CC-BY André Lampe

(Bild: CC-BY 4.0 André Lampe)

Beim trockenen, klaren Nagellack erkennt man, dass sich nur eine sehr dünne Schicht gebildet hat, und man durch den Lack hindurch den Umriss des Deckgläschens erkennen kann. Wenn am Rand nur eine kleine Menge Flüssigkeit übrig gewesen wäre, hätte zwar der Nagellack trocknen können, allerdings in Form eines kleinen Bläschens. Dieses Bläschen wäre unter Umständen gerissen und hätte zu einer undichten Stelle geführt. Beim Lila-Glitzer Nagellack bildet sich eine dicke Wulst um das Deckgläschen herum und selbst wenn Reste von Flüssigkeit davon bedeckt sind, führt das nicht zu einer undichten Stelle. Man könnte dies auch mit etwas älterem Nagellack erreichen, der schon zähflüssiger geworden ist. Dann hat man aber ganz am Anfang das Problem, dass, durch das verstreichen eines solchen Lacks, das Deckgläschen verschoben werden könnte und die Probe ruiniert wäre. Mit jeder Art von Glitzer-Nagellack umschifft man dieses Problem, sorgt für einen etwas bunteren Alltag im Labor und kann sich sicher sein, dass man eine Fehlerquelle weniger hat.
Noch kurz zu meinem Kollegen, der anstatt Nagellack etwas Gummiartiges verwendet: Man kann Silikon aus dem Dentalbereich benutzen, um Proben abzudichten. Es gibt mehrere Produkte, bei denen zwei Flüssigkeiten zusammen gerührt werden, und eine Masse, ähnlich den Dichtungen im Badezimmer, entsteht. Der Vorteil davon ist, dass man diese Dichtung abziehen kann, und das Deckgläschen, mit den Zellen darauf, für andere Experimente weiter benutzen kann. Ich verwende allerdings aggressive Lösungen und leistungsstarke Laser in meinen Experimenten. Wenn ich mit meinen Messungen fertig bin, sind die Proben unbrauchbar geworden. Daher bleibe ich bei Nagellack.

Fazit

Lila-Glitzer Nagellack ist toll, aber passt auf eure Hände auf! An den Fingern steht dieses Zeug nicht jedem, und es geht nur schwer ab!
Glitzer-Nagellack kann auch sicherheitstechnischrelevante Anwedungen haben. Danke an Lars Kasper für den Hinweis.
Fußnoten:
* Wasser mit einem Tröpfchen Methylenblau, siehe Was ist überhaupt ein Mikroskop?
** die Abkürzung steht für Spectral Demixing direct STochastic Optical Reconstruction Microscopy.

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Kommentare (9)

  1. #1 Andy
    Leipzig
    12. März 2015

    🙂
    Hi,
    ich dachte erst “Nagellack-Scienceblog-häääää??”
    Eine Menge gelernt, wenn ich das auch nicht in meinem Job brauche :)Danke für den sehr interessanten Einblick in Euer Labor.
    Grüße
    Andy

    • #2 André Lampe
      12. März 2015

      Gern geschehen, Andy. 🙂

  2. #3 Fliegenschubser
    12. März 2015

    Sehr interessant. Wir benutzen immer nur langweiligen klaren Nagellack. Ab und zu hab ich auch das Problem, dass sich der Lack unters Deckgläschen zieht. Aber dem scheint ja mit Glitzer beizukommen zu sein. Vielen Dank für den Tipp, das werde ich bei Gelegenheit mal ausprobieren.
    Meistens treten Probleme mit Nagellack dann auf, wenn ich keine wässrigen Einbettungsmedien nehme, sondern BABB (Benzylalkohol-Benzylbenzoat) oder DPX (Xylene-basiert). Wenn ich das nächste Mal was derartiges mache, werde ich mal Glitzernagellack testen, vielleicht klappt das ja besser.

    • #4 André Lampe
      12. März 2015

      Wenn du nicht-wässrige Einbettungsmedien nimmst, schneide dir kleine Schnipsel von Westerblot-Pappe (ich weiß garnicht wie die richtig heißt) zurecht und tupf damit den Rand trocken – das hilft auch ungemein. Ist fummelig, aber meistens hat man ja schon ein paar Tage in die Probe investiert, da lohnt sich so ein Aufwand.

  3. #5 Fliegenschubser
    12. März 2015

    Du meinst, dass das Medium auch tatsächlich nur (und wirklich nur!) unter dem Deckglas ist? Das erreiche ich meist durch eine genau definierte Menge (nur soviel, wie unbedingt nötig!) an Einbettungsmedium. Oder ich tupfe mit Schnipseln von KimTech Tissues. Vernünftiges Einbetten ist die halbe Miete, wenn man schöne Bilder machen will.

  4. #6 rolak
    12. März 2015

    blaue Testflüssigkeit

    Läßt sich eigentlich noch herausfinden, welcher Hersteller wann zuerst eine ähnliche blaue Teszflüssigkeit für gewisse Hygiene-Artikel verwendete, um das anscheinend gräßliche Blutrot zu vermeiden?

    Von solch schicken Nebenlösungen bin ich ein Fan…

    • #7 André Lampe
      13. März 2015

      Was die Werbung für Hygiene-Artikel an geht, kenne ich mich zu wenig aus. Ich kann nur sagen, dass es im Labor am einfachsten und am günstigsten ist irgendetwas blau einzufärben.

    • #8 rolak
      13. März 2015

      Ach das mit der Werbung schoß nur grad so durch den Schädel, in Begleitung von ‘ach komm, schreibstema, vleicht findt sich einer, ders weiß’.
      Kann selbstverständlich sein, daß Du in Deiner vorgeblichen Nichtantwort das Hauptmotiv schon genannt hast, André: Kosten+Gewohnheit..

  5. #9 Gefbo
    12. März 2015

    Überzeugt. Lila Glitzer-Nagellack ist der beste 🙂