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Es ist schon auffällig, wie fortschrittlich die Helmholtz-Gemeinschaft handelt. Als ob jemand einen Schalter umgelegt hätte, wurden an den 15 Instituten mit insgesamt 26.500 MitarbeiterInnen im letzten Jahr gleich drei Frauen in Führungspositionen neu eingestellt. Sicher, das lässt noch jede Menge leitende Jobs, die von Männern besetzt sind – aber es ist ein Anfang.

Die Helgoländer Station des Alfred-Wegener-Instituts etwa und auch die Verwaltung im Haupthaus in Bremerhaven unterstehen Frauen – und im November 2007 wurde Prof. Dr. Karin Lochte Direktorin des AWI.

Damit ist Lochte die erste Frau in Deutschland, die ein so großes Forschungszentrum (780 Mitarbeiter) leitet. „Ich freue mich auf die große Aufgabe, dieses hervorragende Institut zu leiten”, erklärte die Professorin für Biologische Ozeanografie damals im Interview. “Das Alfred-Wegener-Institut bearbeitet wichtige Fragen des Klimawandels in den Polarregionen und der Veränderungen in den Lebensräumen, die uns auch in Europa direkt betreffen werden.”

Als die gebürtige Hannoveranerin ihren Dienst in Bremerhaven antrat, hatte sie bereits einen Erfahrungsschatz für fünf im Gepäck: Nach ihrem Chemie-, Biologie- und Philosophiestudium an der TU Hannover gelangte sie über ein Stipendium des DAAD an die Marine Science Laboratories in Menai Bridge in Wales. Dort erforschte sie sieben Jahre lang mikrobiologische Prozesse in der Meeresbiologie. 1984 schloss sie ihre Studien mit einem PhD ab – ihr Thema dabei waren “Mikrobiologische Beobachtungen an Diskontinuitäten im Meerwasser”.

Anschließend forschte Karin Lochte am Institut für Meereskunde der Universität Kiel – auch hier hatte es ihr die Tiefseemikrobiologie angetan. Wie die Wissenschaftlerin erklärt, könne man aus dem Meereis und dem Plankton der Arktis Informationen gewinnen, die helfen, Klimamodelle zu verbessern. Das Alfred-Wegener-Institut ist ihr auch aus dieser Zeit bereits bekannt: Von 1990 bis 1994 forschte sie dort an bakteriellen Besiedelungen und Aktivitäten von Bakterien im Meereis.

Seit 2004 ist sie zudem Mitglied des Wissenschaftsrats. Zwei Jahre später wurde Karin Lochte Vorsitzende der Wissenschaftlichen Kommission. Bezeichnenderweise kritisierte sie in dieser Position auch das Auswahlverfahren für Eliteuniversitäten. Zwar sei es geeignet, exzellente Universitäten, Forscherteams und Gruppen zu finden, wenn es aber um Einzelpersonen ginge, die gegen den Strom schwimmen, sehe sie Verbesserungsbedarf. “Man sollte öfter den Mut haben, die schräge Idee, die Innovation zu fördern,” erklärte sie im Interview mit dem Tagesspiegel.