreibst deine Blogposts inzwischen auf Englisch und jagst sie dann nur noch durch guggl translate. 🙂

  2. #2 KommentarAbo
    10/20/2011

  3. #3 BreitSide
    10/20/2011

    xxx

  4. #4 froesi
    10/23/2011

    feine sache