Es gibt einen ersten offiziellen Zwischenbericht der niederländischen Untersuchungsbehörde (Dutch Onderzoeksraad (DSB)), die mit der Untersuchung des Absturzes von MH17 der Malasia Airlines beauftragt ist. Mit einem abschließenden Bericht wird erst etwa ein Jahr nach dem Unglück gerechnet.
Gleich vorweg: Viel Neues gibt es nicht. Einige, der bisher bekannten starken Vermutungen sind nun Fakten.
Basis des Zwischenberichts waren der Flugdaten- und der Stimmenrekorder sowie die Auswertung der Radar- und Sprachaufzeichnungen der Bodenstellen. Ferner fand eine vorläufige Begutachtung der Trümmer statt. Hierzu stellt der Bericht fest, dass das Absturzgebiet bis heute aufgrund der Kampfhandlungen nicht ordentlich untersucht werden konnte. Zwischen dem 19.07. 14 und dem 21.07. 14 konnte die NBAAI (Ukrainian’s National Bureau of Air Accident Investigations) lediglich einige kurze Besuche des Gebietes durchführen.
Laut Zwischenbericht wies das Flugzeug vor dem Abflug keine bekannte Mängel auf. Die vollständig auswertbaren Daten der Rekorder (25 Stunden des FDR (Flight Data Recorder) und 30 Minuten des CVR (Cockpit Voice Recorder)) bestätigen, dass auch unterwegs keine technischen Probleme auftraten.
Beide Rekorderaufzeichnungen enden abrupt um 13:20 und 3 Sekunden UTC. 7 Sekunden vorher hatte die Crew eine Direct to-Clearance (Freigabe, um direkt zu einem Wegpunkt zu fliegen) bestätigt. Einen weiteren Funkspruch des Fluglotsen, der das Routing nach diesem Wegpunkt betraf und der um 13:20 und 5 Sekunden endete, wurde von Flug MH17 nicht mehr bestätigt. Gleichzeitig verloren sowohl die Ukrainische als auch die Russische Flugsicherung den Radarkontakt zu MH17.
Die Auswertung der Fotos und der kurzen Besichtigungen der Unglücksstelle ergab, dass die Zelle des Flugzeugs von außen nach innen von sich schnell bewegenden Objekten durchbohrt wurde und das Flugzeug daraufhin in der Luft zerbrach.
Zum Zeitpunkt des Unglücks befand sich das Flugzeug etwas nördlich des geplanten Flugwegs in Flugfläche 330 (33.000 Fuß). Laut Flugplan wäre kurz vorher ein Steigflug auf Flugfläche 350 geplant gewesen. Eine Anfrage des Ukrainischen Fluglotsen, ob die Crew nun auf FL 350 steigen möchte, wurde mit “unable” (außerstande) beantwortet.
Es ist normal, dass sich die Crew kurzfristig für eine andere Flughöhe entscheidet. Der Grund kann zum Beispiel sein, dass das Flugzeug zum Abflug tatsächlich etwas schwerer war als ursprünglich geplant. Dies kann an mehr Beladung (Fracht; Fluggäste) oder an mehr Extra-Fuel (etwa zum Umfliegen von schlechtem Wetter oder zum Halten in der Luft bei vermuteter Anflugverzögerung) liegen. Durch das höhere Abfluggewicht kann der Pilot dann erst später (nachdem mehr Treibstoff verbraucht wurde) die ursprünglich geplanten so genannten Step Climbs (stufenweises Steigen) durchführen.
Auch wenn man nicht mitten durch die Wolke (“das schlechte Wetter”) fliegt, kann es zu Turbulenzen kommen. Dabei ändert sich die Fluggeschwindigkeit sehr rasch. Je höher man fliegt , desto näher liegen Stalling Speed (Strömungsabriss) und maximale geschwindigkeit bei einander. Also fliegt man in turbulenter Luft sicherer, wenn man tiefer fliegt – der sichere Geschwindigkeitsberich ist da größer.
Einschub Ende
Die Abweichung von der usprünglich geplanten Route nach Norden war zum Umfliegen von Wetter von den Piloten erbeten und vom Fluglotsen freigegeben worden. Die Auswertung der Wetterinformationen bestätigte das Vorhandensein von Gewittern in diesem Gebiet.
Laut NOTAM (NOtice To AirMen) war das betroffene Gebiet wegen der Kämpfe am Boden nur bis einschließlich FL320 gesperrt. Mit ihrer Flughöhe von FL330 befand sich MH17 also im nicht limitierten Luftraum. Zum Zeitpunkt des Unglücks befanden sich auch mindestens drei weitere Linienflugzeuge in der Nähe von MH17.
Hier der letze Funkverkehr:
13:19:49 DNP MH17 RAD MALASIAN one seven, due traffic proceed direct to point ROMEO NOVEMBER DELTA
13:19:56 MH17 DNP RAD ROMEO NOVEMBER DELTA, MALASIAN one seven
13:20:00 DNP MH17 RAD MALASIAN one seven, and after point ROMEO NOVEMBER DELTA expect direct to TIKNA
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