…eine Geschichte voller Missverständnissen. Vor langer Zeit habe ich mich einmal über eine TV-Werbung von Nivea aufgeregt. Eine Creme für Frauen über 40, eine neue von geschätzten 2346821 auf dem Markt. (@pulegon konnte sich noch daran erinnern!) Damals waren die kreativen Köpfe der Nivea-Werbe-Abteilung der Meinung, man könne auf den hippen DNA-Trend aufspringen. Dabei haben sie im Rahmen der unvermeidbaren Vereinfachung aber mal eben die Zellen der Frau ab 40 zu Bakterien deklariert. Guckt Ihr hier. Das war 2009, geändert hat sich an der Qualifikation der Markting-Abteilung scheinbar wenig.
In der aktuellen Werbung einer wieder neuen Hautcreme für Frauen älteren Alters geht man wieder “wissenschaftlich” vor und illustriert, wie toll die Creme für die Zellen ist, wieder stark vereinfacht, ist ja klar.

Das Bild ganz oben kommt dann dabei raus.

Dieses Mal sind die Hautzellen nicht mehr (durch den beginnenden Prozeß der Verwesung?) durch Bakterien ersetzt worden, wie damals. Nein, dieses Mal sind es schon pflanzliche Zellen! Evolutionär macht die Frau, oder ihre Haut, also bei Nivea schon einen großen Schritt!

Aber tierische Zellen haben nicht solche dicken gar keine Zellwände! Das da oben ist die schematische, klassische Darstellung einer pflanzlichen Zelle!

Wer unbedingt möchte, kann sich das ganze noch mal hier auf Youtube angucken.

In der Werbung ist Zeit Geld, jede Sekunde TV-Werbung kostet viel Geld. Entsprechend kann so ein Spot natürlich nicht immer vollkommen wissenschaftlich korrekt sein, man muss es vereinfachen und nur Kernelemente in den Fokus rücken. Vollkommen klar.

Aber dennoch rege ich mich darüber auf. Muss man derart falsches Wissen verbreiten?
Würde, rein hypothetisch, eine Firma Jürgen Klopp mit einem Schalke Logo auf dem Hemd in einer Werbung zeigen, würden (derzeit) viele motzen und diese Firma mit einem Shitstorm ihre Meinung sagen.
Aber wenn Nivea Bakterien- oder Pflanzenzellen nimmt, um Haut zu illustrieren? Juckt nicht, stört nicht. Alles das gleiche, was soll die Haarspalterei?
Ich bin gespannt, ob und was man bei Nivea dazu sagt…

Kommentare (20)

  1. #1 Marcus Anhäuser
    Januar 9, 2014

    Sehr schön. Mal wieder ein Brüller. Nur um es ganz genau zu machen: tierische Zellen haben überhaupt keine ZellWÄNDE, sondern eine Zellmembran. Unterschied: Zellwand: starr. Zellmembran: eher fließend, wenn man dass so sagen will.

    • #2 Chris
      Januar 9, 2014

      OK, Marcus, ist schon verändert.
      Nochmal für alle, die Pflanzen brauchen diese dicken, starren Wände, weil sie ja sonst nichts haben, was ihnen Stabilität gibt. Bei den höheren Tieren gibt es dazu dann verschiedene Arten von Knochen, Knorpel, Panzer etc.

  2. #3 ali
    Januar 9, 2014

    Wer ist Jürgen Klopp?

  3. #4 Kryptische
    Januar 9, 2014

    Coool – wenn ich diese Creme anwende, wird mein Zellkern ganz dick und weiß und die Zellmembran besteht aus dicken Flüssigkpolstern und ich mutiere zu einem Pflanzenwesen. Da die meisten Frauen ja wohl davon träumen zu Mutanten zu werden, trifft diese Werbung doch den Kern (also wenn ich mir jedenfalls die Mutantenmädels aus der Werbung so anschaue, mit ihrer gummiglatten Haut, dem nicht vorhandenen Bauch, den zu großen Augen und den runden Bällen vorne dran… dann passt es doch, dass diese Mutanten eben auch andere Zellen haben)… also was ist das Problem jetzt genau?

  4. #5 Nivea, von ihrer FB Seite kopiert
    Januar 9, 2014

    Hallo Christoph, zu deinem Einwand möchten wir dir gerne folgendes erläutern: Die künstlerische Darstellung für unser neues Produkt Nivea Cellular Anti-Age orientiert sich an menschlichen epidermalen Keratinozyten. In der Tat besitzen diese Zellen natürlich eine Zellmembran, die aus einer Lipiddoppelschicht besteht. Ihre Assoziation mit pflanzlichen Zellen könnte vor allem durch die hexagonalen Strukturen entstehen. Tatsächlich bilden die Keratinozyten der Haut aber ähnliche Strukturen aus. Unsere Darstellung des Models in der Zelle, die sich streckt und reckt soll die Aktivität der Hautzellen symbolisieren. Die Wirkstoffe Kreatin, Magnolia und Hyaluronsäure in unserer neuen Produktserie sind nämlich in der Lage die mit dem Alter nachlassende Aktivität der epidermalen Zellen wieder anzuregen.
    Wir hoffen, dass wir damit für Klarheit sorgen konnten.
    Herzliche Grüße vom NIVEA Team

    • #6 Chris
      Januar 9, 2014

      Wo genau das Nivea-Facebook Personal einen Zusammenhang von hexagonalen Strukturen und Pflanzen sieht, ist mir schleierhaft.

  5. #7 Herr Senf
    Januar 9, 2014

    Jetzt kann ich’s mir erklären, warum so viele es auch von innen mit veganer Ernährung versuchen.
    Was für die Haut supi ist, kann man das auch auf’s Brot machen?
    Billiges Erbsenschrot ist doch für die Straffung bestimmt schon drin.

  6. #8 JW
    Januar 9, 2014

    Solche “Kreuzungen” hätte ich mir bei pflanzlichem Gewebe auf jeden Fall verbeten, auch wenn Zellform und Wanddicke doch arg an Pflanzen erinnern. Mit Tieren kenne ich mich nicht so aus. Da könnte das Nivea-Marketing sagen was es will.

  7. #9 Hobbes
    Januar 9, 2014

    Man stelle sich mal vor unsere Haut hätte tatsächlich so dicke Zellwände. Da hätte Nivea aber einiges zu tun um eine “weiche Haut” zu garantieren.
    Da könnte man dann wirklich schon von “böser Chemie” reden die man sich dafür ins Gesicht schmieren muss.

  8. #10 CM
    Januar 9, 2014

    … Tatsächlich bilden die Keratinozyten der Haut aber ähnliche Strukturen aus.
    Na ja, da braucht es zwar sehr viel Fantasie, aber es geht hier ja nicht um einen Mikroskopiekurs.

    Fantasie ist das was Marketingleute auszeichnet – vor allem solche sich vorzustellen, was beim Kunden an Botschaften ankommt. Und das kann man ihnen nicht vorwerfen.

    Schon eher sollte man fragen, warum die Konsumentenseite auf so etwas abfährt. Und wieso es ausreichend ist ‘Aktivität’ zu sagen / zu schreiben. Klar, Hyaluronsäure(fragmente) auf die Haut und es tut sich was, aber ob und in wieweit das allgemeingültig quantifiziert ist und ob das wiederum den gewünschten Effekt zeitigt, ist das mit nicht gesagt.
    Und woher das Kreatin in den Cremes kommt, würde ich gerne mal wissen – ich stelle mir das eher unappetitlich vor (oder macht man das synthetisch?).

    Fakt ist: Die Produkte werden unkritisch und in großem Massstab gekauft und konsumiert. Insofern ist Bildung via Kritik bei FB gar nicht so übel!

  9. #11 crazyx
    Januar 9, 2014

    Wenn Nivea auf FB schreibt: “Ihre Assoziation mit pflanzlichen Zellen könnte vor allem durch die HEXAGONALEN Strukturen entstehen” – meinen die damit die FÜNFECKE in der Werbung?
    Danke, keine weiteren Fragen…

    • #12 Chris
      Januar 9, 2014

      Wenn Du ganz genau hinguckst, im Video, dann entdeckst Du bestimmt auch ein 6-Eck, bestimmt

  10. #13 Androctonus
    Januar 9, 2014

    @Chris
    Im Video sieht man aber eindeutig die Zellwand. Zudem waren die Zellen hypertonisch.
    (Was gegen die Pflanzentheorie spricht ist das fehlen von Plasmodesmen.)

  11. #14 Androctonus
    Januar 9, 2014

    btw die Zellwand ist in diesem Fall nicht das Dicke, sondern die eher schmale Struktur zwischen den ganzen Zellen.

  12. #15 werner
    Januar 9, 2014

    Vielleicht bin ich blind, aber Keratinozyten sehen m.E. ein wenig anders aus (selbst schematisch):
    https://www.bcp.fu-berlin.de/pharmazie/pharmakologie/forschung/keratinozyten_258.jpg?1379593486
    Da seh ich weder 5- noch 6-Ecke.

  13. #17 Theres
    Januar 9, 2014

    @werner
    Wie Chris schon schrieb, fast …
    Und guck doch mal über den Bakterienrand!! Du darfst dich nicht so sklavisch an die Definition von fünf, sechs oder gar Ecken halten, dann stimmt das schon – und wie sonst willst du die Cremeforschung auch voran bringen?? 🙂 😀

  14. #18 pederm
    Januar 9, 2014

    @#5
    “hexagonale Strukturen”? Nicht bis sechs (äh fünf) zählen können, aber über “Assoziationen” anderer Leute spekulieren! Für die Nivea-FB-Seite reicht natürlich das Jonglierenkönnen mit Fachvokabular, der Inhalt ist schnuppe.

  15. #19 rolak
    Januar 9, 2014

    Ok, schlechte Werbung ist auch eine falsche bildliche Darstellung, hätt aber ggfs drüber hinweg gesehen werden können. Doch der FB-Versuch, die Darstellung auch noch als gelungen, geradezu zutreffend zu deklarieren, das schlägt dem Faß den Boden aus…

    Obwohl – so schön ist noch selten ein Schuß aus der Hüfte durchs Knie in den Hintern vorgetanzt worden.

  16. #20 Ralf
    Januar 15, 2014

    Anstatt froh zu sein das Nivea für die Werbung keine Tierversuche macht …. 😉