Mag sein, dass das schon der eine oder andere kennt, aber da es grad gut ins Thema passt, muss ich einfach darauf aufmerksam machen. Wie jedes Schulkind irgendwann mal lernt, starben die Dinosaurier vor 65 Millionen Jahren durch den Einschlag eines gewaltigen Asteroiden aus. Weniger bekannt ist die anhaltende Diskussion zum Thema: War es wirklich ein Asteroid? Oder waren es die Vulkane der Deccan Traps? Verursachte der Asteroid den Ausbruch der Vulkane? (Oder verursachten die Vulkane den Einschlag des Asteroiden?!) Vielleicht aßen Dinosaurier einfach die falschen Pflanzen und waren nicht in der Lage sich an ihre ändernde Umwelt anzupassen?

Momentan gibt es die beste Beweislage für den Einschlag eines Asteroiden. Neuste Entwicklungen legen allerdings nahe dass es nicht nur einer, sonder mindestens zwei Asteroiden waren, die den Dinosauriern den wortwörtlichen Garaus machten. Laut einem Artikel im Journal „Geology” gab es einen Einschlag noch bevor der berühmte Asteroid auf Yucatán den Chicxulub-Krater verursachte, und zwar in der Ukraine. Der Boltysch-Krater ist kleiner und seine Entstehung wurde bisher auf einen Zeitpunkt vor ca. 65,5 Millionen geschätzt. Damit wäre der Einschlag zu früh passiert, seine Auswirkungen eher zu gering, als dass er die urzeitlichen Großreptilien der Welt hätte ärgern können. Diese neuere Studie fand nun aber fossile Farne am Rand des Kraters. Farne sind generell immer die Ersten an einer Unfallstelle und besiedeln einen jungen Krater noch vor den meisten anderen Pflanzen. Anscheinend wurden sie aber nach nur 2000-5000 Jahren wieder vernichtet, da in einer 1 m höheren Schicht die gleichen Sporen zu finden waren. Diese Vernichtung konnten die Wissenschaftler dem Chicxulub-Asteroid in die Schuhe schieben. Die daraus entstandene Hypothese ist, dass der Boltysch-Krater kurz vor dem Chicxulub-Krater entstanden sein muss und demnach die Dinosaurier von mindestens zwei, vielleicht sogar weitaus mehr, Asteroiden besucht wurden, deren Vielzahl das Ende der Dinosaurier herbei brachte.

Während wir jedes Jahr mehr über diese verhängnisvolle, und durchaus populäre Zeit der Geschichte lernen, wäre es doch schön wenn man die Dinosaurier einfach fragen könnte. Und das ist jetzt tatsächlich möglich, denn … Achtung, hier hört der “ernste” Artikel auf, ernst zu sein … auch Dinosaurier hatten Facebook:

Ancient_Asteroid.jpg

… und die Schaben lebten immer weiter. Dabei sei angemerkt, dass es keinerlei Hinweise darauf gibt, dass Kakerlaken (wie häufig angenommen wird) auch einen nuklearen Holocaust überleben könnten. Im Gegensatz zu manch’ Käfern und Fliegen, die bis zu 68 000 rad ertragen können, werden Kakerlaken meist schon bei 400 rad steril und bei ca. 6000 rad sind dann auch sie … hinüber.

Wie die Dinosaurier … bis Steven Spielberg kam und sie 1993 wieder aufweckte.

Quelle: Die Grafik ist von einer Satire mit dem Namen “If Historical Events had Facebook Statuses” der Seite Cool Material – dort gibt es auch noch spaßige, z.T. recht makabere, Status-Updates von Lincoln, Darwin und noch vielen anderen.

Und für alle die es noch nicht wissen, Jurassic Park 4 kommt bestimmt …

Kommentare (13)

  1. #1 MartinB
    September 1, 2010

    Der Link mit den Pflanzen sagt aber eher nicht, dass es etwas damit zu tun hat:
    “Furthermore, we conclude that dinosaurs did not experience a progressive decline at the end of the Cretaceous, nor was their evolution driven directly by the KTR.”
    oder versteh ich das falsch?

    “wäre es doch schön wenn man die Dinosaurier einfach fragen könnte.”
    Die sitzen alle auf den Bäumen und hören die Fragen vor lauter Gezwitscher nicht…

  2. #2 Nils
    September 1, 2010

    Martin, du verstehst das schon richtig. Der Haken hier ist, dass der Abstrakt mal wieder nur einen Teil der Informationen wieder gibt. Hier ein Zitat aus der Diskussion:

    We therefore do not find evidence for a steadily increasing rate of diversification throughout dinosaurian evolution, nor do we see evidence for the continuing appearance of innovations driving an increasing variety of behavioural strategies.

    Ich hab den Artikel (hier die PDF) nur überflogen – mit den ganzen neuen Dinosaurier-Papern kann man ja gar nicht mehr mithalten – aber sie argumentieren halt, dass Dinosaurier sich nicht an die neue Vielfalt der Angiospermen anpassen konnten. 😉

  3. #3 MartinB
    September 2, 2010

    @Nils
    Ich lese das anders: Es wird gegen die Hypothese argumentiert, dass die Dinos von den Angiospermen profitierten. Aber davon, dass ihre Diversität abnahm, sehe ich nichts – wie ja auch im Abstract die Null-Hypothese bestätigt gesehen wird: Die Diversität ist von der KTR unberührt.

  4. #4 Nils
    September 2, 2010

    Hm, ich verstehe nicht ganz warum die Diversität der Dinosaurier abnehmen sollte. Deren Argument ist eine fehlende Anpassung an die zunehmende Vielfalt der Angiospermen. Sie waren in ihrer Niche zu sehr eingeschränkt, was zu ihrem Aussterben beigetragen haben könnte.

    Es sei erwähnt dass das eine Hypothese ist, und da ich weder das Paper im Detail noch die Auswirkungen in der Paläoökologie kenne weiß ich nicht in wie weit die These Bestand hat. Aber der Gedankengang ist für mich nachvollziehbar.

    Ich habe ein wenig die Vermutung wir reden aneinander vorbei. Ich meine auf jeden Fall nicht etwas davon gesagt zu haben, dass Diversität abnimmt … oder?

  5. #5 MartinB
    September 2, 2010

    “Ich meine auf jeden Fall nicht etwas davon gesagt zu haben, dass Diversität abnimmt”
    Ja, aber wenn die Diversität nicht abnimmt, dann kamen die Dinos doch mit den neuen Blütenpflanzen gut klar, das ist doch dann kein Grund, der zum Aussterben beitrug, oder steh ich gerade auf der Leitung?

  6. #6 Nils
    September 2, 2010

    Darum geht es im Paper aber gar nicht. Die Autoren bezweifeln dass es einen kausalen Zusammenhang zwischen Diversifikation der Angiospermen und Diversifikation der Dinosaurier gibt. Einzelne Arten, darunter Hadrosaurier, erlebten eine kurzzeitig angestiegene Vielfalt, aber laut dem Paper nicht durch die Angiospermen bedingt. Es gibt angeblich wenige Hinweise darauf, dass Dinosaurier Angiospermen überhaupt gegessen haben. Daraus leitet sich eine Hypothese ab, dass der plötzliche Anstieg an Angiospermen, und damit die Veränderung ihres Nahrungsangebots, sich für die Dinosaurier zum Nachteil entwickelt hat, sehr zur Freude der Säugetiere.

    Natürlich geht ein Aussterben an irgendeinem Punkt mit einer Diversitätsabnahme einher, aber das ist meines Erachtens eine ganz andere Frage. Und da es wirklich gute Beweise für einen gewaltigen Einschlag eines Asteroiden gibt, wollten die Autoren das auch nicht in Frage stellen. Sie beschäftigen sich einfach mit anderen Gründen, warum Dinosaurier heute halt nur noch … auf Strommasten und in der Luft zu finden sind.

  7. #7 MartinB
    September 2, 2010

    @Nils
    Mich wundert das argument nur, weil sich die Angioospermen ja in der frühen bis mittleren kreide verbreitet haben, die Diversität aber danach auch nicht abnahm. Zur Zeit vom Trex war die Pflanzenwelt doch (bis auf Gräser) der heutigen schon einigermaßen vergleichbar. Und das scheint doch dafür zu sprechen, dass die Dinos sich it den Angiospermen arrangiert haben. WEiderlegt wurde die Bakker-These “dinosaurs invented flowers”.

  8. #8 Nils
    September 2, 2010

    Du hast Recht, Angiospermen gibt es seit der frühen Kreidezeit (oder sogar früher). Doch erst vor 100 Million Jahren tauchten sie so richtig verbreitet in fossilen Funden auf – man nimmt also an, (korrigiere mich wenn ich da falsch liege) dass es erst zu diesem Zeitpunkt eine starke Ausbreitung gab. Dieser Zeitpunkt wird KTR genannt (Cretaceous Terrestrial Revolution). So wie ich das verstehe zeigen die Autoren keinen direkten Zusammenhang zwischen dem KTR und der Entwicklung der Dinosaurier. Hätten die Dinosaurier genau wie die Säugetiere, Insekten, Vögel und andere Reptilien davon profitiert, würde man ab dem KTR eine zunehmende Vielfalt erwarten. Das Paper argumentiert dass genau das nicht der Fall ist. Der Anschein von zunehmender Diversität kommt laut Lloyd et al. durch “Sampling Bias”. Die Autoren schließen anscheinend von der fehlenden Diversifikation auf eine Unfähigkeit zur Adaption.

    Die einzigen Gruppen, die im Laufe der Ausbreitung der Angiospermen (also in der späten Kreidezeit) zunehmende Vielfalt zeigten sind nach Lloyd et al. die Hadrosaurier und die Ceratopiden. Ansonsten gab es keinen Zusammenhang zwischen KTR und der Diversifikation der Dinos:

    Our new evidence confirms that the KTR was a key in the origination of modern continental ecosystems, but that the dinosaurs were not a part of it.

  9. #9 MartinB
    September 2, 2010

    @Nils
    “Die Autoren schließen anscheinend von der fehlenden Diversifikation auf eine Unfähigkeit zur Adaption. ”
    Aha, danke, das hatte ich nicht verstanden. Find ich auch nicht logisch, weil die Angiospermen ja Gymnospermen aus ökologischen Nischen verdrängt haben müssen (da wo die Angiospermen wuchsen, war ja vorher auch irgendwas) – insofern würde ich nur schließen, dass die dinos nicht profiteirten, aber nicht, dass sie tatsächlich darunter litten – dann hätte ich nämlich eine abnehmende Diversität erwartet. Aber wenigstens hab ich jetzt verstanden, wie die Logik ist – auf der Datenbasis lässt sich das sicher nicht entscheiden.

  10. #10 Nils
    September 2, 2010

    Dein Argument ist vernünftig – ich sehe das ähnlich. Ich frage mich in wie weit die Fossilien Aufschluss darauf geben, ob so eine Verdrängung statt gefunden hat. Ich nehme mal an, dass nicht, sonst würde so ein Paper das sicher erwähnen. Die Argumentation von den Autoren bezüglich der “Sampling Bias” erscheint mir schlüssig; es ist sicher schwer aus fossilen Bruchstücken zu- und abnehmende Diversität zu ermitteln. Mein paläontologisches Wissen ist jedoch leider viel zu schwach um beurteilen, wieviel kann man tatsächlich aus heutigen Fossilien über Ökologie der Kreidezeit lernen kann.

    Auf jeden Fall danke, dass du mich dazu gebracht hast, mich noch mal etwas eingehender mit dem Paper auseinander zu setzen. 🙂

  11. #11 MartinB
    September 2, 2010

    “Ich nehme mal an, dass nicht, sonst würde so ein Paper das sicher erwähnen”
    Ich finde ja den Satz
    “Instead, the overall geometry of the Cretaceous part of the dinosaur tree does not depart from the null hypothesis of an equal rates model of lineage branching.”
    ziemlich eindeutig: kein Effekt in die eine oder andere Richtung.
    Aber anscheinend sind wir uns ja dann einig.

  12. #12 Geoman
    September 7, 2010

    @ Nils schrieb im Eingangs-Blogbeitrag:

    “Vielleicht aßen Dinosaurier einfach die falschen Pflanzen und waren nicht in der Lage sich an ihre ändernde Umwelt anzupassen?”

    Die Vorstellung, dass die (späten) Saurier nur zwischen Schachtelhalmen (und Gymnospermen) wandelten und nicht genüsslich an Blüten (bzw. Angiospermen) schnupperten und naschten, ist oft semantisch begründet, denn wer Saurier sagt, assoziiert eher »Schachtelhalm« als »Blütenpflanze«. Muttersprachlich rührt sie oft von altem Liedgut her. Z. B. von dem Lied “Der Ichthyosaurus” des vor allem als Studentenlied-Schrifttsteller bekannt gewordenen Joseph Victor von Scheffel (1826-1888):

    Der Ichthyosaurus

    Es rauscht in den Schachtelhalmen,
    Verdächtig leuchtet das Meer,
    Da schwimmt mit Tränen im Auge
    Ein Ichthyosaurus daher.

    Ihn jammert der Zeiten Verderbnis,
    Denn ein sehr bedenklicher Ton
    War neuerlich eingerissen
    In der Liasformation.

    Der Plesiosaurus, der Alte,
    Er jubelt in Saus und Braus,
    Der Pterodaktylus selber
    Flog neulich betrunken nach Haus.

    Der Iguanodon, der Lümmel,
    Wird frecher zu jeglicher Frist,
    Schon hat er am hellen Tage
    Die Ichthyosaura geküßt.

    »Mir ahnt eine Weltkatastrophe,
    So kann es länger nicht gehen;
    Was soll aus dem Lias noch werden;
    Wenn solche Dinge geschehn?«

    So klagte der Ichthyosaurus,
    Da ward es ihm kreidig zumut’;
    Sein letzter Seufzer verhallte
    Im Qualmen und Zischen der Flut.

    Es starb zu derselbigen Stunde
    Die ganze Saurierei,
    Sie kamen zu tief in die Kreide,
    Da war es natürlich vorbei.

    Und der uns hat gesungen
    Dies petrefaktische Lied,
    Der fand’s als fossiles Albumblatt
    Auf einem Koprolith*).

    *)Als Koprolithe, d. h. Kotsteine bezeichnet man die vielfach gefundenen versteinerten Exkremente der Saurier.

    Schlussendlich sind all die Versuche, dass Aussterben der Dinosaurier mit Änderungen der ökologischen Verhältnisse zu erklären, ein klägliches Unterfangen, dass plötzliche Verschwinden der Dinosaurier von diesem Planeten mit sanft graduellen und nicht mit brutual katastrophalen Veränderungen der Umwelt zu erklären.

    Kurz, ein letztes verzweifeltes Aufbäumen der ewig gestrigen Gradualisten, denn wie noch in den 1960er Jahren ein renommierter Naturwissenschaftler in der Debatte über die Impakt-Entstehung des Nördlinger Ries formulierte:

    »Ein Meteoritenschlag ist für die erdgeschichtliche Forschung ein Schlag ins Gesicht, denn die Erdgeschichte bemüht sich ja gerade, die irdisch-historischen Voraussetzungen für den Eintritt eines erdgeschichtlichen Ereignisses aufzuzeigen«.

  13. #13 Nils
    September 8, 2010

    @Geoman:
    Da verallgemeinerst du aber sehr. Willst du Gradualismus bestreiten? Der Grand Canyon ist also über nacht entstanden? Außerdem ist es albern, Gradualisten unterstellen zu wollen, sie glauben nicht an Asteroideneinschläge. Genauso albern wäre es, zu glauben dass ein Asteroideneinschlag keine langwierigen, graduellen Veränderungen mit sich bringt, die bewirken dass eine Art ausstirbt.

    Nebenbei bemerkt, mit “die ewig gestrigen Gradualisten” kannst du ja nur eine Gruppe von 5-6 Stammtisch-Besuchern meinen. So etwas wie einen generellen Gradualist gibt es nämlich nicht. Gradualismus ist ein Konzept, das sich überall in Geologie und Biologie wieder findet. Es gibt ja auch keine (ewig gestrigen?) “Metabolisten”. 😉