Eigentlich passt alles: Da gibt es eine Technologie, deren Entwicklung soweit fortgeschritten ist, dass ihre Markteinführung in greifbare Nähe rückt. Bei der Bevölkerung erzielt die Technologie hohe Zustimmungswerte und wenn man es richtig anpackt, dann profitieren Umwelt und Klima ebenfalls. Die Rede ist vom Feld der Elektromobilität. Die Frage bei allem ist nur: Wie lange dauert es noch bis wirklich alltagstaugliche Fahrzeuge mit Elektromotoren zu kaufen und bezahlbar sind? Und: welcher Wirtschaftsraum kann die Technologieführerschaft in diesem Wachstumsmarkt beanspruchen?

Noch hat Deutschland hervorragende Chancen auf Technologieführerschaft. China ist größer Konkurrent.

Bei der Pressekonferenz zum Start des VDE-Kongresses wurde deutlich, dass die Bundesrepublik und Europa eine vielversprechende Ausgangsposition haben. VDE-Präsident Dr. Ing. Joachim Schneider betonte, dass Elektromobilität zu einem deutschen Exportschlager werden könnte. Allerdings müssen dafür die (industriepolitischen) Weichen in den nächsten Jahren richtig gestellt werden. Dennoch ist sich Joachim Schneider sicher: „Das zweite Stromzeitalter hat begonnen.” Nun gelte es einerseits die notwendigen Fahrzeugtechnologien zu optimieren, andererseits die Stromnetze – Stichwort: Smart Grids – intelligent umzubauen, so dass die Einspeisung von Strom ausdezentralen, regenerativen Energiequellen – vor allem aus Windenergie – mit den flexiblen Speichern der Elektroautos kombiniert werden könne.

i-dd82c3fede1152d7efe4d40a16ac4793-IMG_2743_Podium_01.jpg* Die Referenten der PK: Dr. Ing. Joachim Schneider, Dr. Elmar Degenhart, Prof. Dr. Gerald Gerlach (v.l.)

64 Prozent der befragten Konsumenten ziehen in Betracht, sich ein Elektroauto anzuschaffen. So das Ergebnis einer VDE-Studie.

Das Interesse und die Akzeptanz in der Bevölkerung an der Elektromobilität ist jedenfalls ausgesprochen gross. 52 Prozent der Bundesbürger sind davon überzeugt, dass Elektrofahrzeuge herkömmliche Autos ablösen werden. So das Ergebnis einer aktuellen VDE-Studie, für die mehr als 1.300 Unternehmen und ein repräsentativer Querschnitt von 1.000 Bundesbürgern befragt wurden. 64 Prozent der befragten Konsumenten ziehen in Betracht, sich ein Elektroauto anzuschaffen. Unter den jüngeren Verbrauchern zwischen 20 und 34 Jahren ist die Bereitschaft mit 69 Prozent besonders hoch, ein Elektrofahrzeug zu kaufen.

Fachkräftemangel bremst Innovationen

Ein Problem – nicht technischer Natur, sondern im Hinblick auf den Arbeitsmarkt – stellen bei all dem die fehlenden Fachkräfte dar. Prof. Dr. Gerald Gerlach, Vorsitzender des VDE-Ausschusses Ingenieurausbildung, betonte bei der Pressekonferenz die zentrale Bedeutung der Nachwuchskräfte in diesem Wachstumsmarkt.

i-36aff9d17b0d582b3de7a1d3d25aa1f6-IMG_2728_Steckdose_II_260.jpg„Ohne Elektroingenieure kein Elektroauto.”, so Gerlach. Ob Deutschland Technologieführer im Bereich E-Mobility werden könne, hänge in erster Linie vom Know-how seiner Ingenieure ab. “Wir brauchen Ingenieure mit Innovationskompetenz. Es geht um mehr als Faktenwissen”, betonte der Professor der TU Dresden. (* Wann hängen wir unseren PKW zum Auftanken an die Steckdose? Auf dem VDE-Kongress sind einige Prototypen zu sehen…)

Die Zahl der Interessenten für die Fächer Elektrotechnik und für die Ingenieurwissenschaften insgesamt liege weit unter dem erforderlichen Maß. Noch sei Zeit um hier ausbildungs- und hochschulpolitisch gegenzusteuern. Man dürfe hier aber nicht zögern. China setzt momentan erhebliche Ressourcen ein, um die Technologieführerschaft im Bereich E-Mobilität an sich zu reißen. Noch sei der Ausgang dieses Rennens nicht entschieden, so die Fachleute auf dem Podium.

Kommentare (6)

  1. #1 Christian Reinboth
    November 8, 2010

    Ich hatte Anfang des Jahres die Gelegenheit, der Vorstellung eines solchen Elektroautos im Verkehrsministerium beizuwohnen und habe von dort den Eindruck mitgenommen, dass im Grunde versucht wird, den Individualverkehr in seinem gegenwärtigen Ausmaß lediglich auf eine andere technische Ebene zu bringen, was der letztendlich nötigen Umstrukturierung weg vom Individualverkehr im Wege stehen würde. Von dieser Warte aus betrachte ich das Thema E-Mobility mit entsprechend großer Skepsis, auch wenn in der Technik per se natürlich viel Umweltschutz-Potenzial steckt. Eine 1:1-Umstellung des momentanen Autowahnsins auf Elektrofahrzeuge halte ich jedoch für unmöglich…

  2. #2 Marc
    November 8, 2010

    @Christian:

    Sehe ich genauso. Und das nicht nur als passionierter Stadtradfahrer und ÖPNV-Nutzer (sitze gerade schon wieder im Zug von Leipzig nach Bremen). Für mich wären drei Dinge entscheidend: erstens muß der Strom für die Elektrovehikel aus erneuerbaren Energiequellen stammen, zweitens sollte der Nutzungskomfort noch gesteigert werden (Stichwort: Reichweite), drittens wünsche ich mir intelligente, flexible Modelle für den Individualverkehr (Stichwort: Car-Sharing etc.), wenn das alles auf Basis von Elektroantrieben verwirklicht werden kann, dann bin ich Fan davon. 😉

  3. #3 miesepeter3
    November 8, 2010

    Gerade hat ein kleines innovatives Unternehmen gezeigt, dass Alltagstauglichkeit und Elektroauto sich nicht mehr ausschließen müssen. Man ist mit einem umgebauten Kfz 600 Km mit e i n e r Batteriefüllung gefahren. Die Batterien sind nicht teuer, brauchen nicht viel Platz, keine Tiefsttemperaturen etc. pp.
    Die gesamte Autoindustrie hat nicht vor Begeisterung Hurra geschrien. Das ist unliebsame Konkurrenz. Man hat sich schließlich auf Jahre hinaus an andere technische Lösungen gebunden und auch an spezielle Geldgeber, die jeweils “ihre” Version favorisieren.
    Wenn das tolle Konzept wie oben beschrieben tatsächlich Wirklichkeit werden sollte, dann wohl im außereuropäischen Ausland und wir dürfen es dann importieren, anstatt selbst daran zu verdienen, siehe Walkman, MP§ Player Fernseher und was sonst hier noch so alles verschlafen wurde.

  4. #4 Michael
    November 8, 2010

    Die meisten E-Autos sind bisher eh nur “Umbauten” und keine Neuentwicklungen BMW geht den richtigen Weg ein komplett neuentwickeltes E-Fahrzeug mit Carbonkarosse damit dürfte die Reichweite kein Problem darstellen und was den Nutzungskomfort betrifft finde ich es enorm “Rückständig” das E-Fahrzeuge mit dem Stromstecker aufgeladen werden sowas muss automatisch funktionieren z.B. induktiv an der Unterseite des Fahrzeugs.

  5. #5 BreitSide
    November 10, 2010

    Miesepeter, welches Unternehmen meinst Du?
    Den Bähr aus Dresden?
    Fräger?
    Think?
    MES-DEA?

    @Michael: die A-Klasse war schon vor über 12 Jahren für E-Antrieb vorgesehen. Daher ja der Sandwichboden. Carbonkarosse dürfte eher Luxus sein, die Bewegungsenergie wird ja eh beim Bremsen weitgehend rekuperiert. Spritverbrauch kommt (außer in der Stadt) hauptsächlich aus dem Luftwiderstand.

    Zur Induktionsladung: dabei gehen ja leicht ein paar Prozent Leistung verloren, selbst im Stand. Der Normungsaufwand ist viel höher, und auch die Investitionen (auch im Fahrzeug) sind ein Mehrfaches einer einfachen “Autosteckdose”. Getestet wird das System längst, va bei Bussen und Straßenbahnen. An den Haltestellen und auch auf der Strecke. Eine “Induktionsspur” auf der Autobahn zu verlegen stelle ich mir nicht ganz so kostengünstig vor. Abgesehen von den nötigen zusätzlichen Baustellen. Und von dem Verschleiß durch die LKW.

  6. #6 BreitSide
    November 10, 2010